Thüringen - Region Saale, Orla und Holzland
Hier folgt noch eine Beschreibung der Orgellandschaft Saale/Holzland...
Erbauer |
Werke |
Crapp, Christoph (Eisfeld) |
Krölpa 1696 |
Dinse, Gebrüder Oswald und Paul (Berlin-Kreuzberg) |
Schöndorf 1884 |
Dornheim, Friedrich Wilhelm (Eichfeld) |
Wittersroda 1856 |
Eifert, Adam (Stadtilm) |
Mellenbach 1889 |
Fincke, Johann Georg (Saalfeld) |
Reitzengeschwenda 1715 (Zuschreibung) |
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Weischwitz um 1740 (Zuschreibung) |
Förtsch, Adalbert (Blankenhain) |
Süßenborn 1866 |
Francke, Johann Andreas (Leutenberg) |
Catharinau 1758 oder früher |
Friederici, Christian Ernst (Gera) |
Stanau 1746 |
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Gräfenwarth 1771 (Planung) |
Furtwängler & Hammer (Hannover) |
Blankenhain 1908 |
Georgi, Johann Friedrich (Unterwirbach) |
Bucha um 1840 |
Gerhard, Justinus Ehrenfried (Lindig) |
Schlöben 1749-1750 |
Gerhard, Johann Christian Adam (Dorndorf) |
Kötschau 1826 |
Gruber, Adam Heinrich (Adorf) |
Kleindembach 1721 |
Heerwagen, Emil (Weimar) |
Daasdorf 1896-1897 |
Hiebe, Johann Tobias (Schleiz) |
Burgk 1722 |
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Linda bei Neustadt a.d. Orla 1734 (Zuschreibung) |
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Blintendorf 1743-1744 |
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Kirschkau 1753 |
Kappauf, Johann Georg (Ilmenau) |
Unterwirbach 1780-1783 (Umbau) |
Kopp, Hermann (Bürgel) |
Löberschütz 1890-1891 |
Kuhn, Theodor (Männedorf) |
Nermsdorf 1916 / 1941 |
Ladegast, Friedrich (Weißenfels) |
Leutenberg 1895 (Umbau) |
Ladegast, Oskar (Weißenfels) |
Großkamsdorf um 1900 |
Loesche, Carl (Rudolstadt) |
Eichicht 1887 |
Merker, David (Schleiz) |
Dreitzsch 1703 |
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Linda bei Neustadt a.d. Orla 1703 (Zuschreibung) |
Peternell, August (Seligenthal) |
Leutenberg 1885-1886 |
Poppe, Johann August (Jena) |
Magdala 1830 |
Salfelder, Johann Wilhelm (Stadtilm) |
Hohenfelden 1819 |
Scherff, Johann Heinrich (Pößneck) |
Reinstädt 1742-1743 |
Schippel, Caspar (Hildburghausen) |
Krölpa 1696 |
Schlimbach, Joseph Martin (Würzburg) |
Apolda 1895 |
Schulze, Gebrüder Edmund und Eduard (Paulinzella) |
Langendembach 1863 |
Schulze, Johann Andreas (Milbitz) |
Quittelsdorf 1791 |
Schulze, Johann Elias (Solsdorf) |
Unterwirbach 1738 |
Schulze, Johann Friedrich (Milbitz / Paulinzella) |
Horba 1815 |
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Meuselbach 1852 |
Silbermann, Gottfried (Freiberg) |
Burgk 1742-1743 |
Trampel, Johann Paul (Adorf) |
Chursdorf 1754-1755 |
Trampeli, Christian Wilhelm (Adorf) |
Gräfenwarth 1771 |
Trampeli, Johann Gottlob (Adorf) |
Triptis 1785 |
Tröbst, Christian Wilhelm (Weimar) |
Zimmritz 1761 |
unbekannter Erbauer |
Kleinbucha um 1715 |
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Großgölitz um 1750-1770 |
Voigt, Christian Sigismund (Weißen) |
Zeutsch 1766 |
Witzmann, Johann Benjamin (Stadtilm) |
Mellingen 1807 |
APOLDA (Landkreis Weimarer Land)
Kath. Pfarrkirche St. Bonifatius
Erbauer: Martin Joseph Schlimbach (Würzburg) 1895, Kegelladen, pneumatische Spiel- und Registertraktur
Apolda – die berühmte Glockenstadt und heutige Kreisstadt des thüringischen Landkreises Weimarer Land. Die Stadt mit etwas über 22.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt in der östlichen Mitte Thüringens im Städtedreieck Weimar – Jena – Naumburg. Der Stadtkern, der von zwei Bächen durchflossen wird, befindet sich in einem rechten Seitental der Ilm, eines Nebenflusses der Saale. Erstmals urkundlich bezeugt ist der Ort als „Appolde“ im Jahre 1119. Der Name der Stadt kann als mittelhochdeutsche Bezeichnung für eine Gegend, in der es viele Äpfel gibt, verstanden werden. Zunächst im Besitz von Ministerialen des Mainzer Erzbischofs, erhielt Apolda 1289 das Stadtrecht. Nach einigen Besitztumswechseln gehörte die Stadt ab 1485 zum ernestinischen Sachsen und nach einigen weiteren Intermezzi ab 1741 zum Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Bereits 1528 wurde in der Stadt die Reformation eingeführt. Noch bevor die Tradition des Glockengusses die Stadt an der Ilm weltbekannt machte, bestimmte die Entwicklung des Strumpfwirkerhandwerks die steile wirtschaftliche Entwicklung der Stadt im 18.Jahrhundert. Die Glockengießerfamilien Ulrich und Schilling schufen zwischen etwa 1760 und 1988 zahllose Geläute und Glockenspiele auf allen Kontinenten dieser Erde. Heute erinnert das sehenswerte Glockenmuseum an diese große Tradition, dessen Besuch auch für Kinder ein Erlebnis ist. Bedingt durch die Expansion der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert kamen zunehmend katholische Neubürger in die Stadt, die ihre Gottesdienste zunächst in der Schule abhielten. 1893 bis 1894 erfolgte dann der Bau der neugotischen Bonifatiuskirche in der Stobraer Straße am Rande der Innenstadt. Ein Jahr später erhielt die Kirche auch eine neue Orgel und zwar aus der Werkstatt von Martin Joseph Schlimbach aus Würzburg.
Der Erbauer der Orgel in Apoldas Bonifatiuskirche, Martin Joseph Schlimbach, stammt aus einer Orgelbauer-Dynastie. Stammvater war der 1777 in Merkershausen im Grabfeld geborene Johann Caspar Schlimbach, der seine Werkstatt in Bad Königshofen hatte. Er erbaute neben einigen Orgeln vor allem rund 200 Instrumente mit durchschlagenden Zungen, die er „Aeoline“ nannte und die man als Vorgänger des Harmoniums bezeichnen kann. Seine fünf Söhne wurden alle Orgelbauer, der jüngste, Kaspar II Schlimbach, führte später die Werkstatt in Königshofen weiter. Ein weiterer Sohn machte sich in Speyer selbstständig. Der künstlerisch bedeutendste der Söhne war der 1807 geborene älteste Sohn Balthasar Schlimbach. Er übernahm 1836 die Werkstatt des verstorbenen Johann Philipp Albert Seuffert, wo er vorher Geselle war und führte den Orgelbau in Würzburg in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts zu neuer Blüte. 1852 verlegte er die Werkstatt in die Haugerpfarrgasse. 1841 wurde Balthasars Sohn Martin Joseph Schlimbach geboren. Er erlernte das Handwerk in der väterlichen Werkstatt und bildete sich anschließend in Süddeutschland und der Schweiz fort. Von dieser Wanderschaft brachte er die Kenntnis über die Kegellade mit, die ab 1863 in der Schlimbach‘schen Werkstatt eingeführt wurde. 1873 wurde Martin Schlimbach Alleininhaber des Unternehmens und erbaute bis zu seinem Tod 1914 rund 180 Orgeln, nicht nur in Unterfranken, sondern auch in Nordbaden, im Mittelrheingebiet und in Thüringen. Bedeutend und gut erhalten sind etwa seine Instrumente in der Stadtkirche zu Klingenberg am Main aus dem Jahre 1892 oder die zwei Jahre früher erbaute Orgel in der Ritterkapelle in Haßfurt. Mit der Einführung der Pneumatik hatte er allerdings Probleme, so daß größere Neubauten nach 1900 zunehmend ausblieben. Insofern stellt die mit einer Kombination aus mechanischer und pneumatischer Traktur ausgestattete Orgel in Apolda eine seltene Ausnahme im Schaffen Martin Schlimbachs dar. Seine Orgeln verkörpern einen eigenen Typ, der an der Disposition, der französischen Klangfärbung und der technischen Konstruktionsweise fast immer erkennbar ist. Martin Schlimbach hatte einen Sohn, der allerdings 1915 den Betrieb stilllegen mußte und die geplante Wiedereröffnung nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr realisieren konnte. Damit ging in Würzburg eine Orgelbautradition zu Ende, die von Johann Hofmann über drei Generationen der Seuffert-Dynastie bis zu Balthasar und Martin Schlimbach reichte – ein Kontinuum vom Hochbarock bis zur Spätromantik.
Die mittlerweile restaurierte Schlimbach-Orgel in der katholischen Bonifatiuskirche zu Apolda ist glücklicherweise fast unverändert erhalten. Die Manuale haben den damals üblichen Tonumfang bis zum f3. Im Hauptwerk finden wir Bordun 16', Principal, Quintatön, Gedackt, Hohlflöte, und Gambe 8', Oktave und Rohrflöte 4', die Oktave 2' sowie eine 4fache Mixtur. Das Oberwerk verfügt über die Stimmen Flötenprincipal, Salicional, Lieblich Gedackt und Vox coelestis 8', Flauto dolce 4' sowie ein heute 2-füßiges Register, das aus der alten Fugara 4' gewonnen wurde. Im bis zum d1 ausgebauten Pedal stehen die Register Subbaß und Violon 16', Octavbaß und Cello 8' sowie als einzige Zungenstimme eine Posaune 16', dazu kommt noch ein später eingebauter Choralbaß 4'. Eine Manual-, zwei Pedalkoppeln sowie je eine Sub- und Superoktavkoppel für das zweite Manual ergänzen die Klanggestalt. Feste Kombinationen sowie eine Crescendowalze ergänzen den technischen Apparat der Orgel.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Flötenprincipal 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Lieblich Gedackt 8' |
Violon 16' |
Pedalkoppel zu I |
Quintatön 8' |
Salicional 8' |
Octavbaß 8' |
Pedalkoppel zu II |
Gedackt 8' |
Vox coelestis 8' |
Cello 8' |
Suboktavkoppel |
Hohlflöte 8' |
Flauto dolce 4' |
Choralbaß 4' |
Superoktavkoppel |
Gambe 8' |
Fugara 2' |
Posaune 16' |
3 feste Kombinationen |
Octave 4' |
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Rohrflöte 4' |
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Octave 2' |
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Mixtur 4f. |
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In Apolda gespielte Stücke:
Gustav Adolph Brandt: Auf meinen lieben Gott >>>
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BLANKENHAIN (Landkreis Weimarer Land)
Ev. Stadtkirche St. Severi
Erbauer: Fa. Furtwängler & Hammer (Hannover) 1908, Taschenladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Blankenhain ist eine Kleinstadt im Süden des Landkreises Weimarer Land. Sie liegt zwischen dem rund 15 Kilometer nördlichen Weimar und dem etwa 20 Kilometer südlichen Rudolstadt und gehört zu den flächengrößten Gemeinden Thüringens. Im Mittelalter kreuzten sich zwischen Ilm und Saale mehrere wichtige Wege. Zum Schutz dieser Verbindungen gab es eine hochmittelalterliche Burg in Blankenhain, auf deren Gelände jetzt das Blankenhainer Schloss steht. Die Herren von Blankenhain sollen eine Nebenlinie der Herren von Mellingen gewesen sein. Die erste urkundliche Erwähnung Blankenhains erfolgte 1252 und spätestens 1424 wurde der Ort erstmals als Stadt bezeichnet. Bis 1920 gehörte der Ort zum Herzogtum Sachsen-Weimar. Das Blankenhainer Schloss war übrigens für kurze Zeit Aufenthaltsort des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. und seiner Frau Luise bei dem fluchtartigen Rückzug nach der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt. Heute leben rund 6.400 Einwohnerinnen und Einwohner in der Stadt in der Talsenke der Schwarza. Die evangelische Stadtkirche St. Severi mit ihrem 43 Meter hohen Glockenturm wurde von 1481 bis 1493 auf den Grundmauern einer spätmittelalterlichen Vorgängerkirche errichtet. Der prachtvolle, barocke Orgelprospekt auf der rückwärtigen Empore stammt vermutlich von einem Vertreter der Orgelbauerfamilie Schulze aus Milbitz, entweder von Johann Daniel Schulze oder von dessen Sohn Johann Andreas Schulze. Andere Quellen nennen den Orgelbauer Johann Stephan Schmaltz aus Wandersleben als Schöpfer des Prospekts; doch müssen wir das im Moment offenlassen. Ich persönlich tendiere aber zu Johann Daniel Schulze aus Milbitz. Das heutige klingende Innenleben der Orgel stammt im Wesentlichen aus dem Jahre 1908 und wurde von der Firma Furtwängler und Hammer aus Hannover geschaffen.
Die Orgelbaufirma Furtwängler und Hammer gehörte im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert zu den führenden Orgelbauanstalten Deutschlands. Sie geht auf den im Jahr 1800 geborenen Philipp Furtwängler zurück, der sich 1838 in Elze bei Hildesheim selbstständig machte. Er war übrigens ein Großonkel des berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Nach dem Erlöschen des väterlichen Betriebes gründete sein zweiter Sohn, der 1841 geborene Pius Furtwängler zusammen mit dem 1854 zur Welt gekommenen Orgelbauer Adolf Hammer 1883 die Firma Furtwängler und Hammer in Hannover. 1892 schied Pius Furtwängler aus der Firma aus und Adolf Hammer, der seit 1910 den Titel Hoforgelbaumeister trug, war fortan Alleininhaber. Der Betrieb wurde später von seinem Sohn Walter Hammer und später von seinem Neffen Emil Hammer weitergeführt. Nach dessen Tod 1958 übernahm dessen Enkel Christian Eickhoff den Betrieb, der ihn bis 2007 führte. Heute wird die Tradition von der Firma Emil Hammer Orgelbau unter Leitung von Orgelbaumeister Georg Schloetmann in Hemmingen weitergeführt. Die Firma Furtwängler und Hammer baute nach der Gründung 1883 mechanische, später pneumatische Kegelladen und ab 1893 ging man zum Bau der präziseren Taschenlade über. 1907 wurde die erste Orgel mit elektro-pneumatischer Traktur fertiggestellt. 1914 wurde das größte Werk der Firma in der Stadthalle Hannover mit sage und schreibe 124 Registern geschaffen. Weitere große Werke aus der Werkstatt von Furtwängler und Hammer entstanden unter anderem 1899 in Lüneburg, St. Nicolai mit 48 Registern, 1913 in der Marienkirche Salzwedel mit 64 Stimmen, 1916 im Dom zu Verden an der Aller mit 54 Registern und 1928 im Dom zu Königsberg in Ostpreußen mit 68 Stimmen. 1908 entstand das Instrument im thüringischen Blankenhain mit einer typischen, spätromantischen Disposition in 27 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Die Orgel besitzt pneumatische Taschenladen.
Die Furtwängler&Hammer-Orgel in Blankenhain wurde 1968 leicht verändert. Fünf Pfeifenreihen wurden gegen Neobarockregister ausgetauscht, wie es damals Mode war. 2008 erfolgte eine umfassende Restaurierung durch die Firma Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen. Auf eine Rekonstruktion der Originaldisposition wurde dabei verzichtet. Die Orgel besitzt 26 klingende Stimmen plus eine Transmission auf zwei Manualen und Pedal. Die Manuale sind bis zum g3 ausgebaut. Das Hauptwerk verfügt über Bordun 16', Principal, Hohlflöte, Gemshorn, ein Dolce und eine Trompete 8' sowie Oktave und Rohrflöte 4' und eine Oktave 2'. Die Quinte 1 1/3' und die Mixtur stammen vom Umbau 1968. Im zweiten Manual, das als Schwellwerk angelegt ist, finden wir Geigenprincipal, Gedackt, Konzertflöte und Salicional 8', Principal und Zartflöte 4' sowie das Register Progressiv 2-3fach. Dazu gesellen sich die drei Neobarockstimmen Blockflöte 2', Sifflöte 1' und die 2fache Sesquialtera. Das Pedal mit einem Umfang bis zum d1 besitzt die Register Contrabass, Subbaß und Posaune 16', Principalbaß 8' und Choralbaß 4'. Dazu kommt als Transmission aus dem Schwellwerk noch die Blockflöte 2'. Normal, Sub- und Superoktavkoppeln gehören ebenso zur Ausstattung wie verschiedene vorprogrammierte Kombinationen für Piano, Mezzoforte, Forte und so weiter. Insgesamt hat das Werk trotz der Veränderungen im Klangaufbau einen sehr ansprechenden, spätromantischen Klangcharakter bewahrt. Da in Thüringen nur ganz wenige Instrumente aus der Werkstatt von Furtwängler&Hammer erhalten sind, setzt die Orgel in Blankenhain somit einen ganz besonderen, überregionalen Farbtupfer in die reiche und vielgestaltige Orgellandschaft im grünen Herzen Deutschlands.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-g3 |
Schwellwerk, C-g3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Geigenprincipal 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Gedackt 8' |
Contrabaß 16' |
Pedalkoppel zu I |
Hohlflöte 8' |
Konzertflöte 8' |
Principalbaß 8' |
Pedalkoppel zu II |
Gemshorn 8' |
Salicional 8' |
Choralbaß 4' |
Suboktavkoppel |
Dolce 8' |
Principal 4' |
Blockflöte 2' (Tr.) |
Superoktavkoppel |
Octave 4' |
Zartflöte 4' |
Posaune 16' |
Feste Kombinationen |
Rohrflöte 4' |
Blockflöte 2' |
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Octave 2' |
Sifflöte 1' |
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Quinte 1 1/3' |
Sesquialter 2f. |
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Mixtur 4f. |
Progressiv 2-3f. |
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In Blankenhain gespielte Stücke:
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Richard Jung: Macht hoch die Tür >>>
Wilhelm Kempff: Nun freut euch, lieben Christen, gmein >>>
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Fritz Lubrich jun.: Festlicher Zug >>>
BLINTENDORF (Einheitsgemeinde Stadt Gefell, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Kirche St. Marien
Erbauer: Johann Tobias Hiebe (Schleiz) 1743-1744, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Blintendorf ist ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Stadt Gefell im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Die Gemarkung von Blintendorf wird westlich von der Autobahn A9 durchquert. Das sanfte muldenartige Hochplateau ist nordwestlich und südöstlich von Wäldern begrenzt. Nur rund 3 Kilometer südlich verläuft die Landesgrenze zwischen Thüringen und Bayern, und so kam es, dass Blintendorf bis 1989 im Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze lag und somit schwer erreichbar war. Urkundlich erstmals erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1327. Blintendorf und die benachbarte Stadt Gefell gehörten als Exklaven zum sächsisch-albertinischen Amt Plauen. Nach dem Wiener Kongress waren die beiden Orte von 1815 bis 1944 Exklaven des preußischen Landkreises Ziegenrück, der im Verband der Provinz Sachsen selbst eine Exklave war. Blintendorf wurde 1997 nach Gefell eingemeindet. Die evangelische Dorfkirche St. Marien ist eine Saalkirche mit Westturm und dreiseitigem Chor an der Ostseite, die 1626 in ihrer heutigen Form errichtet wurde. Emporen und Kanzel wurden 1639 eingebaut und aus dieser Zeit stammt auch die Bemalung der Decke und der Wände. Das zwischen den Ornamenten am Triumphbogen angemalte „F“ weist darauf hin, dass Blintendorf früher zu Sachsen gehörte, dessen Landesherr damals Friedrich hieß. 1743 kam die barocke Orgel in die Kirche, die auf der vom übrigen Kirchenraum durch einen Vorhang abtrennbaren Empore steht. Ihr Schöpfer ist Johann Tobias Hiebe aus Schleiz.
Der Erbauer der Orgel in Blintendorf, Johann Tobias Hiebe wurde 1697 als Sohn eines Tischlers in Schleiz geboren. In den ersten Jahren seines Wirkens nannte er sich noch Hübe mit „ü“. Mit 16 Jahren wird Hübe Geselle bei dem in Schleiz ansässigen Orgelbauer David Merker. Er muß sich schnell zu Merkers wichtigsten Mitarbeiter entwickelt haben und vermutlich 1726 übernahm Hübe die Werkstatt seines Lehrmeisters Merker und heiratete ein Jahr später. Doch bereits einige Jahre zuvor erbaute Hübe sein op. 1, ein Instrument mit 9 Registern für die Kirche in Triebes, die leider nicht erhalten ist. 1722 erbaute er sodann das reizende kleine Orgelpositiv, das heute im Rittersaal auf Schloß Burgk steht. 1726 errichtete er eine leider schon im 19.Jahrhundert ersetzte Orgel für Rödersdorf und danach hören wir fast 20 Jahre nichts mehr von ihm. 1743 bis 1744 erbaute er dann jene schmucke und zum Glück wohlerhaltene Orgel für die Kirche zu Blintendorf, der wir uns in diesem Orgelportrait widmen. Bei diesem Orgelbau nennt er sich nun nicht mehr Hübe mit „ü“, sondern Hiebe mit „ie“. Diese Schreibweise mit „ie“ behält er sodann bis zu seinem 1767 erfolgten Tod bei. 1753 erfolgte dann ein Orgelneubau in der interessanten Jesuskirche in Kirschkau und zehn Jahre später, 1763 in der Kirche des benachbarten Dorfes Lössau. Johann Tobias Hiebe hatte keine Kinder und so starb die Werkstatt, die ihren Wirkungskreis nicht nur im Reußenlande, sondern bis nach Oberfranken in den Raum Hof hatte, mit seinem Tod im Jahre 1767 schon nach einer Generation wieder aus. Erhalten sind nur wenige seiner Instrumente, alle einmanualig. Sie zeichnen sich durchweg durch eine frische und farbige, dabei kammermusikalisch-dezente und sehr sensible Klanggebung aus.
„Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. Halleluja.“ Das lesen wir auf dem Notenpult des liebevoll und künstlerisch überaus reich gestalteten Spielschranks. Der Organist wird während des Spiels sozusagen beständig von vier gemalten Engeln beobachtet, zwei blicken direkt von vorne auf ihn und zwei von der Seite, von den aufgeklappten Türen des Spielschranks. Ein solcher Spielschrank ist meines Wissens nach in dieser Form in Thüringen einmalig, und wahrscheinlich auch weit darüber hinaus. Die Orgel besitzt 10 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual ist bis zum c3 ausgebaut ohne das Cis und besitzt Gedackt und Flöte 8', Prinzipal, Flöte und Gedackt 4', eine Oktave 2' und eine 3fache Mixtur. Dazu kommen, das ist bei einer Orgel dieser Größe recht ungewöhnlich, zwei 3'-Stimmen, nämlich einmal die Quinta und einmal ein Nasat 3'. Das Pedal ist bis zum c1 ausgebaut, ebenfalls ohne das Cis und verfügt über das Fundamentregister Subbaß 16', dazu kommen eine Pedalkoppel und ein Tremulant. Bereits 1991 wurde mit der Restaurierung dieses barocken Kleinods begonnen, die 1996 durch die Firma Orgelbau Waltershausen GmbH abgeschlossen werden konnte. Seither erklingt das optisch wie klanglich ausgesprochen reizende Instrument nicht nur im Gottesdienst, sondern auch in gelegentlichen Konzerten.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Flöte 8' |
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Tremulant |
Principal 4' |
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Gedackt 4' |
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Flöte 4' |
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Quinta 3' |
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Nasat 3' |
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Octave 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Blintendorf gespielte Stücke:
Johann Rudolph Ahle: Mensch, willt du leben seliglich >>>
Johann Heinrich Buttstedt: Fuga in g >>>
Moritz Landgraf von Hessen: Fuga V in e >>>
Johann Caspar Simon: Praeludium und Fuge in C >>>
Georg Andreas Sorge: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott >>>
Georg Philipp Telemann: Nun komm der Heiden Heiland >>>
Georg Philipp Telemann: O Lamm Gottes unschuldig >>>
BUCHA (Gemeinde Unterwellenborn, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Annenkirche
Erbauer: Johann Friedrich Georgi (Unterwirbach) um 1840, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
In Thüringen gibt es insgesamt drei Orte mit dem Namen Bucha. Unser heutiger Ausflug führt uns in den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in die waldreiche, landschaftlich schöne Gegend rund um den Hohenwarte-Stausee. Das zur Gemeinde Unterwellenborn gehörende Dorf Bucha mit rund 330 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt südlich von Könitz an der Nordabdachung des Südostthüringer Schiefergebirges in der Übergangszone zum Orlatal. Die Diskussion über die erste urkundliche Erwähnung – einmal liest man in den Quellen das Jahr 1125, ein anderes Mal 1350 – überlassen wir den Heimatforschern. Der Ort gehörte bis 1918 zur Exklave Leutenberg in der Oberherrschaft der Grafschaft bzw. des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. 1950 wurde Bucha, das seit jeher als Sommerfrische galt, nach Goßwitz eingemeindet und gehört ab 2006 zur neu gebildeten Einheitsgemeinde Unterwellenborn. Eine erste Kirche bestand wohl schon um das Jahr 1200, der Chorturm sowie Teile des Langhauses stammen wohl noch von diesem romanischen Bau. Um 1500 wurde das Gotteshaus erweitert und erhielt 1733 sein heutiges Aussehen. Mit ihrem Fachwerkgeschoß und dem danebenliegenden Dorfteich wirkt die Buchaer Annenkirche, vor allem im Herbst fast wie ein Spitzweg-Idyll. Auf der Empore finden wir eine interessante und bemerkenswert klangschöne Orgel, deren genaues Baujahr allerdings nicht bekannt ist. Allerdings dürfen wir eine Entstehung um 1840 herum als gesichert annehmen. Erbaut hat sie aller Wahrscheinlichkeit nach Johann Friedrich Georgi aus Unterwirbach.
Die Orgelbauerfamilie Georgi wirkte in zwei Generationen in Unterwirbach, das liegt knapp 20 Kilometer westlich von Unterwellenborn und Bucha und ist heute ein Ortsteil der Stadt Saalfeld. Leben und Werk dieser Orgelmacherfamilie sind bis heute nicht grundlegend erforscht, darum wissen wir nur wenig Konkretes über sie. Da ist zunächst Johann Michael Georgi zu nennen, der sich „Privilegierter Orgelbauer im Saalfeltischen Lante“ nannte. Seine genauen Lebensdaten kennen wir nicht, laut dem neuesten Bayerischen Musikerlexikon ist er vor 1775 – und ich würde sagen, eher um 1765 herum - geboren worden und wird letztmals 1848 erwähnt. 1792 ist er als Orgelbauer mit einer eigenen Werkstatt in Ludwigsstadt – ganz im Norden des oberfränkischen Landkreises Kronach gelegen – nachweisbar. Zu unbekannter Zeit, aber vermutlich kurz vor 1805, verlegte Georgi dann seine Werkstatt in das knapp 40 Kilometer nördlich von Ludwigsstadt liegende Unterwirbach. 1804 errichtete er eine Orgel in Herschdorf bei Krölpa im heutigen Saale-Orla-Kreis. Weitere Werke entstanden 1812 in Braunsdorf und 1818 in Arnsgereuth, jeweils bei Saalfeld und zum Glück sind beide Instrumente noch heute wohl erhalten. 1818 bis 1820 entstand in Oberwellenborn eine schöne, 12 Register große Orgel, bei deren Bau Johann Michael Georgi tatkräftig von Johann Friedrich Georgi unterstützt wurde. Es liegt nahe, in ihm den Sohn zu sehen, doch konnte dies bislang nicht urkundlich nachgewiesen werden. Auch von ihm kennen wir keine genauen Lebensdaten und insgesamt wissen wir von ihm noch weniger als von Johann Michael Georgi. Jener Johann Friedrich Georgi errichtete um 1830 eine Orgel in Dobian bei Krölpa im Saale-Orla-Kreis und 1844 entstand das – wie Dobian - ebenfalls gut erhaltene Instrument in Lositz bei Saalfeld. Und optisch ganz ähnlich präsentiert sich uns die um 1840 errichtete Orgel in Bucha und es ist naheliegend, dieses Instrument aufgrund der wahrscheinlichen Bauzeit ebenfalls Johann Friedrich Georgi zuzuschreiben. Der harmonische, helle Prospekt mit seiner eigentümlichen Mischung aus verspielten Biedermeierelementen in Verbindung den klaren Grundformen des späten Klassizismus ziert den schlichten Kirchenraum in ansprechend-vornehmer Weise. Klanglich ist die Orgel ganz klassisch, am späten Barock orientiert. Besonders apart und feinsinnig ist Georgi die Traversflöte gelungen.
Die Familie Georgi hat in einem räumlich recht eng abgegrenzten Gebiet rund um Saalfeld in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige interessante Orgeln erbaut, die einen ganz eigenen Akzent in der vielgestaltigen Orgellandschaft Thüringens setzen. Das Instrument in Bucha besitzt 10 Register. Im Manual, das bis zum f3 ausgebaut ist, finden wir die Register Principal, Grobgedackt und Querflöte 8', Kleingedackt, Hohlflöte und Viola di Gamba 4', die Octave 2' sowie eine 2fache Mixtur. Im Pedal mit einem Umfang bis zum c1 stehen Subbaß 16' und Violonbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Kleine Kunstwerke für sich sind bei den Orgeln vor allem Johann Friedrich Georgis immer die Beschriftungen der Registerzüge, hier in Bucha sogar mit römischen Ziffern für die Fuß-Zahlen.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, C-f3 |
Pedal, C-c1 |
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Principal 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Grobgedackt 8' |
Violonbaß 8' |
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Querflöte 8' |
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Kleingedackt 4' |
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Hohlflöte 4' |
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Viola di Gamba 4' |
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Octave 2' |
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Mixtur 2f. |
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In Bucha gespielte Stücke:
Ludwig van Beethoven: Präludium durch alle Tonarten op. 39,2 >>>
Johann Christoph Kellner: Fuge Nr. 5 F-Dur >>>
Johann Christoph Kellner: Fuge Nr. 6 C-Dur >>>
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BURGK (Erfüllende Gemeinde Remptendorf, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Schloßkapelle
Erbauer: Gottfried Silbermann (Freiberg) 1742-1743, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Das Schloß Burgk an der Saale liegt im Saale-Orla-Kreis im Thüringer Schiefergebirge. Erfüllende Gemeinde ist Remptendorf. Das Schloss und die kleine Ortschaft, in der 90 Einwohnerinnen und Einwohner leben, liegen exponiert auf einem Felsplateau oberhalb des Burgker Ortsteils Burgkhammer und der gleichnamigen Talsperre an einer Saaleschleife, neun Kilometer von der Autobahn A9 entfernt. Durch die Vögte von Gera wurde schon im Mittelalter an der wehrtechnisch günstig gelegenen Stelle eine Burg errichtet. Sie kam später in den Besitz der Greizer Reußen. Die Burg wurde 1403 zum Schloss ausgebaut. Heinrich II. Reuß von Burgk machte es zu seiner Residenz. Im 18.Jahrhundert diente das Schloss als Jagd- und Sommersitz der auf dem Greizer Unterschloss residierenden Grafen. Nach dem Tode Heinrichs III. Reuß zu Untergreiz 1768 fielen Untergreiz und Burgk an Graf Heinrich XI. Reuss zu Obergreiz, der 1778 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, und sich fortan Fürst Reuß ältere Linie nannte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Schloss durch Enteignung in staatlichen Besitz und wurde 1952 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das malerische Schloß diente und dient auch einer ganzen Reihe von Film- und Fernsehproduktionen als Kulisse. Die prachtvolle barocke Schloßkapelle bekam 1743 ein ganz besonderes, klingendes Kleinod, nämlich eine Orgel aus der Werkstatt des großen Gottfried Silbermann, des bedeutendsten mitteldeutschen Orgelbauers der Barockzeit.
Über Gottfried Silbermann sind zahlreiche Bücher und Aufsätze geschrieben worden. Darum hier nur in Kürze seine Vita. Er wurde 1683 in Kleinbobritzsch bei Frauenstein geboren und gilt als der bedeutendste mitteldeutsche Orgelbauer der Barockzeit. Er erlernte sein Handwerk bei seinem älteren Bruder Andreas, der 1701 in Straßburg im Elsaß das Bürgerrecht erwarb und in dieser Gegend ebenfalls einer der berühmtesten Orgelbauer seiner Zeit wurde. 1710 kehrte der junge Meister nach Sachsen zurück und erbaute 1711 seine erste Orgel in seinem Heimatort Frauenstein und begann gleichzeitig mit dem Bau der großen Orgel im Freiberger Dom, die 1714 vollendet wurde und bis heute als das überragende Meisterwerk aus der Werkstatt des strebsamen Orgelbauers gilt. Von den bis zu seinem Tod 1753 errichteten 50 Orgelneubauten Silbermanns sind 31 erhalten und prägen bis heute die Orgellandschaft Sachsens nachhaltig. Silbermanns Orgeln zeigen in ihrer klanglichen, technischen und architektonischen Gestalt ein klares und konsequent angewandtes Konzept. Dies gilt sowohl für die äußere als auch für die musikalische Gestaltung. Von dieser Linie wich Silbermann, dem man eine konservative Haltung nachsagte, zeitlebens nie ab. Silbermann strebte eine regionale Monopolstellung an und ließ sich diese durch fürstliche Privilegien sichern. Lukrative Aufträge ins Ausland, etwa nach Moskau oder Petersberg lehnte er prinzipiell ab. Silbermann verwendete für seine Orgelbauten die besten Materialien, unter anderem hochprozentiges Englisches Zinn. Von den Zeitgenossen wurde ihm höchstes handwerkliches und künstlerisches Niveau bescheinigt. Die Intonation des Pfeifenwerks behielt sich der Meister immer selber vor. Soweit bekannt, wurden bei keiner Orgelabnahme Mängel am Instrument festgestellt oder Nachbesserungen gefordert. Auch baute Silbermann in seiner Werkstatt Cembali, Clavichorde und Hammerflügel. Der Bauvertrag zwischen Heinrich III. Graf Reuß und Silbermann ist verschollen. In einem Entwurf Silbermanns aus dem Jahre 1739 bot er eine Orgel mit 12 Registern auf einem Manual und Pedal an. Die Arbeiten in Burgk begannen im Dezember 1742 und schlossen mit der Abnahme durch den Greizer Organisten Johann Gottfried Donati im April 1743 ab. Der damalige Reußische Kapellmeister, Georg Andreas Sorge, untersuchte in den folgenden Jahren die Silbermann-Orgel auf Schloß Burgk eingehend, vor allem die Stimmung, um die Silbermann immer ein Geheimnis gemacht hat. Der genauen Analyse Sorges verdanken wir die Aufzeichnung der seither so genannten Silbermann-Sorge-Stimmung.
Bis ins 20. Jahrhundert sind an der Silbermann-Orgel in der Schloßkapelle zu Burgk nur Reparaturen nachweisbar. Da sich die Orgel im Ersten Weltkrieg im Privatbesitz eines regierenden Fürsten befand, mussten auch die wertvollen Prospektpfeifen nicht, wie andernorts üblich, abgeliefert werden und sind somit erhalten. 1939 wurde die Orgel erstmals durch Hermann Eule aus Bautzen restauriert. 1982 und 2007 erfolgten weitere, denkmalgerechte Restaurierungsmaßnahmen an diesem unschätzbar wertvollen Instrument. Seit 1982 besitzt die Orgel auch wieder die originale, von Georg Andreas Sorge seinerzeit aufgezeichnete Silbermann-Sorge-Stimmung, die man als wohltemperierte Stimmung mit noch deutlich mitteltönigem Charakter einschätzen kann. Die Orgel besitzt 12 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual hat einen Umfang vom Ton C bis zum c3 ohne das Cis und eine für Gottfried Silbermann ganz typische Disposition. Wir finden die Register Principal, Gedackt und Quintaden 8', Octava und Rohrflöte 4', Nasat 3', Octava 2', eine Quinta 1 1/2' und eine silberhelle Sufflet 1'. Konturiert und bekrönt wird das Plenum durch eine Sesquialtera und eine 3fache Mixtur. Das bis zum c1 ausgebaute Pedal war ursprünglich fest ans Manual angekoppelt und besitzt als einziges eigenes Register einen Subbaß 16', dazu kommt noch ein Tremulant.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Principal 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Gedackt 8' |
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Tremulant |
Quintaden 8' |
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Octava 4' |
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Rohrflöte 4' |
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Nasat 3' |
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Octava 2' |
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Quinta 1 1/2' |
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Sufflet 1' |
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Sesquialtera 2f. |
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Mixtur 3f. |
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In der Schloßkapelle von Schloß Burgk gespielte Stücke:
Johann Sebastian Bach: Herr Christ, der einig Gottes Sohn >>>
Gottfried Ernst Pestel: Praeludium ex A >>>
Georg Andreas Sorge: Kleines Praeludium Nr. 13 F-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Kleines Praeludium Nr. 14 F-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Praeludium c-moll >>>
Nikolaus Vetter: Christ lag in Todesbanden I >>>
Nikolaus Vetter: Christ lag in Todesbanden II >>>
Nikolaus Vetter: Nun komm, der Heiden Heiland >>>
Christian Friedrich Witt: Herr Christ, der einig Gottes Sohn
BURGK (Erfüllende Gemeinde Remptendorf, Saale-Orla-Kreis)
Rittersaal im Schloß
Erbauer: Johann Tobias Hübe / Hiebe (Schleiz) 1722, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Das Schloß Burgk an der Saale liegt im Saale-Orla-Kreis im Thüringer Schiefergebirge. Erfüllende Gemeinde ist Remptendorf. Das Schloss und die kleine Ortschaft, in der 90 Einwohnerinnen und Einwohner leben, liegen exponiert auf einem Felsplateau oberhalb des Burgker Ortsteils Burgkhammer und der gleichnamigen Talsperre an einer Saaleschleife, neun Kilometer von der Autobahn A9 entfernt. Durch die Vögte von Gera wurde schon im Mittelalter an der wehrtechnisch günstig gelegenen Stelle eine Burg errichtet. Sie kam später in den Besitz der Greizer Reußen. Die Burg wurde 1403 zum Schloss ausgebaut. Heinrich II. Reuß von Burgk machte es zu seiner Residenz. Im 18.Jahrhundert diente das Schloss als Jagd- und Sommersitz der auf dem Greizer Unterschloss residierenden Grafen. Nach dem Tode Heinrichs III. Reuß zu Untergreiz 1768 fielen Untergreiz und Burgk an Graf Heinrich XI. Reuss zu Obergreiz, der 1778 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, und sich fortan Fürst Reuß ältere Linie nannte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Schloss durch Enteignung in staatlichen Besitz und wurde 1952 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das malerische Schloß diente und dient auch einer ganzen Reihe von Film- und Fernsehproduktionen als Kulisse. Neben der berühmten Silbermann-Orgel in der Schloßkapelle besitzt das Schloß Burgk eine weitere Orgel, die weit weniger bekannt ist. Es handelt sich um ein kleines pedalloses Orgelpositiv, das heute im Rittersaal des Schlosses aufgestellt ist. Der Rittersaal ist der größte und zugleich älteste Festsaal des Schlosses und wird heute zum Beispiel für festliche Trauungen genutzt. Erbaut hat das Instrument Johann Tobias Hübe, Orgelmacher aus Schleiz im Jahre 1722.
Johann Tobias Hübe wurde 1697 als Sohn eines Tischlers in Schleiz geboren. Mit 16 Jahren wird Hübe Geselle bei dem in Schleiz ansässigen Orgelbauer David Merker. Er muß sich schnell zu Merkers wichtigstem Mitarbeiter entwickelt haben und vermutlich 1726 übernahm Hübe die Werkstatt seines Lehrmeisters Merker und heiratete ein Jahr später. Doch bereits einige Jahre zuvor erbaute Hübe sein op. 1, ein Instrument mit 9 Registern für die Kirche in Triebes, die leider nicht erhalten ist. 1722 erbaute er sodann das kleine Orgelpositiv, das heute im Rittersaal auf Schloß Burgk steht. Ursprünglich wurde es für die Adelsfamilie von der Oelsnitz erbaut, die damals in Fröbersgrün und Caselwitz seßhaft waren. An den Türen des Positivs befindet sich noch das Wappen dieser Adelsfamilie. Vermutlich noch im 18.Jahrhundert wurde ein kleines, eigenständiges Pedal angebaut. Um 1900 kam das Instrument dann in das Heimatmuseum nach Zeulenroda, später wurde es in schlechtem Zustand nach Schloß Burgk gebracht. Klaus Gernhardt, Leiter der Restaurierungswerkstatt im Leipziger Musikinstrumentenmuseum, nahm sich der Orgel an und stellte im Jahre 1974 den Urzustand wieder her. Seither ziert das Hübe-Positiv den Rittersaal des Schlosses, der hin und wieder auch zu Konzerten genutzt wird. Doch zurück zu Johann Tobias Hübe, dem Erbauer des Orgelpositivs. 1726 errichtete er eine leider schon im 19. Jahrhundert ersetzte Orgel für Rödersdorf und danach hören wir fast 20 Jahre nichts mehr von ihm. 1745 erbaute er eine schmucke und zum Glück wohlerhaltene Orgel für die Kirche zu Blintendorf. Bei diesem Orgelbau nennt er sich nun nicht mehr Hübe mit „ü“, sondern Hiebe mit „ie“. Diese Schreibweise mit „ie“ behält er sodann bis zu seinem 1767 erfolgten Tod bei. Gut erhaltene und restaurierte Instrumente baute Johann Tobias Hiebe etwa 1753 für die bemerkenswerte Rundkirche des Grafen Heinrich in Kirschkau und 1763 für die Kirche des benachbarten Dorfes Lössau.
Das reizende Orgelpositiv von Johann Tobias Hübe oder Hiebe im Rittersaal von Schloß Burgk besitzt fünf Register und einen Tonumfang vom Ton C bis zum c3 ohne das Cis. Im Prospekt sehen wir Pfeifen des Principal 2', dazu kommen noch Gedackt 8', eine Bauer-Flöth 4', eine Quinta 1 1/2' und eine 2fache Mixtur. Johann Tobias Hübe hatte keine Kinder und so starb die Werkstatt, die ihren Wirkungskreis nicht nur im Reußenlande, sondern bis nach Oberfranken in den Raum Hof hatte, schon nach einer Generation wieder aus. Seine wenigen erhaltenen Instrumente sind wahre Kleinode barocker Orgelbaukunst, von großer Kunstfertigkeit und Liebe zum gestalterischen Detail geprägt. Doch in der Öffentlichkeit sind sie weitgehend unbekannt.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
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Gedackt 8' |
kein Pedal |
Bauer-Flöth 4' |
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Principal 2' |
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Quinta 1 1/2' |
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Mixtur 2f. |
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Im Rittersaal von Schloß Burgk gespielte Stücke:
Girolamo Frescobaldi: Aria detta la Frescobalda >>>
Johann Krieger: Christus, der uns selig macht >>>
Johann Krieger: Da Jesus an dem Kreuze stund >>>
Johann Kuhnau: Fuga in g >>>
Gottfried Ernst Pestel: Praeludium ex a >>>
Georg Andreas Sorge: Kleines Praeludium Nr. 15 G-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Kleines Praeludium Nr. 16 G-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Praeludium E-Dur >>>
CATHARINAU (Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche
Erbauer: Johann Andreas Francke (Leutenberg) 1758 (evtl. schon um 1750), Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Catharinau ist ein Ortsteil von Uhlstädt-Kirchhasel im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Das Dorf liegt im Saaletal etwa acht Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Saalfeld und drei Kilometer östlich von Rudolstadt. Catharinau besitzt zwei historische Ortskerne, die im Ort als Oberdorf und Unterdorf bezeichnet werden. Das erklärt auch den Namen in der ersten urkundlichen Erwähnung 1074, wo der Ort als „Clinowa et aliud Clinowa“ bezeichnet wird. Denn Catharinau hat nichts mit der Heiligen Katharina zu tun, wie man vielleicht annehmen könnte. Clinowa, oder später „Chleninaua“, heißt einfach „Kleine Aue“ und durch verschiedene Lautassimilationen über Jahrhunderte hinweg ist irgendwann der heutige Ortsname entstanden. Von 1994 bis 2002 war Catharinau Ortsteil der Einheitsgemeinde Kirchhasel, seit dem 1. Juli 2002 ist es Ortsteil von Uhlstädt-Kirchhasel nach dem Zusammenschluss von elf Gemeinden. Die evangelische Dorfkirche wurde 1758 bis 1759 am erhöhten westlichen Dorfrand errichtet. Das heutige Erscheinungsbild beruht auf einer Umgestaltung im Jahr 1841. Die barocke Saalkirche hat ein schiefergedecktes Mansardwalmdach und einen großen achteckigen Dachreiter. Der Kirchhof ist mit einer Mauer umfriedet. Über dem stattlichen Kanzelaltar steht auf der ersten Empore die barocke Orgel, die von dem Orgelbauer Andreas Nikolaus Franke aus Leutenberg erbaut wurde.
In Ostthüringen gab es im 18.Jahrhundert drei Orgelbauer mit dem Nachnamen Francke. Wie genau und ob sie überhaupt miteinander verwandt sind, ist noch nicht geklärt. In Leutenberg, einer kleinen Stadt rund 25 Kilometer südlich Catharinau, wirkte etwa zwischen 1720 und 1760 Andreas Nicolaus Francke. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts lebte und arbeitete sodann in Teichwolframsdorf bei Greiz Johann Michael Franke. Hierbei könnte es sich um einen Sohn von Andreas Nikolaus Franke handeln, doch gesichert ist das nicht. Bei dem um die Mitte des 18.Jahrhunderts in Buttelstädt bei Weimar nachgewiesenen Johann Georg Franke handelt es sich wohl recht sicher nur um eine zufällige Namensgleichheit. Wann genau Andreas Nikolaus Francke, der die Orgel in Catharinau gebaut hat, geboren wurde, wissen wir nicht. Der älteste datierte Orgelneubau aus seiner Werkstatt entstand 1725 für die Kirche in Drognitz, die bis heute erhalten ist. Um 1730 entstanden die ebenfalls bis heute erhaltenen Orgeln in Heberndorf einem Ortsteil der Stadt Wurzbach und Gahma, das zur Gemeinde Remptendorf gehört. Und auf die Entstehungszeit um 1760 wird Franckes wertvolle kleine Orgel in Kleinwolschendorf, einem Ortsteil der Stadt Zeulenroda-Triebes datiert. Das ist auch schon fast alles, was wir über Leben und Werk jenes Andreas Nikolaus Francke wissen und auch das Jahr seines Ablebens konnte bisher nicht ermittelt werden. Die Orgel in Catharinau wird in verschiedenen Quellen einmal auf „um 1750“, ein anderes Mal auf das Jahr „1725“ datiert. Und ich erlaube mir die Frage anzufügen, was spricht eigentlich gegen das Jahr 1758. Denn damals, 1758 wurde die Kirche in Catharinau errichtet. Das klanglich frisch-markante Instrument verfügt als Besonderheit über nicht weniger als drei Zimbelsterne und sogar noch die originalen Prospektpfeifen des Principal 4'.
Die Orgel von Andreas Nikolaus Francke in Catharinau besitzt 7 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual hat einen Umfang bis zum c3 ohne das Cis und verfügt über die Register Grobgedackt 8', dann den originalen Principal und ein Kleingedackt 4', eine Quinta 3', die Octava 2' und eine 3fache Mixtur. Das ebenfalls ohne das Cis bis zum c1 ausgebaute Pedal ist ständig ans Manual gekoppelt und auch der Subbaß 16' ist nicht abregistrierbar. Dazu kommen noch ein Tremulant und die genannten Zimbelsterne, die mittels des Registerzugs mit dem Namen Accord zum Klingen gebracht werden können. Bereits 1996 erfolgte eine stilgerechte Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Rösel & Hercher aus Saalfeld. Hierbei erhielt das Instrument auch eine barocke, ungleichschwebende Stimmung nach Valotti. Die Kirche in Catharinau war in den letzten Jahren fast durchgängig eine Baustelle. 2011 musste beispielsweise der akut einsturzgefährdete Dachreiter gesichert werden. Bis 2019, so die Planung, soll die Kirche wieder in voller Schönheit erstrahlen. Ein bewundernswertes Engagement vieler Ehrenamtlicher vor Ort läßt dieses Ziel durchaus realistisch erscheinen. Wünschen wir der Kirche und natürlich auch der sensiblen und ausgesprochen charaktervollen Orgel auf diesem Wege alles Gute für die Zukunft.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Grobgedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel (fest) |
Principal 4' |
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Tremulant |
Kleingedackt 4' |
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3 Cymbelsterne |
Quinta 3' |
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Octave 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Catharinau gespielte Stücke:
Johann Bernhard Bach: Ciacona A-Dur >>>
Adriano Banchieri: Secondo Dialogo: Acuto & Graue >>>
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge h-moll >>>
Hans Leo Hassler: Magnificat peregrini toni >>>
Johann Kaspar Kerll: Ricercata in Cylindrum phonotacticum >>>
Alessandro Poglietti: Ricercar IV primi toni >>>
Nicolaus Vetter: Gelobet sei der Herr, der Gott Israels >>>
CHURSDORF (Gemeinde Dittersdorf, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Kirche St. Gallus
Erbauer: Johann Paul Trampel (Adorf) 1754-1755, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Chursdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Dittersdorf im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Der Ort liegt in einem fruchtbaren Hügelland am Nordostrand des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Westlich des Ortes führt die Bundesautobahn A9 vorbei. Wir befinden uns im Schleizer Oberland, im Gebiet der Herrschaft der Grafen und späteren Fürsten Reuß zu Schleiz, deren Herrschaftsgebiet ab 1848 Fürstentum Reuß jüngerer Linie genannt wurde mit der Landeshauptstadt Gera. 1268 wurde der Ort erstmals urkundlich genannt. 2014 wurde Chursdorf ein Ortsteil der Gemeinde Dittersdorf innerhalb des Saale-Orla-Kreises, vor der Kreisreform 1994 lag der Ort im Kreis Schleiz. Die Dorfkirche St. Gallus wurde in ihrer heutigen Form 1722 errichtet. Die ungewöhnliche, ja einzigartige Ausmalung im Inneren entstand 1765. Emporen, Gestühl, der Kanzelaltar und die Orgel sind in kraftvollen Blautönen bemalt, wobei die Gestaltung an die Malerei auf den sogenannten Delfter Kacheln erinnert. Dazu berichtet die örtliche Überlieferung, dass ein belgischer Kriegsgefangener im Siebenjährigen Krieg, von Beruf Kachelmaler in Delft, sich durch die Ausmalung der Kirche freigekauft hätte. Kostbar und einmalig wie die Ausmalung der Kirche ist auch die Orgel, die 1754 bis 1755 von Johann Paul Trampel aus Adorf im Vogtland erbaut wurde.
Johann Paul Trampel wurde 1708 in Oberlauterbach, heute ein Ortsteil der Stadt Falkenstein im Vogtland geboren. Er erlernte das Orgelbauhandwerk bei Adam Heinrich Gruber in Adorf, der seinerseits die Werkstatt von Caspar Kerll, dem Vater des Komponisten Johann Caspar Kerll übernommen hatte. Nach seiner Lehre ging Trampel auf Wanderschaft und arbeitete ab 1732 für gut ein Jahr bei Johann Georg Schröter in Erfurt – eine Zeit, die ihn und sein Schaffen nachhaltig prägen sollte. 1734 kehrte er nach dem Tod Grubers nach Adorf zurück und übernahm dessen Werkstatt. In den folgenden 30 Jahren bis zu seinem Tod 1764 erbaute Johann Paul Trampel ausweislich des Eintrags im Adorfer Sterberegister 52 Orgeln, wobei auch größere Reparaturen und Umbauten mitgezählt sind, wie es damals üblich war. Er wirkte in allen Bereichen des Vogtlandes, also in den heutigen Ländern Bayern, Sachsen, Thüringen und Böhmen. 1737 erbaute er ein größeres Instrument in Neuberg, heute Podhradi u Ase, worauf weitere Aufträge in der heutigen Region Karlsbad folgten. Seine größte Orgel erbaute Trampel 1755 in der Stadtkirche in Selb im heutigen Landkreis Wunsiedel. Jeweils 18 Register bekamen die 1759 fertiggestellte Orgel in der Dominikanerkirche in Eger, heute Cheb in Böhmen und das ein Jahr später erbaute Instrument in Klingenthal. Alle diese prachtvollen Werke existieren schon lange nicht mehr. 1753 schuf er die Orgel in Chursdorf, die heute als einziges Werk aus seinem Schaffen bis heute erhalten ist. Trampel hatte zwei Söhne, den 1742 geborenen Johann Gottlob und dessen sechs Jahre jüngeren Bruder Christian Wilhelm, die nach dem Tod des Vaters 1764 die Werkstatt übernahmen und unter dem Namen Gebrüder Trampeli gemeinsam wirkten. Die italienisierte Form des Nachnamens verwendeten sie einfach, weil es eleganter klingt als „Trampel“. Die Gebrüder Trampeli erbauten, wie ein Zeitgenosse schrieb „Orgeln von einer seltenen Schönheit der Intonation, mit samt weichen Principalen und zarten, nur leise streichenden Gamben, mit edel aufgefaßten Mixturen von strahlendem Glanz“. Glücklicherweise sind aus ihrem Schaffen eine ganze Reihe auch größerer Instrumente erhalten, die zum wertvollsten Bestand der mitteldeutschen Orgellandschaft gehören. Der 1790 geborene Friedrich Wilhelm Trampeli wird später in dritter Generation das Wirken der Familie ins 19.Jahrhundert hinübertragen. Doch zurück zum Stammvater, zu Johann Paul Trampel. Seine einzige erhaltene Orgel in Chursdorf besitzt noch keine „Silbermannische Eleganz“, wie man sie später den Instrumenten der Söhne zusprach. Vielmehr hören wir noch ein etwas herbes und kantiges Klangbild, wie Trampel es bei Johann Georg Schröter kennengelernt hatte.
Johann Paul Trampels Orgel in der höchst bemerkenswerten Dorfkirche in Chursdorf besitzt zehn Stimmen. Acht davon finden sich im Hauptwerk, das ohne das Cis bis zum c3 ausgebaut ist. Klangliche Grundlage ist der Principal 4', dazu gesellen sich Grobgedackt 8', Gedackt und Gemshorn 4', Quinte 3', Octave 2', eine Sesquialtera und eine 3fache Mixtur. Im Pedal mit einem Umfang bis zum c1 finden wir Subbaß 16' und Octavbaß 8', dazu kommen ein Tremulant, ein Stern und eine Pedalkoppel. 1999 wurde das kostbare Instrument letztmals von der Firma Eule Orgelbau aus Bautzen überholt.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Grobgedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Principal 4' |
Octavbaß 8' |
Tremulant |
Gedackt 4' |
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Stern |
Gemshorn 4' |
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Quinte 3' |
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Octava 2' |
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Sesquialter 2f. |
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Mixtur 3f. |
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In Chursdorf gespielte Stücke:
Wilhelm Friedemann Bach: Jesu, meine Freude >>>
Johann Wilhelm Große: Jesu, meine Freude >>>
Johann Wilhelm Große: O heiliger Geist, o heiliger Gott >>>
Johann Philipp Kirnberger: Fuge Es-Dur >>>
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Wilhelm Hieronymus Pachelbel: Toccata in G >>>
DAASDORF (Landgemeinde Am Ettersberg, Landkreis Weimarer Land)
Ev. Kirche St. Marien
Erbauer: Emil Heerwagen (Weimar) 1896-1897, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Daasdorf ist ein Ortsteil der Landgemeinde Am Ettersberg im thüringischen Landkreis Weimarer Land. Zur Unterscheidung vom ebenfalls im Landkreis Weimarer Land gelegenen Ort Daasdorf am Berge wird der Ort in der Regel Daasdorf bei Buttelstedt genannt. Das Dorf liegt rund 10 Kilometer nördlich von Weimar im Südosten des Thüringer Beckens, nördlich des Ettersberges. Durch den Ort verläuft die Bundesstraße B85, die vom Kyffhäuser bis Passau führt. Erstmals wird "Tasiesdorf" in einem Güterverzeichnis des Klosters Hersfeld im Jahre 786 genannt. Im späten Mittelalter bestand der Ort aus zwei großen Siedlerhöfen, die später ein Rittergut bildeten. Daasdorf gehörte nach der Erfurter Teilung 1572 zum ernestinischen Herzogtum Sachsen-Weimar und später zu Sachsen-Weimar-Eisenach. 1994 wurde der Ort in die Stadt Buttelstedt eingemeindet und seit 2019 in die neu gebildete Landgemeinde Am Ettersberg. Die Kirche ist spätromanischen Ursprungs, der wuchtige Unterteil des Turmes ist typisch für die Wehrkirchen jener Zeit. Das Kirchenschiff wurde im späten 17.Jahrhundert in der heutigen Form erneuert. In den Jahren 1896 bis 1897 erbaute Emil Heerwagen aus Weimar eine neue Orgel für die Kirche.
Der Orgelbauer Emil Heerwagen wurde 1857 in Klosterhäseler bei Naumburg, heute ein Ortsteil der Gemeinde An der Poststraße im Burgenlandkreis geboren. Sein Vater Wilhelm Heerwagen besaß dort seit 1855 eine Orgelbauwerkstatt, nachdem er zuvor Schüler und Geselle beim großen Johann Friedrich Schulze in Paulinzella gewesen war. Wilhelm Heerwagen hatte sich mit großem Fleiß und durch bemerkenswerte Neubauten einen guten Ruf erworben. Instrumente wie etwa die 1870 erbaute Orgel in Bad Bibra mit 24 Registern und vor allem die 1873 bis 1874 erbaute Orgel in Nauen im Havelland, rund 30 Kilometer nordwestlich von Potsdam zeugen noch heute von der künstlerischen Qualität der Werke des Vaters, der 1875 auf der Höhe seines Schaffens und Ruhms ganz unvermittelt starb. Sein gerade einmal 18jähriger Sohn Emil musste daraufhin die Familienwerkstatt übernehmen und bekam bis zu seiner Volljährigkeit einen Orgelbaumeister als Vormund zur Seite gestellt. Bis 1896 war Heerwagen dann vor allem in der Region zwischen Saale und Unstrut rund um Klosterhäseler tätig. Alleine hier entstanden auf kleinem Raum in Dörfern zwischen Naumburg, Nebra, Eckartsberga und Bad Kösen über zwanzig Orgelneubauten, die fast alle heute noch, wenngleich in unterschiedlichem Zustand erhalten sind. Seine verhältnismäßig konservative Bauweise führte jedoch gegen Ende des Jahrhunderts zu einem Rückgang der Aufträge, so daß Heerwagen 1892 „in Concours“ ging. Er verlegte die Werkstatt aufgrund der besseren Eisenbahnanbindung nach Bad Kösen und 1896 nach Weimar in die Meyerstraße 35. In der Folge entstanden hauptsächlich Orgeln im Raum um Weimar, Erfurt und Jena. Einige davon wurde von dem Weimarer Hoforganisten Alexander Wilhelm Gottschlag, Liszts „legendarischer Kantor“ abgenommen, so auch 1897 die Orgel in Daasdorf. „Die tadellose Arbeit, die seltene Sauberkeit, das ganz vorzügliche Material an Windladen und Pfeifen, die überraschend feine Arbeit riefen den ganzen Beifall des Revisors hervor.“ So lesen wir in einem Bericht über Gottschalgs Revision des neuen Orgelwerks, das Heerwagen ganz traditionell mit Schleifladen und mechanischer Traktur erbaute. Weitere erhaltene Orgeln von Emil Heerwagen finden wir beispielsweise in Bucha bei Jena aus dem Jahre 1903 mit 16 Registern oder in Kapellendorf bei Weimar mit 16 Stimmen aus dem Jahre 1910. „Seit Jahrzehnten fuhr er unermüdlich von Ort zu Ort, um alten, verstaubten Orgeln ein neues Aussehen und den edlen, würdigen Klang wieder zu verleihen und viele Gemeinden erfreuen sich allsonntäglich an dem Klang seiner neuerbauten Orgeln.“ So heißt Anfang 1935 in einem Nachruf auf den im Alter von 78 Jahren verstorbenen Meister.
Die kleine, aber sehr solide gebaute Orgel in Daasdorf besitzt 10 Register. Im Gegensatz zu vielen anderen Orgeln ist das Instrument immer top gepflegt, denn der sehr engagierte Organist und Kirchenälteste des Ortes ist ausgebildeter Orgelbauer. Das Hauptwerk besitzt die Register Bordun 16', Principal und Gedackt 8', eine Oktave 4' sowie eine 3fache Mixtur. Das Oberwerk verfügt über Flöte und Gambe 8' sowie ein Flauto dolce 4', während wir im Pedal Subbaß 16' und Violoncello 8' vorfinden.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Flöte 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Gamba 8' |
Violoncello 8' |
Pedalkoppel |
Gedackt 8' |
Flauto dolce 4' |
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Octave 4' |
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Mixtur 3f. |
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DREITZSCH (Verwaltungsgemeinschaft Triptis, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Johanneskirche
Erbauer: David Merker (oder "Mercker", Schleiz) 1703, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Dreitzsch ist eine Gemeinde im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Sie gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Triptis und hat heute rund 400 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Gemeinde Dreitzsch liegt im östlichen Teil des Orlatales und besteht aus den Ortsteilen Dreitzsch und Alsmannsdorf. Der Name Dreitzsch stammt aus dem Slawischen und bedeutet im übertragenen Sinne „holpern, zermalmen, aufreißen“, also Urbarmachen von Brachland. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahr 1120. Neben der denkmalgeschützten „Steinernen Brücke“ über die Orla im Ort ist es vor allem die barocke Johanneskirche, die mit ihrer reichen und einheitlichen Ausstattung aus dem frühen 18. Jahrhundert Interesse verdient. Der untere Teil des Turmes stammt noch aus gotischer Zeit, als die Kirche als Wehrkirche errichtet wurde. Die Kirche wurde 1703 auf Veranlassung von Wilhelm Albrecht Christian von Pölnitz, dem letzten der Familie von Pölnitz auf Dreitzsch, sehr einheitlich völlig neu ausgestaltet. Als Vorbild für den außergewöhnlichen Kanzelaltar diente die Anlage in der Schlosskirche zu Weimar, die nach einem Schlossbrand im Jahre 1774 nicht mehr vorhanden ist. Die Bilder an der Decke und den Emporen in Dreitzsch erzählen biblische Geschichten von Menschen, die durch Glaubenstreue und Zuversicht aus zum Teil gefährlichen Lebenslagen durch die Engel Gottes gerettet wurden. Deshalb gibt es in der Kirche weit über 100 Darstellungen von Engeln in gemalter und geschnitzter Form. In den Jahren 1703 bis 1704 erhielt die Kirche auch eine Orgel. Ihr Schöpfer ist David Mercker aus Schleiz.
Über den Erbauer der Orgel in Dreitzsch, jenen David Mercker, ist nicht allzu viel bekannt, vor allem konnten seine Lebensdaten, also Geburts- und Todesjahr bis heute nicht ermittelt werden. Er war zunächst Geselle bei dem Orgelbauer Christoph Junge, der zwischen 1675 und 1687 in Mitteldeutschland bedeutende Werke schuf. In der Trinitatiskirche zu Sondershausen ist ein prachtvoller Prospekt Junges bis heute erhalten. 1684 bis 1687 erbaute Junge die neue Hauptorgel im Dom zu Erfurt, über deren Bau Christoph Junge jedoch 1687 starb. Sein, wie es heißt, Meistergeselle David Mercker vollendete die Erfurter Domorgel bis 1689. Irgendwann in den folgenden Jahren machte sich David Mercker dann in Schleiz selbstständig. 1699 bis 1700 erbaute er eine neue Orgel in der dortigen Stadtkirche St. Georg. Es folgten Orgelbauten in Triptis 1703 und etwa zeitgleich begannen die Arbeiten im nur wenige Kilometer entfernten Dreitzsch. 1705 erbaute Mercker eine Orgel in Oschitz, 1706 in Altensalz bei Plauen und 1713 in Zollgrün. Von dieser Orgel in Zollgrün, die erst 1926 abgerissen wurde, existiert noch ein altes Foto und dieses zeigt eine mit der Orgel in Dreitzsch nahezu identische Prospektgestaltung. Von all den genannten Werken ist lediglich die Orgel in Dreitzsch bis heute auf uns gekommen. Fraglich ist die Zuschreibung der kleinen Orgel in Linda bei Neustadt an der Orla. Es spricht optisch und klanglich einiges dafür, dass auch sie von David Mercker erbaut wurde, doch ist dies bislang lediglich eine Vermutung, die mit keinem Archivdokument belegbar ist. David Merckers Geselle war Johann Tobias Hiebe, der 1726 die Werkstatt seines Meisters übernahm und sich zu einem der bedeutendsten Orgelbauer in der Mitte des 18.Jahrhunderts in Südthüringen entwickelte. Im Jahre 1866 erfolgte ein klanglicher Umbau im Sinne der damaligen Zeit durch den Orgelbauer Johann Friedrich Schmidt aus Gaberndorf bei Weimar. Im Ersten Weltkrieg wurden, wie fast überall, die Prospektpfeifen abgegeben und 1953 ersetzte Orgelbauer Alfred Schmeißer aus Rochlitz die im 19. Jahrhundert eingebaute Gambe durch eine Oktave 2'. Bei den letzten Restaurierungsarbeiten 1993 und 2013 hat man den historisch gewachsenen Registerbestand beibehalten.
Die Orgel von David Mercker in der bemerkenswerten Dorfkirche in Dreitzsch besitzt 9 Register auf einem Manual und Pedal. Das Gehäuse, die Windladen, große Teile der Traktur und vier Register gehen noch auf den Orgelbau Merckers aus dem Jahre 1703 zurück. Es sind dies zunächst die beiden Pedalregister Subbaß 16' und Oktavbaß 8', die mittels einer Klaviatur mit einem Umfang bis zum c1 ohne das Cis angespielt werden und durch eine Pedalkoppel mit dem Manual verbunden werden können. Das Manual besitzt einen Umfang bis zum c3. Wir finden hier die beiden Mercker-Register Gedackt 8' und Flöte 4'. Dazu kommen die 1866 von Johann Friedrich Schmidt eingebauten Stimmen Geigend Principal und Flauto traverso 8' sowie die Mixtur 3fach. Von Alfred Schmeißer stammt die Oktave 2', und der Principal 4' im Prospekt wurde 2013 im Rahmen der letzten Restaurierungsmaßnahmen durch den Orgelbauer Frank Peiter aus Lengefeld im Erzgebirge eingebaut. Als einziges gesichertes Instrument aus der Werkstatt des Schleizer Orgelbauers David Merker kommt der Orgel in Dreitzsch eine wichtige Bedeutung innerhalb der reichen und vielgestaltigen Orgellandschaft Ostthüringens zu.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Geigend Principal 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Gedackt 8' |
Octavbaß 8' |
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Flauto traverso 8' |
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Principal 4' |
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Flöte 4' |
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Octave 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Dreitzsch gespielte Stücke:
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EICHICHT (Gemeinde Kaulsdorf, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Marienkirche
Erbauer: Carl Loesche (Rudolstadt) 1887, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Eichicht ist ein Ortsteil der Gemeinde Kaulsdorf im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Das gemütliche, kleine Dorf mit rund 500 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt direkt an der Saale in einem engen Tal zwischen der Kreisstadt Saalfeld und dem Hohenwarte-Stausee. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes finden wir im Jahre 1379. Eine Burg stand zum Schutz des Saaleübergangs an der Stelle des jetzigen Schlosses. Mit ihr überwachte und kontrollierte man das Loquitztal und den gleichnamigen Fluss an der Mündung in die Saale. 1418 erwarben die Herren von Beulwitz die befestigte Anlage und bauten 1696 das Anwesen weiter zum befestigten Schloss um. Der Ort lag bis 1918 im Leutenberger Gebiet der Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Bereits seit 1950 gehört Eichicht zur Gemeinde Kaulsdorf. Die Evangelische Marienkirche befindet sich in der Mitte des Dorfes. 1464 stifteten die Brüder Heinrich und Dietrich von Beulwitz eine „Vikarie in der Kirche unserer lieben Frauen im Dorfe und in der Capellen zum Eichicht auf dem Schloss“. Dies ist die Ersterwähnung der Eichichter Kirche und einer Schlosskapelle. 1720 wurden große Teile der Kirche und der Dachturm neu gebaut. Aus gotischer Zeit sind die Apostelfiguren Petrus und Jakobus, Reste eines Altarschreins und der Taufstein von 1524 erhalten. 1887 erfolgte der Einbau der heutigen Orgel, die von dem Orgelbauer Carl Loesche aus Rudolstadt geschaffen wurde.
Carl Georg Heinrich Loesche wurde 1842 in Reschwitz bei Saalfeld geboren. Er erlernte zunächst den Beruf des Drechslers und kam mit dem Orgelbau wohl erstmals während seiner Wanderschaft in den Raum Oberfranken in Kontakt. Die einzigen Orgelbauer, die damals im Raum Erlangen-Fürth-Nürnberg tätig waren, waren die Gebrüder Bittner in Nürnberg. Wir wissen nicht, ob Loesche dort gelernt hat, aber möglich wäre es. 1864 kommt der 22jährige zurück in seinen Heimatort und übernimmt die Drechslerwerkstatt seines verstorbenen Vaters. 1867 errichtete er seine Orgel für die Kirche des Dorfes Schweinbach bei Leutenberg mit 9 Registern. In den Folgejahren betrieb er die Drechslerei und den Orgelbau parallel und erst ab 1880 setzt für einige Jahre eine rege Orgelbautätigkeit ein. 1881 verlegte Loesche Wohnsitz und Werkstatt nach Rudolstadt und erhielt 1886 die Bürgerrechte der Residenzstadt. Es ist anzunehmen, dass sein Sohn Paul Loesche in der väterlichen Werkstatt das Orgelbauhandwerk lernte. Unter dem Einfluß des Sohnes, der den technischen Neuerungen der Zeit aufgeschlossen gegenüberstand und Kontakte zur Orgelbaufirma Weigle in Echterdingen bei Stuttgart pflegte, erfolgte ab 1890 der schrittweise Übergang zum Bau von Kegelladen und zur pneumatischen Traktur. Seit 1893 arbeitete Carl Loesche, also der Vater bei der Firma Weigle aus Außendienstmitarbeiter, während sein Sohn Paul Loesche die väterliche Werkstatt in Rudolstadt weiterführte. 1895 meldete sich Carl Loesche mit seiner Familie aus Rudolstadt ab und zog vermutlich nach Leipzig, denn dort eröffneten Vater und Sohn gemeinsam 1902 die Leipziger Orchestrionwerke. Das Unternehmen, das seinen Sitz im Stadtteil Gohlis hatte, expandierte rasch und konnte sich mehrere Patente und Gebrauchsmuster schützen. Auch fertigte man selbstspielende Klaviere und fertigte die dazu erforderlichen Notenrollen ebenfalls in der eigenen Stanzerei. 1923 bezog die Firma „Orchestrionwerke Loesche“ neue Räumlichkeiten im Stadtteil Mockau. 1930 ging das Unternehmen in Konkurs. Carl und Paul Loesche haben dies jedoch nicht mehr erlebt. Der Vater Carl Loesche starb 1919 und sein Sohn Paul 1925. Von den 20 Orgeln, die der Vater Carl Loesche in seinem Leben neu gebaut hat, sind immerhin 17 bis heute erhalten. Die 1887 erbaute Orgel in Eichicht, mit elf Registern nicht gerade groß, besitzt eine vielleicht sogar weltweit einmalige klangliche Besonderheit. Der Bordun 16' im Hauptwerk ist in der großen Oktave, also den tiefsten zwölf Tönen mit verkürzten Pfeifen, als 10 2/3' gebaut. Zusammen mit dem Subbaß 16' und der Pedalkoppel ergibt sich dadurch ein akustischer 32'-Effekt. Ein ebenso simpler wie genialer Einfall mit geradezu unglaublicher klanglicher Wirkung.
Auch andere Orgeln von Carl Loesche verfügen über so manche einfallsreiche Besonderheit. In dem 1883 fertiggestellten Instrument in Könitz bei Unterwellenborn sind die beiden 8'-Register des Pedals Oktavverlängerungen der 16'-Register und die dortige Hohlflöte besitzt dreieckige Holzpfeifen mit einem Fuß aus Metall. Seine größte Orgel fertigte Lösche 1882 für die Kirche in der kleinen Stadt Gräfenthal mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal, die jedoch nicht erhalten ist. Die 1887 erbaute Orgel in Eichicht besitzt, wie schon erwähnt, elf Register auf zwei Manualen und Pedal mit mechanischen Schleifladen. Im Hauptwerk mit einem Tonumfang bis zum f3 finden wir die Register Principal und Hohlflöte 8', die Oktave 4' und eine dreifache Mixtur, dazu kommt der bereits erwähnte Bordun 16', der in der tiefsten Oktave als 10 2/3' gebaut ist. Das Oberwerk verfügt über Lieblich Gedackt und Gamba 8', eine Flöte 4' und einen Principal 2'. Letztere Stimme wurde bei einer Instandsetzung 1970 eingebaut und bei der letzten, 2002 abgeschlossenen Restaurierung beibehalten. Im Pedal schließlich, das bis zum d1 ausgebaut ist, finden wir die beiden Standard-Register Subbaß 16' und Octavbaß 8', dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel. Carl Loesche war sicher einer jener sogenannten Kleinmeister am Ende des 19. Jahrhunderts. Doch vermochte er es, seinen Orgeln einen ganz eigenen Charakter zu geben und sie strahlen, wenn sich ein wenig näher mit ihren Qualitäten beschäftigt, einen nicht geringen Charme aus.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Lieblich Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Gamba 8' |
Octavbaß 8' |
Pedalkoppel |
Hohlflöte 8' |
Flöte 4' |
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Octave 4' |
Principal 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Eichicht gespielte Stücke:
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Otto Dienel: Meinen Jesum laß ich nicht >>>
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GRÄFENWARTH (Stadt Schleiz, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Kirche St. Martin
Erbauer: Christian Ernst Friederici (Gera, Planung) und Christian Wilhelm Trampeli (Adorf) 1771, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Gräfenwarth ist ein Ortsteil von Schleiz im Saale-Orla-Kreis im Osten des Freistaats Thüringen. Das Dorf liegt rund acht Kilometer von der Kreisstadt Schleiz entfernt am Rande des Thüringer Schiefergebirges am Ufer der Bleilochtalsperre, des größten Stausees Deutschlands. Gräfenwarth wurde im Jahr 1325 erstmals urkundlich genannt. Der Name bezieht sich wohl auf die Warte eines Grafen. Die Legende berichtet hingegen von einer vor ihrem Gatten fliehenden Gräfin, der ihr an dieser Stelle ein „Gräfin warte!“ nachgerufen haben soll. 1996 erfolgte die Eingemeindung in die Kreisstadt Schleiz, nachdem zuvor ein Bürgerentscheid über die Eingliederung entweder nach Schleiz oder in die Stadt Saalburg durchgeführt wurde. Die Umgebung des Ortes ist touristisch gut erschlossen und der Bleilochstausee bietet gute Möglichkeiten für Wassersport und es verkehren auch Ausflugsschiffe auf dem See. Die evangelische Dorfkirche St. Marien stammt in ihrem Ursprung aus dem 14.Jahrhundert. Die prachtvolle Ausstattung samt der festlich-farbenfrohen Ausmalung stammt aus dem 18.Jahrhundert. Auf den Brüstungsfeldern der Emporen sind über vierzig neutestamentliche Szenen dargestellt, die 1759 geschaffen wurden. Der Altar entstand 1784 - und 1771 erfolgte der Orgelbau in Gräfenwarth. Über den Schöpfer dieses klingenden barocken Kunstwerks kursieren in den Quellen zwei verschiedene Versionen. Einmal wird die Orgel Christian Ernst Friederici aus Gera zugeschrieben. Ein anderes Mal lesen wir von Christian Wilhelm Trampeli aus Adorf als ihren Erbauer. Tatsächlich sind beide Varianten zumindest nicht ganz falsch.
Lange galt die Orgel in Gräfenwarth als ein Spätwerk des „kunstberühmten“ Christian Ernst Friederici aus Gera. Geboren wurde Friederici 1709 in Meerane und erhielt seine Ausbildung bei Gottfried Silbermann in Freiberg. Etwa 1737 gründete er in Gera eine Klavier- und Orgelbauanstalt und erwarb den Titel eines „Herzoglich gothaischen und altenburgischen Hof- und Landorgelbauers“. Berühmt wurde Friederici in seiner Zeit allerdings nicht nur als Orgelbauer, sondern auch als Verfertiger von Hammerklavieren. Friederici´sche Klaviere standen unter anderem im Hause Mozart und bei der Familie Goethe in Frankfurt. Nur einige wenige seiner Orgeln, allesamt klangfeine und sensible Meisterwerke, sind bis heute erhalten. Tatsächlich wurde der Kontrakt für den Orgelneubau in Gräfenwarth 1771 mit Christian Ernst Friederici geschlossen, der zuvor auch die Pläne verfertigt hatte. Ob und wie weit Friederici allerdings den Bau der Orgel in Gräfenwarth selbst bewerkstelligt hat, wissen wir nicht. Der Großteil der heute noch vorhandenen klingenden und technischen Substanz stammt jedenfalls von der Hand Christian Wilhelm Trampelis. In der Pedalwindlade in Gräfenwarth hat sich Trampeli mit vollem Namen und der Jahreszahl 1771 verewigt. Dieser Christian Wilhelm Trampeli war der jüngere Sohn, 1748 geboren, des Orgelmachers Johann Paul Trampel. Dieser hatte seine Kunst bei Johann Georg Schröter in Erfurt gelernt und führte seit 1759, nach damaligem Zeitgeschmack, den eleganter klingenden Namen Trampeli, den später auch die beiden Söhne fortan trugen. Christian Wilhelm Trampeli hatte noch einen älteren Bruder, den 1742 geborenen Johann Gottlob. Beide übernahmen nach dem Tod des Vaters die Werkstatt und erbauten in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts einige überaus gelungene Instrumente; allesamt Werke von edlem Glanz und würdevoller Pracht. Christian Wilhelm Trampeli starb 1803 und sein älterer Bruder Johann Gottlob 1812. Christian Wilhelms Sohn Friedrich Wilhelm Trampeli übernahm nun die Familienwerkstatt und starb, erst 42 Jahre alt, im Jahre 1832.
Nicht nur die Kirche in Gräfenwarth, auch die Orgel ist ein ganz besonders kostbares Meisterwerk. Denn sie ist ein in dieser Form einmaliges Gemeinschaftswerk von zwei der bedeutendsten Orgelbauer Mitteldeutschlands im 18. Jahrhundert, von Christian Ernst Friederici und Christian Wilhelm Trampeli. Noch dazu ist sie gänzlich im Originalzustand erhalten inklusive der alten Manualklaviatur, den Prospektpfeifen, den Registerzügen und der Registerbeschriftung. Die letzte Restaurierung wurde 2007 durch die Firma Rösel und Hercher aus Saalfeld abgeschlossen. Elf Register verteilen sich auf ein Manual und Pedal. Das Manual mit einem Umfang bis zum c3 ohne das Cis besitzt einen Principal 4' im Prospekt, dazu kommen die Register Grob Gedackt und Quintadena 8', eine Flaut d´amour 4', Quinta 3', Oktava 2', ein silberhelles Flageolet 1', dazu eine Sesquialtera und eine 3fache Mixtur. Das Pedal ist nach oben bis zum c1 geführt und verfügt über die beiden üblichen Stimmen Subbaß 16' und Principalbaß 8'. Beim getrennt hinter der Orgel aufgestellten Pedal ist noch bemerkenswert, dass in der großen Oktave jeder Ton mit demjenigen der darüber liegenden Oktave gekoppelt ist. Dazu besitzt die Orgel noch eine Pedalkoppel, einen Tremulanten und einen Zimbelstern – typische Accessoires, die in einer Thüringischen Barockorgel nach Möglichkeit nicht fehlen durften. Die Orgel in Gräfenwarth glänzt mit einem hellen, deutlich an Silbermann erinnernden Klang. Wie hieß es doch gleich in dem Gedicht, dass anläßlich der Einweihung von Friedericis leider nicht erhaltener Orgel in Meerane vorgetragen wurde: „Wißt ihr? Alle hundert Jahre tragen einen Silbermann! Wißt Ihr auch, daß Friederici so ein Amt vertreten kann? Jener, sein Gamaliel, hat ihn treulich unterrichtet, dieser sich dem Silbermann und der ächten Kunst verpflichtet.“
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Grob Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Quintadena 8' |
Principalbaß 8' |
Tremulant |
Principal 4' |
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Cymbelstern |
Flaut d'amour 4' |
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Quinta 3' |
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Octava 2' |
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Flageolet 1' |
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Sesquialtera 2f. |
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Mixtur 3f. |
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In Gräfenwarth gespielte Stücke:
Johann Rudolf Ahle: Komm, Heiliger Geist, Herre Gott >>>
Johann Rudolf Ahle: Vom Himmel hoch, da komm ich her >>>
Johann Sebastian Bach: Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort BWV Anh. 50 >>>
Moritz Landgraf von Hessen: Fuga III in e >>>
Johann Caspar Simon: Praeludium und Fuge in B >>>
Georg Andreas Sorge: Fantasie G-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Fuga B-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Nun sich der Tag geendet hat
GROSSGÖLITZ (Stadt Bad Blankenburg, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche
Unbekannter Erbauer, etwa um 1750-1770, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Großgölitz ist ein Ortsteil der Stadt Bad Blankenburg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen. Großgölitz und der Nachbarort Kleingölitz liegen am Fuß der Kesselbergwände in einer Mulde, die südlich von kleineren Anhöhen zur Bundesstraße 88 von Bad Blankenburg kommend nach Königsee führend, abgegrenzt wird. Nachbarorte sind südlich Watzdorf und Leutnitz, westlich Thälendorf und östlich Kleingölitz sowie die Stadt Bad Blankenburg. Groß- und Kleingölitz sind trotz des Unterschieds im Namen heute übrigens von der Einwohnerzahl exakt gleich groß – oder klein, wie man will. In jedem der beiden Ortschaften leben heute exakt 84 Einwohnerinnen und Einwohner. Die urkundliche Ersterwähnung beider Orte geschah 1362, doch sind beide Siedlungen wohl schon im 11. Oder 12.Jahrhundert entstanden. Seit dem 13. Jahrhundert bauten die Gölitzer an den warmen Kalksteinhängen Wein an, im 18. Jahrhundert entwickelten sich an gleicher Stelle die Zentren des Lavendelanbaus. Aufgrund dieser Tradition feiert man in Bad Blankenburg im Herbst das Lavendelfest, sogar mit einer Lavendelkönigin. Und in Großgölitz selber – das nur nebenbei – wird sogar in der Destillerie Lindner ein echter Lavendelschnaps gebrannt. Bis 1918 gehörten beide Orte zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. Die Dorfkirche von Großgölitz mit ihrer urig anmutenden Einfriedung stammt wohl auch schon aus dem späten Mittelalter. In der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts erhielt die Kirche eine neue Orgel, über dessen Erbauer wir aber nur spekulieren können.
Der Erbauer der kleinen Orgel in Großgölitz ist nicht bekannt. Ihre Entstehung wird heute üblicherweise mit „um 1770“ angegeben, allerdings könnte sie auch rund 20 Jahre früher oder später entstanden sein. Verschaffen wir uns doch mal einen Überblick über den Orgelbau in der Gegend um Saalfeld und Rudolstadt in der 2. Hälfte des 18.Jahrhunderts. In Leutenberg, rund 30 Kilometer südlich, wirkte Andreas Nikolaus Francke. Von ihm stammt beispielsweise ein optisch und klanglich der Großgölitzer Orgel nicht ganz unähnliches Instrument in Catharinau bei Uhlstädt. In Uhlstädt selber, rund 25 Kilometer östlich gelegen, arbeitete in jener Zeit Christian Sigismund Voigt. Von ihm sind einige kleinere Instrumente im Bereich südlich von Jena und Stadtroda erhalten. Ein schöner und reichverzierter Orgelprospekt von Voigt existiert überdies in der Marienkirche zu Orlamünde. Und schließlich muss auch noch die Orgelbauerfamilie Schulze aus Milbitz genannt werden, die im 19.Jahrhundert durch Johann Friedrich Schulze zu Weltruhmkommen sollte. Milbitz liegt nur knapp 9 Kilometer westlich von Großgölitz. Dort arbeitete in jener Zeit der 1729 geborene Johann Daniel Schulze, Sohn des Firmengründers Johann Elias Schulze. Von Johann Daniel Schulze sind eine Reihe von prächtigen Orgelprospekten erhalten, aber nur wenige klingende Reste. Wir besitzen also wenig Vergleichsmaterial, um die Orgel in Großgölitz anhand bestimmter stilistischer oder klanglicher Details einem der genannten, oder vielleicht auch einem ganz anderen Orgelbauer zuordnen zu können. Die verhältnismäßig schlichte Prospektgestaltung in Großgölitz mag zunächst zu keinen der vorhandenen Vergleichsinstrumente passen; dies muß aber kein Widerspruch sein, denn es ist durchaus möglich, dass lokale Handwerker am Orgelbau mitgewirkt haben und beispielsweise für die bemerkenswerten Ranken- und Blumenornamente der Schleierbretter gesorgt haben.
Die mutmaßlich um 1770 von einem nicht bekannten Meister geschaffene Orgel in Großgölitz besitzt 7 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual, das vom C bis zum c3, allerdings Cis, ausgebaut ist, besitzt als Basisstimme einen Principal 4'. Dazu gesellen sich Gedackt 8', Kleingedackt 4', eine Oktave 2', ein Flageolet 1' und eine 2fache Mixtur. Das Pedal, das ebenfalls ohne Cis bis zum c1 geführt ist, besitzt lediglich einen Subbaß 16'. Dazu kommen eine Pedalkoppel, ein Tremulant und ein Zimbelstern. Die Orgel hat die Zeiten seit ihrer Erbauung ohne Umgestaltungen überlebt und wurde 1996 durch die Firma Karl-Heinz Schönefeld, Orgelbau aus Stadtilm fachgerecht restauriert.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Principal 4' |
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Tremulant |
Kleingedackt 4' |
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Cymbelstern |
Octave 2' |
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Flageolet 1' |
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Mixtur 2f. |
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In Großgölitz gespielte Stücke:
Johann Heuschkel: Der Herr ist mein getreuer Hirt >>>
Johann Heuschkel: Vom Himmel hoch, da komm ich her >>>
Georg Andreas Sorge: Auf, ihr Christen >>>
Georg Andreas Sorge: Sonate III d-moll >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: Gelobet seist du, Jesu Christ >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: Vom Himmel hoch, da komm ich her >>>
GROSSKAMSDORF (Gemeinde Unterwellenborn, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Pfarrkirche St. Peter und Paul
Erbauer: Oskar Ladegast (Ladegast & Sohn) um 1900, Kegelladen, pneumatische Spiel- und Registertraktur
Großkamsdorf ist ein Ortsteil von Kamsdorf in der Gemeinde Unterwellenborn im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Der Ort liegt am Nordostrand des Thüringer Schiefergebirges. Wenige Kilometer südlich befindet sich der Hohenwarte-Stausee und die Kreisstadt Saalfeld ist etwa 8 Kilometer entfernt. Die erste urkundliche Erwähnung von Groß- und Kleinkamsdorf ist für das Jahr 1275 nachgewiesen. Beide Kamsdörfer wurden Teil des wettinischen Amtes Ranis und später Exklaven des kursächsischen Amtes Arnshaugk. Nach dem Wiener Kongress kamen Groß- und Kleinkamsdorf 1815 als Exklaven zum preußischen Landkreis Ziegenrück. 1950 entstand durch den Zusammenschluß der bisherigen und zwischenzeitlich durch den Bau neuer Wohnsiedlungen zusammengewachsenen Gemeinden Großkamsdorf und Kleinkamsdorf die Gemeinde Kamsdorf, die seit 2018 wiederum zur Gemeinde Unterwellenborn gehört. Die Kirche St. Peter und Paul in Großkamsdorf wurde 1789 auf den Grundmauern einer wohl mittelalterlichen Anlage erbaut. Zwei spätgotische Schnitzfiguren der Kirchenpatrone stammen wohl aus dem 14.Jahrhundert, ansonsten entstand die übrige Ausstattung Anfang des 19.Jahrhunderts. Rund einhundert Jahre entstand die heutige Orgel, die aus der berühmten Werkstatt der Familie Ladegast in Weißenfels stammt. Ihr genaues Baujahr ist aufgrund fehlender Akten nicht bekannt, doch dürfte sie ziemlich exakt um 1900 zu datieren sein.
Der 1818 in Hochhermsdorf im heutigen Landkreis Mittelsachsen geborene Friedrich Ladegast gehört fraglos zu den überragenden Orgelbauern der deutschen Romantik. Ihn und sein großartiges Werk angemessen zu würdigen, sprengt den Rahmen dieses kleinen Orgelportraits. Seinen Weltruhm verdankt Ladegast, der sich 1847 in Weißenfels niedergelassen hatte, heute vor allem seinen großen Werken, etwa den Domorgeln in Merseburg und Schwerin. Die 1855 eingeweihte Domorgel in Merseburg etwa war damals die größte Orgel Deutschlands und brachte ihrem Meister viel Anerkennung und Ruhm ein. Das Werk wurde und wird bis heute zu Recht bewundert und inspirierte etwa auch Franz Liszt zu einigen seiner großen Orgelwerke. Selbst Aristide Cavaille-Coll sprach immer mit Hochachtung und Bewunderung von seinem Kollegen Ladegast. Darüber hinaus erbaute Ladegast aber auch zahlreiche kleinere Werke, von denen sich nicht wenige bis heute erhalten haben. Sein 1858 geborener Sohn Oskar Ladegast lernte sein Handwerk natürlich in der väterlichen Werkstatt und seit 1885 trug das Weißenfelser Unternehmen den Namen „Ladegast & Sohn“. Nach dem Tod seiner Frau 1892 zog sich der Senior, Friedrich Ladegast immer mehr aus der Firma zurück und 1898 wurde Oskar Ladegast Alleininhaber des Unternehmens. In jener Zeit hatte die Firma Ladegast ihre einstmals überragende Bedeutung jedoch bereits merklich eingebüßt. Die klanglich wie technisch konservative Ausrichtung Friedrich Ladegasts führte gegen Ende des 19.Jahrhunderts dazu, daß mehrere große Werke, etwa in der Leipziger Thomaskirche oder im Gewandhaus nicht von Ladegast, sondern von „fortschrittlicheren“ Orgelbauern wie etwa Wilhelm Sauer aus Frankfurt an der Oder oder von der Firma Walcker in Ludwigsburg ausgeführt wurden. Mit der pneumatischen Traktur wollte sich Friedrich Ladegast nie richtig anfreunden. Als er sich um 1890 mehr gezwungen als gewollt ebenfalls dem Bau pneumatischer Trakturen zuwandte, überließ er deren Ausführung eigentlich immer seinem Sohn Oskar. Auch unter der Ägide des Sohnes entstanden noch einige gediegene, allerdings meist kleinere Werke. Bemerkenswert ist etwa die 1906 entstandene Orgel mit 36 Registern in Lugau im Erzgebirge und das der Großkamsdorfer Orgel nicht unähnliche, 1903 entstandene Instrument in Langenleuba-Niederhain im Landkreis Altenburger Land. Nach 1918 beschränkte sich Oskar Ladegast mehr und mehr auf den Wiedereinbau der im Ersten Weltkrieg abgegebenen Prospektpfeifen. 1924 entstand der letzte Orgelneubau und 1937 wurde das traditionsreiche Unternehmen geschlossen. Oskar Ladegast verstarb 1944 in Weißenfels.
Die um 1900 vollendete Ladegast-Orgel in Großkamsdorf besitzt 13 Register auf zwei Manualen und Pedal und pneumatische Kegelladen. Lediglich zwei Register sind zu unbekannter Zeit später verändert worden, doch verfremdet dies den Klangeindruck nicht wesentlich. Im Hauptwerk finden wir Principal, Flöte und Gambe 8', Octave und Rohrflöte 4', eine nicht originale Terz 1 3/5' sowie eine 3-4fache Mixtur. Im zweiten Manuel stehen die Register Lieblich Gedackt und Salicional 8', Geigenprincipal 4' sowie ein Flautino 2'. Im Pedal schließlich mit einem Tonumfang bis zum d1 finden wir Subbaß 16' und Cello 8', dazu kommen eine Manual- und zwei Pedalkoppeln.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Principal 8' |
Lieblich Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Flöte 8' |
Salicional 8' |
Cello 8' |
Pedalkoppel zu I |
Gambe 8' |
Geigenprincipal 4' |
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Pedalkoppel zu II |
Octave 4' |
Flautino 2' |
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Rohrflöte 4' |
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Terz 1 3/5' |
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Mixtur 3-4f. |
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HOHENFELDEN (Verwaltungsgemeinschaft Kranichborn, Landkreis Weimarer Land)
Ev. Kirche St. Burkhard
Erbauer: Johann Wilhelm Salfelder (Stadtilm) 1819, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Hohenfelden ist eine thüringische Gemeinde im Süden des Kreises Weimarer Land und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld. Der 1299 erstmals urkundlich erwähnte Ort liegt östlich des weithin sichtbaren, 513 m hohen Riechheimer Berges auf einer Höhe von etwa 340 m. Entlang des kleinen Bachs Krummbach, der heute den Stausee Hohenfelden speist, verlief einstmals die Grenze zwischen Erfurter und Kurmainzer Gebiet einerseits und der Herrschaft Oberkranichfeld andererseits. Die im südlichen Ortsteil lebenden Einwohner – man nannte sie „Meininger“ – klagten damals darüber, dass sie im nördlichen Gemeindeteil – im „weimarischen Ausland“ – zur Schule und zur Kirche gehen mussten und auch dort beerdigt wurden. Heute wohnen – friedlich wiedervereint – 370 Einwohnerinnen und Einwohner im Ort. Am Ostrand des Dorfes befindet sich das Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden. In den 30 Museumsgebäuden aus dem 17. bis 20. Jahrhundert wird gezeigt, wie in Mittelthüringer Dörfern früher gebaut, gelebt und gearbeitet wurde. Der 38 Hektar große Stausee Hohenfelden wurde etwa 1,5 km östlich der Gemeinde von 1966 bis 1975 der gebaut, dessen Hauptfunktion heute in der Naherholung für die nahe gelegenen Städte Erfurt und Weimar besteht. Die evangelische Dorfkirche St. Burkhard liegt zentral inmitten des Ortes. Eine Kirche in Hohenfelden wurde 1439 erstmals genannt. Nach einem Dorfbrand 1810 baute man die Kirche in heutiger Form wieder auf. Sie besitzt ein Holztonnengewölbe und zwei Emporen. Der Kanzelaltar und der Taufstein aus Holz sind reich verziert. Eine Teilrestaurierung der Kirche erfolgte 1998. Die Orgel stammt aus der Werkstatt des Stadtilmer Orgelbauers Johann Wilhelm Salfelder.
Was wir über den Erbauer der Hohenfelder Orgel, jenen Johann Wilhelm Salfelder sicher wissen, ist praktisch in einem Satz gesagt. Wir kennen von ihm weder das genaue Geburts-, noch das Todesjahr. Auch wo er seine Ausbildung erhielt, ist nicht bekannt. In Frage kommen hierfür vor allem die in Stadtilm ansässige Orgelbauerwerkstatt von Johann Benjamin Witzmann oder auch die Orgelbauerfamilie Schulze in Milbitz. Jedenfalls scheint sich Johann Wilhelm Salfelder irgendwann um 1810 selbstständig gemacht zu haben. In den Jahren 1812 bis 1813 errichtete er ein Instrument mit zehn Registern auf einem Manual und Pedal für die Kirche in Oberhasel im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. 1819 erbaute er das zweimanualige Instrument in Hohenfelden. 1820 errichtete Salfelder ein ebenfalls zweimanualiges Instrument in Windischholzhausen bei Erfurt. Nach 1820 scheint Salfelder seine Werkstatt von Stadtilm nach Tonndorf verlegt zu haben. Tonndorf liegt nur wenige Kilometer von Hohenfelden entfernt. 1827 heißt es über einen Orgelneubau in Tiefthal, heute ein Stadtteil von Erfurt: „Am 7. Oktober 1827 wurde allhier die vom Orgelbauer Herrn Wilhelm Saalfelder aus Tonndorf für 850 Taler neu erbaute achtfüßige Orgel mit zwei Manualen und 18 Stimmen von Herrn Musikdirektor Müller aus Erfurt genau revidiert, feierlich übernommen und das erste Mal zum Gottesdienst gespielt.“ Jene Orgel in Tiefthal ist leider nicht erhalten. Nach diesem Orgelbau verlieren sich die Spuren jenes Johann Wilhelm Salfelder, dessen Orgel in Hohenfelden mit ihrem bemerkenswerten Biedermeier-Prospekt von der Kunst ihres Meisters beredtes Zeugnis ablegt.
Nach der Teilrestaurierung der Kirche wurde im Jahre 2000 mit der Restaurierung der Salfelder-Orgel in Hohenfelden begonnen. Bis heute ist dieses Projekt nicht abgeschlossen. Von den ursprünglich 21 Registern auf zwei Manualen und Pedal sind derzeit 13 verwendbar. Noch nicht wieder eingebaut sind alle gemischten Stimmen, die Pedalregister und alles in einer höheren als der 4'-Lage. Das Hauptwerk besitzt zehn Stimmen und ist vom Ton C bis zum f3 ausgebaut. Der Principal 8' bildet die Grundlage des Klangs, der von Hohlflöte, Gambe und Gedackt 8' schattiert und von einem Quintatön 16' grundiert wird. Nach oben hin wird die Disposition ergänzt durch Oktave und Gedackt 4' sowie die drei derzeit noch fehlenden Register Quinte 3', Oktave 2' sowie eine 4fache Mixtur. Das Oberwerk besitzt sieben Stimmen, nämlich Bordun, Traversflöte und Salicional 8', Principal, Gedackt und Flauto dolce 4' sowie ein derzeit ebenfalls noch fehlendes Cornett 3fach. Das derzeit leider gar nicht spielbare Pedal besitzt Subbaß, Violon und Posaune 16' sowie einen Oktavbaß 8'. Seit den ersten Maßnahmen sind nun auch schon wieder 17 Jahre vergangen und ein Abschluss der ruhenden Restaurierungsarbeiten ist derzeit nicht in Sicht. So wie es aussieht, müssen wir noch eine ganze Weile warten, bis die Salfelder-Orgel in Hohenfelden wieder in ihrer vollen Pracht erklingen kann.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-c1 |
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Quintatön 16' |
Bordun 8' |
(Subbaß 16') |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Traversflöte 8' |
(Violon 16') |
Pedalkoppel |
Hohlflöte 8' |
Salicional 8' |
(Octavbaß 8') |
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Gedackt 8' |
Principal 4' |
(Posaune 16') |
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Gambe 8' |
Gedackt 4' |
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Octave 4' |
Flauto dolce 4' |
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Gedackt 4' |
(Cornett 3f.) |
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(Quinte 3') |
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(Octave 2') |
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(Mixtur 4f.) |
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In Hohenfelden gespielte Stücke:
Johann Christoph Bach: Dies sind die heilgen zehn Gebot >>>
Johann Christoph Bach: Es ist das Heil uns kommen her >>>
Johann Christoph Bach: Es woll uns Gott genädig sein >>>
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HORBA (Stadt Königsee-Rottenbach, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche
Erbauer: Johann Friedrich Schulze (Milbitz) 1815, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Horba ist ein Stadtteil von Königsee-Rottenbach im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Das Dorf liegt am Rande des Thüringer Waldes auf einem Hochplateau und wird von den Wäldern des Paulinzellaer Forstes umgeben. Südwestlich zu Horba liegt im Tal der Hauptort Königsee. Unter dem Namen „Horwe“ wurde das Dorf im Jahre 1371 erstmals erwähnt. Bis 1918 gehörte der Ort zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. 1994 wurde Horba, in dem heute rund 230 Einwohnerinnen und Einwohner leben, in die Stadt Königssee eingemeindet; und Anfang 2013 entstand die heutige Stadt Königsee-Rottenbach durch Zusammenschluss der zuvor selbstständigen Stadt Königsee mit der Gemeinde Rottenbach. Die evangelische Dorfkirche ist im Zeitraum zwischen 1667 und 1668 errichtet worden. 2018 konnte man in dem kleinen Ort also den 350.Geburtstag der Kirche feiern, was auch mit einer Festwoche begangen wurde. Der Taufstein stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde aus Kalkstein gefertigt und der Altar entstand im 17. Jahrhundert. Auf der Empore der Kirche steht eine kunsthistorisch bedeutsame Orgel, das Erstlingswerk von einem der größten Orgelbauer des 19. Jahrhunderts, von Johann Friedrich Schulze aus Milbitz. Milbitz liegt rund zweieinhalb Kilometer nordwestlich von Horba.
Johann Friedrich Schulze wurde 1793 in Milbitz, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt geboren. Er wurde in eine Orgelbauerfamilie hineingeboren, die vor ihm bereits in drei Generationen hauptsächlich im näheren Umkreis von Milbitz wirkte. Doch sein Vater Johann Andreas Schulze starb, als Johann Friedrich Schulze gerade einmal 13 Jahre alt war. So erlernte der Sprößling sein Handwerk bei Johann Benjamin Witzmann in Stadtilm, der seinerseits allerdings wiederum ein Schüler von Johann Andreas Schulze gewesen war. Johann Benjamin Witzmann starb im Februar 1814, als er nach einer Orgelstimmung in Ulla bei Nohra auf dem Heimritt in winterlicher Witterung tödlich verunglückte. 1813 hatte Witzmann in Traßdorf bei Stadtilm eine Orgel begonnen, die noch nicht fertiggestellt war und die nun vom erst 21jährigen Johann Friedrich Schulze vollendet wurde. Danach zog es ihn zurück in seinen Heimatort Milbitz und übernahm die seit dem Tod des Vaters verwaiste Orgelbauwerkstatt. Seine erste eigenständige Orgel errichtete er sodann 1815 in Horba und es ist ein kaum zu überschätzender Glücksfall, dass dieses Instrument als eines der ganz wenigen aus der frühen Schaffensphase des nachmals weltberühmten Meisters im Grunde genommen unverändert die Zeiten bis heute überdauert hat. Schulze verlegte seine Werkstatt 1825 ins romantisch gelegene Paulinzella, nur wenige Kilometer entfernt. Er entwickelte sich in der Folge zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschen Orgelbaues im 19.Jahrhundert. Maßgeblich für seine künstlerische Entwicklung war der Umbau der Trampeli-Orgel in der Stadtkirche zu Weimar ab 1824, wo er mit dem dortigen Organisten Johann Gottlob Töpfer zusammenarbeitete und dessen Orgelbau-Theorien als erster Orgelbauer überhaupt praktisch umsetzte. Gemeinsam schufen Töpfer und Schulze ein neues Klangbild, das vom Spätbarock in die Romantik weist. Um 1850 stand Johann Friedrich Schulze auf dem Zenit seiner Meisterschaft, die in jener Zeit gebauten Großorgeln im Bremer Dom, in der Lübecker Marienkirche und sogar im Chrystal Palace in London zeigen, dass seine Kunst weithin Anerkennung fand. Johann Friedrich Schulze starb Anfang des Jahres 1858. Die Orgel in Horba zeigt uns Johann Friedrich Schulze hingegen noch unbeeinflußt von Töpfer. Das bruchlos aus dem Spätbarock übernommene Klangbild ist in diesem seinem Erstlingswerk noch gut zu vernehmen.
In der 1840 erschienenen „Encyklopädie der gesamten musikalischen Wissenschaften“ wird die „Anmuth von Johann Friedrich Schulzes Geigenprincipalen, Gamben und Salicionalen“ besonders hervorgehoben. All diese Stimmen, deren Mensuren Schulze in der Zusammenarbeit mit Töpfer entwickelte und die seither zum Grundbestand einer jeden romantischen Orgel in Deutschland gehörten, sind in Horba noch nicht vorhanden. Wir finden in diesem bedeutenden, 1815 vollendeten Erstlingswerk Schulzes eine klassische, nachbarocke Disposition, wie sie in ganz ähnlicher Form auch von anderen Orgelbauern in den Thüringer Landen jener Jahre gebaut wurde. Das Manual hat einen Umfang bis zum d1 und die Register Bordun 16', Gedackt 8', Principal und Hohlflöte 4', eine Quinte 2 2/3', eine Octave 2' und darüber eine 3fache Mixtur. Das Pedal mit einem Ambitus bis zum c1 verfügt über Subbaß 16' sowie Oktavbaß und Violon 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Von Einbau eines elektrischen Gebläses, dem Ersatz der im ersten Weltkrieg abgelieferten Prospektpfeifen und gelegentlichen Reinigungen und Stimmungen ist das opus 1 des großen Johann Friedrich Schulze in nahezu originalem Zustand bis heute erhalten. Aber, dem Instrument wurde bis heute auch keine grundlegende Restaurierung zuteil und dass sie all diese über 200 Jahre so gut und weitgehend funktionsfähig überstanden hat, ist ihrer herausragenden technischen Qualität zu verdanken, die allen Instrumenten aus der Werkstatt Schulzes eigen sind.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, C-d1 |
Pedal, C-c1 |
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Bordun 16' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Gedackt 8' |
Octavbaß 8' |
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Principal 4' |
Violon 8' |
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Hohlflöte 4' |
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Quinte 2 2/3' |
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Octave 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Horba gespielte Stücke:
Johann Peter Heuschkel: Moderato a-moll >>>
Johann Peter Heuschkel: Moderato d-moll >>>
Albert Methfessel: Nun ruhen alle Wälder >>>
Christian Heinrich Rinck: Maestoso e-moll >>>
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KIRSCHKAU (Verwaltungsgemeinschaft Seenplatte, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Jesuskirche
Erbauer: Johann Tobias Hiebe (Schleiz) 1753, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Kirschkau ist eine Gemeinde im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Sie liegt im Thüringer Schiefergebirge und gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Seenplatte. Dies war eine der ersten Verwaltungsgemeinschaften in Thüringen, bereits 1990 gegründet und heute 15 Gemeinden umfassend. Nachbargemeinden sind Göschitz, Löhma und die Stadt Schleiz im Saale-Orla-Kreis sowie die Stadt Zeulenroda-Triebes im Landkreis Greiz. Kirschkau, das heute 226 Einwohnerinnen und Einwohner hat, wurde im Jahre 1335 erstmals urkundlich erwähnt. 1407 wird in Kirschkau eine Kirche St. Peter und Paul erwähnt. Kirschkau liegt in den reußischen Landen; ein Gebiet, das sich im 16. und 17. Jahrhundert in zahlreiche kleine Herrschaften aufspaltete. Kirschkau gehörte zur Grafschaft Schleiz. Im Ort bestand ein Rittergut, das Graf Heinrich XII. Reuß zu Schleiz im Jahre 1745 erwarb. In der Folgezeit hielt sich der Graf häufig zur Jagd und zur Erholung in Kirschkau auf. Als man sich 1749 seitens des Kirchenvorstandes an den Landesherren wandte mit der Bitte um eine Kollektenerlaubnis, so traf dieses Gesuch bei Heinrich XII. auf offene Ohren. Er erlaubte nicht nur die Kollekte, sondern kümmerte sich auch persönlich und teilweise bis ins kleinste Detail um Finanzierung, Planung und sogar den Ablauf der Einweihungsfeierlichkeiten. Die 1753 vollendete Jesuskirche in Kirschkau ist ein prachtvoller, barocker Zentralbau mit ovalem Grundriß. Die barocke Orgel entstammt der Werkstatt von Johann Tobias Hiebe aus Schleiz.
Der Erbauer der Orgel in Kirschkau, Johann Tobias Hiebe wurde 1697 als Sohn eines Tischlers in Schleiz geboren. In den ersten Jahren seines Wirkens nannte er sich noch Hübe mit „ü“. Mit 16 Jahren wird Hübe Geselle bei dem in Schleiz ansässigen Orgelbauer David Merker. Er muß sich schnell zu Merkers wichtigstem Mitarbeiter entwickelt haben und vermutlich 1726 übernahm Hübe die Werkstatt seines Lehrmeisters Merker und heiratete ein Jahr später. Doch bereits einige Jahre zuvor erbaute Hübe sein op. 1, ein Instrument mit 9 Registern für die Kirche in Triebes, die leider nicht erhalten ist. 1722 erbaute er sodann das reizende kleine Orgelpositiv, das heute im Rittersaal auf Schloß Burgk steht und das in einem anderen Orgelportrait näher vorgestellt wird. 1726 errichtete er eine leider schon im 19.Jahrhundert ersetzte Orgel für Rödersdorf und danach hören wir fast 20 Jahre nichts mehr von ihm. 1745 erbaute er eine schmucke und zum Glück wohlerhaltene Orgel für die Kirche zu Blintendorf. Bei diesem Orgelbau nennt er sich nun nicht mehr Hübe mit „ü“, sondern Hiebe mit „ie“. Diese Schreibweise mit „ie“ behält er sodann bis zu seinem 1767 erfolgten Tod bei. 1753 erfolgte dann der Orgelneubau in Kirschkau und zehn Jahre später, 1763 in der Kirche des benachbarten Dorfes Lössau. Die Schnitzereien am Prospekt in Kirschkau stammen von Philipp Conrad Ehrhardt. Auf eine interessante Besonderheit sei noch hingewiesen. Bekrönt wird der Orgelprospekt von einer goldenen Wolke mit Strahlenkranz. Darin nicht, wie üblich, das Auge Gottes, sondern das Ohr Gottes. Es handelt sich dabei um eine wohldurchdachte Allegorie. Die Zuwendung Gottes wird dadurch ausgedrückt, daß er nicht nur alles sieht, sondern auch alles hört – und sich an der Musik zu seiner Ehre erfreut. Graf Heinrich XII. Reuß zu Schleiz, der sich zeitlebens mit der kleinen, aber dennoch prachtvollen Dorfkirche in Kirschkau eng verbunden fühlte, starb 1784 und wurde natürlich in der Familiengruft in Schleiz begraben. Aber sein Herz ruht, wie das seiner Gemahlin Christiane Ferdinandine zu Ysenburg und Büdingen, hinter dem Altar „seiner“ Jesuskirche in Kirschkau.
Johann Tobias Hiebe hatte keine Kinder und so starb die Werkstatt, die ihren Wirkungskreis nicht nur im Reußenlande, sondern bis nach Oberfranken in den Raum Hof hatte, mit seinem Tod im Jahre 1767 schon nach einer Generation wieder aus. Die Orgel in dem höchst bemerkenswerten Kirchenraum in Kirschkau ist im Grunde genommen unverändert erhalten und so konnte das wertvolle Instrument 2014 durch die Firma Rösel Orgelbau aus Saalfeld stilgerecht restauriert werden. 13 Register sind auf einem Manual und Pedal disponiert. Das Manual hat einen Umfang vom Ton C bis zum c3 ohne das Cis. Wir finden hier die Register Principal, Grobgedackt und Quintadena 8', Octava und Kleingedackt 4', eine Quinta 3', Octava 2', dann bemerkenswerterweise zwei terzhaltige Stimmen, eine 2fache Sesquialtera und daneben noch 3fache "Cornetti"; das Ganze bekrönt von einer hellen, 3fachen Mixtur. Das Pedal, das ebenfalls ohne Cis zum c1 ausgebaut ist, verfügt über die drei Stimmen Subbaß und Violonbaß 16' sowie einen Principalbaß 8'. Eine Pedalkoppel und ein Tremulant vervollständigen das reizvolle Klangbild. Wer mal Gelegenheit hat, die wunderbare Jesuskirche in Kirschkau zu bewundern, der wird ohne Einschränkung den Worten der barocken Einweihungspredigt zustimmen, in der es heißt: „Dergleichen wird man an Ansehn, an Würden, Zierathen und anderen Vorzügen in den ganzen Reußischen Creiße auf dem Lande nicht suchen noch finden. Das wer sie wird sehen, der wird sich freuen können, wer davon höret, wird sich wundern, daß ein solches Gotteshaus in Kirschkau stehet.“
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Principal 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Grobgedackt 8' |
Violonbaß 16' |
Tremulant |
Quintadena 8' |
Principalbaß 8' |
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Octava 4' |
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Kleingedackt 4' |
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Quinta 3' |
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Octava 2' |
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Sesquialtera 2f. |
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Cornetti 3f. |
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Mixtur 3f. |
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In Kirschkau gespielte Stücke:
Anonymus: Auf meinen lieben Gott >>>
Johann Sebastian Bach: Fantasie C-Dur BWV 570 >>>
Johann Georg Küchenthal: Chanberceau in C >>>
Johann Pachelbel: Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist >>>
Johann Pachelbel: Vom Himmel hoch, da komm ich her >>>
Johann Pachelbel: Was mein Gott will, das gescheh allzeit >>>
Johann Theodor Roemhildt: Praeludium zum Eingange G-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Fantasie C-Dur >>>
KLEINBUCHA (Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal, Saale-Holzland-Kreis)
Ev. Kirche
Unbekannter Erbauer um 1715, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Wenn es stellenweise noch so etwas wie ein „Thüringen aus dem Bilderbuch“ gibt, dann in dem Dorf Kleinbucha. Nur 51 Einwohnerinnen und Einwohner leben in diesem etwas abgelegenen Ortsteil der Gemeinde Eichenberg im Saale-Holzland-Kreis. Bis zur nächsten Bundesstraße, der B88, sind es knapp sieben Kilometer. Kleinbucha liegt in einem Hochtal nördlich des sogenannten Hexengrundes. Die Burgruine Schauenforst liegt 4 Kilometer entfernt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahre 1358. In früheren Jahrhunderten waren die hier lebenden Menschen schwerpunktmäßig mit der Kultivierung der umliegenden Rodungsflächen beschäftigt. Unter anderem wächst hier auch ein Baum, den es an keinem anderen Ort gibt, die 1961 erstmals beschriebene „Heilinger Meelbeere“ – Sorbus heilingensis. Zusammen mit der Gemeinde Eichenberg gehört Kleinbucha heute der Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal an. Die Dorfkirche in Kleinbucha ist eine in ihrer Bausubstanz weitgehend erhaltene romanische Saalkirche. Bei einem Umbau im Jahre 1768 erhielt sie ihre heutige Gestalt. In ihrem Dachreiter hängt eine Glocke, die um das Jahr 1400 gegossen wurde. Und auf der Empore steht eines der ganz wenigen, original erhaltenen Thüringer Orgelpositive des 18. Jahrhunderts.
Der Erbauer des reizvollen kleinen Orgelpositivs in der Kirche zu Kleinbucha ist nicht bekannt. Auch das genaue Baujahr konnte noch nicht ermittelt werden. Allgemein wird eine Entstehung um das Jahr 1715 herum angenommen. Erbaut wurde es ursprünglich für die Kirche des Ortes Großpötzschau, das liegt 16 Kilometer südöstlich von Leipzig und gehört heute zur Gemeinde Rötha. Die Kirche dort in Großpötzschau besitzt noch heute einen frühgotischen Altarraum, die übrige Kirche wurde nach einem Turmbrand im Jahre 1881 in neugotischen Stil neu aufgebaut. Bereits 1815 erhielt die Kirche in Großpötzschau eine neue, größere Orgel durch den Orgelbauer Christian Friedrich Poppe aus Stadtroda, die heute noch erhalten ist. Das bis dahin in der Kirche befindliche Orgelpositiv gab man dem Orgelbauer Poppe in Zahlung; dieser restaurierte das Instrument und stelle es 1821 in Kleinbucha wieder auf. Dies erfahren wir aus einer Inschrift auf einem Stück Leder in der Klaviatur, wo es wörtlich heißt: „Diese Orgel hat in Großpötzschau in der Kirche gestanden, bei Leipzig und Christian Friedrich Poppe hat sie drangenommen und nach Bucha gebracht. Orgelbaumeister aus Stadtroda 1821.“ Hier hat sich das Instrument in der Abgeschiedenheit des kleinen Ortes völlig unverändert erhalten und so konnte es 1998 bis 2002 durch die Firma Rösel und Hercher Orgelbau aus Saalfeld behutsam und stilgerecht restauriert werden. Aber wer könnte ihr ursprünglicher Erbauer sein? Spekulieren wir einmal und schauen wir nach Leipzig, so wirkte dort Anfang des 18.Jahrhunderts als Universitäts-Orgelmacher der um 1675 geborene Johann Scheibe. Er erbaute größere Instrumente in die Leipziger Paulinerkirche und die Leipziger Johanneskirche, die allesamt nicht erhalten sind. Sein einziges bis heute auf uns gekommenes Orgelwerk finden wir in der Kirche zu Zschortau, 12 Kilometer nördlich von Leipzig. Zwar trennen die beiden Instrumente etwa 30 Jahre, die Orgel in Zschortau wurde 1746 fertiggestellt und übrigens von keinem Geringeren als Johann Sebastian Bach abgenommen. Auch wenn dies lediglich ein schwacher Verdacht ist, aber die Prospektgestaltung in Zschortau und Großpötzschau – heute Kleinbucha – weist schon ein paar Ähnlichkeiten auf. Die eigentümlich rund geschwungenen Formen des Prospekts und auch der geschnitzte Zierat sind bei beiden Orgeln durchaus nicht grundverschieden. Ähnliche Formen finden sich zum Beispiel nicht bei Orgeln aus der Familie Donat oder Donati, die um 1700 ebenfalls in Leipzig ansässig war und von daher theoretisch ebenfalls in Frage käme. Doch wollen wir nicht weiter spekulieren.
Das zierliche Orgelpositiv in der Dorfkirche zu Kleinbucha ist technisch relativ einfach, dabei höchst zweckmäßig gebaut. Interessant ist, dass die kleineren Holzpfeifen jeweils miteinander verleimt sind. Das Instrument besitzt fünf Register auf einem Manual, das vom Ton C ohne das Cis bis zum c3 ausgebaut ist. Im Prospekt stehen die Pfeifen des Principal 2', dazu kommen ein Grobgedackt 8', ein Kleingedackt 4', eine Quinte 3' und eine Terz 1 3/5'. Die beiden letztgenannten Aliquotregister Quint und Terz sind nur im Diskant, ab dem c1 vorhanden. Ein Pedal ist nicht vorhanden. Eingestimmt mit einer wohltemperierten Stimmung nach Bach-Kellner, besitzt das empfindliche, aber klangfeine kleine Instrument einen erstaunlichen klanglichen Reiz.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
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Grobgedackt 8' |
kein Pedal |
Kleingedackt 4' |
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Quinte 3' (D) |
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Principal 2' |
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Terz 1 3/5' (D) |
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In Kleinbucha gespielte Stücke:
Andreas Armsdorff: Ach Gott und Herr >>>
Andreas Armsdorff: Herr Jesu Christ, dich zu uns wend >>>
Johann Michael Bach: Warum betrübst du dich, mein Herz >>>
Johann Michael Bach: Wo Gott der Herr nicht bei uns hält >>>
Johann Sebastian Bach: Christus, der ist mein Leben BWV 1112 >>>
Johann Sebastian Bach: Wie nach einer Wasserquelle BWV 1119 >>>
Johann Heinrich Buttstedt: Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist >>>
Christian Michael: Praeludium a 3 in G >>>
Christian Michael: Praeludium a 4 in C >>>
Christian Michael: Praeludium a 4 in g >>>
Johann Caspar Simon: Seelen-Bräutigam >>>
KLEINDEMBACH (Gemeinde Langenorla, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Kirche
Erbauer: Adam Heinrich Gruber (Adorf) 1721, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
(Text folgt)
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Flöte 8' |
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Principal 4' |
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Flöte 4' |
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Octave 2' |
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Quinte 1 1/3' |
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Mixtur 3f. |
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In Kleindembach gespielte Stücke:
Heinrich Bach: Christ lag in Todesbanden >>>
Heinrich Bach: Da Jesus an dem Kreuze stund >>>
Johann Christoph Bach: Sarabanda variata in G >>>
Johann Sebastian Bach: Jesu, meines Lebens Leben >>>
Johann Michael Breunig: Sonata c-moll >>>
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Georg Friedrich Kauffmann: Nun ruhen alle Wälder >>>
Johann Caspar Kerll: Canzona in C >>>
Johann Caspar Kerll: Toccata septimi toni >>>
KÖTSCHAU (Gemeinde Großschwabhausen, Landkreis Weimarer Land)
Ev. Kirche
Erbauer: Johann Christian Adam Gerhard (Dorndorf) 1826, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Kötschau ist ein Ortsteil von Großschwabhausen im thüringischen Landkreis Weimarer Land. Der kleine Ort, die Kirchengemeinde hat derzeit rund 30 Gemeindeglieder, liegt direkt an der Bundesstraße B7, die die beiden Städte Weimar und Jena miteinander verbindet und inmitten der Weimarer und Apoldaer Ackerebene. Kötschau wurde 1172 erstmals urkundlich erwähnt. Das Herrenhaus des ehemaligen Gutshofs steht auf den Mauern eines befestigten Herrensitzes und war einst mit Wassergräben umgeben. An der Bundesstraße 7 liegt das ehemalige Gasthaus Kötschau. Johann Wolfgang von Goethe war hier gerne zu Gast; der Geheimrat pflege in Kötschau seine Frau und seinen Sohn auf halbem Weg nach Jena zu verabschieden. In einem Brief Goethes aus dem Jahre 1797 heißt es etwa: „Stell Dir vor, wie lieb Dich Deine beiden Hasen haben: wie Du in Kötschau von uns weg warst, gingen wir raus und sahen auf dem Berg Deine Kutsche fahren, da fingen wir alle beide eins an zu heulen“. Und Charlotte von Stein feierte oft am ersten Weihnachtsfeiertag ihre Geburtstage im Gasthaus Kötschau. Auf der anderen Seite der B7 liegt das Dorf Hohlstedt, das mit Kötschau eine Gemeinde bildete. 2007 wurden Hohlstedt und Kötschau in die Gemeinde Großschwabhausen eingegliedert, die ihrerseits ein Teil der Verwaltungsgemeinschaft Mellingen ist. Die kleine evangelische Dorfkirche ist ursprünglich eine spätgotische Chorturmkirche, der Taufstein aus dem 16.Jahrhundert ist noch erhalten. Im 18.Jahrhundert erhielt das Gotteshaus einen Kanzelaltar und zwei Emporen. 1824 erhielt die Kirche eine Orgel, die von Johann Christian Adam Gerhardt aus Dorndorf geschaffen wurde.
Die Geschichte der Orgelbauerfamilie Gerhardt beginnt mit Justinus Ehrenfried Gerhardt. Er wurde 1710 geboren und war ein Schüler des Orgelbauers Johann Conrad Vockerodt in Löbschütz bei Kahla. Hin und wieder ist zu lesen, dass Gerhardt ein Schüler Gottfried Silbermanns war, doch ist dies aus heutiger Sicht nicht mehr haltbar. Nach der Übernahme der Vockerodt´schen Werkstatt 1737 verlegte Gerhard den Sitz der Firma nach Lindig bei Kahla. Im Portrait seiner herrlichen und gut erhaltenen Orgel in Schlöben werden wir etwas mehr über ihn erfahren. 1745 wurde Christian August Gerhardt geboren, der in der Werkstatt seines Vaters Justinus Ehrenfried Gerhardt lernte und arbeitete und nach dem Tod des Vaters 1786 die Familientradition weiterführte. Und schon sechs Jahre zuvor, im Jahre 1780 erblickte mit Johann Christian Adam Gerhardt bereits die dritte Generation der Orgelbauerfamilie das Licht der Welt. Nach dem Tod von Christian August Gerhardt 1817 übernahmen nun Johann Christian Adam Gerhardt und sein Bruder Johann Ernst Gottfried Gerhardt zunächst gemeinsam die Firma. Doch ein Jahr später trennten sich die Wege der Brüder. Johann Christian Adam Gerhardt hatte bereits 1814 die Tochter des Dorndorfer Kantors Rost geheiratet und verlegte den Firmensitz von Lindig nach Dorndorf, in die Bürgelsche Straße 16. Sein Bruder ließ sich daraufhin in Merseburg nieder und wirkte dort als Orgelbauer und Domorganist bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1823. Der Neuanfang für Johann Christian Adam Gerhardt in Dorndorf war schwierig, doch mit Fleiß und Geschmack erwarb er sich schnell Ansehen, auch durch den 1818 vollendeten Orgelneubau in der Kirche seines neuen Heimatortes. 1820 errichtete er die prachtvolle, bis heute wohl erhaltene Orgel in Dornburg an der Saale. Nach einigen kleineren Instrumenten errichtete er 1824 zwei fast gleich aufgebaute, einmanualige Instrumente für die Leuchtenburg bei Kahla und die Dorfkirche in Kötschau. Dieses Instrument ist bis heute nahezu unberührt auf uns gekommen, lediglich die zinnernen Prospektpfeifen mußten 1917, wie überall, im Ersten Weltkrieg abgegeben werden. Es hat über hundert Jahre gedauert, bis diese sichtbare Wunde aus der Zeit des Ersten Weltkriegs geschlossen werden konnte. Im November 2018 erhielt die Kötschauer Orgel endlich wieder ihren Principal 4' und damit ihr Gesicht zurück. Johann Christian Adam Gerhardt starb 1837 und mit ihm erlosch die rund einhundert Jahre währende Orgelbautradition der Familie Gerhardt.
Die Orgel in der Dorfkirche zu Kötschau besitzt über der Klaviatur die geschmackvoll gestaltete Signatur ihres Erbauers Johann Christian Adam Gerhardt. 9 Register sind verteilt auf einem Manual und Pedal. Damit ist sie übrigens nicht die kleinste Orgel ihres Erbauers, wie man häufiger zu lesen bekommt, denn das 1825 in Lichtenau bei Neustadt an der Orla errichtete Instrument besitzt nur acht Register. Die Intonation ist verhältnismäßig kräftig, was sicher den Grund im Standort hoch oben auf der zweiten Empore hat. Das Manual besitzt einen Tonumfang bis zum c3 und die Register Gedackt und Viola da Gamba 8 ', Gemshorn und Flauto amabile 4', eine Oktave 2' und eine dreifache Mixtur auf 1'-Basis. Dazu kommt, wie bereits erwähnt, seit November 2018 der Principal 4' im Prospekt, der der Orgel das klangliche Rückgrat gibt, ohne welches sie über einhundert Jahre lang auskommen mußte. Im Pedal, das bis zum c1 ausgebaut ist, finden wir die beiden Holzregister Subbaß 16' und Principalbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, C-c3 |
Pedal, C-c1 |
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Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Viola di Gamba 8' |
Principalbaß 8' |
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Principal 4' |
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Gemshorn 4' |
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Flauto amabile 4' |
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Octave 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Kötschau gespielte Stücke:
Johann Thielemann Cramer: Sonate C-Dur >>>
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge As-Dur >>>
Robert Führer: Präludium nach der österreichischen Volkshymne >>>
Karl Gottlieb Umbreit: Andante e-moll >>>
Karl Gottlieb Umbreit: Maestoso C-Dur >>>
Johann Gottfried Vierling: Andante cis-moll >>>
Johann Gottfried Vierling: Andante es-moll >>>
Johann Gottfried Vierling: Andante Fis-Dur >>>
Johann Gottfried Vierling: Larghetto cis-moll >>>
Johann Gottfried Vierling: Larghetto dis-moll >>>
Johann Gottfried Vierling: Larghetto Ges-Dur >>>
KRÖLPA (Verwaltungsgemeinschaft Ranis-Ziegenrück, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Pfarrkirche St. Peter und Paul
Erbauer: Christoph Crapp (Eisfeld) und Caspar Schippel (Hildburghausen) 1696, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Krölpa ist eine Gemeinde mit 2.590 Einwohnerinnen und Einwohnern im thüringischen Saale-Orla-Kreis, die zur Verwaltungsgemeinschaft Ranis-Ziegenrück gehört. Der Ort liegt in Ostthüringen im Kotschautal, das sich an die Orlasenke anschließt. Südlich in der Nähe befindet sich der Hohenwarte-Stausee. Die Region war vor unserer Zeitrechnung keltisch, später germanisch besiedelt. Im 7. Jahrhundert kamen Sorben in das weitgehend entvölkerte Gebiet. Der Ort Krölpa ist seit 1071 urkundlich nachweisbar. Gemeinsam mit dem Ortsteil Hütten wurde er als ein Besitz der Benediktinerabtei Saalfeld erwähnt. Krölpa gehörte bis 1815 zum Königlich-sächsischen Amt Arnshaugk und kam nach dessen auf dem Wiener Kongress beschlossenen Abtretung an den preußischen Landkreis Ziegenrück, zu dem der Ort bis 1945 gehörte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Krölpa zum Kreis Saalfeld, 1952 zum neuen Kreis Pößneck und nach der Wende zum Saale-Orla-Kreis. Seit 2014 gehört der Ort zur Verwaltungsgemeinschaft Ranis-Ziegenrück. Die Kirche St. Peter und Paul wurde 1794 bis 1796 neu aufgebaut, nachdem die Vorgängerin durch einen Blitzschlag abgebrannt war. 1980 wurde der Abriss des statisch gefährderten Turms erwogen. Er wurde dann durch Ausbau der Glocken entlastet, die vorübergehend an einem Stahlgerüst im Pfarrgarten aufgehängt wurde. 1996 wurde die Kirche innen und außen restauriert. Die Kirchengemeinde Krölpa war Ende des 18.Jahrhunderts dankbar, nach dem verheerenden Brand eine gut einhundert Jahre alte gebrauchte Orgel erwerben zu können, die 1801 in die erneuerte Kirche eingebaut wurde. Erbaut wurde sie ursprünglich 1694 für die Hospitalkirche St. Kilian in Schleusingen durch die Orgelbauer Christoph Crapp und Caspar Schippel. Sie ist heute eine der ältesten Orgeln Thüringens und darum von ganz besonderem Wert.
"Anno 1694 haben beide geVattern Christoph Crapp Orgelmacher von Eisfelt, und Caspar Schippel zu Hildburghausen, dieses Orgelwerk aus guder Afection miteinander verferdiget, bey Hildburghausen in der Ebnersrütters Mühle genannt, und hierher an diesen Orth in dem Hospidal bey Schleusingen gebracht wodrin zu der Zeit wart der wohl erwürdige Herr Johan Samuel Weber aus Schleusingen gebürdig Pfarher an diesem Orth, dieses Werk ist vor Weihnachten gesetzt und abgeholet worden." So lesen wir es auf der Balgplatte der heute in Krölpa stehenden Orgel. Caspar Schippel wurde 1648 in Stressenhausen in Südthüringen geboren. Seine Eltern betrieben dort eine Mühle, die sich seit 1592 im Besitz der Familie Schippel befand. Caspar Schippel verkaufte diese Mühle 1691 und siedelte nach Hildburghausen über. Dort erwarb er die in der Inschrift erwähnte „Ebenrettersmühle“. Um 1700 erfolgte Schippels Ernennung zum privilegierten Orgelmacher für dieses Fürstentum, ein Amt, das er bis zu seinem Tode 1722 innehatte. 1694 baute Schippel also gemeinsam mit seinem Vetter Christoph Crapp die neue Orgel für die Hospitalkirche St. Kilian in Schleusingen. Crapp war überdies Schippels Taufpate und wir können davon ausgehen, dass Schippel bei ihm sein Handwerk erlernt hat. Über Christoph Crapp wissen wir sehr wenig, er stammte aus Eisfeld und hatte seine Werkstätten in Eisfeld, Hildburghausen und Ummerstadt und wohnte schließlich in Streufdorf. 1672 arbeiteten Crapp und Schippel gemeinsam an der von Matthias Tretzscher erbauten Orgel in Meeder bei Coburg, dies ist er früheste Tätigkeitsnachweis beider Orgelbauer. Die letzte belegte Arbeit Christoph Crapps ist 1721 der Umbau der Orgel in Weitramsdorf bei Coburg. Naheliegend, doch nicht geklärt ist eine verwandtschaftliche Beziehung zu Johann Christoph Crapp, der aus Erfurt stammte und zwischen etwa 1710 und 1740 hauptsächlich in Mittelfranken tätig war und unter anderem das Amt eines Ansbachischen Landorgelmachers innehatte.
Die heute in Krölpa stehende Orgel wurde ja, wie bereits erwähnt, 1694 ursprünglich für Schleusingen gebaut. Sie besitzt darum auch, wie in Südthüringen um 1700 üblich, seitliche Harfenfelder mit blinden Pfeifenattrappen aus Holz. Beim Einbau in Krölpa 1801 durch den Orgelmacher Johann Michael Georgi aus Unterwirbach wurde die klingenden Substanz nur geringfügig verändert, so dass in den Jahren 1998 bis 1999 eine stilgerechte Restaurierung und Rückführung auf den Originalzustand durch die Orgelbaufirma Hoffmann aus Ostheim vor der Rhön erfolgen konnte. Dabei erhielt das Instrument auch eine modifiziert mitteltönige Stimmung nach dem Vorbild des 17. Jahrhunderts. Die Orgel besitzt 10 klingende Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual hat einen Tonumfang bis zum c3 ohne das Cis. Klangbasis ist der Principal 4', dazu gesellen sich die Stimmen Grobgedact und Quintaden 8', eine Spitzflöte 4', Octave 2', Quint 1 1/2' und eine 3fache Mixtur auf 1'-Basis. Dazu kommt noch ein rekonstruiertes Regal 8'. Das Pedal besitzt 21 Tasten von C bis zum a°, auch hier selbstredend Cis und besetzt mit den Registern Subbaß und Violon 16'. Eine Pedalkoppel und zwei als Glockenspiel bezeichnete Zimbelsterne in C-Dur und G-Dur ergänzen die frühbarocke Klangpracht des Instruments, das als eine der ganz wenigen aus dem 17. Jahrhundert erhaltenen Orgeln in Thüringen von besonderer Bedeutung für die reiche Orgellandschaft dieses Bundeslandes im Herzen Deutschlands ist.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-a° |
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Grobgedact 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Quintaden 8' |
Violon 16' |
2 Cymbelsterne |
Principal 4' |
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Spitzflöte 4' |
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Octave 2' |
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Quint 1 1/2' |
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Mixtur 3f. |
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Regal 8' |
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In Krölpa gespielte Stücke:
Johann Rudolf Ahle: Allein Gott in der Höh sei Ehr (Variationen) >>>
Johann Rudolf Ahle: Gott, der Vater, wohn uns bei >>>
Johann Rudolf Ahle: Toccata ex Clave d >>>
Johann Rudolf Ahle: Vater unser im Himmelreich >>>
Johann Sebastian Bach: O Herre Gott, dein göttlichs Wort BWV 757 >>>
Wolfgang Carl Briegel: Dies sind die heil'gen zehn Gebot >>>
Wolfgang Carl Briegel: Fuga primi toni >>>
Christian Michael: Praeludium a 4 in F >>>
Johann Caspar Simon: Praeludium und Fuge in g >>>
LANGENDEMBACH (Gemeinde Langenorla, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Kirche
Erbauer: Edmund und Eduard Schulze (als "J. F. Schulze's Söhne", Paulinzella) 1863, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
(Text folgt)
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Lieblich Gedact 16' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Lieblich Gedact 8' |
Octavbaß 8' |
Pedalkoppel |
Hohlflöte 8' |
Salicional 8' |
Gedactbaß 8' |
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Gambe 8' |
Flauto traverso 4' |
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Octave 4' |
Viola d'amour 4' |
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Rohrflöte 4' |
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Mixtur 3f. |
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In Langendembach gespielte Stücke:
Thomas Adams: Alla Marcia >>>
Emma Louise Ashford: Fanfare in g minor >>>
Johann Christian Barthel: Wer nur den lieben Gott läßt walten >>>
Heinrich Christian Carl Güntersberg: An Wasserflüssen Babylon >>>
Heinrich Christian Carl Güntersberg: Gelobet seist du, Jesu Christ >>>
Gustaf Hägg: Sommerabend >>>
Franz Liszt: Aus tiefer Not schrei ich zu dir (Bach) >>>
Franz Liszt: Sposalizio (Ave Maria III) >>>
Charles Villiers Stanford: At eventide >>>
Jakob Vierling: Lobe den Herren >>>
John Ebenezer West: Impromptu >>>
LEUTENBERG (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Stadtkirche
Erbauer: August Peternell (Seligenthal) 1885-1886, Umbau und Fertigstellung Friedrich Ladegast & Sohn (Weißenfels) 1895, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur in Oberwerk, III. Manual und Pedal, pneumatische Spieltraktur im Hauptwerk
Die Landstadt Leutenberg liegt inmitten des Thüringer Schiefergebirges in einem der romantischsten, landschaftlich reizvollsten Gebirgstäler Thüringens, dem Sormitztal im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, umgeben von waldreichen Bergen. Leutenberg trägt den Beinamen „Stadt der sieben Täler“, diese sind das Kiesbachtal, das Sormitztal, Lemnitztal, Ilmtal, Herschdorfer Tal, Kalkgrubental und das Hinktal. Der Ort wurde 1187 als „Lutenberg“ erstmals urkundlich erwähnt. Die Provinz Saalfeld, zu der das Gebiet rund um Leutenberg im Mittelalter gehörte, bekamen die Grafen von Schwarzburg zu Lehen. Später und bis 1918 gehörte der Ort zur Grafschaft beziehungsweise dem Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Nach 1945 gehörte Leutenberg, das derzeit rund 2.100 Einwohnerinnen und Einwohner zählt, zum Landkreis Saalfeld und ab 1994 zum Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Die heutige Einheitsgemeinde Stadt Leutenberg wurde 1996 unter Einbezug der umliegenden Dörfer gegründet. Nach einem verheerenden Brand im Jahre 1800 wurde die Altstadt im Wesentlichen neu aufgebaut. Aus dieser Zeit – der Zeit Goethes und Herders - ist die historische Innenstadt mit ihren schönen Fachwerkhäusern, den Brunnen, dem Rathaus und der Stadtkirche St. Maria Magdalena bis heute erhalten. Die 1812 bis 1815 im klassizistischen Stil wiederaufgebaute Kirche erhielt damals eine Orgel aus der Werkstatt von Johann Wilhelm Salfelder aus Stadtilm. Im Jahre 1882 entschloss man sich, eine modernere Orgel anzuschaffen. Den Auftrag dazu erhielt August Peternell aus Seligenthal. Doch bewährten sich die von Peternell eingebauten Hängeventilladen nicht und schon nach wenigen Jahren war die Orgel praktisch unspielbar.
August Peternell, 1836 geboren und seit 1877 Alleininhaber der von seinen älteren Brüdern gegründeten Orgelbauwerkstatt in Seligenthal bei Schmalkalden, hatte das Instrument in Leutenberg ursprünglich mit 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal errichtet. Näheres über die Geschichte der Familie Peternell ist in dem Orgelporträt des Instruments in Seligenthal, seinem Heimatort, zu lesen. 1886 konnte die Einweihung vorgenommen werden. Doch schon bald häuften sich Klagen über die Orgel. Die neuartigen Hängeventilladen bewährten sich nicht, die Spielart wurde schwerfällig und der von den Bälgen erzeugte Winddruck reichte nicht mehr aus. Das volle Werk konnte nicht mehr gebraucht werden, die Töne begannen zu heulen, trotzdem die Bälgetreter, wie es in einem Bericht zur Situation der Orgel heißt, mit übermenschlicher Kraft arbeiteten. So wurde Peternell vom Kirchenvorstand aufgefordert, die Mängel abzustellen, ebenso sollte der Prospekt vergrößert werden. Doch ließ Peternell die Garantiezeit verstreichen und führte nur die Arbeiten am Prospekt aus. Jedoch war die Gemeinde nicht bereit, die Rechnung von 1.000 Mark dafür zu bezahlen. Nach langem Hin und her kam es 1894 zu einer Gerichtsverhandlung, bei der Peternell dazu "verdonnert" wurde, die Reparatur entweder auf eigene Kosten durchzuführen oder einen anderen Orgelbauer auf seine Kosten damit zu beauftragen. Und so kam es, dass die renommierte Firma Friedrich Ladegast und Sohn aus Weißenfels die Reparatur der fehlerhaften Orgel vornehmen mußte. Ladegast ersetzte die Hängeladen durch normale Kegelladen und erweiterte die Orgel noch um ein drittes Manual mit einem einzelnen Harmoniumregister. Darüber hinaus legte er die Registratur und die Spieltraktur des Hauptwerks nun pneumatisch an, während Oberwerk und Pedal die mechanische Traktur behielten. In dieser Form hat das Instrument die Zeiten bis heute ohne weitere Veränderungen überstanden, lediglich die im Ersten Weltkrieg abgegebenen Prospektpfeifen wurden später ersetzt und ein elektrisches Gebläse wurde eingebaut. Zur Biographie Friedrich Ladegasts nur ganz kurz: geboren 1818 in Hochhermsdorf in Mittelsachsen und verstorben 1905, machte er sich 1847 als Orgelbauer in Weißenfels selbstständig. Er wurde zu einem der bedeutendsten Orgelbauer der Romantik in Deutschland, seine großen Werke, etwa die Domorgeln in Merseburg und Schwerin, erregten allgemeine Bewunderung. Die Orgeln aus Ladegasts Werkstatt, die großen und berühmten ebenso wie die kleinen, sind technische und klangliche Meisterwerke, die an anderer Stelle ausführlicher gewürdigt werden sollen. Sein 1858 geborener Sohn Oskar Ladegast, der für den Umbau in Leutenberg maßgeblich verantwortlich war, denn der Seniorchef war damals ja schon fast 80 Jahre alt, führte die Werkstatt bis in die 1920er Jahre weiter und starb 1944.
Die Peternell-/Ladegast-Orgel in Leutenberg besitzt 24 Register auf drei Manualen und Pedal. Das Hauptwerk mit einem Tonumfang bis zum f3 wird über eine pneumatische Traktur angespielt und verfügt über die Stimmen Bordun 16', Principal, Gamba, Doppelflöte und eine Trompete 8', Principaloktave und Hohlflöte 4', Principal-Superoctave 2' – so ist die originale Bezeichnung auf dem Registerschild – und als Bekrönung ein 3faches Cornett und eine 4fache Mixtur. Das als Schwellwerk angelegte Oberwerk mit mechanischer Traktur besitzt Geigenprincipal, Lieblich Gedackt, Salicional und Traverse 8', Dolce und Violine 4', eine Quintflöte 2 2/3' und ein Piccolo 2'. Über das von Ladegast hinzugebaute dritte Manual wird ein Euphon 8' zum Klingen gebracht, eine durchschlagende Zungenstimme ohne Becher – ein Harmoniumregister. Das Pedal schließlich, das bis zum d1 ausgebaut ist, hat die Register Subbaß, Violon und Bombarde 16', sowie Principal major und Flöt major 8', dazu kommen Koppeln und feste Kombinationen für Piano, Mezzoforte, Forte und Fortissimo. Die klangprächtige und durch ihre besondere Geschichte einzigartige Orgel in Leutenberg wurde 2013 bis 2014 durch die Firma Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen behutsam restauriert.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Schwellwerk, C-f3 |
III.Werk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Geigenprincipal 8' |
Euphon 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel II-I |
Principal 8' |
Lieblich Gedackt 8' |
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Violon 16' |
Manualkoppel III-II |
Gamba 8' |
Salicional 8' |
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Principal major 8' |
Manualkoppel III-I |
Doppelflöte 8' |
Traverse 8' |
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Flöt major 8' |
Pedalkoppel zu I |
Principal_Octave 4' |
Dolce 4' |
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Bombarde 16' |
Pedalkoppel zu II |
Hohlflöte 4' |
Violine 4' |
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4 feste Kombinationen |
Principal-Superoctave 2' |
Quintflöte 2 2/3' |
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Cornett 3f. |
Piccolo 2' |
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Mixtur 4f. |
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Trompete 8' |
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In Leutenberg gespielte Stücke:
Johannes Brahms: Herzlich tut mich verlangen op. 122,9 >>>
Paul Geist: Aus tiefer Not schrei ich zu dir >>>
Alfred Grundmann: Den die Hirten lobeten sehre >>>
George Hepworth: Characteristisches Tongemälde >>>
Franz Liszt: Offertorium aus der Ungarischen Krönungsmesse >>>
Carl Rundnagel: Aus tiefer Not schrei ich zu dir >>>
Carl Rundnagel: Mein Erlöser hängt am Kreuz >>>
Robert Schaab: Nach einer Prüfung kurzer Tage >>>
Robert Schaab: Wie schön leuchtet der Morgenstern >>>
LINDA BEI NEUSTADT A.D. ORLA (Erfüllende Gemeinde Neustadt a.d. Orla, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Kirche
Erbauer: David Merker (oder "Mercker, Schleiz, Zuschreibung) 1703 oder Johann Tobias Hiebe (Schleiz), 1734, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Das Wort „Linda“ kann vieles bedeuten. Linda ist eine Kartoffel, ein weiblicher Vorname, ein Waschmittel und auch acht Dörfer in Deutschland tragen diesen Namen. Unser Linda heißt darum amtlich „Linda bei Neustadt an der Orla“ und ist eine Gemeinde im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Erfüllende Gemeinde ist die rund sieben Kilometer nördlich liegende Stadt Neustadt an der Orla. Zur Gemeinde Linda gehören heute die 1950 eingemeindeten Ortsteile Steinbrücken, Köthnitz und Kleina. Erstmals urkundlich genannt wurde Linda östlich Pößneck, wie es damals genannt wurde, im Jahre 1378. Der Ort lag im Amt Arnshaugk, das nach der Leipziger Teilung ab 1485 zum Neustädter Kreis und damit zum ernestinischen Gebiet der Wettiner gehörte. 1815 kam der Ort zusammen mit einem Großteil des Neustädter Kreises an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. 1952 wurde der Kreis Pößneck gebildet, dem Linda fortan angehörte und 1994 kam das Dorf zum damals neu gegründeten Saale-Orla-Kreis. In der Flur von Linda befindet sich die einzige Galerieholländer-Mühle Thüringens, in der man sogar übernachten kann. Die evangelische Dorfkirche ist eine rechteckige Saalkirche, die im Wesentlichen auf das Jahr 1497 zurückgehen dürfte. Nach einem Brand 1620 wurde die Kirche in ihrer heutigen Gestalt wiederaufgebaut und 1734 mit einem barocken Kanzelaltar ausgestattet. Im frühen 18.Jahrhundert erhielt die Kirche auch eine barocke Orgel – doch wann genau und wer sie erbaut hat, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
Wann und von wem die kleine Orgel in Linda erbaut wurde, darüber sagen die Quellen nichts aus. Wir sind also auf Hinweise und stilkritische Vergleiche angewiesen. Sicher ist, dass der Kanzelaltar und der Aufbau, der die Orgel halb verdeckt, 1734 errichtet wurde. Meist wird jedoch das Baujahr 1703 angegeben und die Orgel soll von Johann Tobias Hiebe aus Schleiz erbaut worden sein. Dies passt jedoch nicht zusammen, da Hiebe erst 1697 geboren wurde. Das Baujahr 1703 könnte allerdings schon passen und zwar aus zwei Gründen. Zum einen würde dies erklären, warum der Aufbau des 1734 errichteten Kanzelaltars die Orgel halb verdeckt, denn wären Kanzel und Orgel gleichzeitig entstanden, hätte dies der Orgelbauer mit Sicherheit so nicht zugelassen. Zum anderen weist der Prospekt optisch große Ähnlichkeiten auf mit der 1704 fertiggestellten Orgel in Dreitzsch, nur wenige Kilometer entfernt. Ihr Erbauer ist bekannt, es ist David Merker aus Schleiz, der spätere Lehrer von Johann Tobias Hiebe. Merker arbeitete zunächst als Geselle bei dem Orgelbauer Christoph Junge, der zwischen 1675 und 1687 in Mitteldeutschland bedeutende Werke schuf. Er starb beim Bau einer großen Orgel für den Erfurter Dom und sein, wie es heißt, Meistergeselle David Merker vollendete das Instrument dann bis 1689. Später machte sich Merker in Schleiz selbstständig und erbaute in der Folge Orgeln in Schleiz, Triptis, Dreitzsch, Oschitz, Altensalz bei Plauen und Zollgrün. Mit Ausnahme der Orgel in Dreitzsch, die in einem anderen Orgelporträt vorgestellt wird, ist von alledem aber nichts erhalten. Der 1697 geborene Johann Tobias Hiebe arbeitete zunächst als Geselle in Merkers Werkstatt und übernahm diese 1726. Auf dem Subbaß in Linda findet sich die Jahreszahl 1735, was wiederum für Hiebe sprechen würde. Aber könnte es nicht so gewesen sein, dass die Orgel ursprünglich 1703 von David Merker errichtet wurde, möglicherweise anfangs nur mit angehängtem Pedal. Nach der Umgestaltung der Kirche 1734 erhielt die Orgel dann zum Abschluß als klangliche Verstärkung einen Subbaß durch zum Beispiel Johann Tobias Hiebe. Auch das würde passen, denn die Pedalpfeifen wirken wie nachträglich angestückelt und sind eigentlich auch zu groß für die niedrige Empore, so dass sie größtenteils gekröpft werden mussten. Wie auch immer, in der kleinen Dorfkirche in Linda steht ein höchst bemerkenswertes Instrument, das noch nicht alle Geheimnisse von sich preisgegeben hat.
Nachdem 1955 ein Wasserschaden die Orgel unspielbar gemacht hatte, wurde die alte Ton- und Registermechanik recht gewaltsam aus der Mitte der Orgel herausgesägt, um Platz für ein Harmonium zu schaffen. Das alte Pfeifenwerk blieb aber zum Glück bis auf zwei Register erhalten. 1992 wurde ein erster Schritt zur Restaurierung angegangen, doch erst 2014 konnten die Arbeiten durch die Orgelbaufirma Georg Wünning aus Großolbersdorf abgeschlossen werden und die Orgel nach rund 60 Jahren erstmals in einem Festgottesdienst wieder erklingen. Das Instrument in Linda bei Neustadt an der Orla besitzt 8 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual besitzt einen Tonumfang bis zum c3 und die Register Gedackt und Flöte 8', Principal, Gedackt und Flöte 4', eine Oktave 2' und eine 3fache Mixtur. Das Pedal ist bis zum c1 ausgebaut und verfügt über den bereits erwähnten Subbaß 16', dazu kommt ein Tremulant und eine Pedalkoppel.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, C-c3 |
Pedal, C-c1 |
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Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Flöte 8' |
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Tremulant |
Principal 4' |
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Gedackt 4' |
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Flöte 4' |
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Octave 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Linda bei Neustadt a.d. Orla gespielte Stücke:
Johann Sebastian Bach: Herzliebster Jesu BWV 1093 >>>
Wolfgang Carl Briegel: Fuga in a >>>
Johann Heinrich Buttstedt (Zuschreibung): Partita "Wie's Gott gefällt" >>>
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge a-moll >>>
Johann Gottfried Walther: Herr Christ, der einig Gottes Sohn >>>
Johann Gottfried Walther: Herr Jesu Christ, ich weiß gar wohl >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: Was mein Gott will, das gescheh allzeit >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: Wir Christenleut >>>
LÖBERSCHÜTZ (Verwaltungsgemeinschaft Dornburg-Camburg, Saale-Holzland-Kreis)
Ev. Kirche
Erbauer: Hermann Kopp (Bürgel) 1890-1891, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Löberschütz ist eine Gemeinde im Norden des thüringischen Saale-Holzland-Kreises und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Dornburg-Camburg. Die kleine Gemeinde mit rund 140 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt rund 4 Kilometer östlich der Bundesstraße B88 im Saaletal zwischen der knapp 10 Kilometer südlich liegenden Stadt Jena und Dornburg. Die Gemeindefläche von Löberschütz liegt im Bereich des Tales der Gleise, eines Nebenflusses der Saale. Dieses breite Tal verläuft von Bürgel im Osten bis nach Golmsdorf im Westen, wo es sich ins Saaletal öffnet. An den südlich bis südwestlich ausgerichteten Hängen befanden sich früher bedeutende Weinlagen, die im Laufe der Neuzeit durch teilweise noch erhaltene Streuobstwiesen ersetzt wurden. Urkundlich erstmals erwähnt wurde Löberschütz im Jahre 1227. Seit dem 14.Jahrhundert gehörte das Dorf zur Herrschaft der Wettiner. Im Zuge der Erfurter Teilung 1572 kam der Ort zu Sachsen-Weimar, gehörte danach vorübergehend zu anderen sächsischen Herzogtümern und gehörte sodann bis 1918 zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Die evangelische Dorfkirche ist mittelalterlichen Ursprungs. 1254 wird die Pfarrei nebst den Weinbergen an die Herren von Lobdeburg veräußert und aus dem frühen 13.Jahrhundert stammt der heute noch vorhandene Chorturm der Kirche. In gotischer Zeit wurde die Kirche leicht umgebaut, sie war damals dem Hl. Nikolaus geweiht, ebenso fanden 1687 Bauarbeiten statt. In den Jahren 1888 bis 1891 wurde die baufällige Kirche mit Mitteln aus dem Verkauf des Pfarrhauses gründlich renoviert und im Inneren neu ausgestaltet. Damals erhielt die Kirche auch eine neue Orgel, die in der Werkstatt von Hermann Kopp aus Bürgel gefertigt wurde.
Die Epoche der Thüringer Orgelromantik kann mit großen Namen aufwarten. Friedrich Ladegast in Weißenfels, Johann Friedrich Schulze in Paulinzella, die Gebrüder Peternell in Seligenthal und manch andere Werkstatt konnte auch überregional Bedeutung erlangen. Darüber hinaus gab es in Thüringen noch eine größere Zahl nicht minder tüchtiger Meister, die allerdings oft nur in einem lokal sehr begrenzten Gebiet agierten und darum selbst in organologischen Fachkreisen kaum bekannt sind. Zu diesen gehört der 1837 geborene Hermann Kopp. Er stammte aus Wiedemar, einem Dorf im Leipziger Tiefland unweit des heutigen Schkeuditzer Kreuzes. Er arbeitete als Geselle bei dem Orgelbauer Urban Kreutzbach in Borna und später bei Friedrich Ladegast in Weißenfels, bevor er sich auf Wanderschaft begab und eine Weile bei August Ibach und Söhne in Barmen bei Wuppertal angestellt war, wo damals nicht nur die berühmten Klaviere, sondern auch noch Orgeln gebaut wurden. 1869 machte er sich in Apolda mit einer eigenen Werkstatt selbstständig, die er 1875 nach Bürgel bei Jena verlegte. In rund 20 Schaffensjahren bis zu seinem Tod im Jahre 1891 verfertigte er eine ganze Reihe von meist kleineren Orgeln, die aber schon ab einer Größe von 6 Registern immer zweimanualig ausgeführt wurden. Seine größte und weitgehend original erhaltene Orgel mit 20 Registern steht in Großmölsen im Landkreis Sömmerda, 1890 fertiggestellt. Auch in Ballstedt im Landkreis Weimarer Land steht eine schöne, 10 Register große Orgel von Hermann Kopp, die auch bereits ansprechend restauriert wurde. Die Orgel in Löberschütz war eine der letzten Arbeiten Kopps, die am 27.Oktober 1891 durch den Weimarer Hoforganisten Alexander Wilhelm Gottschalg abgenommen wurde. Die hohe Künstlerschaft des Meisters Kopp hat sich auch diesmal in bester Weise bewährt. Das wird der Wahrheit gemäß bestätigt, schrieb Gottschalg in seinem Gutachten. Doch schon einen Monat später ist Hermann Kopp im Alter von gerade einmal 54 Jahren verstorben. Die Werkstatt wurde von seinem Schüler Hugo Schramm übernommen, der sich aber schon 1883 parallel zu Hermann Kopp selbstständig gemacht hatte und bis 1928 als Orgelbauer in Bürgel wirkte.
Die 1891 von Hermann Kopp aus Bürgel verfertigte Orgel in Löberschütz besitzt 6 Register und eine extrem grundtönige Disposition. „Nur“ 6 Register mag man vielleicht sagen, doch kann man nur staunen über die bemerkenswert gute Intonation aller Pfeifenreihen. Jede einzelne der charaktervollen Stimme kann für sich gespielt werden und mischt sich doch mit den anderen zu einem Klang von edler Fülle und Qualität. Die Orgel besitzt, ganz traditionell, mechanische Schleifladen und ist in den beiden Manualwerken bis zum f3 ausgebaut. Im Hauptwerk finden wir Principal und Hohlflöte 8' sowie die Oktave 4'. Das Oberwerk verfügt über Gedackt und Viola di Gamba 8' und das bis zum d1 geführte Pedal über einen Subbaß 16', dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel. Der besondere Reiz so mancher romantischen Dorforgel in der Mitte Deutschlands offenbart sich nur für diejenigen Spieler und Hörer, die sich für diese Instrumente Zeit nehmen, auf sie hören und sich auf die Besonderheiten einlassen. Dann eröffnet sich für den sensiblen Hörer und Spieler ein immer neuer, feinsinniger Kosmos, der sich mit der exakt passenden Literatur zu einem höheren Ganzen erhebt.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Principal 8' |
Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Hohlflöte 8' |
Viola di Gamba 8' |
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Pedalkoppel |
Octave 4' |
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In Löberschütz gespielte Stücke:
Paul Claußnitzer: Der Tag ist hin, mein Jesus bei mir bleibe >>>
Paul Claußnitzer: Die güldne Sonne >>>
Paul Claußnitzer: Herzlich lieb hab ich dich, o Herr >>>
Theophil Forchhammer: Ach, was soll ich Sünder machen >>>
Theophil Forchhammer: Dir, dir, Jehovah, will ich singen >>>
Robert Führer: Pastorale F-Dur >>>
Robert Führer: Pastorale G-Dur >>>
Matthäus Koch: Es ist das Heil uns kommen her I >>>
Matthäus Koch: Es ist das Heil uns kommen her II >>>
Bruno Leipold: Ich bin ja, Herr, in deiner Macht >>>
MAGDALA (Verwaltungsgemeinschaft Mellingen, Landkreis Weimarer Land)
Ev. Stadtkirche St. Johannis
Erbauer: Johann August Poppe (Jena) 1830, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Magdala ist eine Landstadt in der Mitte Thüringens, zwischen Weimar im Westen und Jena im Osten. Sie liegt an der Magdel, einem Nebenfluß der Ilm im Süden des Landkreises Weimarer Land und ist Teil der Verwaltungsgemeinschaft Mellingen. Der Ort liegt im Magdalaer Graben, westlich der kleinen Stadt erhebt sich der 496 Meter hohe Kaitsch und östlich der Coppanzer Berg. Südlich verläuft die vielbefahrene Autobahn A4, wo es auch eine Anschlußstelle Magdala gibt – mit dem legendären Imbiß Haase (aber das nur am Rande). Magdala wurde im Jahr 874 erstmals urkundlich erwähnt. Der ungewöhnliche Ortsname ist wohl im Zusammenhang mit dem Fluß Magdel zu erklären. Beide Bezeichnungen sind wohl vom althochdeutschen „mad“, das bedeutet Grasland abgeleitet. Zusammen mit dem indogermanischen Urwort für Wasser – „äkua“ - bedeuten die Fluß- und Ortsnamen also Wiesenwasser oder Wiesenbach. Um 1284 erhielt der Ort durch die Grafen von Orlamünde Stadtrechte, doch nach den Zerstörungen im Sächsischen Bruderkrieg um 1450 verlor die Stadt an Bedeutung. Das Wahrzeichen der Stadt, in der heute rund 2.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben, ist das Renaissance-Rathaus aus dem Jahr 1571. Etwas abseits des Markts auf einem Hügel am Stadtrand steht die evangelische Stadtkirche St. Johannis, eine gotische Hallenkirche mit einer barocken, für Thüringen typischen Turmhaube. Im Inneren beeindruckt der barocke Kanzelaltar und wenn wir dann unseren Blick zur rückwärtigen Empore wenden, erblicken wir die prachtvolle, 1830 eingeweihte Orgel aus der Werkstatt von Johann August Poppe.
Die Orgelbauerfamilie Poppe wirkte etwas über 185 Jahre im Ostteil Thüringens, zahlreiche Instrumente aus allen Generationen sind bis heute, mehr oder weniger gut spielbar oder restauriert, bis heute erhalten. Ein ungemein wertvolles und vielfach noch ungenügend beachtetes Kulturerbe. Stammvater war der 1727 in Roda, dem heutigen Stadtroda geborene Johann Christian Poppe. Er war Tischler und bis zum Instrumentenmacher war es in jener Zeit kein sehr weiter Weg. Sein 1751 geborene Sohn Christian Friedrich Poppe trat später in des Vaters Fußstapfen. Er erlernte die hohe Kunst des Orgelbaus vermutlich in der Werkstatt von Justinus Ehrenfried Gerhardt im nahe gelegenen Lindig, denn einer seiner zahlreichen Söhne heiratete später eine Frau aus der Familie Gerhardt. Der älteste der Söhne wurde 1776 geboren und hieß ebenfalls Christian Friedrich, darum heute üblicherweise Christian Friedrich der Jüngere genannt. Auch dessen Brüder wurden Orgelbauer, dies sind der 1779 geborene Ludwig Wilhelm Caspar Poppe, genannt Louis und der 1782 zur Welt gekommene Johann August Poppe. Jener Johann August Poppe erbaute 1830 das hier vorgestellte Instrument in Magdala. Doch bereits zehn Jahre zuvor, 1820 war er aus dem Rodaer Stammbetrieb ausgeschieden und gründete in Jena eine eigene Werkstatt. Aus diesem Zweigwerk in Jena stammen unter anderem noch die Orgeln in Brahmenau bei Gera, in Schmölln bei Hummelshain und das 1837 fertiggestellte und mit 22 Registern recht große Instrument in Königshofen bei Eisenberg. Johann August Poppes Söhne Carl Ernst und Johann Gottlieb Poppe verließen 1834 die väterliche Werkstatt, um sich sodann in Altenburg selbstständig zu machen. Sowohl das Unternehmen in Altenburg als auch der Stammbetrieb in Roda, der ab 1834 als Gebrüder Poppe fortbestand, florierten in den folgenden Jahrzehnten. Die Poppe-Brüder der zweiten Generation bauten handwerklich saubere Instrumente, die klanglich an barocke Traditionen anknüpfen, jedoch wird auch auf eine breite Palette an farbigen Grundstimmen Wert gelegt. Ab 1875 durfte sich die Firma mit dem Titel Hoforgelmacher schmücken, und 1902 erfolgte der Umzug des Unternehmens ins reußisch-oberländische Schleiz. Noch 1939 entstand für die Schleizer Stadtkirche das mit 34 Registern größte Instrument, das je in einer Poppe-Werkstatt gebaut wurde. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde nicht nur diese Orgel weitgehend zerstört, auch die traditionsreiche Werkstatt der Familie Poppe hörte auf zu existieren. Der letzte Inhaber der Firma, Otto Poppe, wurde ins Lager Buchenwald verschleppt und 1947 für tot erklärt.
Die von Johann August Poppe 1830 erbaute Orgel in Magdala besitzt 18 Register auf zwei Manualen und Pedal. Sie wurde in den rund 190 Jahren ihres Bestehens einige Male leicht verändert. In den Jahren 2006 bis 2012 erfolgte in mehreren Etappen eine Restaurierung und Rückführung auf den Originalzustand durch die Firma Mitteldeutscher Orgelbau Voigt aus Bad Liebenwerda. Das Hauptwerk, das wie das Oberwerk bis zum d3 ausgebaut ist, verfügt über die Stimmen Bordun 16', Principal, Hohlflöte und Viola di Gamba 8', Oktave 4', Quinta 3', Oktave 2' sowie eine 4fache Mixtur und ein 3faches Cornett. Das Oberwerk besitzt die Register Hohlflöte und Gedackt 8', Principal und Flauto 4', ein Principal 2' und eine 3fache Mixtur. Schließlich noch das bis zum d1 geführte Pedal, das über Subbaß und Violon 16' sowie einen Oktavbaß 8' verfügt. Die ursprünglich vorhandene Posaune 16' wird wohl hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft noch ergänzt werden. Der ganz klassische Klangaufbau des Werks korrespondiert mit dem ebenfalls in barocker Tradition stehenden Prospektaufbau, der in seiner Gliederung dem einer Silbermann-Orgel entspricht.
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Disposition:
Hauptwerk, C-d3 |
Oberwerk, C-d3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Hohlflöte 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Gedackt 8' |
Violon 16' |
Pedalkoppel |
Hohlflöte 8' |
Principal 4' |
Octavbaß 8' |
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Viola di Gamba 8' |
Flauto 4' |
(Posaune 16') |
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Octave 4' |
Principal 2' |
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Quinta 3' |
Mixtur 3f. |
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Octave 2' |
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Cornett 3f. |
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Mixtur 4f. |
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In Magdala gespielte Stücke:
Carl Czerny: Präludium und Fuge Es-Dur >>>
Johann Wilhelm Cornelius von Königslöw: Introduction und Fuge C-Dur >>>
Christian Heinrich Rinck: Jauchzet dem Herren >>>
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Simon Sechter: Wunderbarer König >>>
Abbé Vogler: Adagio d-moll
MELLENBACH (Gemeinde Mellenbach-Glasbach, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Katharinenkirche
Erbauer: Adam Eifert (Stadtilm) 1889, Kegelladen (eigene Bauweise), mechanisch-pneumatische Spiel- und Registertraktur mit Barkerhebel
Mellenbach ist gemeinsam mit Glasbach unter dem offiziellen Namen „Mellenbach-Glasbach“ ein Ortsteil der Landgemeinde Schwarzatal im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Wir sind im Thüringer Schiefergebirge und in einem der schönsten Flusstäler Thüringens. Mellenbach-Glasbach ist ein Straßendorf, dass sich über mehr als fünf Kilometer im Tal des Flusses Schwarza erstreckt. Die Berge rechts und links des Tales steigen bis auf 600 Meter Höhe an. In dem sehr engen Tal reihen sich die fünf kleinen Ortsteile von Mellenbach-Glasbach im Schwarzatal wie an einer Perlenkette dicht aneinander. Der Ortsteil Mellenbach liegt nur in seinem unteren Drittel im Schwarzatal, die oberen Teile liegen in einem rechten Seitental der Schwarza, welches von dem Mellenbach durchflossen wird und das steil nach Oberweißbach hin ansteigt. Mellenbach wurde als Melnbach 1315 erstmals urkundlich erwähnt. 1923 wurden die Orte Zirkel, Blumenau, Mellenbach, Glasbach und Obstfelderschmiede zur Gemeinde Mellenbach-Glasbach vereinigt, die seit der Thüringer Kreisgebietsreform 1994 zum Landkreis Saalfeld-Rudolstadt gehört. 2019 fusionierten die Gemeinden Mellenbach-Glasbach mit Oberweißbach und Meuselbach-Schwarzmühle zur neuen Landgemeinde Schwarzatal. Die Katharinenkirche in Mellenbach wurde 1889 im Stile der Neugotik errichtet, nachdem die spätmittelalterliche Vorgängerkirche abgerissen werden musste. Der mit gelben Klinkern ausgesetzte Fachwerkbau im sogenannten Tudorstil ist einmalig in der weiten Umgebung. Original erhalten ist auch das Innere mit dem teilweise offenen Dachstuhl und Orgel aus der Werkstatt des Großherzoglich Sächsischen Orgelbauers Adam Eifert aus Stadtilm.
Der Erbauer der Orgel in Mellenbach, Adam Eifert, wurde 1841 in Grebenau im hessischen Vogelsberg geboren. Sein Handwerk erlernte er bei dem Orgelbauer Friedrich Wilhelm Bernhard in Romrod bei Alsfeld. Seine Gesellen- und Wanderjahre führten Adam Eifert nach Barmen zur Firma Ibach & Söhne, sodann nach Riga, wo er in der Firma des Orgelbauers August Martin arbeitete und 1865 bis 1867 nach Stadtilm zu dortigen Orgelbauer Karl August Witzmann. Stadtilm liegt rund 25 Kilometer nördlich von Mellenbach. Er heiratete 1867 die Tochter Witzmanns und wurde im selben Jahr Partner seines Schwiegervaters. 1871 übernahm er die Werkstatt, die in den folgenden rund 35 Jahren unter seiner Leitung zu einer der leistungsfähigsten und innovativsten Orgelbaufirmen in Mitteldeutschland heranreifte. Rund 140 Orgelwerke entstanden unter seiner Leitung zwischen 1871 und 1907 in Stadtilm, der Großteil wurde nach Thüringen geliefert, doch etwa zwei Dutzend Instrumente fanden ihren Weg mittels Eisenbahn in Eiferts hessische Heimat, vor allem in den Vogelsberg. Eifert verwendete anfangs die mechanische Schleiflade, ab etwa 1880 die mechanische Kegellade und führte ab 1891 parallel die Röhrenpneumatik ein. Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts kommt dann ausschließlich die pneumatische Traktur zum Einsatz. Die Registertraktur von Eiferts Orgeln ist ungewöhnlich: Die Manubrien werden nicht wie sonst üblich gezogen, sondern zum Einschalten mithilfe einer Stechermechanik nach unten gedrückt. Da die Ehe von Adam Eifert kinderlos blieb, wurde sein 1870 geborener Neffe Johann Eifert sein Nachfolger, unter dem das Unternehmen bis 1936 als Adam Eifert und Nachfolger firmierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der aus Schlesien vertriebene Orgelbauer Lothar Heinze die Werkstatt und 1967 wurde Karl-Heinz Schönefeld der Nachfolger Heinzes. Aus Mellenbach selbst stammte übrigens der Orgelbauer Friedrich Wilhelm Winzer, der bei Johann Friedrich Schulze in Paulinzella lernte und später in Mecklenburg eine reiche Tätigkeit entfaltete. Und 1703 erblickte in Mellenbach Georg Andreas Sorge das Licht der Welt, Komponist, Musiktheoretiker und Gräflich-Reuß-Plauischer Hoforganist in Lobenstein.
Die 1889 erbaute Eifert-Orgel in Mellenbach ist ein technisch interessantes Instrument aus der Übergangszeit von der mechanischen zur pneumatischen Traktur. Sie besitzt eine pneumatische Maschine, einen sogenannten Barkerhebel. Bei dieser Technik, die von Aristide Cavaillé-Coll in den Orgelbau eingeführt wurde, wird durch den Tastendruck nicht das Pfeifenventil direkt geöffnet, sondern ein Ventil in einer zusätzlichen Windlade, der so genannten Spielwindlade. Dadurch wird ein kleiner Arbeitsbalg aufgeblasen, der dann die eigentliche Tontraktur zieht. Der Vorteil der leichten Spielbarkeit wird allerdings dadurch erkauft, dass der Ton mit einer gewissen Verzögerung anspricht. Doch diesen Nachteil nahm man bewusst in Kauf, da die sanften Flöten- und Streicherstimmen, die das Klangbild der Romantik prägen, vor allem beim langsamen Spiel ihren vollen Charme entfalten. Hauptwerk und Pedal besitzen zudem keine Kegel wie bei einer „normalen“ Kegellade, sondern gerade aufliegende Klötzchen, die wie Kegel gehoben werden. Das Instrument, das 2017 durch die Firma Hoffmann und Schindler aus Ostheim vor der Rhön vorbildlich restauriert wurde, besitzt 18 Register auf zwei Manualen und Pedal. Das Hauptwerk verfügt über Bordun 16', Principal, Gamba und Hohlflöte 8', Octave und Flöte 4', die Octave 2' und eine 4fache Mixtur. Im Oberwerk finden wir die teilweise ausnehmend schön intonierten Charakterstimmen Geigenprincipal, Flauto traverso mit schrägen Labien, Lieblich Gedackt und Salicional 8' sowie Principal und Flöte 4'. Das Pedal schließlich ist mit vier Registern besitzt, nämlich Subbaß und Violonbaß 16' sowie Principalbaß und Octavenbaß 8'. Etwa die Hälfte des Pfeifenwerks hat Eifert aus der Vorgängerorgel übernommen, die 1824 von Johann Friedrich Schulze erbaut wurde. Kirche und Orgel bilden eine Einheit, wie man sie selten findet und wie sie unbedingt erhalten werden muß.
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Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Geigenprincipal 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Lieblich Gedackt 8' |
Violonbaß 16' |
Pedalkoppel |
Hohlflöte 8' |
Flauto traverso 8' |
Principalbaß 8' |
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Gamba 8' |
Salicional 8' |
Octavbaß 8' |
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Octave 4' |
Principal 4' |
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Flöte 4' |
Flöte 4' |
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Octave 2' |
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Mixtur 4f. |
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In Mellenbach gespielte Stücke:
Johannes Brahms: Mein Jesu, der du mich op. 122,1 >>>
Otto Dienel: O daß ich tausend Zungen hätte >>>
Otto Dienel: Schmücke dich, o liebe Seele >>>
Otto Dienel: Wach auf, mein Herz und singe >>>
Edvard Grieg: Vom Himmel hoch, da komm ich her >>>
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Sigfrid Karg-Elert: Wiegenlied (Kjerulf) >>>
Robert Schaab: Gelobet seist du, Jesu Christ >>>
Robert Schaab: Kommt, Menschenkinder, rühmt und preist >>>
Georg Andreas Sorge: Freu dich sehr, o meine Seele >>>
MELLINGEN (Landkreis Weimarer Land)
Ev. Pfarrkirche St. Georg
Erbauer: Johann Benjamin Witzmann (Stadtilm) 1807, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Mellingen ist eine Gemeinde im Süden des thüringischen Landkreises Weimarer Land und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Mellingen. Der Ort teilt sich in einen Ortsteil rechts der Ilm mit der Pfarrkirche und einen links der Ilm. Der Ort wurde erstmals 1137 als „Meldingen“ erwähnt und besaß im Mittelalter zwei Burgen. Die erste Burg auf dem Kapellenberg wurde 1175 zerstört. Der Standort der zweiten Burg, der Heinrichsburg, befindet sich nördlich der Ilm und östlich der Dorfmitte. Sie gehörte den einflussreichen Herren von Mellingen aus der Familie der Schenken und Vitzthume von Apolda, die im Dienste der Erzbischöfe von Mainz standen. Das Marktrecht erhielt Mellingen im Jahr 1609. Heute sind in Mellingen, in dem rund 1.400 Einwohnerinnen und Einwohner leben, rund 100 Betriebe angesiedelt, begünstigt durch die Lage des Ortes unmittelbar an der Autobahnabfahrt Apolda von der A4. Lyonel Feininger, der deutsch-amerikanische Maler und Graphiker, hielt sich häufig im Ort auf und malte 1920 sein Bild „Die Kirche von Mellingen“. Diese entstand 1669 aus einer ursprünglich mittelalterlichen Chorturmkirche und trägt den Titel St. Georg. In den Jahren 1724 bis 1730 wurde die Kirche in ihrem Inneren barockisiert und 1750 entstand große Kanzelaltar. Die Orgel auf der zweiten Empore entstand 1807 und stammt aus der Werkstatt von Johann Benjamin Witzmann in Stadtilm.
Johann Benjamin Witzmann, der Erbauer der Orgel in Mellingen, wurde 1782 als Sohn eines Böttchers in Stadtilm geboren. Er erlernte das Orgelbauhandwerk bei Johann Andreas Schulze in Milbitz. Die Familien Schulze und Witzmann verband über viele Jahrzehnte eine enge Zusammenarbeit. Johann Andreas Schulzes Sohn, der nachmals weltberühmte Johann Friedrich Schulze, wird seine Ausbildung aufgrund des frühes Todes des Vaters in der Werkstatt von Johann Benjamin Schulze absolvieren. Und Johann Benjamin Witzmanns Söhne Karl August und Heinrich Louis werden rund zwei Jahrzehnte später in der Werkstatt von Johann Friedrich Schulze gründlich ausgebildet und auf die spätere Selbstständigkeit vorbereitet. Doch der zeitlichen Reihe nach. Johann Benjamin Witzmann machte sich nach seiner Lehre 1804, also mit 22 Jahren, in Stadtilm als Orgelbauer selbstständig. Er erlangte den Titel eines „Herzoglich-gothaisch concessionierten Orgelbauers“ und erwarb 1809 das Bürgerrecht in Stadtilm. Eine seiner ersten Arbeiten war drei Jahre später die 1807 vollendete Orgel in Mellingen. Zwei Register weniger bekam seine 1810 bis 1811 erbaute und zwischenzeitlich vorbildlich restaurierte Orgel in Oßmannstedt; Oßmannstedt liegt rund 10 Kilometer nördlich von Mellingen. 1813 begann Witzmann den Bau der Orgel in Traßdorf bei Stadtilm, die 14 Register bekommen sollte. Doch dann schlug das Schicksal zu. Johann Benjamin Witzmann starb im Februar 1814 mit gerade einmal 32 Jahren, als er nach einer Orgelstimmung in Ulla bei Nohra auf dem Heimritt tödlich verunglückte, als die Pferde bei winterlicher Witterung durchgingen. Johann Friedrich Schulze vollendete daraufhin die Orgel in Traßdorf. Johann Benjamin Witzmanns Söhne Karl August und Heinrich Ludwig, genannt Louis, waren zum Zeitpunkt des tragischen Unglücks gerade einmal 5 und 2 Jahre alt. Wie gesagt, beide erlernten später das Handwerk des Orgelbaus bei Johann Friedrich Schulze und machten sich unabhängig voneinander erfolgreich selbstständig. Aufgrund der nur wenigen Jahre, die Johann Benjamin Witzmann in seiner Kunst vergönnt waren, sind die beiden erhaltenen Orgeln in Mellingen und Oßmannstedt ganz besonders selten und kostbar. In Mellingen hat Witzmann einen in die Emporenbrüstung hineingebauten, freistehenden Spieltisch mit Blick zum Altar gewagt – eine für die damalige Zeit zumindest in Thüringen sehr ungewöhnliche und technisch recht aufwändige Lösung. Zur Orgelweihe 1807 stiftete Johann Benjamin Witzmann der Kirche überdies den heute noch vorhandenen Taufstein.
Das Erstlingswerk von Johann Benjamin Witzmann in Mellingen war bis 1971 nahezu unverändert erhalten. Doch dann erfolgte ein klanglicher Umbau in Richtung des damals modernen Neobarock. Hierbei wurden so interessante und charaktervolle Stimmen wie die Traversflöte, die sanft schwebende Unda maris und die Viola di Gamba geopfert – aus heutiger Sicht unverständlich. Doch sollten wir mit unserem Urteil über solche Umbaumaßnahmen vorsichtig sein, denn stilistische Anpassungen an den jeweiligen Zeitgeschmack hat es im Orgelbau zu allen Zeiten gegeben. 1999 und 2006 wurde die Orgel repariert, doch ist eine umfassende Restaurierung irgendwann nicht mehr zu umgehen, wenn man dieses besondere Klangdenkmal nachhaltig für die Zukunft erhalten will. Die heutige, wie gesagt veränderte Disposition umfasst 23 Register auf zwei Manualen und Pedal, die aber derzeit nicht alle verwendbar sind. Die Manuale haben einen Tonumfang bis zum d3. Im Hauptwerk finden wir die Stimmen Bordun 16', Principal, Hohlflöte und Gedackt 8', Octave und Gemshorn 4', eine Quinte 2 2/3', die Octave 2', ein Nachthornterz 1 3/5' und darüber eine 4fache Mixtur als Klangkrone. Das Oberwerk ist besonders stark durch den Umbau 1971 verändert worden und verfügt heute über die Register Gedackt und Quintatön 8', Principal und Flöte 4' eine Sifflöte 2', diese ist aber sogar original, ganz im Gegensatz zu Quinte 1 1/3', Oktävlein 1' und der 3fachen Zimbel. Im bis zum d1 ausgebauten Pedal finden wir Subbaß, Violon und Posaune 16', Oktavbaß 8' sowie einen neobarocken Choralbaß 4', dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel.
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Disposition:
Hauptwerk, C-d3 |
Oberwerk, C-d3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Quintatön 8' |
Violon 16' |
Pedalkoppel |
Hohlflöte 8' |
Principal 4' |
Octavbaß 8' |
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Gedackt 8' |
Flöte 4' |
Choralbaß 4' |
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Octave 4' |
Sifflöte 2' |
Posaune 16' |
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Gemshorn 4' |
Quinte 1 1/3' |
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Quinte 2 2/3' |
Octävlein 1' |
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Octave 2' |
Zimbel 3f. |
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Nachthornterz 1 3/5' |
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Mixtur 4f. |
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In Mellingen gespielte Stücke:
Johann Bernhard Bach: Nun freut euch, lieben Christen g'mein >>>
Gottfried Kirchhoff: Ciacona über "Ach Herr, mich armen Sünder" >>>
Johann Wilhelm Cornelius von Königslöw: Introduction und Fuge F-Dur >>>
Ehrenfried Christian Traugott Krebs: Ich habe g'nug >>>
Johann Christoph Oley: Jesu, meines Lebens Leben >>>
MEUSELBACH (Gemeinde Meuselbach-Schwarzmühle, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche
Erbauer: Johann Friedrich Schulze (Paulinzella) 1852 (Prospekt: Paul North, Nahwinden 1741), Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Meuselbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Meuselbach-Schwarzmühle im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen. Der Ort liegt auf einer Hochfläche am Ostrand des Schwarzatals im Norden des Thüringer Schiefergebirges. Westlich liegt das Tal der Schwarza, südlich das der Weißen Schwarza und nordöstlich das des Mellenbaches. Im Osten schließt sich die 786 Meter hohe Meuselbacher Kuppe an. Meuselbach wurde erstmals 1234 urkundlich genannt. Bis 1918 gehörte der Ort zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt. 1923 wurden Meuselbach und Schwarzmühle vereint. Aktuell wohnen im Ortsteil Meuselbach rund 1.200 Einwohnerinnen und Einwohner. Wer heute durch Meuselbach geht, dem fallen vor allem die zahlreichen verschieferten Häuser auf. Ganz typisch für die Gegend, denn wir sind, wie gesagt, mitten im Thüringer Schiefergebirge. Astronomen ist der Ort vielleicht noch den sogenannten „Meuselbacher Meteoriten bekannt, der 1897 ganz in der Nähe des Ortes niedergegangen ist. Er ist deshalb von Bedeutung, weil das erste Mal in Deutschland die Flugbahn eines Meteoriten genau beobachtet werden konnte und er bereits wenige Minuten nach dem Aufschlag geborgen wurde. Die Kirche wurde 1738 bis 1743 erbaut und 1760 geweiht. Es ist ein rechteckiger Saalbau mit Westturm und dreiseitigem Abschluß. Die 1741 errichtete Orgel dieser Kirche stammte aus der Werkstatt von Paul North aus Nahwinden im Ilmtal. Der prachtvolle barocke Orgelprospekt ist bis heute erhalten. In dieses Gehäuse baute der berühmte Johann Friedrich Schulze 1851 bis 1852 eine neue Orgel ein.
Johann Friedrich Schulze wurde 1793 in Milbitz, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt geboren. Er wurde in eine Orgelbauerfamilie hineingeboren, die vor ihm bereits in drei Generationen hauptsächlich im näheren Umkreis von Milbitz wirkte. Aber sein Vater Johann Andreas Schulze, geboren 1753, starb, als Johann Friedrich Schulze gerade einmal 13 Jahre alt war. So erlernte dieser sein Handwerk bei Johann Benjamin Witzmann in Stadtilm, der seinerseits allerdings wiederum ein Schüler von Johann Andreas Schulze war. Nach dem Tod Witzmanns vollendete Johann Friedrich Schulze mit 22 jahren seine erste eigene Orgel und machte sich im Folgenden in Milbitz selbstständig. Die Werkstatt wurde dann 1825 ins romantisch gelegene Paulinzella verlegt und erlangte von dort aus – man kann sagen – Weltgeltung. In einem Musiklexikon jener Zeit heißt es über die Schulze-Orgeln: „Zu dem seinen Werken eigenen charaktervollen, frisch-kräftigen Gesamtklang kam Schulze dadurch, daß er als der erste die Errungenschaften der Töpferschen Orgelbautheorie praktisch verwertete und dadurch vor allem eine Windgebung erzielte, bei der er den vollen Wind aus den Bälgen lassen und jede Stimme so intonieren konnte, daß sie den in ihr liegenden Ton auch vollständig hergibt.“ Für den romantischen Orgelbau Deutschlands war Johann Friedrich Schulze einer der wichtigsten Begründer und Wegbereiter. Zahlreiche Erfindungen und Neuerungen stammen von ihm. Die Zusammenarbeit mit Johann Gottlob Töpfer schuf eine solide wissenschaftliche Grundlage und verlieh seinen Instrumenten besondere Qualität. In Meuselbach übernahm Schulze, was er sonst nur selten tat, den prachtvollen Barockprospekt von 1741 sowie insgesamt 6 Register aus der alten Orgel. Schulze stand zum Zeitpunkt der Erbauung der Meuselbacher Orgel auf der Höhe seines Ruhms. 1850 hatte er die große Orgel in der Lübecker Marienkirche mit 80 Registern vollendet. Parallel zur Orgel in Meuselbach arbeitete die Werkstatt Schulze an der großen Orgel für den Dom zu Bremen und an dem Instrument für den Chrystal Palace in London. Mit dieser Orgel begründete die Firma Schulze ihren Ruf auf der britischen Insel. Man bringt Schulze-Orgeln dort bis heute einen Respekt entgegen, wie bei uns etwa den Werken eines Aristide Cavaille-Coll. Denn in seinem Heimatland sind die Orgeln des Meisters von Paulinzella bis heute weitgehend vergessen. Die 23 Register in Meuselbach auf zwei Manualen und Pedal vereinen sich zu einer prachtvollen und betont gravitätischen Disposition. Mir ist jedenfalls keine weitere Orgel mit 23 oder weniger Registern bekannt, die einen Bordun 32' im Hauptwerk besitzt.
Die Schulze-Orgel in Meuselbach, 1852 vollendet, hat die Zeiten seither, mit Ausnahme des Einbaus eines elektrischen Gebläses, vollkommen unverändert überstanden. Da die Prospektpfeifen, wie bei Schulze üblich, nicht klingend sind und aus Zink bestehen, mussten diese im Ersten Weltkrieg nicht abgegeben werden. Die Orgel besitzt 23 Register auf 2 Manualen und Pedal. Die Manuale haben eine für jene Zeit eigentlich recht knappen Umfang von C bis zum c3. Das Hauptwerk besitzt 10 Stimmen. Principal, Gambe, Gedackt und Hohlflöte 8' bilden das differenzierte Fundament, das von einem Bordun 16' und von dem bereits erwähnten Bordun 32' äußerst gravitätisch grundiert wird. Darüber erheben sich Oktave und Hohlflöte 4' sowie Quinte 3' und Octave 2'. Die beiden letztgenannten Pfeifenreihen sind in Meuselbach in einem Registerzug zusammengefaßt. Die Klangkrone bildet eine 5fache Mixtur. Das Oberwerk besitzt unter seinen 8 Registern ganz bemerkenswerte Farben. Lieblich Gedackt 16', Geigenprincipal, Lieblich Gedackt, Flauto traverso und Salicional 8', Geigenprincipal, Gedackt und Flauto traverso 4'. Die beiden Traversflöten sind in der für Schulze typischen Weise gebaut, nämlich rund gedrechselt und gebohrt. Diese aufwändige Herstellungsweise, ihn ähnlicher Form auch von Eberhard Friedrich Walcker praktiziert, erfordert äußerste handwerkliche Präzision. Diese beiden Register sind auch beide überblasend, das heißt, sie erzeugen nicht den Grundton, sondern den ersten Oberton, also die Oktave darüber. Im Pedal, das bis zum c1 ausgebaut ist, finden wir zunächst 3 Register aus der Orgel von 1744, nämlich Subbaß und Violon 16' sowie den Oktavenbaß 8'. Von Schulze stammen der Violonbaß und der Flötenbaß 8'. Zungenstimmen besitzt die Orgel keine. Das prachtvolle Instrument war schon vor der Wende längere Zeit nicht mehr spielbar. 2006 bis 2010 wurde die Orgel von der Firma Hoffmann und Schindler aus Ostheim vor der Rhön behutsam und fachgerecht restauriert und 2011 wieder eingeweiht. Und so erklingt seither in Meuselbach eines der größten und bedeutendsten erhaltenen Instrumente des großen Johann Friedrich Schulze in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-c3 |
Oberwerk, C-c3 |
Pedal, C-c1 |
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Bordun 32' |
Lieblich Gedackt 16' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Bordun 16' |
Geigenprincipal 8' |
Violon 16' |
Pedalkoppel |
Principal 8' |
Lieblich Gedackt 8' |
Octavbaß 8' |
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Gedackt 8' |
Flauto traverso 8' |
Violonbaß 8' |
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Hohlflöte 8' |
Salicional 8' |
Flötenbaß 8' |
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Gambe 8' |
Geigenprincipal 4' |
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Octave 4' |
Gedackt 4' |
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Hohlflöte 4' |
Flauto traverso 4' |
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Quinte-Octave 3' + 2' |
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Mixtur 5f. |
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In Meuselbach gespielte Stücke:
Johann Ludwig Böhner: Choral F-Dur >>>
Johann Ludwig Böhner: Dir, dir, Jehovah, will ich singen >>>
Johann Ludwig Böhner: Fantasie es-moll >>>
Johann Ludwig Böhner: Meinen Jesum laß ich nicht >>>
Johann Ludwig Böhner: Präludium As-Dur I >>>
Johann Ludwig Böhner: Präludium As-Dur II >>>
Johann Ludwig Böhner: Präludium H-Dur >>>
Johann Ludwig Böhner: Toccata C-Dur >>>
Johann Ludwig Böhner: Wie schön leuchtet der Morgenstern
NERMSDORF (Landgemeinde Am Ettersberg, Landkreis Weimarer Land)
Ev. Kirche
Erbauer: Theodor Kuhn (Männedorf) 1916 / 1941, Kegelladen, pneumatische Spiel- und Registertraktur
(Text folgt)
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-g3 |
Oberwerk, C-g3 |
Pedal, C-f1 |
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Prinzipal 8' |
Gedeckt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Flöte 8' |
Salicional 8' |
Gedeckt 8' |
Pedalkoppel zu I |
Oktav 4' |
Flöte 4' |
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Pedalkoppel zu II |
Mixtur 4-5f. |
Waldflöte 2' |
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Suboktavkoppel II-I |
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Freie Kombination |
In Nermsdorf gespielte Stücke:
Max Drischner: Ildri-Variationen >>>
Lyonel Feininger: Fuge Nr. 3 G-Dur >>>
Georg Kempff: Wach auf, wach auf, du deutsches Land >>>
Theodor Schäuble: Lasset uns den Herren preisen >>>
Georg Schumann: Wie schön leuchtet der Morgenstern >>>
Heinrich Spitta: Heilig Vaterland >>>
Kurt Utz: Valet will ich dir geben >>>
Werner Wehrli: Wer nur den lieben Gott läßt walten >>>
QUITTELSDORF (Gemeinde Königsee, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche St. Wenzel
Erbauer: Johann Andreas Schulze (Milbitz) 1791, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
(Text folgt)
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-c3 |
Oberwerk, C-c3 |
Pedal, C-c1 |
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Pordun 16' |
Lieblich Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Quintathen 8' |
Violonbaß 16' |
Pedalkoppel |
Gedackt 8' |
Flautravers 8' |
Octavenbaß 8' |
Tremulant |
Hohlflöte 8' |
(Fugari 8') |
(Posaunenbaß 16') |
Accordglocken |
Viola da Gamb 8' |
Principal 4' |
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Octave 4' |
Rohrflöte 4' |
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Vogelflöte 4' |
Waldflöte 2' |
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Sesquialtera 2f. |
Scharff 3f. |
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Mixtur 6f. |
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Cimpel 4f. |
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In Quittelsdorf gespielte Stücke:
Thomas Sanders Dupuis: Voluntary in E flat major >>>
Gebhard Christian Günther: Gottes Sohn ist kommen >>>
Georg Friedrich Kauffmann: Christe, du Lamm Gottes >>>
Georg Friedrich Kauffmann: Fantasia G-Dur >>>
Georg Friedrich Kauffmann: Herr, ich habe mißgehandelt >>>
Johann Peter Kellner: Präludium C-Dur >>>
Johann Ludwig Krebs: Eine Nachahmung der Nachtigall >>>
Christian Friedrich Schale: Adagio non troppo e-moll >>>
Christian Friedrich Schale: Largo c-moll >>>
Georg Andreas Sorge: Trio e-moll >>>
Georg Andreas Sorge: Trio G-Dur >>>
REINSTÄDT (Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal, Saale-Holzland-Kreis)
Ev. Pfarrkirche St. Michael
Erbauer: Johann Heinrich Scherff (Pößneck) 1742-1743, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Reinstädt ist eine Gemeinde im Süden des thüringischen Saale-Holzland-Kreises und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal. Der Ort liegt im Reinstädter Grund, der sich von Wittersroda bis Kahla erstreckt. Durch den Ort fließt der Reinstädter Bach. Unten im Saaletal führt die Thüringer Porzellanstraße entlang. Nördlich von Reinstädt liegt der Schönberg, südlich der Hopfberg. Bereits im 10.Jahrhundert bestand in Reinstädt ein Adelssitz, die erste urkundliche Erwähnung ist für das Jahr 1083 nachweisbar. Die Wehrkirche St. Michael war im Mittelalter Teil einer von einer Wehrmauer umgebenen Befestigungsanlage, von der die Kemenate bis heute erhalten ist. Diese Kemenate im Zentrum des Ortes ist ein massiver Wohnturm aus der Zeit der frühen Renaissance. An der Kirche selbst lassen sich Reste des Wehrgangs, Schießscharten und Gießerker erkennen. Der heutige, spätgotische Kirchenbau wurde 1473 fertiggestellt und eingeweiht. Von 1981 bis 1992 wurde sie grundlegend saniert und restauriert, nachdem sie wegen ihres schlechten Zustandes in den 1970er Jahren bereits baupolizeilich gesperrt werden musste und ihre Zukunft lange Zeit ungewiss war. Besonders bemerkenswert ist die noch erhaltene spätgotische Schablonenmalerei an der Decke. Die prachtvolle Orgel wurde 1743 eingeweiht und stammt aus der Werkstatt des Orgelmachers Johann Heinrich Scherff aus Pößneck.
Über den Erbauer der Reinstädter Orgel, jenen Johann Heinrich Scherff, fehlen uns bis heute gesicherte biographische Daten. Er dürfte kurz vor dem Jahre 1700 geboren sein und stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus Oberpöllnitz bei Triptis. Etwa 1709 dürfte die Familie in das rund 25 Kilometer westlich gelegene Städtchen Pößneck umgezogen sein, denn von da an findet sich Scherffs Name mehrfach in den Pößnecker Kirchenbüchern. Wo er sein Handwerk erlernte, ist nicht bekannt. Doch gerade die Orgel in Reinstädt gibt uns hier einen Hinweis. Die versilberten Holzpfeifenattrappen in den Seitenfeldern des Prospekts sind für die Saalegegend untypisch und sind vor allem im südthüringisch-fränkischen Grenzgebiet verbreitet. Sein erstes nachweisbares Werk erbaute Scherff in der Marienkirche in Jena-Zwätzen in den 1730er Jahren. Danach folgte die Orgel in Reinstädt, die 1742 bis 1743 errichtet wurde. Direkt nach Abschluß der Arbeiten in Reinstädt erhält Scherff den Auftrag zu einem Orgelneubau in Unterwellenborn, der aber erst nach zahlreichen Auseinandersetzungen schließlich zur Ausführung gelangt, da in jener Gegend eigentlich der privilegierte Hoforgelmacher Johann Georg Fincke zuständig gewesen wäre. 1749 folgte sodann ein Orgelneubau in der Peterskirche in Jena-Lobeda. Zusammen mit der zeitlich noch nicht näher eingeordneten Orgel in Kleindembach hat uns Scherff nur ein relativ kleines Gesamtwerk hinterlassen. Gestorben ist Johann Heinrich Scherff wohl um 1750, allerdings nicht in Pößneck, sondern außerhalb, denn in den Pößnecker Kirchenakten findet sich hierüber kein Vermerk. Das Todesjahr um 1750 wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass in die Reinstädter Orgel in jenem Jahr die bereits vorgesehene, aber 1743 noch nicht realisierte Posaune 16 Fuß im Pedal eingebaut wurde; allerdings nicht von Scherff, wie man es sicher erwarten könnte, sondern von dem Orgelbauer Justinus Ehrenfried Gerhard aus Lindig. Um 1900 erwog man einen Orgelneubau, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte diese Pläne. So erfolgten in der Folge nur noch kleinere Pflege- und Reparaturarbeiten und mit der Sperrung der Kirche in den 1970er Jahren war das Schicksal des Instruments für viele Jahre unklar. Erst nach dem Abschluß der aufwändigen Kirchensanierung konnte die Restaurierung der Orgel in Angriff genommen werden, die 2006 bis 2009 von der Firma Gerd-Christian Bochmann aus Kohren-Sahlis ausgeführt wurde. Etwa ein Drittel des relativ dünnwandigen und stark bleihaltigen Pfeifenwerks musste hierbei rekonstruiert werden. Original erhalten hingegen hat sich das aus 25 Schalenglocken bestehende Glockenspiel, untergebracht in einer verschließbaren Nische über dem Spieltisch.
Die 1742 bis 1743 von Johann Heinrich Scherff erbaute Orgel in Reinstädt besitzt 19 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Manuale besitzen jeweils einen Tonumfang vom C ohne das Cis bis zum c3. Das Hauptwerk mit zehn Stimmen wird vom zweiten Manual aus angespielt. Die interessante Disposition besteht aus Großgedackt, Fluet, Gemshorn und Salicional 8', Principal und Kleingedackt 4', Octave und Blockflöte 2', einem Nassartia 2fach und bekrönt von einer 4fachen Mixtur. Das Nasartia ist von der Zusammensetzung her eine Sesquialtera, allerdings mit etwas weiterer Mensur. Auch die Klanggestaltung des ersten Manuals weist durchaus individuelle Züge auf. Wir finden hier die Register Lieblich Gedackt und Gamba 8', Fugara 4', Principal 2', einen 2fachen Terzian sowie ein Cromorn, also Krummhorn 8'. Dazu kommen neben den zwei üblichen Koppeln ein Ventiltremulant und das bereits erwähnte Glockenspiel. Von diesem Glockenspiel konnte man die originale Stimmtonhöhe von 466 Hertz abnehmen, die man der Orgel bei der Restaurierung gegeben hat.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, CD-c3 |
Oberwerk, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Großgedackt 8' |
Lieblich Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Fluet 8' |
Gamba 8' |
Octavbaß 8' |
Pedalkoppel |
Gemshorn 8' |
Fugara 4' |
Posaunbaß 16' |
Tremulant OW |
Salicional 8' |
Principal 2' |
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Glockenspiel |
Principal 4' |
Terzian 2f. |
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Kleingedackt 4' |
Cromorn 8' |
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Octave 2' |
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Blockflöte 2' |
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Nassartia 2f. |
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Mixtur 4f. |
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In Reinstädt gespielte Stücke:
Johann Friedrich Agricola: Ach, was soll ich Sünder machen >>>
Johann Friedrich Agricola: Auf meinen lieben Gott >>>
Johann Heinrich Buttstedt: Christ lag in Todesbanden >>>
Johann Heinrich Buttstedt: Vater unser im Himmelreich >>>
Johann Heinrich Buttstedt (Zuschreibung): Partita "Erstanden ist der heilig Christ" >>>
Johann Caspar Simon: Meinen Jesum laß ich nicht >>>
Georg Andreas Sorge: Fuga über B-A-C-H >>>
Georg Andreas Sorge: Praeludium b-moll >>>
REITZENGESCHWENDA (Erfüllende Gemeinde Kaulsdorf, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche
Erbauer: Johann Georg Fincke 1715 (Saalfeld, Zuschreibung), Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Reitzengeschwenda ist ein Ortsteil von Drognitz im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Erfüllende Gemeinde für Drognitz ist die Gemeinde Kaulsdorf. Reitzengeschwenda liegt westlich von Drognitz auf einer Hochfläche des Südostthüringer Schiefergebirges links vom Stausee Hohenwarte. Der Ort ist ein planmäßig angelegtes fränkisches Rodungsdorf aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit Siedlern aus dem Raum Kronach und Arnstadt. Das Dorf wurde 1378 urkundlich erstmals als "Richtingswende" erwähnt. Der Namensteil "swende" steht für "roden". Der Ort gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Ziegenrück und kam nach dessen auf dem Wiener Kongress beschlossenen Abtretung an den preußischen Landkreis Ziegenrück, zu dem der Ort bis 1945 gehörte. Reitzengeschwenda hat in seiner Mitte einen großen Anger. 1983 eröffnete der Ort ein Volkskundemuseum. Es zeigt eine Bohlenstube, Flachs- und Leinenkammer, eine Sammlung zu Bergbau und Mineralien der Region, eine Museumsscheune, Modellbahnanlage, ein Sägewerk und eine Darstellung der Saale-Flößerei. Ebenso sehenswert ist die im Dorfzentrum stehende, in ihrer heutigen Form 1711 errichteten Kirche. Wie nur wenige andere in der Gegend ist sie komplett mit Deckenmalereien, einem barocken Kanzelaltar, holzgeschnitzten Figuren aus vorreformatorischer Zeit sowie einer historischen Orgel ausgestattet und auch der Taufstein zeugt von der Handwerkskunst unserer Vorfahren. Ihr Erbauer ist urkundlich nicht belegt, doch können wir durch Vergleiche mit anderen Instrumenten mit nahezu 100%iger Sicherheit Johann Georg Fincke aus Saalfeld als ihren Erbauer benennen.
Der mutmaßliche Erbauer der Orgel in Reitzengeschwenda, Johann Georg Fincke, wurde 1680 geboren und arbeitete zunächst als Geselle bei dem Orgelbauer Georg Christoph Sterzing in Eisenach. Bereits in jener Zeit bei Sterzing dürfte Fincke mit Johann Christoph Bach und wohl auch mit dem jungen Johann Sebastian Bach bekannt geworden sein. Nach einer kurzen Zeit in Jena ist Fincke ab 1709 als Orgelbauer in Saalfeld nachweisbar. Seine früheste erhaltene Orgelarbeit stammt noch aus seiner kurzen Jenaer Zeit, es ist die 1707 errichtete Orgel in Vierzehnheiligen bei Jena. 1709 bis 1710 errichtete er eine große, dreimanualige Orgel für die Stadtkirche in Saalfeld, deren prachtvoller Prospekt bis heute erhalten ist und in dem heute eine spätromantische Orgel von Wilhelm Sauer steht. In der Folge entstanden eine ganze Reihe weiterer Instrumente in der Umgebung. Erwähnenswert ist hier etwa die fast unverändert erhaltene, 1716 errichtete Orgel in Altenbeuthen, nur 5 Kilometer östlich von Reitzengeschwenda gelegen. 1722 bis 1726 ist Johann Georg Fincke vor allem in Gera tätig und erwarb auch das dortige Bürgerrecht. In der Stadtkirche St. Johannes, im Waisenhaus und in der Salvatorkirche der Stadt entstanden jeweils neue Instrumente. Johann Sebastian Bach hat die Geraer Orgeln im September 1726 begutachtet und als höchst gelungen eingestuft. 1727 bis 1728 entstand auch in der Stadtkirche zu Neustadt an der Orla ein größeres Instrument, das im Gegensatz zu den Geraer Instrumenten zumindest in Teilen bis heute erhalten ist. Später ist Johann Georg Fincke wieder in Saalfeld nachweisbar und starb 1749 ebendort. Sein Sohn, der ebenfalls Johann Georg hieß, übernahm in der Folge die väterliche Werkstatt, ist aber fast nur noch mit Reparaturarbeiten nachweisbar. Die Orgel, die heute in Reitzengeschwenda steht, hat Johann Georg Fincke wohl 1715 für einen unbekannten Ort erbaut. 1839 wurde sie durch den Orgelbauer Johann Michael Georgi aus Unterwirbach nach Reitzengeschwenda versetzt und bei der Gelegenheit in ihrer Klanggestalt leicht verändert. 1987 wurde das Instrument durch die damals neu gegründete Restaurierungswerkstatt Schloß Kaulsdorf restauriert.
Die kleine Orgel in Reitzengeschwenda, als deren Meister Johann Georg Fincke gilt, besitzt 7 Register auf einem Manual und Pedal. Die Disposition stellt sich heute so dar, wie sie seit der Umdisponierung durch Johann Michael Georgi 1839 besteht. Das Manual hat einen Tonumfang bis zum c3 ohne das Cis und ist klanglich auf dem Principal 4' aufgebaut. Die original erhaltenen Prospektpfeifen des Principal 4' sind hierbei besonders bemerkenswert und selten. Dazu kommen Gedackt, Hohlflöte und eine derzeit nicht funktionsfähige Gambe 8', eine Flöta 4' und eine Octave 2'. Die von Georgi vermutlich anstelle der ursprüngliche Mixtur eingebaute Hohlflöte verfügt über einen ausgesprochen schönen und sensiblen Klang. Nicht zu vergessen das fest ans Manual gekoppelte Pedal mit einem Tonumfang bis zum c1 und einem Subbaß 16'. Die Kirche in Reitzengeschwenda ist ein Kleinod, doch auch ein Sorgenkind für die kleine, nur 82 Seelen umfassende Gemeinde. Die Kanzel, einige Figuren, aber auch die Orgel und weite Teile des Innenraumes sind vom Holzwurm befallen. Die alte Schiefereindeckung des Kirchturms bröckelt und ist in einem bedenklichen Zustand. Bleibt zu hoffen, dass das unersetzliche Kulturgut, das wir in so vielen gerade auch kleineren Kirchen Thüringens besitzen, von der Öffentlichkeit in seinem Wert erkannt und für die Zukunft erhalten wird.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel (fest) |
Hohlflöte 8' |
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(Gambe 8') |
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Principal 4' |
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Flöta 4' |
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Octave 2' |
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In Reitzengeschwenda gespielte Stücke:
Johann Rudolf Ahle: Christ, unser Herr, zum Jordan kam >>>
Wolfgang Carl Briegel: Christ lag in Todesbanden >>>
Johann Heinrich Buttstedt (Zuschreibung): Partita "Sei gegrüßet, Jesu gütig" >>>
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge E-Dur >>>
Christian Friedrich Witt: Aus tiefer Not schrei ich zu dir >>>
Christian Friedrich Witt: Nun komm der Heiden Heiland >>>
Christian Friedrich Witt: Praeludium und Fuge in D >>>
SCHLÖBEN (Erfüllende Gemeinde Bad Klosterlausnitz, Saale-Holzland-Kreis)
Ev. Kirche
Erbauer: Justinus Ehrenfried Gerhard (Lindig) 1749-1750, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Schlöben ist eine Gemeinde mit etwa 930 Einwohnerinnen und Einwohnern im thüringischen Saale- Holzland-Kreis. Erfüllende Gemeinde ist Bad Klosterlausnitz. Schlöben und die Gemarkung des Ortes liegen am südlichen Fuß des geschichtsträchtigen Bergstockes Wöllmisse und nördlich der Autobahn A4. Zur Gemeinde gehören neben Schlöben selbst noch die Dörfer Gröben, Rabis, Trockhausen, Mennewitz und Zöttnitz. Die erste urkundliche Nennung Schlöbens ist für das Jahr 1190 nachgewiesen. Im Zentrum des Ortes befinden sich die beachtlichen Reste der einstigen Burg, die seit 1727 im Besitz der berühmten Adelsfamilie von Hardenberg war. 1768 fiel das Gut an Heinrich Ulrich Erasmus von Hardenberg, der bis 1785 das Stammgut der Familie in Oberwiederstedt bewirtschaftete und dann als Direktor der kursächsischen Salinen mit der Familie nach Weißenfels übersiedelte. Die Kinder des Gutsbesitzers verbrachten jeweils mehrere Jahre auf dem Anwesen in Schlöben, so auch der 1772 geborene Friedrich von Hardenberg. Wir kennen ihn unter seinem Künstlernamen Novalis – einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Frühromantik. Die heutige Dorfkirche wurde 1744 bis 1747 anstelle einer mittelalterlichen Vorgängerkirche auf Kosten des Kirchenpatrons Friedrich August von Hardenberg erbaut. Der Kanzelaltar, die Emporen, die Patronatsloge mit dem Wappen der Familie von Hardenberg und die prachtvolle, barocke Orgel sind aus dieser Zeit bis heute nahezu unverändert erhalten. Sie ist ein Werk von Justinus Ehrenfried Gerhardt aus Lindig.
Die Geschichte der Orgelbauerfamilie Gerhardt beginnt mit Justinus Ehrenfried Gerhardt. Er wurde 1710 geboren und war ein Schüler des Orgelbauers Johann Conrad Vockerodt in Löbschütz bei Kahla. Hin und wieder ist zu lesen, dass Gerhardt ein Schüler Gottfried Silbermanns war, doch ist dies aus heutiger Sicht nicht mehr haltbar. Die 1733 errichtete Orgel in Altenberga im Südlichen Saaletal und das 1735 erbaute Instrument in Engerda im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat Justinus Ehrenfried Gerhardt als Geselle wohl weitgehend selbstständig anstelle seines betagten Meisters Vockerodt errichtet. Nach der Übernahme der Vockerodt´schen Werkstatt 1737 verlegte Gerhard den Sitz der Firma nach Lindig bei Kahla. 1741 heiratete er die Jungfrau Justina Maria Thiemin aus Lindig und 1745 wurde der Sohn Christian August Gerhardt geboren, der später in der väterlichen Werkstatt die Kunst des Orgelbaues erlernte und nach dem Tod des Vaters 1786 die Familientradition fortsetze. Und schon sechs Jahre zuvor, im Jahre 1780 erblickte mit Justinus Ehrenfrieds Enkel Johann Christian Adam Gerhardt die dritte Generation der Orgelbauerfamilie das Licht der Welt. Insgesamt wirkte die Orgelbauerfamilie Gerhardt fast einhundert Jahre lang zunächst auf einem relativ eng begrenzten Gebiet des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg an der mittleren Saale, etwa zwischen Kahla im Süden und Camburg im Norden. Gelegentliche Ausflüge nach Ilmenau oder nach Altengesees ins reußische Oberland blieben Ausnahmen. Erst mit der Verlegung der Werkstatt von Lindig nach Dorndorf in der dritten Generation wurde dann auch der Raum um Jena erschlossen, der damals zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach gehörte. Die Orgeln von Justinus Ehrenfried Gerhardt zeichnen sich allesamt durch die Verarbeitung bester Materialien und solide handwerkliche Arbeit aus. Vermutlich auch deshalb erhielt er irgendwann einmal den Beinamen „Thüringer Silbermann“. Diese technischen Eigenschaften sowie auch der unverwechselbare, farbige Klang der Gerhardt-Orgeln machen sie auch ohne das ausgeliehene Attribut eines Thüringer Silbermanns zu Meisterwerken; es sind Höhepunkte der Thüringer Orgelbaukunst des Barock. Eine ganze Reihe von Instrumenten, etwa 15 bis 18, sind aus dem Schaffen Justinus Ehrenfried Gerhardts bis heute erhalten, freilich später mehr oder weniger verändert und leider auch erst teilweise restauriert. Unter ihnen ragt die zweimanualige, 1749 bis 1750 erbaute Orgel in Schlöben heraus. Sie ist bis auf die Prospektpfeifen nahezu unverändert erhalten und fasziniert sowohl mit dem Klang des Plenums als auch durch höchst individuelle und klangsensible Einzelstimmen.
Die Orgel in Schlöben wurde in den Jahren 1999 bis 2002 durch die Firma Vogtländischer Orgelbau Thomas Wolf aus Limbach sorgfältig restauriert. Sie besitzt 16 Register auf zwei Manualen und Pedal. Im Hauptwerk, das ebenso wie das Oberwerk einen Klaviaturumfang bis zum c3 verfügt, finden wir die Stimmen Principal, Viola di Gamba und Gedackt 8', die Octaven 4' und 2', das Ganze bekrönt von einer 4fachen Mixtur und interessant eingefärbt durch den 2fachen Tertian. Bemerkenswert ist, dass die Klanggestalt des Oberwerks ohne eine einzige Principalstimme disponiert ist. Es verfügt über die Register Lieblich Gedackt und Quintatön 8', Kleingedackt und Salicet 4', eine Waldflöte 2' und eine Siffflöte 1'. Das Pedal schließlich mit einem Umfang bis zum c1 besitzt Subbaß und Posaunenbaß 16' sowie einen Oktavbaß 8', dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel. Doch zurück zu Novalis. Er soll sich, wenn er in Schlöben weilte, zuweilen auch selbst auf Orgel der Dorfkirche probirt haben. Darum wird die Gerhardt-Orgel seit einigen Jahren auch vermehrt Novalis-Orgel genannt. Es ist durchaus ergreifend, wenn wir heutigen auf der original erhaltenen Klaviatur spielen und dem Klang im Raum nachlauschen dürfen, wie ihn also der Meister vor über 200 Jahren auch schon erlebt hat. Und wenn man dann allein in der Kirche ist und die Augen schließt, denkt man möglicherweise an das Wort von Novalis aus seinen „Blütenstaub-Fragmenten“: „Jeder geliebte Gegenstand ist der Mittelpunkt eines Paradieses.“
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-c3 |
Oberwerk, C-c3 |
Pedal, C-c1 |
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Principal 8' |
Lieblich Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Gedackt 8' |
Quintatön 8' |
Octavbaß 8' |
Pedalkoppel |
Viola di Gamba 8' |
Kleingedackt 4' |
Posaunenbaß 16' |
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Octave 4' |
Salicet 4' |
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Octave 2' |
Waldflöte 2' |
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Tertian 2f. |
Sifflöte 1' |
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Mixtur 3f. |
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In Schlöben gespielte Stücke:
Johann Sebastian Bach: Aria aus den Goldberg-Variationen BWV 988 >>>
Johann Sebastian Bach: Was Gott tut, das ist wohlgetan BWV 1116 >>>
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge G-Dur >>>
Ehrenfried Christian Traugott Krebs: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ >>>
Johann Pachelbel (Zuschreibung): Herr Christ, der einig Gott's Sohn >>>
Georg Michael Telemann: Ein feste Burg ist unser Gott >>>
Johann Gottfried Walther: Concerto del Sig. Torelli >>>
SCHÖNDORF (Stadt Weimar)
Kath. Kirche St. Bonifatius
Erbauer: Gebrüder Dinse (Oswald und Paul Dinse, Berlin-Kreuzberg) 1884, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
(Text folgt)
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
|
Bourdon 16' |
Gedact 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Salicional 8' |
Principal 8' |
Pedalkoppel |
Rohrflöte 8' |
Principal 4' |
Choralbaß 4' |
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Viola di Gamba 8' |
Gemshorn 2' |
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|
Octave 4' |
Terzian 2f. |
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Flauto travers 4' |
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Octave 2' |
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Scharf 3-4f. |
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In Schöndorf gespielte Stücke:
Leberecht Baumert: Moderato G-Dur >>>
Siegfried Wilhelm Dehn: Aus tiefer Not schrei ich zu dir >>>
Michael Haller: Stetit Angelus >>>
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STANAU (Erfüllende Gemeinde Neustadt a.d. Orla, Saale-Orla-Kreis)
Ev. Kirche
Erbauer: Christian Ernst Friederici (Gera) 1746, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Das kleine Dorf Stanau ist eine Gemeinde im thüringischen Saale-Orla-Kreis mit heute 119 Einwohnerinnen und Einwohnern. Erfüllende Gemeinde für Stanau ist die Stadt Neustadt an der Orla. Stanau liegt nordwestlich von Neustadt an der Orla in einer Senke einer Hochfläche der Saale-Elster-Sandsteinplatte und ist von Wiesen und Feldern und dann von Wald umgeben. Es ist ein Stück idyllisches Thüringen aus dem Bilderbuch, wie man es nur noch an wenigen Stellen erleben kann. Aber zufällig kommt man nicht einfach so durch Stanau, da der Ort etwas abseits der Durchgangsstraßen liegt. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Stanau stammt aus dem Jahre 1071. Und schon seit der Zeit der Reformation gehören die kleinen Dorfgemeinden in der Region um Stanau zum Pfarramt in Trockenborn. So gibt es Gottesdienste in der kleinen Gemeinde zu hohen Feiertagen - sonst ist das kirchliche Leben nach Trockenborn orientiert. Die evangelische Dorfkirche stammt aus dem 12.Jahrhundert. In der Reinheit ihres romanischen Baustils ist sie einzigartig in der Umgebung. Dank der bereits Ende der 1980er Jahre begonnenen Restaurierung erstrahlt die altehrwürdige Stanauer Kirche, heute als Pilgerkirche dankenswerterweise meist tagsüber geöffnet, in wieder ihrer ursprünglichen, schlichten Schönheit. Auf der Empore birgt die Kirche einen ganz besonderen Schatz: eine der ganz seltenen Orgel aus der Werkstatt von Christian Ernst Friederici aus Gera.
Christian Ernst Friederici wurde 1709 in Meerane geboren. Sein Vater Johann Friederici war dort in Meerane Stadtschreiber und Vizebürgermeister. Seine Ausbildung als Orgelbauer erhielt Christian Ernst Friederici bei niemand Geringerem als bei Gottfried Silbermann im sächsischen Freiberg. Anschließend vervollkommnete er seine Fähigkeiten als Orgelbaugehilfe bei Heinrich Gottfried Trost in Altenburg. Etwa 1737 gründete er in Gera eine Klavier- und Orgelbauanstalt. In diese trat 1744 auch sein 1714 geborener jüngerer Bruder Gottfried Christian ein. Friederici führte den Titel eines „Herzoglich gothaischen und altenburgischen Hof- und Landorgelbauers“. Doch bedeutend war Friederici vor allem auf dem Gebiet des Klavierbaus. 1745 baute er den ersten Pyramidenflügel, einen aufrechtstehenden Hammerflügel. Dies war der Beginn einer Entwicklung, die über verschiedene Stufen bis hin zum „Pianino“ führte - das ist unser heute allgemein bekanntes, aufrechtstehendes Klavier. Ab 1758 nahm Friederici die serienweise Fertigung kleiner rechteckiger Hammerklaviere auf, die er „Fortbiens“ bezeichnete. Daraus entwickelten sich die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts weit verbreiteten Tafelklaviere. Zu den Kunden der Werkstatt Friedericis zählten unter anderen Philipp Emanuel Bach, Leopold Mozart und die Familie Goethe in Frankfurt am Main. So erlernte Johann Wolfgang von Goethe das Klavierspiel auf einem Friederici´schen Klavier. Darüber hinaus entstanden etwa 50 Orgelwerke, von denen allerdings nur ganz wenige die Zeiten bis heute überdauert haben. Christian Ernst Friederici starb im Jahre 1780 in Gera. 1746 erbaute Friederici eine Orgel für die Kirche in Ottendorf bei Stadtroda, das liegt rund 11 Kilometer nordöstlich von Stanau. Im Jahre 1866 wurde dieses Instrument durch den Orgelbauer Adolf Poppe in die Kirche von Stanau umgesetzt, der ein Jahr zuvor in Ottendorf eine neue Orgel errichtet hatte. Der Preis, den die Stanauer zu bezahlen hatten. betrug 165 Taler nebst Dreingabe der alten Orgel für wenige Taler, wie wir aus den Akten erfahren. Weitere, gut erhaltene und restaurierte Instrumente aus der berühmten Werkstatt der Gebrüder Friederici findet man etwa in der Kirche zu Gera-Weißig, 1740 erbaut und in Großdeuben südlich von Leipzig, 1754 errichtet. Doch seine großen Orgeln, etwa die 1766 eingeweihte und von Johann Ludwig Krebs abgenommene in der Jacobi-Kirche zu Chemnitz sind allesamt untergegangen. Charles Burney schrieb 1773 über den Meister: „Friederici in Gera behauptet wohl unter den itztlebenden Orgelbauern und Claviermachern den ersten Platz.“
Die Friederici-Orgel in Stanau ist in einer Vollständigkeit und Unberührtheit auf uns gekommen, wie es selbst in der so überaus reichen Orgellandschaft Thüringens bemerkenswert ist. Selbst die originalen Prospektpfeifen, die teilweise über Inschriften aus der Barockzeit verfügen, sind wie durch ein Wunder der ansonsten allerorten üblichen Ablieferung im Ersten Weltkrieg entgangen. Auf einer dieser Pfeifen ist beispielsweise gut die Jahreszahl 1752 und der Name Salomo Müller zu erkennen. Er war Schulmeistersubstitut in Ottendorf und wurde in jenem Jahr in seine Tätigkeit dort eingewiesen. 1975 wurde das Instrument durch Friedrich Löbling aus Erfurt instandgesetzt und 1993 bis 1994 erfolgte eine behutsame und stilgerechte Restaurierung durch die Orgelbaufirma Hartmut Schüßler aus Greiz. Das Instrument besitzt 10 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual mit einem Umfang vom Ton C bis zum c3 ohne das Cis verfügt über die Register Bordun und Quintatena 8', Principal und Kleingedackt 4', Quinta 3', Octava 2', Terz 1 3/5' sowie eine 3fache Mixtur. Das bis zum c1 ausgebaute Pedal verfügt über die beiden Stimmen Subbaß 16' und Oktavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Der leicht scharfe, silberglänzende Klang der Orgel läßt deutlich hören, dass Gottfried Silbermann für Friederici nicht nur Lehrmeister, sondern auch Vorbild für die Gestaltung seiner Instrumente war. Und tatsächlich sahen das auch die Menschen im 18.Jahrhundert so. In einem Gedicht zur Einweihung der nicht mehr vorhandenen Friederici-Orgel in Meerane heißt es denn auch: „Wißt ihr? Alle hundert Jahre tragen einen Silbermann! Wißt Ihr auch, daß Friederici so ein Amt vertreten kann? Jener, sein Gamaliel, hat ihn treulich unterrichtet, dieser sich dem Silbermann und der ächten Kunst verpflichtet.“
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
|
Bordun 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Quintatena 8' |
Octavbaß 8' |
|
Principal 4' |
|
|
Kleingedackt 4' |
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|
Quinta 3' |
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Octava 2' |
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|
Terz 1 3/5' |
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Mixtur 3f. |
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In Stanau gespielte Stücke:
Carl Philipp Emanuel Bach: Fughette über CFEBACH >>>
Johann Heinrich Buttstedt: Ach Gott, vom Himmel sieh darein >>>
Johann Heinrich Buttstedt: Der Tag, der ist so freudenreich >>>
Simon Lohet: Nun welche hie ihr Hoffnung gar >>>
Christian Michael: Praeludium a 3 in d >>>
Christian Michael: Praeludium a 3 in e >>>
Christian Michael: Praeludium a 3 in F >>>
Johann Caspar Simon: Auf meinen lieben Gott >>>
Georg Andreas Sorge: Kleines Praeludium Nr. 23 B-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Kleines Praeludium Nr. 24 B-Dur >>>
Georg Andreas Sorge: Praeludium Des-Dur
SÜSSENBORN (Stadt Weimar)
Ev. Kirche zu den Vierzehn Heiligen
Erbauer: Adalbert Förtsch (Blankenhain) 1866, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Süßenborn ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Weimar. Der Ort mit rund 270 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt östlich von Weimar in einer Talsenke an der B 7 Richtung Jena. Erstmalig Erwähnung findet der Ort als "Suzeburnun" in einer Urkunde des Erzbischofs von Mainz aus dem Jahre 1150. Der Ortsname bedeutet "Quelle mit süß schmeckendem Wasser". In der Umgebung des Ortes wurden während des intensiven Kiesabbaus im Ort unzählige, teils hochinteressante Fossilien entdeckt. Im Ortskern steht die Kirche "Zu den Vierzehn Heiligen", deren Turm noch aus romanischer Zeit stammt. 1820 bis 1821 wurde die Kirche von Clemens Wenzeslaus Coudray, dem führenden Meister der klassizistischen Baukunst in Thüringen, umgebaut. Er ließ das dreiachsige Langhaus mit hohen Fenstern errichten. Der deutsch-amerikanische Maler und Graphiker Lyonel Feininger malte die Kirche und andere Gebäude des Ortes ab 1920 mehrfach. Heute grüßt die Kirche die Besucher schon von außen mit dem Luther zugeschriebenen Zitat "Wenn Morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen!" 1866 erhielt die Kirche eine Orgel aus der Werkstatt des Orgelbauers Adalbert Förtsch aus Blankenhain.
Der Orgelbauer Adalbert Förtsch wurde 1826 in Burgwerben, heute einem Ortsteil der Stadt Weißenfels geboren. Er ging zunächst bei dem Orgelbauer Louis Witzmann in Kleinrudestedt in die Lehre und arbeitete danach ab 1846 als Geselle bei Julius Strobel in Bad Frankenhausen. In den folgenden Jahren arbeitete er zudem bei weiteren Orgelbauern, so bei Otto Schmidt in Magdeburg und ab 1848 bei Friedrich Wilhelm und seinem Sohn August Ferdinand Wäldner in Halle. 1858 machte sich Förtsch sodann in Blankenhain, einer Kleinstadt im Süden des heutigen Landkreises Weimarer Land selbstständig. In rund 20 Schaffensjahren entstanden etwa 50 Instrumente, meist im näheren Umkreis der Stadt Weimar, von denen eine ganze Reihe in unterschiedlichem Zustand die Zeiten bis heute überdauert haben. Eine seiner größten Instrumente entstand 1861 für die Kirche des Dorfes Kleinbrembach im heutigen Landkreis Sömmerda mit 21 Registern nach einem Entwurf von Johann Gottlob Töpfer und einem sehr schönen, eigenwillig gestalteten neugotischen Prospekt. Die meisten seiner Orgeln besaßen indeß nicht mehr als 18 oder 19 Stimmen, so das 1869 erbaute Instrument in Oberweimar mit 16 Stimmen oder die 1870 entstandene Orgel in Neckeroda bei Blankenhain, deren Abnahme von Alexander Wilhelm Gottschalg durchgeführt wurde. In diese Reihe paßt auch die Orgel in Süßenborn, die 1866 entstand und 14 Register bekam. Gottschalg, Töpfer und wahrscheinlich auch Liszt haben die Orgel gekannt und gespielt, denn nur drei Kilometer nördlich von Süßenborn liegt Denstedt. Dort in Denstedt hielt Liszt, unterstützt von seinem getreuen Tieffurter Kantor Gottschalg, für gewöhnlich seine „Orgelconferenzen“ ab. 1878 übergab Adalbert Förtsch mit erst 52 Jahren seine Werkstatt an seinen Schüler und Neffen Walter Drechsler und lebte fortan als Rentner in Weimar. Walter Drechsler verzog allerdings schon 1881 nach Wiesbaden und hat dort den Orgelbau gänzlich aufgegeben. Adalbert Förtsch lebte danach noch gute 20 Jahre, 1899 ist er in Weimar gestorben.
Die Förtsch-Orgel in Süßenborn mit ihrem neugotischen Prospekt hat die Zeiten relativ unverändert überstanden. Allerdings wurde sie 1983 wegen Bauarbeiten ausgelagert und die Einzelteile über 25 Jahre auf einem Dachboden im Ort aufbewahrt. 2010 bis 2011 konnte das Instrument durch die Firma Rösel und Hercher aus Saalfeld wiederaufgebaut und mit einem Konzert von Matthias Eisenberg wieder eingeweiht werden. Die Manuale haben jeweils einen Umfang bis zum f3. Im Hauptwerk finden wir Bordun 16', Principal, Hohlflöte und Gambe 8', Octave und Hohlflöte 4' sowie eine 3fache Mixtur. Im Oberwerk stehen Lieblich Gedackt, Salicional und eine unglaublich zarte Harmonika 8', sowie eine Flöte dolce 4'. Im bis zum d1 ausgebauten Pedal stehen die Register Subbaß 16' sowie Octavbaß und Gedacktbaß 8', dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel. Adalbert Förtsch war sicher keiner der ganz großen Meister und wirkte überdies nur eine vergleichsweise kurze Zeit auf einem recht eng begrenzten Gebiet. Doch haben seine Werke Charakter und zeigen uns ihren Erbauer als durchaus eigenständig denkenden und sehr solide bauenden Meister seines Fachs.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, C-f3 |
Oberwerk, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Bordun 16' |
Lieblich Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Salicional 8' |
Octavbaß 8' |
Pedalkoppel |
Hohlflöte 8' |
Harmonika 8' |
Gedacktbaß 8' |
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Gambe 8' |
Flöte dolce 4' |
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Octave 4' |
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Hohlflöte 4' |
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Mixtur 3f. |
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In Süßenborn gespielte Stücke:
Paul Blumenthal: Den die Hirten lobten sehre >>>
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TRIPTIS (Saale-Orla-Kreis)
Ev. Stadtkirche St. Marien
Erbauer: Johann Gottlob Trampeli (Adorf) 1785, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Triptis ist eine Kleinstadt im thüringischen Saale-Orla-Kreis mit rund 3.700 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Stadt liegt unweit der Wasserscheide zwischen Saale und Weißer Elster in einem flachen, nach Westen offenen Talkessel. Im östlichen Teil dieses Gebietes liegt das Quellgebiet der Orla, die südöstlich der Stadt zur Talsperre Triptis aufgestaut wird. Die Kreuzung von Verkehrswegen – von Saalfeld durch den Orlagau zur Weißen Elster bei Gera und von Leipzig nach Nürnberg – war wohl Grund für den Bau einer Wasserburg für die Herren von Lobdeburg in Triptis. Mit der Verlegung eines Benediktinerinnenklosters nach Zwickau wurde Triptis im Jahre 1212 erstmals urkundlich erwähnt. Der zunächst etwas rätselhaft erscheinende Ortsname ist slawischen Ursprungs und bedeutet höchstwahrscheinlich „drei Vögelchen“ (im Altsorbischen „Tri Ptiči“) und bezeichnete wohl einen Zufluss zur Orla. Als Stadt wurde Triptis erstmals 1328 genannt und 1367 erhielt sie das Marktrecht. Die erste Kirche in Triptis wurde kurz vor oder um 1200 anstelle eines vorchristlichen Kultplatzes erbaut. Sie stand schon an der gleichen Stelle wie die heutige Stadtkirche St. Marien. 1540 brannten nicht nur große Teile der Stadt, sondern auch diese erste Kirche nieder. Ein weiterer Brand 1775 zerstörte den spätgotischen Bau, der zwischen 1781 und 1784 in spätbarocken Formen neu errichtet wurde. Ein besonderes Schmuckstück der Kirche, besser gesagt ein klingendes Juwel, ist die 1785 von Johann Gottlob Trampeli errichtete Orgel.
Stammvater der Orgelbauerfamilie Trampeli ist Johann Paul Trampel, 1708 geboren. Er erlernte sein Handwerk bei Johann Georg Schröter in Erfurt und machte sich 1734 in Adorf im Vogtland selbstständig. Trampel war an Bau und Reparatur von etwa 50 Orgeln beteiligt; nur eine einzige, in Chursdorf bei Schleiz, ist von ihm bis heute erhalten. Dem damaligen Zeitgeschmack folgend führte Trampel ab 1759 den eleganter scheinenden, italienisch klingenden Namen Trampeli und starb 1764. Die beiden Söhne Johann Gottlob Trampeli, geboren 1742 und Christian Wilhelm, geboren 1748, die zwischenzeitlich auch den Nach-Namen des Vaters übernommen hatten, übernahmen das Geschäft und bauten, zumeist unter der Führung Johann Gottlobs als bedeutendstem Mitglied der Familie, zahlreiche Orgeln im weiteren Umkreis der Adorfer Werkstatt. Größtes Instrument war die Orgel der Leipziger Nikolaikirche, über die Johann Adam Hiller urteilte: „Nach Silbermannscher Art vortrefflich angelegt und ausgeführt“. Hillers Beurteilung weist auf den Kern des Erfolgs der Trampelis hin, die die orgelbautechnischen Grundsätze Gottfried Silbermanns übernommen hatten, ohne dessen Schüler gewesen zu sein. Von den Trampeli-Brüdern sind glücklicherweise eine ganze Reihe von schönen Instrumenten erhalten, alle „von Edlem Glanz und würdevoller Pracht“. Neben dem großartigen, 1785 erbauten Instrument in der Stadtkirche Triptis seien, ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier noch genannt: die 1782 erbaute Orgel für die Nikolaikirche in Wurzbach bei Bad Lobenstein, dann die Orgel zu Oberlosa bei Plauen, 1788 vollendet und das Instrument in der Stadtkirche zu Gefell, das 1807 als eine der letzten Orgeln unter Führung von Johann Gottlob Trampeli erbaut wurde. Daneben existieren noch eine Reihe nicht minder schöner, einmanualiger Instrumente wie etwa in Forstwolfersdorf oder Sirbis. Nach dem Tod Johann Johann Gottlob Trampelis 1812 übernahm sein 1790 geborener Neffe Friedrich Wilhelm Trampeli den Betrieb. Zwar erbaute er auch er, der sehr jung die Werkstatt übernehmen musste, eine stattliche neuer Werke, unter anderem sogar in Dortmund, doch blieben seine handwerklichen und klanglichen Leistungen hinter denen seines Oheims zurück. Nach Friedrich Wilhelm Trampelis Tod 1832 kam der Orgelbau in Adorf zum Erliegen; die Werkstattgebäude wurden bei einem Stadtbrand 1904 zerstört.
Mit 29 Registern auf zwei Manualen und Pedal ist die Trampeli-Orgel in Triptis prachtvoll disponiert. Bereits in den Jahren 1992 bis 1997 fand eine grundlegende Restaurierung des historisch und künstlerisch wertvollen Instrumentes mit Rückführung auf die ursprüngliche Konzeption statt. 2011 wurde der letzte Restaurierungsabschnitt durch die Firma Orgelbau Waltershausen vollendet, bei der unter anderem die zwischenzeitlich stark veränderte Spielanlage nach dem Vorbild anderer Trampeli-Orgeln rekonstruiert wurde. Die Manuale haben einen Tonumfang bis zum d3. Im Hauptwerk finden wir die Stimmen Quintadena 16', Principal, Rohrflöte, Gemshorn und Viola di Gamba 8', Octava und Rohrflöte 4', eine Quinta 3', Octave 2', Tertia 1 3/5', ein 3faches Cornett, eine 4fache Mixtur und eine Trompete 8'. Im Oberwerk finden wir Principal, Gedackt und Quintatön 8', Principal und Flauto 4', Nasat 2 2/3', Oktava 2', Quinte 1 1/2' und eine Sifflöte 1', dazu kommt eine 3fache Mixtur und eine Vox humana 8'. Im Pedal mit einem Tonumfang bis zum d1 besitzt die Register Principalbaß und Violon 16' und Oktavbaß 8', dazu kommen die beiden Zungenstimmen Posaune 16' und Trompete 8'. Dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel sowie je ein Tremulant für das Hauptwerk und für das Oberwerk. Was der bekannte Silbermann-Forscher Ernst Flade schon vor rund 70 Jahren über die Trampeli-Orgeln schrieb, hat bis heute uneingeschränkte Gültigkeit: „Johann Gottlob Trampeli baute Orgel von einer seltenen Schönheit der Intonation, Orgeln mit samtweichen Principalen und zarten, nur leise streichenden Gamben und mit edel aufgefassten Mixturen von strahlenden Glanz”
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Disposition:
Hauptwerk, C-d3 |
Oberwerk, C-d3 |
Pedal, C-d1 |
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Quintadena 16' |
Principal 8' |
Principalbaß 16' |
Manualkoppel |
Principal 8' |
Gedackt 8' |
Violon 16' |
Pedalkoppel |
Rohrflöte 8' |
Quintatön 8' |
Octavbaß 8' |
Tremulant HW |
Gemshorn 8' |
Principal 4' |
Posaune 16' |
Tremulant OW |
Viola di Gamba 8' |
Flauto 4' |
Trompete 8' |
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Octava 4' |
Nasat 2 2/3' |
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Rohrflöte 4' |
Octava 2' |
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Quinta 3' |
Quinta 1 1/2' |
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Octave 2' |
Sifflöte 1' |
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Tertia 1 3/5' |
Mixtur 3f. |
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Cornett 3f. |
Vox humana 8' |
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Mixtur 4f. |
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Trompete 8' |
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In Triptis gespielte Stücke:
Johann Friedrich Agricola: Jesu, deine tiefen Wunden >>>
Johann Friedrich Agricola: O Ewigkeit, du Donnerwort >>>
Anna Amalie von Preußen: Nun freut euch, lieben Christen g'mein >>>
Johann Sebastian Bach: Christ, unser Herr, zum Jordan kam BWV 684 >>>
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UNTERWIRBACH (Gemeinde Saalfelder Höhe, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche St. Gangolf
Erbauer: Johann Elias Schulze (Solsdorf) 1738, Umbau Johann Georg Kappauf (Ilmenau) 1780-1783, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Unterwirbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Saalfelder Höhe im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Der Ort liegt an der Ostabdachung der Ausläufer des Thüringer Waldes zwischen Saalfeld und Bad Blankenburg. 1286 wurde Unterwirbach erstmals urkundlich erwähnt. Neben der Eisenerzgewinnung und der Handelstätigkeit der Einwohner auf den Märkten der Städte gab es kaum andere Erwerbsmöglichkeiten. Im Winter wurden Besen gebunden. Unterwirbach war bis zur Entstehung des Landes Thüringen im Jahr 1920 geteilt. Der schwarzburgische Teil gehörte zur Oberherrschaft des Fürstentums bzw. Freistaats Schwarzburg-Rudolstadt. Der sächsisch-ernestinische Teil gehörte zunächst zum Herzogtum Sachsen-Saalfeld, danach bis 1826 zum Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld und anschließend zum Herzogtum Sachsen-Meiningen. Von 1991 bis 1996 gehörte Unterwirbach der Verwaltungsgemeinschaft Saalfelder Höhe an, die 1997 zur Einheitsgemeinde umgewandelt wurde. Heute leben etwas über 900 Einwohnerinnen und Einwohner in Unterwirbach. Mittelpunkt des Ortes ist die Kirche St. Gangolf, die mit ihrem Fachwerk-Obergeschoss zu den ältesten Thüringischen Kirchen dieser Bauart gehört. Die heutige dreiseitig geschlossene Saalkirche wurde 1525 errichtet und 1700 bis 1703 im barocken Stil umgestaltet. 1738 erhielt die Kirche dann eine neue Orgel aus der Werkstatt von Johann Elias Schulze aus Solsdorf, dem Stammvater der vor allem durch Johann Friedrich Schulze in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts zu großer Berühmtheit gelangten Orgelbauerfamilie.
Der Stammvater der Orgelbauerdynastie Schulze war Johann Elias Schulze. Er wurde 1688 geboren und wirkte als Tischler und Orgelbauer in Solsdorf, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Wo er seine Ausbildung erhielt, ist nicht überliefert. Die 1738 für Unterwirbach erbaute Orgel ist das einzige nachgewiesene Werk von Johann Elias Schulze. Um 1750 verlegte er seine Werkstatt in die benachbarte Ortschaft Milbitz. Johann Elias hatte zwei Söhne, die ebenfalls Orgelbauer wurden, zunächst den 1716 geborenen Johann Heinrich und den vier Jahre jüngeren Johann Daniel. Letzterer übernahm nach dem Tod des Vaters 1762 die Werkstatt in Milbitz und wirkte bis zu seinem Tod 1785 hauptsächlich in der näheren Umgebung. Von ihm ist die Orgel in Milbitz in veränderter Form erhalten. Johann Daniels Sohn, der 1753 geborene Johann Andreas Schulze, erhielt seine Ausbildung in der väterlichen Werkstatt und erbaute unter anderem die ebenfalls nur in veränderter Form erhaltene Orgel in Quittelsdorf. Johann Andreas Schulze kam allerdings schon über die engere Heimatregion hinaus und baute unter anderem in Kahla bei Jena, in Auleben bei Nordhausen und in Haßleben bei Erfurt. Als Johann Andreas Schulze 1806 mit gerade einmal 53 Jahren starb, war sein 1793 geborener Sohn Johann Friedrich erst 13 Jahre alt. Darum erlernte dieser den Orgelbau bei Johann Benjamin Witzmann in Stadtilm, um später die väterliche Werkstatt in Milbitz zu übernehmen. Er wurde zu einem der bedeutendsten Orgelbauer des 19.Jahrhunderts, Neuerungen höchst aufgeschlossen, experimentierfreudig und einer der wesentlichen Wegbereiter der deutschen Orgelromantik. Doch zurück zu Johann Elias Schulze und seiner 1738 erbauten Orgel in Unterwirbach. Sie bekam 15 Register auf zwei Manualen und Pedal mit einem Rückpositiv. 1780 wurde die Kirche in Unterwirbach in ihrem Inneren umgestaltet. In dem Zusammenhang wurde auch die Orgel umgebaut und zwar durch den Orgelbauer Johann Georg Kappauf aus Ilmenau. Kappauf entfernte das Rückpositiv, somit war das Instrument fortan nur noch einmanualig. Als Kappauf 1783 starb, war der Umbau allerdings noch nicht vollendet. Dies besorgte einige Jahre später aller Wahrscheinlichkeit nach Johann Michael Georgi, der aus Ludwigstadt bei Kronach stammte und um 1805 seine Werkstatt von Ludwigstadt nach Unterwirbach verlegte. Die 1815 von Johann Michael Georgi für die Kirche zu Birkigt errichtete Orgel ist optisch eine Kopie des Unterwirbacher Instruments; allerdings wie gesagt nur optisch, denn klanglich weichen die Orgeln voneinander ab.
Das Instrument hat heute 11 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual besitzt einen Tonumfang vom Ton C bis zum c3 und die Register Bordun und Quintatön 8', Principal, Spitzflöte und Hohlflöte 4', eine Quinta 3', sodann keine Oktave, sondern eine Waldflöte 2' und eine 4fache Mixtur. Das bis zum c1 ausgebaute Pedal verfügt über die Stimmen Subbaß und Quintatönbaß 16' sowie einen Violonbaß 8'. 1898 und 1950 wurde die Orgel teilweise umgestaltet, blieb allerdings in ihrer Grundgestalt im Wesentlichen erhalten. 2001 erfolgte sodann eine stilgerechte Restaurierung durch die Orgelbauwerkstatt Rösel und Hercher aus Saalfeld. Eine große Herausforderung für die Gemeinde ist die derzeit laufende, aufwändige Restaurierung der Kirche. Holzschädlingsbefall, Nassfäule und daraus folgend marode Holzverbindungen sowie nach außen kippende Gefache-Ausmauerungen im Fachwerk-Obergeschoss sind Herausforderungen, mit denen man aktuell in Unterwirbach konfrontiert ist. Bei alledem ist man sehr freundlich zu Interessierten – ich muss die Geschichte einfach kurz erzählen. Als ich seinerzeit in Unterwirbach zu Gast war, brachte mir die Küsterin einige Zeit, nachdem ich mir den Schlüssel geholt hatte, ungefragt einen frischen Kaffee und einen selbstgebackenen Kuchen hoch auf die Empore. Ich bin ja wirklich schon in zahlreichen Kirchen herumgekommen, aber solch eine nette Geste habe ich nirgendwo anders bislang erlebt. Hoffen wir, dass die Kirchenrenovierung in Unterwirbach die Probleme des Bauwerkes dauerhaft beheben kann und die Kirche bald wieder in einem ähnlichen Glanz erstrahlen kann, mit dem uns die Schulze-Orgel bereits erfreut.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, C-c3 |
Pedal, C-c1 |
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Bordun 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Quintatön 8' |
Quintatönbaß 16' |
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Principal 4' |
Violonbaß 8' |
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Spitzflöte 4' |
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Hohlflöte 4' |
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Quinta 3' |
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Waldflöte 2' |
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Mixtur 4f. |
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I
n Unterwirbach gespielte Stücke:
Johann Heinrich Buttstedt: Gott, durch deine Güte I >>>
Johann Heinrich Buttstedt: Gott, durch deine Güte II >>>
Gottfried Ernst Pestel: Praeludium ex D fis >>>
Georg Andreas Sorge: Sonate I B-Dur >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: Erbarm dich mein, o Herre Gott >>>
WEISCHWITZ (Gemeinde Kaulsdorf, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche
Unbekannter Erbauer (Zuschreibung: Johann Georg Fincke, Saalfeld) um 1740, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Weischwitz ist ein Ortsteil der Gemeinde Kaulsdorf im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Der Ort mit seinen 130 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt westlich von Fischersdorf im hügeligen Vorland des Thüringer Waldes auf Ausläufern des Südostthüringer Schiefergebirges. Eine ca. 1,5 Kilometer lange Zufahrt verbindet den idyllisch gelegenen Ort mit der Bundesstraße 85. Die Anhöhen und Berge um den Ort tragen Mischwälder. Gepflegte Fachwerkhäuser prägen das Ortsbild; ein kleines Stück Thüringen wie aus dem Bilderbuch. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Weischwitz im Jahre 1281. Von drei Seiten umschlossen vom Leutenberger Gebiet der Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt, gehörte Weischwitz zum Amt Saalfeld des Herzogtums Sachsen-Saalfeld bzw. Sachsen-Coburg-Saalfeld. Von 1826 bis 1918 gehörte Weischwitz zum Herzogtum Sachsen-Meiningen. Seit 1994 gehört es als Ortsteil zur Gemeinde Kaulsdorf. Die kleine Dorfkirche ist im Grunde eine romanische Saalkirche mit eingezogenem Chor, die 1792 barockisiert wurde. Im Zuge dieser Baumaßnahmen kam auch die Orgel in die Kirche, die gebraucht erworben wurde. Man weiß nicht, wo dieses Instrument ursprünglich gestanden hat. Ebenso weiß man nicht, wann und von wem es erbaut wurde. Die Vermutungen verdichten sich jedoch sehr stark auf Johann Georg Fincke aus Saalfeld als ihren Schöpfer.
Als Erbauer der Weischwitzer Orgel wird heute meist Johann Georg Fincke aus Saalfeld angegeben. In Frage kommt aus meiner Sicht aber auch Andreas Nikolaus Francke aus Leutenberg. Schauen wir uns das Leben dieser beiden Orgelbauer einmal kurz an. Johann Georg Fincke wurde um 1680 geboren und erlernte sein Handwerk möglicherweise bei Georg Christoph Stertzing in Eisenach. Nachdem er sich selbstständig gemacht hatte, ließ er sich zunächst in Jena nieder, zog 1709 aber zum Bau der dortigen Stadtkirchenorgel nach Saalfeld. Diese Orgel wurde von Johann Nikolaus Bach abgenommen. Ab 1720 war Johann Georg Fincke verstärkt in Gera tätig. Da er dort die Bürgerrechte erwarb, kann von einem Umzug der Werkstatt ausgegangen werden. Seine in der dortigen Johanniskirche errichtete Orgel prüfte Johann Sebastian Bach und erstellte ein positives Gutachten. 1726 wurde Fincke in Neustadt an der Orla ansässig. Dort hatte er ebenfalls den Auftrag für einen großen Orgelneubau erhalten. Allerdings scheint sein Aufenthalt in Neustadt nur vorübergehend gewesen zu sein, denn später ist er wieder in Saalfeld zu finden, wo er 1749 verstorben ist. Viel ist von seinem umfangreichen Schaffen nicht erhalten. Die Orgel der Stadtkirche in Neustadt an der Orla ist erhalten, allerdings mußte hier vieles rekonstruiert werden. Erhalten sind außerdem die kleineren Instrumente in Jena-Vierzehnheiligen und Altenbeuthen, beide gut restauriert und in gutem Zustand. Zwölf Kilometer südöstlich von Weischwitz liegt Leutenberg und dort finden wir in der Mitte des 18.Jahrhunderts den Orgelbauer Andreas Nikolaus Francke. Von ihm stammt beispielsweise ein ebenfalls sehr kammermusikalisch ausgelegtes und zudem optisch ausgesprochen hübsches Instrument in Catharinau bei Uhlstädt. Wir wissen jedoch über sein Werk noch relativ wenig. Wer auch immer die Orgel in Weischwitz letztlich geschaffen hat, er hat uns ein klanglich sehr sensibles und zartes Instrument hinterlassen, das sehr behutsam gespielt werden will.
Es gibt heute kurioserweise mehrere Orgeln, die mit dem Prädikat „kleinste Orgel Thüringens“ für sich werben. Wenn wir pedallose Positive hier mal ausnehmen, so könnte das Instrument in Weischwitz mit seinen fünf Registern auf einem Manual und Pedal tatsächlich diesen Lorbeer für sich einheimsen. Das Manual besitzt einen Umfang vom Ton C ohne das Cis bis zum c3. Die vier Register sind Gedackt 8', Flöte 4', Principal 2' und eine Quinte 1 1/2'. Das beim Einbau der Orgel in Weischwitz 1792 hinzugefügte selbstständige Pedal besitzt hingegen schon das Cis und ist nach oben bis zum c1 ausgebaut. Einziges Pedalregister ist der Oktavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Überdies besitzt die Orgel noch einen Tremulanten und einen Cimbelstern. Insgesamt fasziniert Spieler und Hörer der sehr kammermusikalische, sensible Klang, der sich in dem kleinen Kirchenraum sehr gut entfalten kann. 2011 bis 2013 erfolgte eine stilgerechte Restaurierung des nahezu unverändert erhaltenen Instruments durch den Orgelbauer Frank Peiter aus Lengefeld im Erzgebirge. Die Orgel in Weischwitz ist eines jener wunderbaren, nahezu unbekannten Kleinodien, die man im schönen Thüringen zum Glück noch in so manchen Dörfern und kleineren Städten antrifft. Hoffen wir, dass sie von der Öffentlichkeit zunehmend in ihrem Wert erkannt und diese Orgeln als unersetzliches Kulturgut gewürdigt und für die Zukunft erhalten werden.
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Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, C-c1 |
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Gedackt 8' |
Octavbaß 8' |
Pedalkoppel |
Flöte 4' |
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Tremulant |
Principal 2' |
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Cymbelstern |
Quinte 1 1/2' |
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In Weischwitz gespielte Stücke:
Johann Heinrich Buttstedt (Zuschreibung): Partita "Liebe, die du mich zum Bilde" >>>
Johann Heinrich Buttstedt (Zuschreibung): Nun freut euch, lieben Christen g'mein >>>
Georg Friedrich Händel: Voluntary VI in C >>>
Johann Krieger: Mit Fried und Freud ich fahr dahin >>>
Johann Krieger: Nun komm der Heiden Heiland >>>
Johann Philipp Krieger: Toccata und Fuge in a >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: In dulci jubilo >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: Wo Gott der Herr nicht bei uns hält I >>>
Friedrich Wilhelm Zachow: Wo Gott der Herr nicht bei uns hält II >>>
WITTERSRODA (Stadt Blankenhain, Landkreis Weimarer Land)
Ev. Kirche
Erbauer: Friedrich Wilhelm Dornheim (Eichfeld) 1856, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Wittersroda ist ein Ortsteil der Stadt Blankenhain im thüringischen Landkreis Weimarer Land. Das kleine Dorf mit nur knapp 50 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt am westlichen Ende des Reinstädter Grundes. Die wunderschöne Landschaft um das Dorf ist ein stilles Wanderparadies, das man mit allen Sinnen erleben kann. Hier gedeihen noch Orchideen, aber auch viele andere seltene Pflanzen und eine vielfältige Tierwelt – ein heimeliges Stück Thüringen wie aus dem Bilderbuch. Zu den Wahrzeichen des kleinen Dorfes gehören die Kirche, die riesige Kastanie, die den „Festplatz“ überdacht und eine 800-jährige Linde, die zu den ältesten Bäumen der Region zählt. In Wolfgang Kahls Handbuch Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer wird 1311 als das Jahr des ersten urkundlichen Nachweises genannt, in einer anderen Quelle findet sich die Jahreszahl 1378. Die kleine barocke Dorfkirche aus dem 18.Jahrhundert liegt malerisch gegenüber den Häusern des Dorfes im Tal des Reinstädter Baches. Der an der Ostseite stehende Kirchturm besitzt ein Fachwerkgeschoss und eine barocke Haube. Die Orgel wurde 1856 erbaut und stammt aus der Werkstatt von Friedrich Wilhelm Dornheim aus Eichfeld bei Rudolstadt.
Trotz aller Bemühungen ist es nicht gelungen, die genauen Lebensdaten von Friedrich Wilhelm Dornheim, dem Erbauer der Orgel in Wittersroda zu ermitteln. Er war ein Schüler des großen Johann Friedrich Schulze in Paulinzella und arbeitete vermutlich nach seiner Lehre eine Zeitlang als Geselle bei Schulze. 1843 ist er erstmals mit einer Orgelarbeit unter eigenem Namen nachweisbar, in Solsdorf bei Königssee im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Sein Geburtsjahr dürfte darum etwa zwischen 1815 und 1820 anzusetzen sein. Von Schulze übernahm er eine ganze Reihe von Konstruktionsmerkmalen wie etwa die Strahlentraktur und den Bau seitlicher Registerzüge. Ganz eigene Wege geht Friedrich Wilhelm Dornheim in der Gestaltung seiner Prospekte. An einigen seiner Werke gewinnt der zentrale Rundbogen über der Klaviatur immer größere Bedeutung und beherrscht manchmal regelrecht das Äußere des Instruments, so etwa in Milbitz bei Teichel, einem Ortsteil von Rudolstadt. Ein Schüler Dornheims war der später in Plauen ansässige Orgelbauer Robert Barth. Einige Instrumente aus dem Schaffen von Friedrich Wilhelm Dornheim sind recht gut und weitgehend vollständig erhalten, wie etwa auch die 1856 erbaute Orgel in Wittersroda. Bemerkenswerte Instrumente aus Dornheims Schaffen finden sich etwa in Dreba im Saale-Orla-Kreis, 10 Kilometer südlich von Neustadt an der Orla, wo 1862 eine Orgel mit 16 Registern auf zwei Manualen und Peda erreichtet wurde. In der Nähe liegt auch das Dorf Plothen, das 1867 ein beachtliches und original erhaltenes Instrument mit ebenfalls 16 Stimmen von Dornheim erhielt. Etwa ab 1870 nennt sich die Firma in Eichfeld „Friedrich Wilhelm Dornheim und Sohn“, jedoch geht die Zahl der Orgelbauten in den nachfolgenden Jahren rapide zurück. Ab etwa 1885 lieferte die Firma Dornheim und Sohn dann nur noch Klaviaturen für andere Orgelbauer.
Die 1856 erbaute Orgel in Wittersroda ist in späteren Jahren und Jahrzehnten nie verändert worden. 1939 wird den Nebengeräuschen der Bälge entgegengewirkt, ein Problem, das auch heute wieder besteht. 1984 wurde die Orgel letztmals gespielt und verstummte danach für ein Vierteljahrhundert. 2009 wurde das Instrument dann gesäubert und wieder spielbar gemacht, jedoch noch nicht grundlegend restauriert. Die neun Register sind verteilt auf ein Manual und Pedal. Das Manual ist bis zum f3 ausgebaut und besitzt die Stimmen Principal, Gedackt, Gamba und Hohlflöte 8', Oktave und Flöte 4' sowie eine 3fache Mixtur. Im Pedal mit einem Tonumfang bis zum d1 finden wir Subbaß 16' und Violon 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Eine Orgel wie die in Wittersroda ist kein primäres Konzertinstrument, sondern für den gottesdienstlichen Gebrauch einer kleinen ländlichen Gemeinde gedacht. Doch auch sie sind ein Teil jenes immateriellen Kulturerbes der Menschheit, als das Orgelbau und Orgelmusik von der UNESCO zwischenzeitlich anerkannt wurde. Immaterielles Kulturerbe ist laut Definition „Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, es vermittelt Identität und Kontinuität“. Traditionen werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neugestaltet. Es ist die Aufgabe von uns heute, dieses Erbe zum Klingen zu bringen und Augen und Ohren für die Bedeutung auch solcher kleinen Orgeln wie in Wittersroda zu öffnen.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, C-f3 |
Pedal, C-d1 |
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Principal 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Gedackt 8' |
Violon 8' |
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Hohlflöte 8' |
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Gamba 8' |
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Octave 4' |
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Flöte 4' |
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Mixtur 3f. |
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In Wittersroda gespielte Stücke:
Adolf Friedrich Hesse: Andante c-moll >>>
Adolf Friedrich Hesse: Andante e-moll >>>
Adolf Friedrich Hesse: Andante F-Dur >>>
Adolf Friedrich Hesse: Andante f-moll >>>
Johann Wilhelm Cornelius von Königslöw: Introduction und Fuge es-moll / Es-Dur >>>
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Hermann Riedel: Herr Gott, dich loben wir >>>
Hermann Riedel: Ich hab mein Sach Gott heimgestellt >>>
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ZEUTSCH (Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt)
Ev. Kirche
Erbauer: Christian Sigismund Voigt (Weißen) 1766, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Zeutsch ist ein Ortsteil der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel im thüringischen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Der Ort liegt im Saaletal etwa auf halbem Wege zwischen Kahla und Rudolstadt, am Eingang des sogenannten Hexengrundes Richtung Großkochberg - ein Stück Thüringen wie aus dem Bilderbuch. Das Dorf, durch das sich die Bundesstraße B88 zieht, ist umgeben von fruchtbaren Aueböden und lichten Wäldern, in denen Orchideen und andere seltene Pflanzen gedeihen. Die erste urkundliche Erwähnung von Zeutsch datiert auf das Jahr 1083. Schon im Mittelalter war das Dorf Sitz von Adeligen, das alte Rittergut wurde erst 1967 abgerissen. Eine Eleonore von Zeutsch heiratete 1687 den Fürsten von Anhalt-Zerbst, ihre gemeinsame Enkelin ging als Katharina die Große in die Geschichte ein. Trotz der Nähe zu Rudolstadt gehörte Zeutsch bis 1918 zum sogenannten Westkreis des Herzogtums Sachsen-Altenburg. Seit 2002 bildet das Dorf zusammen mit zehn weiteren Gemeinden die Einheitsgemeinde Uhlstädt-Kirchhasel. Bereits 1194 wird eine Kirche im Ort erwähnt. Das heutige Gotteshaus entstand im Wesentlichen in der Zeit des Barock und wurde im 19. Jahrhundert im Inneren umgestaltet. Die Orgel auf der rückwärtigen Empore mit ihrem farbenfrohen Prospekt entstand im Jahre 1765 in der Werkstatt des Orgelbauers Christian Sigismund Voigt aus Weißen bei Uhlstädt, einem Nachbarort von Zeutsch, rund 6 Kilometer südwestlich gelegen.
Über die frühen Jahre des Orgelbauers Christian Sigismund Voigt wissen wir sehr wenig. Vermutlich wurde er um 1730 irgendwo im Sachsen-Altenburgischen Westkreis geboren und erhielt seine Ausbildung bei dem Orgelbauer Justinus Ehrenfried Gerhardt in Lindig bei Kahla. 1754 errichtete er seine erste eigene Orgel in Weißen bei Uhlstädt und arbeitete dann auf seiner zunftüblichen Wanderschaft für rund zwei Jahre bei Johann Georg Stein in Uelzen. Auch Stein war Thüringer, 1712 in Berlstedt geboren und ein Schüler Johann Georg Schröters in Erfurt, der später in Lüneburg zu großem Ansehen kam. Nach Voigts Rückkehr entstand 1765 die prachtvolle, zweimanualige Orgel in Zeutsch und im Jahr darauf erbaute er gemeinsam mit seinem früheren Lehrmeister Justinus Ehrenfried Gerhard das Instrument für die Kirche in Schöngleina bei Bad Klosterlausnitz. Diese Orgel wurde 1985 aus der halb verfallenen Kirche ausgebaut und von der Firma Schönefeld in Dornheim bei Arnstadt wieder aufgestellt. Von diesem Instrument in der sogenannten „Traukirche Bachs“ ist heute freilich nur noch der Prospekt, die Windladen und etwa fünf Register im Original vorhanden, der Rest ist neobarocke Ergänzung. Auch in der Folgezeit hat Voigt immer wieder bei Orgelbauten der Familie Gerhardt mitgearbeitet, doch hin und wieder auch eigene Instrument erbaut. Relativ gut erhalten sind die 1772 und 1773 geschaffenen, jeweils zweimanualigen Orgeln in Rausdorf und Laasdorf, beide Dörfer liegen im heutigen Saale-Holzland-Kreis; und ebenso ist die 1779 vollendete Orgel in Etzdorf bei Eisenberg mit 18 Registern relativ gut auf uns gekommen und sogar restauriert. Charakteristisch für die Orgeln Voigts ist der sehr schöne, beseelte Klang der Holzpfeifen und die bei zweimanualigen Instrumenten regelmäßig disponierte Vox humana im Oberwerk. Auch die Orgel in Zeutsch besaß ursprünglich eine solche Menschenstimme, die wir in den Werken der Familie Gerhardt aus jener Zeit nicht antreffen. Ob Voigt den Bau dieser Stimme aus Norddeutschland, aus seiner Gesellenzeit bei Johann Georg Stein mitgebracht hatte? Umso bedauerlicher, daß sich nirgendwo eine originale Vox humana von ihm erhalten hat. Nachdem Christian Sigismund Voigt 1796 gestorben war, tauchen in Schleiz zwei obskure Orgelbauer mit den Namen Johann Andreas Bernhard Voigt und Friedrich Voigt auf – doch ob und in welchem Zusammenhang sie mit unserem Meister aus Uhlstädt-Weißen stehen, ist noch ungeklärt.
Wie viele Orgeln Voigts, wurde auch das Instrument in Zeutsch später mehrfach verändert. Man hatte sogar den Spieltisch herausgesägt, um ein elektronisches Instrument in den alten Prospekt einzubauen. Den Rest erledigte der Holzwurm, der im Inneren der Orgel förmlich gewütet hatte. Keine leichte Aufgabe für die Firma Orgelbau Waltershausen, die von 2015 bis 2019 die umfangreiche Restaurierung durchführten und das Instrument glanzvoll wiedererstehen ließen. Die originalen Windladen konnten saniert, Teile der Traktur und ein Großteil des Pfeifenwerks mußten jedoch neu angefertigt werden. Eine originelle Lösung sind sie mit Glasfenstern ausgestatteten Schiebetüren vor dem Spielschrank, die auch im geschlossenen Zustand einen Blick auf die originalen Klaviaturen mit einem Umfang bis zum c3 erlauben. Im Hauptwerk stehen Grobgedackt, Quintatön und Viola di Gamba 8', Principal und Kleingedackt 4', die Octave 2' und eine 3fache Mixtur; im Oberwerk Stillgedackt 8', Gemshorn 4', Octave 2' und Superoctave 1', während die Rekonstruktion der Vox humana, wie bereits erwähnt, noch aussteht. Das Pedal gibt mit Subbaß und Violonbaß 16' sowie Oktavbaß 8' das rechte Fundament, dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Hauptwerk, CD-c3 |
Oberwerk, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Grobgedackt 8' |
Stillgedackt 8' |
Subbaß 16' |
Manualkoppel |
Quintatön 8' |
Gemshorn 4' |
Violonbaß 16' |
Pedalkoppel |
Viola d' Gamba 8' |
Principal 2' |
Octavbaß 8' |
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Principal 4' |
Superoctava 1' |
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Kleingedackt 4' |
(Vox humana 8') |
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Octava 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Zeutsch gespielte Stücke:
Johann Christian Bach: Fuga c-moll >>>
Johann Sebastian Bach: Gottes Sohn ist kommen BWV 703 >>>
Johann Sebastian Bach: Herr Christ, der einig Gottes Sohn BWV 698 >>>
Johann Christian Frischmuth: Allegro moderato G-Dur >>>
Johann Christian Frischmuth: Cantabile D-Dur >>>
Johann Christian Frischmuth: Moderato G-Dur >>>
Johann Wilhelm Große: Wer nur den lieben Gott läßt walten >>>
Johann Wilhelm Große: Willkommen, Held im Streite >>>
Johann Christian Kittel: Fuge G-Dur >>>
Johann Christian Kittel: Fughetta g-moll >>>
Bernhard Christian Weber: Praeludium und Fuge in Dis >>>
ZIMMRITZ (Gemeinde Milda, Saale-Holzland-Kreis)
Ev. Kirche
Erbauer: Christian Wilhelm Tröbst (Weimar) 1761, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur
Zimmritz ist ein Ortsteil der Gemeinde Milda im thüringischen Saale-Holzland-Kreis, die Eingemeindung nach Milda erfolgte 1992. Die aus sieben Dörfern bestehende Gemeinde Milda gehört wiederum zur 1994 gegründeten Verwaltungsgemeinschaft Südliches Saaletal. Zimmritz liegt am Beginn der Ostabdachung der Ilm-Saale-Muschelkalkplatte auf etwa 420 m Höhe über NN. Urkundlich erstmals genannt wurde der Ort im Jahre 1366. Die romanische Dorfkirche „Christi Himmelfahrt“ erhielt im 13. oder 14. Jahrhundert einen Chorturm, weitere bauliche Ergänzungen erfolgten um das Jahr 1500. Nach einem Brand bekam die Kirche im Jahre 1797 ihr heutiges Mansarddach. Die kleine Orgel auf der Empore war bis vor kurzem selbst für Insider der Thüringischen Orgellandschaft kein Begriff. Die an der Orgel angebrachte Jahreszahl 1761 gab lediglich einen Hinweis auf ihr Alter, nicht jedoch auf ihren Erbauer. Zudem war das Instrument seit Jahrzehnten stark verstimmt, darum nicht mehr genutzt und am Ende im Grunde genommen unspielbar. Bis zum Abbau der Orgel 2009 wußte man also nicht, wer die wertvolle und in ihrer Substanz zwar leicht veränderte, aber doch recht gut erhaltene Orgel geschaffen hat. Das änderte sich im Laufe der Restaurierung, denn Orgelbaumeister Joachim Stade, Chef von Orgelbau Waltershausen, entdeckte im Jahre 2014 im Inneren des Keilbalges den Namenszug ihres Erbauers: Christian Wilhelm Tröbst. Dies kann man schon als eine kleine Sensation bezeichnen, denn Christian Wilhelm Tröbst war der Sohn des Weimarer Hoforgelbauers Heinrich Nicolaus Trebs, der seinerzeit mit dem dortigen Stadtorganisten Johann Gottfried Walther und mit dem Hoforganisten Johann Sebastian Bach eng zusammengearbeitet.
Heinrich Nikolaus Trebs stammte aus Frankenhausen im heutigen Kyffhäuserkreis und wurde 1678 dort geboren. Er erlernte das Orgelbauhandwerk bei Christian Rothe in Salzungen, dem heutigen Bad Salzungen. Später arbeitete er in Mühlhausen, vermutlich bei Johann Friedrich Wender und vermutlich resultiert aus dieser Tätigkeit die erste Bekanntschaft mit Johann Sebastian Bach. 1709 zog Trebs nach Weimar und erhielt 1712 das Privileg als Hoforgelmacher. Zuvor hatte Johann Sebastian Bach als Weimarer Hoforganist ein Zeugnis ausgestellt, in dem es heißt: „Nachdem gegenwärtiger Herr Heinrich Trebs, kunsterfahrener Orgelmacher, mich ersuchet, ihme ein Attestat wegen seiner im hiesigen Fürstenthum verfertigten Arbeit mit zu theilen, Als habe solches demselben nicht abschlagen können, indem Er solches allzuwohl meritiret, anbey dem geneigten Leser versichernd, daß an seiner in hiesigen Landen verfertigten Arbeit er seinen recht rühmlichsten Fleiß angewendet.“ 1713 wurde sein Sohn Johann Gottfried Trebs geboren. Taufpaten für Johann Gottfried waren nun Johann Sebastian Bach und der Weimarer Stadtorganist Johann Gottfried Walther. Die Familien hatten also wohl nicht nur dienstlichen Kontakt miteinander, sondern hatten auch privat ein gutes Verhältnis aufgebaut. Wir wissen leider nicht, wer die Taufpaten des 1719 geborenen jüngeren Sohnes Christian Wilhelm waren. Trebs erbaute unter anderem Orgeln für Taubach, Niederroßla, Frohndorf und für die Jakobskirche in Weimar und 1742 für die Stadtkirche zu Bad Berka. Für die klangliche Planung, also Disposition dieser Orgel in Berka kontaktierte man wieder Johann Sebastian Bach, obwohl dieser bereits seit 25 Jahren nicht mehr in Weimar wirkte. Von all den Werken des Vaters sind teilweise noch die Prospekte erhalten, aber keine klingende Substanz mehr. Als Heinrich Nikolaus Trebs 1748 starb, wurde der zweitälteste Sohn Christian Wilhelm sein Nachfolger als Hoforgelmacher. Er schrieb seinen Nachnamen nun nicht mehr Trebs, sondern Tröbst und so finden wir ihn auch fürderhin in den Akten bis zu seinem Tod 1787. Vor der Entdeckung seines Namens in der Orgel zu Zimmritz waren von diesem Christian Wilhelm Tröbst nur Reparatur- und Pflegearbeiten bekannt. 1780 und 1781 taucht sein Name übrigens mehrfach auf Rechnungen auf, die kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe abzeichnete. In seiner Eigenschaft als Geheimer Legationsrat in Weimar hatte Goethe damals die vorrangige Aufabe, durch Einschränkung der öffentlichen Ausgaben den maroden Staatshaushalt des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach zu sanieren, und so gingen auch die Rechnungen des Hoforgelmachers Tröbst eine Zeitlang über Goethes Schreibtisch.
Die Orgel in Zimmritz wurde in mehreren Bauabschnitten von 2009 bis 2016 durch die Firma Orgelbau Waltershausen vollständig restauriert und auf den nachweisbaren Zustand des Jahres 1761 zurückgeführt. Der Einbau der beiden letzten Register sowie des ebenfalls im Original vorhanden gewesenen Zimbelsterns ist für dieses Jahr 2019 vorgesehen. Das Instrument hat dann wieder 10 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual ist ohne das Cis bis zum c3 ausgebaut und verfügt über die Stimmen Gedackt und Quintatön 8', Principal und Kleingedackt 4', eine Quinta 3', Octave und Waldflöte 2' sowie eine 3fache Mixtur. Das Pedal hat einen Umfang bis zum c1 und besitzt Subbaß 16' und Principalbaß 8', dazu kommt noch eine Pedalkoppel und der bereits erwähnte Cymbelstern. Als einzige in ihrem klingenden Bestand bis heute erhaltene Orgel der bedeutenden, aber bislang nur durch einige Prospekte und Fußnoten in der Bach-Bibliographie bekannten Orgelmacherfamilie Trebs/Tröbst besitzt das kleine Instrument in Zimmritz einen kaum zu überschätzenden Wert für die Orgellandschaft Thüringens. Hoffen wir, dass die Orgel bei Bach-Liebhabern und Orgelfreunden allgemein, aber vor allem auch im unmittelbaren gemeindlichen Umfeld, den Bekanntheitsgrad und die Wertschätzung erlangt, die sie verdient.
Link zum klingenden Orgelportrait >>>
Disposition:
Manual, CD-c3 |
Pedal, CD-c1 |
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Gedackt 8' |
Subbaß 16' |
Pedalkoppel |
Quintatön 8' |
Principalbaß 8' |
Cymbelstern |
Principal 4' |
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Kleingedackt 4' |
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Quinta 3' |
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Octave 2' |
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Waldflöte 2' |
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Mixtur 3f. |
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In Zimmritz gespielte Stücke:
Johann Rudolf Ahle: Allein zu dir, Herr Jesu Christ >>>
Johann Andreas Dröbs: Befiehl du deine Wege >>>
Johann Andreas Dröbs: Präludium G-Dur >>>
Johann Andreas Dröbs: Präludium g-moll >>>
Johann Philipp Kirnberger: Ich bin ja, Herr, in deiner Macht >>>
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