Bayern - Mittelfranken, Oberfranken, Oberpfalz




(Hier folgt zunächst noch eine Beschreibung der Orgellandschaft Mittelfranken / Oberfranken / Oberpfalz.)


Erbauer
Werke 
Baumeister, Johann Martin (Eichstätt) Maihingen 1734-1737 
Bittner, Augustin (Nürnberg) Regnitzlosau 1844 
Bodechtel, Johann Christoph (Nürnberg)  Bad Windsheim 1767 
Bouthellier, Johann Dominicus II (Dürrwangen)  Haundorf 1835
Cuntz, Stefan (Nürnberg) Dinkelsbühl um 1610 
Daum, Paul (Coburg) Meeder 1723 
Ehrlich, Johann Bernhard (Waldenburg)  Markt Nordheim 1786 
Eichmüller, Johann Wolfgang (Heilsbronn)  Unterasbach 1829 
Faßmann, Johann Franz (Elbogen) Kappl 1734-1738
Funtsch, Johann Konrad (Amberg) Amberg 1753
Gessinger, Georg Martin (Rothenburg o.d. Tauber) Binzwangen 1754 
  Uttenhofen um 1770 (Zuschreibung)
Hartmann, August (Regensburg)  Amberg 1990 (Rekonstruktion)
Haueis, Caspar (Coburg) Gauerstadt 1798-1800 
Heidenreich, Gebrüder Georg Christian u. Georg Adam (Hof)  Schönbrunn 1826
Heidenreich, Johann Friedrich (Bayreuth) Neudrossenfeld 1842 
Herbst, Heinrich Gottlieb (Halberstadt)  Lahm 1728-1732 
Hofmann, Johann Andreas (Neustadt b. Coburg) Mönchröden 1788
  Ebneth 1794 
  Gauerstadt 1798-1800 
  Meeder 1812 (Umbau) 
Hößler, Elias (Lauf a.d. Pegnitz) Etzelwang 1745
Leyser, Georg Albrecht (Rothenburg o.d. Tauber)  Leuzenbronn 1719-1720 
Manderscheidt, Nicolaus (Nürnberg)  Ensdorf um 1650 
Nößler, Caspar Moritz (Heilsbronn)  Forst 1769 
Pleyer, Hans Adam (Elbogen) Kappl 1734-1738 
Prediger, Friedrich Siegmund (Ansbach) Sommersdorf 1743 
Prescher, Johann Paulus (Nördlingen) Wechingen 1737 
Purrucker, Johann Georg (Marktleuthen)  Neustadt am Kulm 1732 
Raithel, Wilhelm (Kirchenlamitz)  Pilgramsreuth 1856 
Reichard, Adam Ernst (Nürnberg)  Kipfenberg 1732 
Ritter, Johann Nikolaus (Hof)  Erlangen 1764-1765 
Schöpf, Johann Adam II (Seßlach)  Schottenstein 1752 
Schöpf, Andreas (Seßlach)  Scheßlitz 1708 
Seuffert, Johann Philipp (Würzburg) Oberküps 1743 
Strebel, Johannes (Nürnberg) Höchstädt i. Fichtelgebirge 1887 
  Neudrossenfeld 1896 (Umbau)
Streit, Daniel Felix (Kulmbach) Kirchahorn 1723
Tretzscher, Matthias (Kulmbach)  Bamberg um 1680 (Zuschreibung) 
Weineck, Ludwig (Bayreuth) Mistelgau 1852 
Wenzel, Johann Philipp (Eichstätt) Aufkirchen 1663 (Zuschreibung) 
Wiegleb, Georg Ernst II (Bayreuth)  Niederfüllbach 1777 
Wiegleb, Johann Christoph (Wilhermsdorf)  Schornweisach 1748-1749 
Wolf, Johann (Bayreuth)  Schottenstein 1875 (Umbau) 



AMBERG (Landkreis Amberg-Sulzbach)
Kath. Spitalkirche St. Katharina



Erbauer: Johann Konrad Funtsch (Amberg) 1753, Rekonstruktion August Hartmann (Regensburg) 1990, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Die Altstadt von Amberg, der heutigen kreisfreien Stadt rund 60 Kilometer östlich von Nürnberg, zählt zu den besterhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen Europas mit dem gotischen Rathaus, dem kurfürstlichen Schloß, der ehemaligen Hofkirche und weiteren Kirchen; das Ganze umgeben von der Stadtmauer mit ihren vier Toren und der pittoresken sogenannten Stadtbrille, einem fünften Tor über dem Fluß Vils. 1034 erstmals als „Ammenberg“ erwähnt, war Amberg ab dem Mittelalter ein bedeutender Handelsplatz für Eisen und Eisenerz, das in der Oberpfalz abgebaut wurde. Nach der Teilung der Wittelsbacher Lande 1329 gehörte Amberg zu Kurpfalz. Wegen der großen Entfernung zur kurpfälzischen Residenzstadt Heidelberg wurde für den Landesteil im heutigen Bayern eine eigene Regierung mit einem Statthalter eingerichtet, der in Amberg residierte. Die Stadt wurde damit Hauptstadt der Oberen Pfalz, während die Untere Pfalz ex Heidelberg administriert wurde. 1621 fiel Amberg an Bayern, erlebte 1796 die „Schlacht bei Amberg“ während des Ersten Koalitionskrieges gegen Napoleon und war lange auch bedeutende Garnisonsstadt. Heute leben rund 42.000 Einwohnerinnen und Einwohner in Amberg. Größter Friedhof der Stadt ist der nordwestlich des Zentrums gelegene Katharinenfriedhof. Wohl einige Jahre vor 1382 wurde hier ein Frauensiechhaus mit einer Kapelle errichtet, die im 18. Jahrhundert barock umgestaltet wurde. 1753 errichtete Johann Konrad Funtsch aus Amberg die Orgel.  
Die Orgelbauerfamilie Funtsch stammte aus Unterfranken, ihr Stammvater Johann Baptist Funtsch wurde 1674 in Bergrothenfels im heutigen Landkreis Main-Spessart geboren. Er erlernte sein Handwerk bei Johann Jost Schleich in Lohr am Main und errichtete 1710 nach seinen zunftüblichen Wanderjahren, wo er bei Zacharias Thayßner in Merseburg in Lohn und Brot stand, eine Werkstatt in seinem Heimatort. Hier arbeitete er mit Jakob Berns zusammen, der aus Karlstadt stammte, gemeinsam mit Funtsch bei Thayßner gearbeitet hat und die sich offenbar so gut verstanden, dass man sie als „die zween katholischen Brüder“ bezeichnete. 1722 verlegte Funtsch seine Werkstatt dann nach Amberg, wo er sich nach dem Tod des Orgelbauers Johann Conrad Vogel das kurfürstliche Orgelbauprivileg sichern konnte. Nach seinem Tod 1743 führte seine beiden Söhne das Unternehmen weiter, der 1710 geborene Johann Konrad und sein elf Jahre jüngerer Bruder Johann Adam. In der väterlichen Werkstatt bestens ausgebildet, wurde Johann Konrad Funtsch der bedeutendste Orgelbauer der Oberpfalz im 18. Jahrhundert. Nicht wenige seiner unverwechselbaren Prospekte sind bis heute erhalten: ein hoher Mittelturm, von dem je zwei Harfenfelder nach außen abfallen, geschwungene Zierbalken, die diagonal nach vorn schwingen und von Putten-Köpfen gekrönt sind. Doch nur wenige Instrumente haben sich auch in ihrem klingenden Bestand erhalten. Hierunter ragt die 1767 vollendete Orgel in der Wallfahrtskirche Habsberg bei Velburg mit ihren 16 Stimmen auf zwei Manualen heraus, darüber hinaus die etwas kleineren, jeweils einmanualigen Orgeln in Stettkirchen, Hirschau und Zant, jeweils im Landkreis Amberg-Sulzbach, und in Mitterauerbach bei Neunburg vorm Wald. Seine größte Orgel errichtete Johann Konrad Funtsch 1767 mit 22 Stimmen in der Amberger Stadtpfarrkirche St. Georg, deren klingendes Innenleben jedoch zwischenzeitlich mehrfach erneuert wurde. Ebenso finden wir in der Amberger Schulkirche St. Augustinus – der Bau zählt zu den bedeutendsten Rokokokirchen Deutschlands – einen wunderschönen Funtsch-Prospekt, doch wurde auch hier der klingende Bestand rekonstruiert. Und dies trifft auch auf die kleine Orgel in St. Katharina zu, wo 1990 der Orgelbauer August Hartmann aus Regensburg das Pfeifenwerk nach der überlieferten Funtsch-Disposition rekonstruierte. Nach dem Tod von Johann Konrad Funtsch 1792 übernahm sein Bruder und seitheriger engster Mitarbeiter Johann Adam die Werkstatt und übergab sie 1796 dem Gesellen Wilhelm Hepp, der ebenfalls aus Funtschs Heimatort Rothenfels stammte und das Unternehmen bis 1832 weiterführte. Dessen Nachfolger wurde Friedrich Specht aus Amberg, der die Traditionen der Funtsch-Werkstatt mit vielen Eigenheiten wie etwa dem Bau der in der Oberpfalz sehr lange gebräuchlichen kurzen Oktave bis Mitte des 19. Jahrhunderts bewahrte.  
Die Orgel in der Amberger Spitalkirche St. Katharina wurde mehrfach umgebaut. Das Pfeifenwerk war am Ende ein heterogenes Sammelsurium, so dass man sich 1990 zu einer kompletten Rekonstruktion der Funtsch-Disposition durch August Hartmann aus Regensburg entschloss. Original erhalten sind der Prospekt, die Manualwindlade und die Registerschaltung, die Funtsch in der für ihn typischen Weise nicht wie üblich als Zugstangen aus Holz, sondern als waagrecht zu schiebende "Schwerter" aus Schmiedeeisen konstruierte. In Manual und Pedal ist die tiefste Oktave als sogenannte kurze Oktave gebaut, das heißt, auf der Fis-Taste erklingt der Ton D und auf der Gis-Taste der Ton E, alle anderen Töne liegen wie gewohnt. Diese altmodische Bauform war in der Oberpfalz bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gebräuchlich und die süddeutsche Orgelliteratur jener Zeit nimmt Rücksicht darauf. Im Manual stehen die Stimmen Coppel und Gamba 8', Principal und Flöte 4', Quinte 2 2/3', Octave 2' sowie eine 3fache Mixtur; im Pedal Subbaß 16' und Fagott 8', letztere Stimme ist übrigens singulär im Schaffen von Funtsch. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>>

Disposition:

Manual, CDEFGA-c3 Pedal, CDEFGA-a°  
Coppel 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Gamba 8' Fagott 8'  
Principal 4'    
Flöte 4'    
Quinte 2 2/3'    
Octave 2'    
Mixtur 3f.    

In Amberg gespielte Stücke:
Anonymus: Suite Nr. 5 in F >>> 
Anonymus: Versetten sexti toni >>>
Azzolino Bernardino della Ciaia: Ricercar I in F >>>
Azzolino Bernardino della Ciaia: Ricercar IV in f >>>
Theodor Grünberger: Fuga nach der Epistel F-Dur >>>
Theodor Grünberger: Unter dem Offertorium F-Dur >>>
Anton Holtzner: Canzon in g >>>
Leonhard Kleber: Ain frewlich wesen >>>
Johann Baptist Moggi: Toccata primi toni >>>
Franz Xaver Anton Murschhauser: Praeambulum, Fugen und Finale quarti toni >>>
Georg Piscator: Fuga primi toni I >>>
Georg Piscator: Fuga primi toni II >>>
Georg Piscator: Fuga primi toni III >>>
 



AUFKIRCHEN (Gemeinde Gerolfingen, Landkreis Ansbach)
Ev. Kirche St. Johannes




Erbauer: Johann Philipp Wenzel (Eichstätt, Zuschreibung) 1663, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Aufkirchen ist ein Ortsteil der Gemeinde Gerolfingen im Süden des mittelfränkischen Landkreises Ansbach. Im Mittelalter hatte das heute rund 350 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Dorf eine große Vergangenheit. 1241 wurde „Ufkirchen“ im Reichssteuermatrikel als „Reichsstadt“ bezeichnet. Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete die Stadt 1336 an die Grafen von Oettingen, in deren Herrschaftsbereich Aufkirchen immerhin noch ein Oberamt war. Zwei große Brände im 17.Jahrhundert zerstörten den stolzen Ort dann weitgehend. 1862 kam der Ort zum damals neu geschaffenen Bezirksamt Dinkelsbühl, dem späteren Landkreis Dinkelsbühl und mit diesem im Zuge der bayerischen Gebietsreform 1972 zum Landkreis Ansbach. Damals verlor Aufkirchen auch seinen Marktstatus und wurde nach Gerolfingen eingemeindet. Die Pfarrkirche, ehemals St. Johannes, stammt in ihrem Kern aus dem 14. Jahrhundert und erhielt 1697 bis 1712 ihr heutiges Aussehen. Der barocke Altar wurde 1686 aus der Schloßkirche Oettingen nach Aufkirchen übertragen. Gegenüber steht raumbeherrschend die Orgel, die 1663 für die Dominikanerkirche in Eichstätt erbaut wurde. 
Die Dominikanerkirche St. Peter und Paul in Eichstätt wurde 1279 fertiggestellt und Anfang des 17. Jahrhunderts umgestaltet. 1597 erhielt die Kirche auf dem damaligen gotischen Lettner eine Orgel aus der Werkstatt des Nürnberger Stadtorgelmachers Peter Grünewald. Dieser war ein Schüler des berühmten Hermann Raphael Rottenstein-Pock, der aus den Niederlanden stammte und damals in Zwickau seine Werkstatt hatte. 1660 wurde im Zuge einer Umgestaltung des Kircheninneren der Lettner abgetragen und durch eine Westempore ersetzt. 1663 wurde die alte Grünewald-Orgel um ein zweites Manual erweitert. Zweimanualige Orgeln sind in jener Zeit im süddeutschen Raum noch etwas Außergewöhnliches. Wer diese Arbeiten ausgeführt hat, ist nicht überliefert, doch kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit Johann Philipp Wenzel als ausführenden Orgelbauer annehmen. Über ihn weiß man sehr wenig, er ist mit Tätigkeiten zwischen 1650 und 1693 nachweisbar und hatte seine Werkstatt in Eichstätt. Eine 1687 von Wenzel erstellte Angebots-Zeichnung für einen geplanten Neubau in Wolframs-Eschenbach bei Ansbach sieht in vielen Details der Eichstätter Dominikanerorgel so ähnlich, dass ein Zusammenhang geradezu ins Auge fällt. Nach der Säkularisation und der Auflösung des Klosters wurde Orgel 1816 nach Aufkirchen verkauft. Bei der Aufstellung im neuen Raum mußte der Mittelturm des Gehäuses um 75 cm gekürzt werden. Der flache, dabei mit 8 mal 8 Metern vergleichsweise monumentale Prospekt ist typisch für viele süddeutsche Orgelbauer im 17.Jahrhundert. Er ist einer der ältesten, der uns in Mittelfranken erhalten ist. Im 19.Jahrhundert wurde die Orgel dann mehrfach repariert und geringfügig verändert. Einschneidend umgestaltet wurde sie jedoch erst 1967. Damals wurde auf Veranlassung eines Orgel-Sachverständigen die komplette technische Spielanlage der Orgel in damals moderner Weise erneuert und leider erfolgte auch klanglich eine Art Neobarockisierung. Jetzt, nach über 50 Jahren sind die durch die damalige, aus heutiger Sicht verfehlte Restaurierungsweise auftretenden Probleme unüberhörbar. Die Gemeinde plant jedoch eine umfassende, denkmalgerechte Sanierung und Rückführung auf den gut dokumentierten Stand von 1663. Doch wird Stand heute mit der Restaurierung erst im Jahre 2024 begonnen werden.  
Die Orgel in Aufkirchen besitzt heute 18 Register auf zwei Manualen und Pedal. Das Hauptwerk mit einem Umfang bis zum c3 besitzt eine Disposition, die weitgehend dem Original des Jahres 1663 entspricht und hier ist auch der größte Teil des insgesamt zu etwa zwei Dritteln erhaltenen originalen Pfeifenwerks zu finden. Wir finden hier Principal, Gedackt und Viol di Gamb 8', Octav und Flöte 4', Quint 3', Superoctav 2' sowie eine 3fache Mixtur. Das Oberwerk besitzt Gedackt 8', Flöte 4', Octav 2', Quint 1 1/3' sowie ebenfalls eine 3fache Mixtur. Das neobarock erweiterte Pedal verfügt heute über Subbaß 16', Octav 8', Bassetto 4', Choralbaß 2' sowie einen 4fachen Mixturbaß, dazu kommen die üblichen Normalkoppeln sowie ein Tremulant. Die Orgel in Aufkirchen zählt auch in ihrem jetzigen Zustand zu den bedeutendsten Denkmalorgeln Süddeutschlands, in Mittelfranken finden wir nichts Vergleichbares. Die Stiftung Orgelklang, die die geplante Restaurierung fördert und begleitet, spricht sogar von einem "Instrument europäischen Ranges". Orgelfreunde dürfen darum auf das Ergebnis der geplanten Restaurierung gespannt sein, auch wenn wir uns dafür noch einige Jahre gedulden müssen.
 
Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=1tpqs9XWSA8&t=604s

Disposition:

Hauptwerk, C-c3 Oberwerk, C-c3 Pedal, C-c1  
Principal 8' Gedackt 8' Subbaß 16' Manualkoppel
Gedackt 8' Flöte 4' Octav 8' Pedalkoppel zu I
Viol di Gamb 8' Octav 2' Bassetto 4' Pedalkoppel zu II
Octav 4' Quint 1 1/3' Choralbaß 2' Zwei Tremulanten
Flöte 4' Mixtur 3f. Mixturbaß 4f.  
Quint 3'      
Superoctav 2'      
Mixtur 3f.      
       
In Aufkirchen gespielte Stücke:
Anonymus: Balletto in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=jhxSBx-oy_Y&t=4s
Anonymus: Canzon tertii toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=zVLHb4jJWw8
Anonymus: Mein traurigs Herz thut euch bezwingen >>> https://www.youtube.com/watch?v=PRMbK325hVA&t=5s
Johann Benn: Ricercar in a >>> https://www.youtube.com/watch?v=RRZGJz4us94&t=6s
Johann Caspar Kerll: Magnificat septimi toni >>> folgt
Johann Pachelbel: Freu dich sehr, o meine Seele (Partita) >>> folgt
Sebastian Anton Scherer: Intonationen quarti toni >>> folgt
Johann Heinrich Schmelzer: Aria Viennense IV >>> folgt
Johann Heinrich Schmelzer: Aria Viennense V >>> folgt
Johann Staden: Alamanda in C >>> folgt
Johann Ulrich Steigleder: Ricercar in C >>> folgt
Giovanni Valentini: Echo a 3 >>> folgt



BAD WINDSHEIM (Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim)
Ev. Seekapelle




Erbauer: Johann Christoph Bodechtel (Nürnberg) 1767, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Bad Windsheim ist eine Stadt im mittelfränkischen Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim. Sie liegt westlich von Nürnberg an der Aisch. Der Kurort und Quellort für einige Mineralwasserfirmen zeichnet sich durch seine ländliche Prägung und die Ausrichtung auf Kultur und Fremdenverkehr aus. Ein erster urkundlicher Hinweis auf eine Ansiedlung (genannt „Uuinedisheim“) stammt aus dem Jahr 741 mit einer Kirche, die dem Heiligen Martin geweiht war. Anlässlich der Gründung der Diözese Würzburg schenkte Herzog Karlmann der Domkirche die Windsheimer Martinskirche. Die jetzige Stadt Windsheim wurde etwas später als zweite Siedlung gegründet. Windsheim wurde noch 1234 als Markt („forum“) bezeichnet. Aber schon 1248 wurde es zur Reichsstadt ernannt, die nur dem Kaiser unterstellt war. Ab 1500 gehörte Windsheim zum Fränkischen Reichskreis. Seit 1522 wird nach der Weise Luthers in Windsheim gepredigt und schon 1525 wurde die Reformation eingeführt. Im Zuge der Mediatisierung verlor Windsheim 1802 den Status als Reichsstadt und wurde erstmals Bayern zugesprochen. Nach einem kurzen preußischen Intermezzo 1804 kam die Stadt 1810 endgültig zum Königreich Bayern. Das Ensemble der Altstadt wird beherrscht durch die spätgotische Evangelische Stadtpfarrkirche St. Kilian. Etwas südlich davon am Rande der Stadt finden wir dann die Evangelische Nebenkirche St. Maria am See, auch Seekapelle genannt. Sie ist ein gotischer Saalbau mit viergeschossigem Westturm und wurde zwischen 1400 und 1405 erbaut. Sie birgt als bedeutendste Sehenswürdigkeit eine detailgetreue Kopie des berühmten „Zwölfbotenaltars“ oder auch „Windsheimer Altars“ von Tilman Riemenschneider. 1509 geschaffen, gilt dieser Flügelaltar als eine der bedeutendsten Arbeiten des Meisters. Darüber hinaus besitzt die Seekapelle eine der ganz seltenen Orgeln des Nürnberger Stadtorgelmachers Johann Christoph Bodechtel.
Johann Christoph Bodechtel, der Erbauer der Orgel in der Seekapelle, wurde 1734 in Nürnberg geboren und erlernte zunächst bei seinem Vater das Schreinerhandwerk. Später ging er zu dem Orgel- und Klaviermacher Johann Christoph Kittelmann in Nürnberg in die Lehre und sodann auf Wanderschaft. Diese führte ihn unter anderem zu Johann Christian Köhler nach Frankfurt am Main, zu Andreas Silbermann nach Straßburg und zu Johann Andreas Stein nach Augsburg. 1764 machte er sich in Nürnberg selbstständig und erhielt 1772 das Amt des Stadtorgelmachers, welches er bis zu seinem Tode 1788 ausübte. Zu seinen Aufgaben als Stadtorgelmacher zählte hauptsächlich die Pflege und Instandhaltung der Orgeln in den großen Nürnberger Stadtkirchen. Diese stammten zum Großteil noch aus der Zeit der Gotik und der Renaissance; erst das 19.Jahrhundert und am Ende der Zweite Weltkrieg haben der über Jahrhunderte gewachsenen, wertvollen Nürnberger Orgelpracht zum größten Teil ein Ende gesetzt. So blieb für Bodechtel nur wenig Raum für eigene Werke. Wir kennen darum auch nur einige wenige, kleinere Werke mit sechs bis elf Registern von ihm; Werke wie das in der Bad Windsheimer Seekapelle mit seinen neun Registern auf einem Manual und Pedal. Sein Sohn Johann Jakob Bodechtel übernahm 1788 nach dem Tod des Vaters, erst 20 Jahre alt, seine Werkstatt und erhielt ebenfalls das Amt des Stadtorgelmachers. Dieses Amt ist mit Johann Jakobs Tod 1831 erloschen. In Sugenheim, nur knapp 10 Kilometer von Bad Windsheim entfernt, finden wir noch ein weiteres, relativ gut erhaltenes Instrument des Johann Christoph Bodechtel. Es ist, wie auch die Orgel in der Seekapelle, restauriert und in gutem Zustand. Die Arbeiten in Bad Windsheim wurden Anfang der 1980er Jahre von der Orgelbaufirma Gebrüder Hey aus Urspringen in der Rhön ausgeführt.
Das 1767 erbaute Instrument in der Seekapelle zu Bad Windsheim besitzt 9 Register auf einem Manual und Pedal. Die Disposition ist hierbei sehr charakteristisch für Johann Christoph Bodechtel, dessen wenige bekannte Orgeln klanglich nahezu formelhaft aufgebaut sind. Grundlage ist der Principal 4', dazu grundieren Gedackt und Flöte 8' sowie ein Kleingedackt 4'. Weiterhin enthält das Manual eine Octav 2', eine Quint 1 1/2' und eine 3fache Mixtur. Die original erhaltene, recht schmale Klaviatur geht vom C bis zum c3. Das Pedal besitzt Subbaß 16' und Violonbaß 8', dazu gesellt sich eine Pedalkoppel. Der dreiteilige Prospekt mit seinen hübschen Rokoko-Schnitzereien ist ebenfalls in Form und Ausführung typisch für Johann Christoph Bodechtel aus Nürnberg. Der ganze Klangcharakter weist bei unserer Orgel gen Süden, nach Italien und in die österreichischen Lande. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=fs2SoGrEE6c

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-d1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Flöte 8' Violonbaß 8'  
Principal 4'    
Kleingedackt 4'    
Octave 2'    
Quint 1 1/2'    
Mixtur 3f.    
     

In Bad Windsheim gespielte Stücke:
Valentin Dretzel: Sonata ex C >>> https://www.youtube.com/watch?v=J8h3CUl8M0E
Marianus Königsperger: Aria secundi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=lCQdlgRvunw
Johann Pachelbel: Praeludium und Fuge in c >>> https://www.youtube.com/watch?v=TEwNjVsP-Mk
Bernardo Pasquini: Partite sopra l'Aria di Follia >>> https://www.youtube.com/watch?v=7sWS12Gm1JQ
Johann Staden: Balletto in a >>> https://www.youtube.com/watch?v=XaoBMMIFkWc&t=16s
Franz Matthias Techelmann: Canzona in a >>> https://www.youtube.com/watch?v=W63U4HNVxe8



BAMBERG
Werktagskapelle der Kath. Kirche St. Jakob 




Erbauer: Matthias Tretzscher (Kulmbach, Zuschreibung) um 1680, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Die altehrwürdige Dom- und Residenzstadt Bamberg besitzt zahlreiche hochbedeutende Kirchenbauten. Natürlich der Dom, dann die „Obere Pfarre“, St. Martin, St. Gangolf, St. Michael, St. Stephan und St. Jakob, um nur einige zu nennen. St. Jakob ist eine der im Kern ältesten Kirchen Bambergs und liegt nur wenige Meter oberhalb des Dombergs auf dem Jakobsberg, einem der sieben Hügel Bambergs. Begonnen wurde der Bau im Jahre 1073; trotz einiger späterer Veränderungen ist St. Jakob heute die einzige nahezu vollständig romanische Kirche der Stadt. Das angeschlossene Kollegiatstift erreichte seine Blüte im 12.Jahrhundert. Das Stift St. Jakob wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die „Marianische Herren- und Bürgersodalität“ rettete die Gebäude vor dem Abbruch. Die Kirche ist bis heute im Besitz der Sodalität, einer katholischen Laienvereinigung, die bereits 1615 in Bamberg gegründet wurde. In der Werktagskapelle, der St.Josefskapelle, steht seit einigen Jahren ein historisches Orgelpositiv als Dauerleihgabe des Bamberger Diözesanmuseums. Es wird allgemein das „Kupferberger Positiv“ genannt, weil es bis 1968 in der Spitalkirche zum Hl. Geist und zur Hl. Katharina in Kupferberg stand. Kupferberg ist eine Stadt im oberfränkischen Landkreis Kulmbach zwischen Frankenwald und Fichtelgebirge – und mit rund 1.060 Einwohnerinnen und Einwohnern übrigens eine der kleinsten Städte Deutschlands. Das sogenannte Kupferberger Positiv steckt voller Rätsel. Meist wird eine Entstehung im 17.Jahrhundert angenommen unter Bezug auf die Ornamente des Gehäuses. Möglicherweise ist der große Matthias Tretzscher aus Kulmbach ihr Schöpfer, einer der bedeutendsten Orgelbauer des 17.Jahrhunderts überhaupt. Vielleicht ist das Instrument aber auch wesentlich älter und wurde von Tretzscher oder seiner Werkstatt nur umgebaut. Auch für diese These lassen sich Hinweise, aber keine stichhaltigen Belege finden. Wie auch immer, das Kupferberger Positiv ist eines der ältesten Orgelinstrumente weit und breit und ohne Parallele in der fränkischen Orgellandschaft.
„Ein Orgelwercklein ist auffgericht.“ Dies vermelden der Bürgermeister und Rat der Stadt Kupferberg als Verwalter der Hospitalstiftung Ende des 16.Jahrhunderts dem Bamberger Fürstbischof Neithard von Thüngen, der bis 1598 regierte. Es ist möglich, dass mit diesem „Orgelwerklein“ jenes Orgelpositiv gemeint ist, das bis 1968 in der Spitalkirche der Stadt stand, denn in der Folgezeit lesen wir in den Akten von Pfarrei und Stadt von keiner Neuanschaffung eines „Orgelwerkleins“ mehr. Als sicher gilt, dass der Orgelbauer Matthias Tretzscher oder ein Mitarbeiter seiner Werkstatt, zumindest im Rahmen einer Reparatur oder Überarbeitung, Hand an dieses Instrument angelegt hat. Deshalb ist an dieser Stelle Gelegenheit, einmal kurz auf Leben und Werk dieses hochbedeutenden Orgelmachers einzugehen. Geboren wurde Tretzscher 1626 in Lichtenstadt bei Schlackenwerth im böhmischen Egerland. Sein Stiefvater war der Musiker und Orgelbauer Jacob Schedlich, ein Schüler Hans Leo Haßlers. In dieser Werkstatt erlernte Matthias Tretzscher sein Handwerk. Bei den nachgewiesenen Orgelbauten Schedlichs in Budweis, Plauen und – Achtung, in der Stadtkirche zu Kupferberg - dürfte Tretzscher also mitgearbeitet haben. Im Jahre 1650 wurde im Zuge der Gegenreformation eine Verordnung erlassen, „daß keiner, der nicht katholisch ist, im Königreich Böhmen soll geduldet werden.“ Unter den zahllosen Protestanten, die daraufhin aus Böhmen und Österreich vertrieben wurden, war auch Matthias Tretzscher. Er floh zunächst nach Marienberg, kam dann 1653 als Orgelbauer nach Bayreuth und wurde 1654 Bürger und Hoforgelbauer in Kulmbach. Er wurde zu einem der bedeutendsten Orgelbauer des 17.Jahrhunderts in Franken; er erbaute über 60 Orgeln im gesamten Maingebiet und wirkte schulebildend durch zahlreiche Gesellen, die aus seiner Werkstatt hervorgingen. Von all seinen großen Orgeln, beispielsweise in den Stadtkirchen zu Bayreuth, Kronach, Hanau, Schweinfurt oder etwa auch im Münster zu Straßburg, wo Tretzscher 1660 eine Haupt- und eine Chororgel erbaute, ist so gut wie nichts erhalten. Lediglich zwei Orgelprospekte mit längst erneuertem Innenleben in der Stadtkirche zu Königsberg in Franken und in Prichstenstadt lassen sich eindeutig Matthias Tretzscher zuordnen. Und in Meeder bei Coburg, wo Tretzscher 1654 eine neue Orgel baute, sind in dem später entstandenen Barockprospekt die einzigen Pfeifen von ihm erhalten, nämlich wesentliche Teile des Principal 8' mit charakteristischen Kielbogenlabien. Und genau dieselben typischen Kielbogenlabien finden wir auch an dem kleinen, sogenannten Kupferberger Positiv.
Ende des 17. Jahrhunderts lesen wir in den Kupferberger Akten, dass bei der Fronleichnams-Prozession ein Orgelpositiv „durch die Straßen der Stadt herumgetragen wurde“. So etwas war in jener Zeit nicht unüblich. Bis Ende der 1960er Jahren stand das kleine Orgelwerklein in der Spitalkapelle zu Kupferberg, allerdings in schlechtem Zustand und schon lange unspielbar. Dann wurde es an das Diözesanmuseum in Bamberg verkauft und der Nürnberger Orgelbauer Erich Stellmacher machte das Instrument wieder spielbar. Ein erheblicher Teil des alten Pfeifenmaterials ist noch vorhanden und konnte restauriert werden. Das Instrument hat einen Tonumfang bis zum c3 ohne das Cis. Es besitzt die Register Gedackt 8', Flöte 4', Quinta 3', Principal 2' und Oktave 1', dazu kommt noch ein Regal 8', das sich hinter dem Registerzug mit der Aufschrift Stillgedackt verbirgt. Ein Tremulant und Zimbelglöckchen sind vorhanden, derzeit aber leider nicht funktionsfähig. Die beiden Keilbälge können noch heute, wie in alter Zeit, mit zwei Lederriemen betätigt werden. Seit nunmehr fast 20 Jahren steht das bemerkenswerte Kupferberger Positiv nun in der St. Jakobskirche und wird, anders als im Museum, dankenswerterweise regelmäßig gespielt. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=b4q4YlM0NuM

Disposition:

Manual, CD-c3  
Gedackt 8' kein Pedal
Flöte 4' Tremulant
Quinta 3' Zimbelglöckchen
Principal 2'  
Octave 1'  
Regal 8'  
   
     
In Bamberg gespielte Stücke:
Carolus Andreae: Domine, Dominus noster >>> https://www.youtube.com/watch?v=Vf7hJKozPIE&t=53s
Adriano Banchieri: Prima Canzone italiana >>> https://www.youtube.com/watch?v=zbO-q004SOo
Adriano Banchieri: Primo Capriccio >>> https://www.youtube.com/watch?v=aimeBPSBXXs
Adriano Banchieri: Primo Ripieno >>> https://www.youtube.com/watch?v=w0EP_cjc3sM
Adriano Banchieri: Quarto Capriccio >>> https://www.youtube.com/watch?v=P1_JmDoezOw
Adriano Banchieri: Secondo Sonata Fuga autentica >>> https://www.youtube.com/watch?v=g69J0-78wRI
Adriano Banchieri: Secondo Capriccio >>> https://www.youtube.com/watch?v=SX0VzJnmt9Y
Adriano Banchieri: Sonata ottava in Aria francese >>> https://www.youtube.com/watch?v=uspSjBGqJPM
Adriano Banchieri: Sonata quinta Fuga harmonica >>> https://www.youtube.com/watch?v=5h_gmwLhFnM
Adriano Banchieri: Terzo Capriccio >>> https://www.youtube.com/watch?v=a372zhhK19g
Franz Anton Hugl: Fuga in c >>> https://www.youtube.com/watch?v=hE1PBrN-y5E
Franz Anton Hugl: Praeludium und Versetten octavi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=ShYDp_Hp9sk
Leonhard Kleber: Kum hayliger geist >>> https://www.youtube.com/watch?v=lnucWvJk760
Leonhard Kleber: Praeambolon in la >>> https://www.youtube.com/watch?v=4E36xA1Jayk
Leonhard Kleber: Praeambolon in re >>> https://www.youtube.com/watch?v=cOXd_j1FE38
Simon Lohet: Fuga vigesima >>> https://www.youtube.com/watch?v=JUHUBTk9oH4
Alessandro Poglietti: Ricercar X quinti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=uZTkZTDLRv8
Ferdinand Tobias Richter: Toccatina in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=WR097Et0Fjs



BINZWANGEN (Markt Colmberg, Landkreis Ansbach)
Ev. Pfarrkirche St. Sebastian, Cornelius und Cyprian




Erbauer: Georg Martin Gessinger (Rothenburg ob der Tauber) 1754, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Binzwangen ist ein Ortsteil des Marktes Colmberg im mittelfränkischen Landkreis Ansbach.  Das Pfarrdorf mit rund 230 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt an der Altmühl und am Lachengraben, der dort als rechter Zufluss in die Altmühl mündet. Binzwangen war Station einer alten Straße, die vom westlichen Mittelfranken in die Weinanbaugebiete des Mains führte. Der Ort liegt außerdem auf dem Jakobspilgerweg von Prag nach Santiago de Compostela sowie am „Fränkischen Marienweg“. Erstmals urkundlich genannt wurde der Ort in im Jahre 888 in einer Urkunde des Chorherrenstiftes Herrieden und vermutlich hatte der Ort schon damals eine Kirche, denn die Patrozinia der heutigen Kirche St. Sebastian, Cornelius und Cyprian deuten auf ein sehr hohes Alter. Pfarrsitz wurde Binzwangen bereits vor der Reformation. 1330 kam Ort und Kirche in den Besitz des Klosterstiftes in Spalt. Später gehörte der Ort zum Vogtamt Colmberg innerhalb des Fürstentums Ansbach, ab etwa 1600 dann zum brandenburg-bayreuthischen Schultheißenamt Markt Bergel und 1806 kam der Ort zum Königreich Bayern. 1978 wurde das Dorf im Rahmen der Gebietsreform nach Colmberg eingemeindet. Die heutige Kirche ist im Wesentlichen ein Neubau aus den Jahren 1749 bis 1751 im sogenannten Markgrafenstil nach Plänen des Baumeisters Johann Georg Entenberger aus Herrieden. Über dem Kanzelaltar erhebt sich die 1754 errichtete Orgel, die im Wesentlichen bis heute original erhalten geblieben ist. Sie stammt aus der Werkstatt des Rothenburger Orgelmachers Georg Martin Gessinger. 
Der Orgelbauer Georg Martin Gessinger wurde 1717 in Schillingsfürst, einer hohenlohischen Residenzstadt im heutigen Landkreis Ansbach geboren. Er erlernte zunächst das Schreinerhandwerk, ist dann aber ab 1738 in der Werkstatt des Orgelmachers Johann Christoph Wiegleb in Wilhermsdorf nachweisbar. Auf seiner zunftgemäßen Wanderschaft arbeitete er unter anderem eine Zeitlang bei Andreas Silbermann in Straßburg. 1747 kehrte Gessinger in seine Heimat zurück und arbeitete als Geselle bei dem Orgelmacher Georg Albrecht Leyser in Rothenburg ob der Tauber. Hier heiratete er die Tochter seines Lehrmeisters und übernahm die Werkstatt. In den folgenden rund 40 Jahren bis zu seinem Tod 1791 entfaltete Gessinger eine reiche Tätigkeit. Neben über hundert Orgel, die heute nicht mehr lückenlos nachweisbar sind, baute er auch Clavichorde. 1765 wurde Gessinger von der markgräflichen Regierung in Ansbach zum Hof- und Landorgelmacher in der Nachfolge des verstorbenen Ansbacher Orgelbauers Friedrich Sigmund Prediger ernannt. Das Arbeitsgebiet Gessingers umfaßt zunächst die nähere Umgebung von Rothenburg, dann Orte in den markgräflichen Gebieten von Ansbach und in den bayreuthischen Enklaven südlich von Uffenheim. Weiter finden wir ihn im Hohenlohischen und sogar im eichstättischen Stift Herrieden. Daraus ist ersichtlich, daß er weithin bekannt war und einen guten Ruf besaß. Die Eckpunkte seines Wirkens lassen sich durch Üttingen westlich von Würzburg im Norden, Pommersfelden im Nordosten, Pappenheim im Südosten, Oettingen im Landkreis Donau-Ries und Weikersheim im Westen abstecken. Die nicht allzu zahlreichen erhaltenen Orgeln Gessingers gehören zum wertvollsten Besitz der mittelfränkischen Orgellandschaft. Seine größte Orgel entstand 1782 in der Stiftskirche zu Herrieden, die 26 Register auf zwei Manualen und Pedal erhielt. Der erhaltene prachtvolle Prospekt ist zweigeteilt, um das Rückfenster freizulassen. Das klingende Werk in Herrieden wurde leider 1911 durch einen kompletten Neubau ersetzt. Es ist ein besonderer Glücksfall, dass mit der 1754 erbauten Orgel in Binzwangen eines der frühesten Werke Gessingers und noch dazu in einem bemerkenswert vollständigen Zustand bis heute bewahrt blieb. Gessingers Söhne arbeiteten in der väterlichen Werkstatt mit, die 1783 aber von seinem „Tochtermann“ oder Schwiegersohn Johann Georg Kaspar Nößler aus Ohrdruf übernommen wurde. Er war ein Neffe des Heilsbronner Wiegleb-Nachfolgers Caspar Moritz Nößler. Doch konnten sie alle nicht annähernd an die Bedeutung von Georg Martin Gessinger anknüpfen. 
Bemerkenswert an der Orgel in Binzwangen sind neben vielen anderen, gut erhaltenen Details die originalen Prospektpfeifen mit eingedrückten Rundlabien, jedoch ohne die sonst bei Gessinger und anderen Rothenburger Orgelmachern üblichen Zierwarzen. Im Manual mit einem Umfang bis zum c3 stehen die Register Gedackt und Flöte 8', Principal, Kleingedackt, Quintade und Viol 4', Quint 3', Octave 2' sowie eine 3fache Mixtur. Das Pedal besitzt einen Umfang bis zum c1 und die in Franken üblichen Fundamentregister Subbaß 16' und Octave 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=m8XlbFEdXT4

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-c1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Flöte 8' Octave 8'  
Principal 4'    
Kleingedackt 4'    
Quintade 4'    
Viol 4'    
Quint 3'    
Octave 2'    
Mixtur 3f.    
     

In Binzwangen gespielte Stücke:
Johann Ernst Eberlin: Praeludium, Versetten und Finale quarti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=krmn3SFTLNE&t=6s
Wolfgang Ebner: Praeludium sexti toni (I) >>> https://www.youtube.com/watch?v=oacTJsqtspI
Wolfgang Ebner: Praeludium sexti toni (II) >>> https://www.youtube.com/watch?v=kFCUupBm21A
Johann Caspar Kerll: Magnificat secundi toni >>> folgt
Johann Pachelbel: Werde munter, mein Gemüte (Partita) >>> folgt
Giovanni Battista Pergolesi: Sonata in G >>> folgt
Sebastian Anton Scherer: Intonationen quinti toni >>> folgt
Johann Heinrich Schmelzer: Aria Viennense I >>> folgt
Johann Heinrich Schmelzer: Aria Vienennse II >>> folgt
Johann Heinrich Schmelzer: Aria Viennense III >>> folgt
Johann Ulrich Steigleder: Ricercar in e >>> folgt
Johann Baptist Anton Vallade: Praeambulum und Fuge A-Dur >>> folgt



DINKELSBÜHL (Landkreis Ansbach)
Kath. Stadtpfarrkirche St. Georg




Erbauer: Stefan Cuntz (Nürnberg) um 1610, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Die ehemalige Reichsstadt und heutige Große Kreisstadt Dinkelsbühl im mittelfränkischen Landkreis Ansbach beheimatet heute rund 12.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Ihre in einzigartiger Weise gut erhaltene spätmittelalterliche Altstadt mit ihren beschaulichen Gassen macht Dinkelsbühl zu einer wahren Perle unter den Städten Süddeutschlands. Die Stadt liegt an der Wörnitz im Südosten der Frankenhöhe am Kreuzungspunkt zweier uralter Handelswege. In staufischer Zeit, um 1130 erfolgte die erste Befestigung der Stadt. Im 14. und 15. Jahrhundert erlebte die reichsunmittelbare Stadt Dinkelsbühl dann ihre wirtschaftliche Blütezeit. In dieser Zeit entstand zwischen 1448 und 1499 die Stadtpfarrkirche St. Georg – eine der bedeutendsten und manche sagen, die schönste spätgotische Hallenkirche Süddeutschlands. Taufstein, Kanzel und das große Sakramentshaus sind höchst kunstvolle Arbeiten aus der Erbauungszeit. Die große Orgel auf der Empore ist ein modernes Werk der Firma Rieger aus dem Jahr 1997. Uns interessiert darum mehr die zweite, im Chorraum stehende Orgel, ein altes Orgelpositiv aus dem frühen 17.Jahrhundert. Es trägt den Namen Schwedenorgel und ist mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Werk des berühmten Nürnberger Stadtorgelmachers Stephan Cuntz. 
Die Stadt Nürnberg bestallte ab 1537 einen eigenen Stadtorgelmacher zur regelmäßigen Stimmung und Wartung der städtischen Orgeln. Nachfolger des 1609 verstorbenen Peter Grünewald wurde der aus Stuttgart gebürtige Jacob Schmid und diesem folgte 1611 Stephan Cuntz. Dieser stammte aus Passau und wurde etwa 1565 geboren. Er absolvierte eine Orgel- und Instrumentenmacherlehre vermutlich bei Lorenz Hauslaib in Nürnberg und erwarb 1598 das Bürgerrecht der Freien Reichsstadt. Seine Brüder Wolfgang und Johann Cuntz wirkten als Orgelmacher im fernen Krakau. Nürnberg hatte im 16. und 17.Jahrhundert einen herausragenden Ruf als Instrumentenmacherstadt. Geigen, Blechblasinstrumente und Orgelpositive waren europaweit begehrte Exportschlager der Stadt. Schon 1538 gingen vier Orgeln aus Nürnberg per Schiff über den Atlantik in die Karibik, nach Santo Domingo. In dieser Tradition stehen die Instrumente, die die Nürnberger Stadtorgelmacher zu bauen hatten, Stefan Cuntz ebenso wie sein vielleicht sogar noch etwas bekannterer Schüler Nicolaus Manderscheidt. Von Stefan Cuntz sind neben dem Orgelwerk in einem von Lorenz Hauslaib gefertigten Claviorganum, das sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet, noch drei Orgelpositive erhalten. Das erste stammt aus der Nürnberger Frauenkirche und steht heute im Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig. Das zweite stammt ursprünglich aus einem Nürnberger Patrizierhaus und befindet sich heute in der Regensburger Minoritenkirche, die heute ein Teil des Historischen Museums der Stadt ist. Und das dritte Instrument ist unsere Orgel im Münster St. Georg in Dinkelsbühl. Wie die beiden anderen ist sie nicht genau datiert, doch kann man ihre Entstehung etwa zwischen 1600 und 1620 ansetzen. Erbaut wurde das Instrument für die Spitalkirche in Dinkelsbühl. Als die protestantischen Schweden 1632 die Stadtpfarrkirche St. Georg übernahmen, wurde die dortige Orgel verwüstet. Daraufhin versetzten sie die Orgel aus der Spitalkirche, die seit 1532 den Lutheranern der Stadt als Gotteshaus diente, in das Münster. Nach dem Ende der schwedischen Besatzung weigerten sich die Katholiken nun, die kleine Orgel wieder zurückzugeben, sozusagen als Pfand oder Ersatz für die zerstörte Hauptorgel. Erst 1642 wurde ein Vergleich zwischen den Konfessionen geschlossen und die seither so genannte Schwedenorgel ging endgültig in den Besitz der katholischen Gemeinde über. Zwischen 1856 und 1961 stand die Schwedenorgel in der Kapuzinerkirche im Adlergäßlein in Dinkelsbühl. 1962 wurde das wertvolle Instrument durch die Orgelbaufirma Zeilhuber aus Altstätten im Allgäu erstmals restauriert. 1988 erfolgte dann eine erneute Restaurierung und sorgfältige Rückführung auf den Originalzustand durch die Firma Orgelbau Klais in Bonn. Rund die Hälfte des Pfeifenwerks ist original erhalten, darunter fast vollständig das sehr charaktervolle Register Grob Gedackt 8'. 
Ab 1620 reiste der Orgelmacher Stephan Cuntz durch Europa, er war in Antwerpen und aller Wahrscheinlichkeit auch bei seinem Bruder in Krakau. 1624 kehrte er mit seinem Neffen Mattheus nach Nürnberg zurück. Stephan Cuntz starb 1629, sein Neffe kehrte daraufhin nach Krakau zurück und übernahm später die Orgelwerkstatt seines verstorbenen Onkels Johann. Die Schwedenorgel in Dinkelsbühl - die älteste spielbare Orgel Mittelfrankens - verfügt über ein Manual mit kurzer Baßoktave und einem Umfang bis zum c3. Die sechs Register sind Grob Gedact 8', Flauta 4', Quint 3', Principal 2', Octava 1' und ein Regal 8'.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=c-FSBnHu6OE

Disposition:

Manual, CDEFGA-c3  
Grob Gedact 8' kein Pedal
Flauta 4'  
Quint 3'  
Principal 2'  
Octava 1'  
Regal 8'  
   
In Dinkelsbühl gespielte Stücke:
Anonymus: Praeambulum in D >>> https://www.youtube.com/watch?v=hjrGR54Cgtg&t=5s
Anonymus: Praeambulum in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=f2-OBjiW7fg
Antonio de Cabezon: Kyries de Nuestra Senora >>> https://www.youtube.com/watch?v=O9EIpN9fn6s
Benjamin Cosyn: Voluntary in G major >>> https://www.youtube.com/watch?v=G9GTdnlA598&t=12s
Orlando Gibbons: A short preludio of four parts >>> folgt
Giovanni de Macque: Consonanze stravaganti >>> folgt
Samuel Mareschall: Praeambulum quarti toni >>> folgt
Samuel Mareschall: Praeambulum secundi toni >>> folgt
Georg Reutter d.Ä.: Praeambulum und Versetten secundi toni >>> folgt
Adam Steigleder: Galliarda in d >>> folgt



EBNETH (Stadt Burgkunstadt, Landkreis Lichtenfels)
Ev. Schloßkapelle



Erbauer: Johann Andreas Hofmann (Neustadt b. Coburg) 1794, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Das kleine Dorf Ebneth mit nur 82 Einwohnerinnen und Einwohnern ist ein Ortsteil der Stadt Burgkunstadt im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels. Der Ort liegt auf einer Hochebene, etwa zwei Kilometer nördlich des Stadtkerns von Burgkunstadt. Östlich des Ortes liegt das Dorf Hainweiher, im Nordosten der Pfersag-Wasserfall und im Westen befinden sich die Ebnether Felsenkeller; und am Fuße der Hochebene fließt der Main vorbei. Gegründet wurde Ebneth vermutlich schon im 11. Jahrhundert oder früher. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort aber erst 1354 als „Ebenot“. 1975 wurde Ebneth nach Burgkunstadt eingemeindet. Das heutige Schloss Ebneth, ein ehemaliges Rittergut, stammt in seinen ältesten Teilen aus dem Jahr 1490. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg und einem Brand 1649 erfolgte der Wiederaufbau bis 1657. Trotz einiger Umbauten und Erneuerungen im 18.Jahrhundert ist das Schloß im Wesentlichen im Zustand des Jahres 1657 bis heute erhalten. Nachdem die Marschälke von Ebneth im 18.Jahrhundert keine männlichen Nachkommen hatten, gelangte die Anlage durch Einheirat in den Besitz des alten fränkischen Adelsgeschlechtes von Seckendorff und auch heute noch befindet sich die gesamte Anlage im Privatbesitz der Familie. Als Ersatz für die zerstörte Kapelle wurde 1749 das Erdgeschoss des Marschalkhauses aus dem späten 16. Jahrhundert als Gotteshaus ausgebaut und ein Dachreiter aufgesetzt. In den Andachtsraum im Obergeschoss gelangt man über eine steile Freitreppe. 1794 erbaute Johann Andreas Hofmann aus Neustadt bei Coburg in der Kapelle eine Orgel, die zwar nicht übermäßig groß, aber doch raumbeherrschend ist.
Sechs Mitglieder der Familie Hofmann haben in drei Generationen zwischen 1782 und 1867 in Neustadt bei Coburg, das damals noch „Neustadt an der Heide“ hieß, ein beachtliches Orgeloeuvre geschaffen, von dem ein beachtlicher Teil bis heute zum Glück recht gut erhalten ist. Stammvater der Familie ist Johann Andreas Hofmann, der 1749 in Hohenofen bei Sonneberg in Thüringen geboren wurde. Wo er sein Handwerk erlernte, ist nicht gesichert, theoretisch möglich wäre unter anderem eine Ausbildung bei dem Fincke-Schüler Johann Greuling, der zu jener Zeit in Neustadt wirkte, oder auch bei Johann Georg Fincke junior in Saalfeld, bei Friedrich Heidenreich in Hof oder bei Johann Michael Wagner in Schmiedefeld. Jedenfalls ist er ab 1777 im Coburger Land als Orgelmacher nachweisbar. 1782 erwarb er nach seiner Heirat ein Haus in Neustadt an der Heide. 1794 bemühte er sich, ebenso wie der Orgelmacher Johann Caspar Haueis erfolglos um das begehrte Orgelmacherprivileg für das Coburger Land und um die Verleihung des Titels Hoforgelmacher. Johann Andreas Hofmann besaß aber auch ohne offizielles Monopol in den Jahren nach 1800 ein Quasi-Monopol in seiner Region und starb 1832, nachdem er die Orgelbauwerkstatt in Neustadt an der Heide einige Jahre zuvor an seinen 1767 geborenen Bruder Johann Samuel Hofmann beziehungsweise seinen 1778 zur Welt gekommenen ältesten Sohn Georg Christoph Hofmann übergeben hatte. Beim Blick auf Johann Andreas Hofmanns Orgelschaffen fällt auf, dass vier seiner 19 nachgewiesenen Orgelneubauten in räumlich deutlich voneinander entfernten Schlössern Aufstellung fanden; neben Ebneth waren das die Anlagen in Tambach aus dem Jahre 1786, in Ahorn 1794 und in Bundorf im heutigen Landkreis Haßberge von 1798. Hofmann scheint also vor allem beim Adel jener Zeit einen guten Ruf gehabt zu haben. Überregional scheint er jedoch wenig bekannt gewesen zu sein. Die Orgel in Ebneth sollte ursprünglich ein pedalloses Positiv werden, doch während des Baues erhielt Hofmann dann den Auftrag zum Anbau eines selbstständigen Pedals. Die Pfeifen der beiden seitlichen Baßtürme sind aus Holz und darüber hinaus mit hölzernen Blenden versehen, die mit Stanniol belegt sind. Das Gehäuse ist baugleich mit demjenigen, das Hofmann 1810 in der Friedhofskirche, der heutigen Auferstehungskirche in Neustadt errichtete. Dort in Neustadt ist das originale Pfeifenwerk allerdings nicht erhalten.
Die Orgel in der heimeligen Schloßkapelle in Ebneth ist bis auf ein wenig Trakturersatz praktisch vollständig original erhalten. 2014 wurde sie letztmals behutsam und stilgerecht restauriert. Das Instrument besitzt 7 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual hat einen Tonumfang bis zum d3 und die Stimmen Gedackt und Flötravers 8', Principal und „Flöte touse“ 4', eine Octave 2' sowie eine zweifache Mixtur auf 1 1/3'-Basis. Das Pedal hat den etwas ungewöhnlichen Ambitus vom Ton C bis zum h°, also insgesamt 24 Tasten und einen Principalbaß 8' dazu kommt eine Pedalkoppel. Neben den alle vier Wochen stattfindenden Gottesdiensten der kleinen Kirchengemeinde finden in der Schloßkapelle auch immer wieder Konzerte statt, die aufgrund des kleinen und klanglich ausgesprochenen intimen Raumes eine ganz besondere Atmosphäre besitzen. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=i1B9GedSTzQ&t=348s

Disposition:

Manual, C-d3 Pedal, C-h°  
Gedackt 8' Principalbaß 8' Pedalkoppel
Flötravers 8'    
Principal 4'    
Flöte touse 4'    
Octave 2'    
Mixtur 2f.    
     

In Ebneth gespielte Stücke:
Carl Philipp Emanuel Bach: Mit Affect e-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=x4MXl19g1kw
Johann Balthasar Kehl: Jesus, meine Zuversicht >>> https://www.youtube.com/watch?v=F6_Qnz4ywAY
Johann Balthasar Kehl: Nun komm, der Heiden Heiland >>> https://www.youtube.com/watch?v=g_jMk9Ij-aU
Johann Balthasar Kehl: Praeludium A-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=MyiDDegvSDg
Johann Balthasar Kehl: Wie schön leuchtet der Morgenstern >>> https://www.youtube.com/watch?v=EzzuI7YnloY
Johann Christoph Kühnau: Moderato aeolisch >>> https://www.youtube.com/watch?v=yYnjkXiFtF8
Gottlieb Muffat: Ricercar zum Agnus Dei >>> https://www.youtube.com/watch?v=knhaXk1Wlbw
Gottlieb Muffat: Toccata post Elevationem >>> https://www.youtube.com/watch?v=EtRHNf4RxIc
Johann Speth: Magnificat quarti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=o-cGA1Wb0IY
Johann Staden: Allamanda varirt >>> https://www.youtube.com/watch?v=e70DgG4d-No



ENSDORF (Landkreis Amberg-Sulzbach)
Kath. Wallfahrtskirche zu den Hl. 14 Nothelfern (Eggenberg-Kapelle)



Erbauer: Nicolaus Manderscheidt (Nürnberg) um 1650, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3  
Copel 8' kein Pedal
Flaut 4'  
Principal 2'  
Quint 1 1/2'  
Regal 8'  

In Ensdorf gespielte Stücke:
Anonymus: Aerdenburgh >>> folgt
Anonymus: Ave maris stella I >>> folgt
Anonymus: Ave maris stella II >>> folgt
Anonymus: Fantasiae primi toni >>> folgt
Johann Joseph Fux: Fuga in d >>> folgt
Carl von der Hofen: Ricercar primi toni >>> folgt
Carl von der Hofen: Toccata primi toni >>> folgt
Antonio Mortaro: Fuga tertii toni >>> folgt
Gisbert Steenwick: Serband in a >>> folgt
Christoph Strauss: Canzon in F >>> folgt
Bernhard Wolck: Da Jesus an dem Creuze stund >>> folgt



ERLANGEN (Landkreis Erlangen-Höchstadt)
Ev.-Ref. Hugenottenkirche



Erbauer: Johann Nikolaus Ritter (Hof) 1764-1765, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-c1  
Principal 8' Subbaß 16' Pedalkoppel (fest)
Bordun 8' Principalbaß 8' Tremulant
Quintatön 8' Posaunenbaß 16'  
Octava 4'    
Kleingedeckt 4'    
Quinta 3'    
Nassat Terz 3' + 1 3/5'    
Superoctava 2'    
Tertia 2' (= 1 3/5')    
Flageolet 1'    
Mixtura 3-4f.    
Trompet 8'    

In Erlangen gespielte Stücke:
Johann Christoph Bach: Intonatio in d >>> folgt
Johann Christoph Bach: Praeludium in B >>> folgt
Claude-Benigne Balbastre: Magnificat du premier ton >>> folgt
Jean-Baptiste Lully: Chaconne en Sol majeur >>> folgt
Johann Jacob de Neufville: Aria variata in C >>> folgt
Pere Alexandre-Guy Pingre: Dialogue >>> folgt
Pere Alexandre-Guy Pingre: Duo >>> folgt
Pere Alexandre-Guy Pingre: Fugue grave cromatique >>> folgt
Pere Alexandre-Guy Pingre: Prelude >>> folgt
Pere Alexandre-Guy Pingre: Recit de Cornet >>> folgt
Pere Alexandre-Guy Pingre: Recit de Trompette >>> folgt
Johann Christian Christoph Richter: Mitten wir im Leben sind >>>
Georg Caspar Wecker: Fuga in C >>> folgt
Franziskus Ziegler: Versetten ex c >>> folgt



ETZELWANG (Landkreis Amberg-Sulzbach)
Ev. Pfarrkirche St. Nikolaus



Erbauer: Elias Hößler (Lauf an der Pegnitz) 1745
, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-a°  
Grobgedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel (fest)
Flöten 8' Violonbaß 8'  
Principal 4'    
Nachthorn 4'    
Quinta 3'    
Octav 2'    
Terz 2' (= 1 3/5')    
Mixtur 3f.    

In Etzelwang gespielte Stücke:
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del VII modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del VIII modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del IX modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del X modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del XI modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del XII modo >>> folgt
Anton Estendorffer: Capriccio "Joseph, lieber Joseph mein" >>> folgt
Girolamo Frescobaldi: Canzon dopo l'Epistola >>> folgt
Girolamo Frescobaldi: Recercar con obligo di cantare la quinta parte >>> folgt
Girolamo Frescobaldi: Recercar dopo il Credo >>> folgt
Girolamo Frescobaldi: Toccata avanti il Ricercar >>> folgt
Georg Adam Kreß: Ballet in C >>> folgt
Georg Adam Kreß: Englischer in C >>> folgt
Georg Adam Kreß: Menuet in C >>> folgt
Franz Xaver Anton Murschhauser: Praeambulum, Fugen und Finale primi toni >>> folgt
Johann Xaver Nauß: Aria in a >>>
Johann Xaver Nauß: Fuga in a >>> 
Johann Speth: Toccata prima >>>
Johann Staden: Toccata in d >>>



FORST (Gemeinde Weihenzell, Landkreis Ansbach)
Ev. Kirche St. Stephanus



Erbauer: Caspar Moritz Nößler (Heilsbronn) 1769, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-d1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Flöte 8'    
Principal 4'    
Quinte 3'    
Octav 2'    
Mixtur 3f.    

In Forst gespielte Stücke:
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Chaconne in G >>> folgt
Girolamo Frescobaldi: Canzon quarti toni >>> folgt
Girolamo Frescobaldi: Recercare con obligo di Bassa >>> folgt
Girolamo Frescobaldi: Toccata avanti la messa degli Apostoli >>> folgt
Johann Gottlieb Gackstatter: Contrapunctisches Vorspiel in d >>> folgt
Johann Gottlieb Gackstatter: Fuga in c >>> folgt
Johann Gottlieb Gackstatter: Herzlich tut mich verlangen >>> folgt
Johann Gottlieb Gackstatter: Leichtes Vorspiel in C >>> folgt
Johann Pachelbel: Praeludium in e >>> folgt
Sebastian Anton Scherer: Vier Intonationen octavi toni >>> folgt



GAUERSTADT (Stadt Bad Rodach, Landkreis Coburg)
Ev. Pfarrkirche St. Marien




Erbauer: Caspar Haueis (Coburg) und Johann Andreas Hofmann (Neustadt b. Coburg) 1798-1800, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Gauerstadt ist seit 1978 ein Stadtteil der oberfränkischen Stadt Bad Rodach im Landkreis Coburg am Nordostrand der Langen Berge, nur drei Kilometer von der Landesgrenze zu Thüringen entfernt. Rund 450 Einwohnerinnen und Einwohner leben in dem Ort, der 838 erstmals als Gunbrathesstadt in einer Urkunde des Klosters Fulda erwähnt wurde. 1171 wurde der Ort dann Guberstadt genannt, damals wurde die schon vorhandene Dorfkirche dem Kloster Mönchröden übereignet. Um die befestigte Kirche gruppierten sich die Häuser und Höfe in vier Siedlungsteilen, die noch heute deutlich im Ortsgrundriß erkennbar sind. Der Ort gehörte später zum Herzogtum Sachsen-Coburg, später Sachsen-Coburg und Gotha und ab 1920 zum Freistaat Bayern. Im Rahmen der Bayerischen Gemeindegebietsreform erfolgte 1978 die Eingemeindung von Gauerstadt in die Stadt Rodach, die seit 1999 Bad Rodach heißt. Die evangelische Pfarrkirche St. Marien besitzt einen gotischen Chorturm, an den in den Jahren 1797 bis 1800 ein neues Langhaus angebaut wurde. Für eine fränkische Landgemeinde weist das Gotteshaus eine bemerkenswerte Größe auf. Das Innere der Kirche ist im Stil des Rokoko gehalten und wird beherrscht durch die Orgel über dem Kanzelaltar. Hächst elegant und raumbeherrschend ist nicht nur ihr Äußeres, sondern auch ihr Klang.
Die Orgel in Gauerstadt wurde 1797 bei dem Orgelbauer Johann Caspar Haueis in Coburg in Auftrag gegeben. Über ihn ist wenig bekannt. Geboren wahrscheinlich 1753, übernahm er nach seiner Lehre in Bayreuth, vermutlich bei Georg Ernst Wiegleb später die seit dem Tod von Wolfgang Heinrich Daum verwaiste Orgelbauwerkstatt in Coburg. Haueis, der sich auch „Haueißen“ nannte, war nach eigenen Angaben seit 1768 in seinem Beruf tätig und bemühte sich 1794 um das Orgelbauprivileg für das Herzogtum Sachsen-Coburg. Insgesamt war er jedoch nur wenig erfolgreich und so existieren auch nur wenige Arbeitsnachweise von seiner Hand. Der 1797 mit Caspar Haueis geschlossene „Accord“ für die Orgel in Gauerstadt belief sich auf 900 Reichstaler, die alte Orgel wurde zum Materialwert in Zahlung genommen. Doch Haueis starb vor Vollendung der Orgel im Jahre 1800. Vollendet wurde die Orgel schließlich von Johann Andreas Hofmann aus Neustadt an der Heide, heute Neustadt bei Coburg. Geboren wurde Hofmann 1749 in Hohenofen bei Sonneberg. Wo er sein Handwerk lernte, wissen wir nicht. 1777 ist er erstmals im Coburger Land nachweisbar, wo er auch heiratete und 1782 ein Haus am Marktplatz in Neustadt erwarb. 1794 bemühte er sich, ebenso wie Haueis und ebenso erfolglos um das begehrte Orgelmacherprivileg für das Coburger Land und um die Verleihung des Titels Hoforgelmacher. Johann Andreas Hofmann erbaute zwischen 1782 und 1818 rund 20 neue Orgeln, von denen etwas mehr als die Hälfte in mehr oder weniger verändertem Zustand bis heute erhalten sind. Neben dem Orgelbau in Meeder 1812, der mehr eine Erweiterung beziehungsweise Umbau war, ist die Orgel in Gauerstadt mit ihren 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal sein größtes Werk und zudem in fast unverändertem Zustand bis heute erhalten. Johann Andreas Hofmann besaß auch ohne offizielles Monopol in den Jahren nach 1800 ein Quasi-Monopol in seiner Region und starb 1832, nachdem er die Orgelbauwerkstatt in Neustadt an der Heide einige Jahre zuvor an seinen 1767 geborenen Bruder Johann Samuel Hofmann beziehungsweise seinen 1778 zur Welt gekommenen ältesten Sohn Georg Christoph Hofmann übergeben hatte. Der Prospekt der Orgel in Gauerstadt entspricht dem sogenannten Silbermann-Prinzip, wie wir es in Oberfranken bei Gehäusen der Familie Wiegleb häufiger finden. Die Orgel in Gauerstadt besitzt einige außergewöhnlich schöne Klangfarben.
Die Orgel in Gauerstadt ist heute einer der bedeutendsten und schönsten Denkmalorgeln Oberfrankens. Ihr je nach Registrierung mal poetisch-filigraner, mal prachtvoller Klang fasziniert Hörer und Spieler gleichermaßen. Auf zwei Manualen und Pedal finden wir 23 wohlgewählte Register. Die Manuale besitzen einen Tonumfang bis zum d3. Im Hauptwerk finden wir über dem Quintatön 16' die Stimmen Principal, Viol di Gamba und Grobgedackt 8', Octav und Flauta 4', eine Quinta 3', die Octav 2', eine Tertia 1 3/5' und als Bekrönung eine 4fache Mixtur. Das Oberwerk verfügt über eine geradezu betörend farbige Klanggestalt mit Quintatön und Flauttraverso 8', Principal und Flauto lamento 4', Octav 2', Nassat 1 1/2', einem silbermann-artig glitzernden Flageolet 1' und einer 3fachen Mixtur, wozu sich noch eine Vox humana 8' gesellt. Außergewöhnlich ist die Disposition des Pedals, das einen Tonumfang bis zum c1 aufweist. Neben Subbaß und Violonbaß 16' sowie einem Oktavenbaß 8' finden wir als einzige Zungenstimme einen Posaunenbaß 32', dazu kommen noch eine Manual- und eine Pedalkoppel sowie ein Kanaltremulant. Ein Posaunenbaß 32' in einer Orgel mit gerade einmal 23 Registern ist äußerst ungewöhnlich, noch dazu als einzige Pedalzunge. Vermutlich kannten die Verantwortlichen Ende des 18. Jahrhunderts in Gauerstadt die berühmte 32'-Posaune in Lahm im Itzgrund, rund 30 Kilometer südlich gelegen und wünschten sich eine ebensolche in ihrer damals neu zu erbauenden Orgel. Dort in Lahm finden wir im Pedal allerdings zur Abrundung des Klangs noch eine Posaune 16' und eine Trompete 8' bei insgesamt 29 Registern. Wie auch immer, diese Posaune 32' gibt dem eindrucksvollen und farbigen Plenum der Orgel in Gauerstadt eine besondere, gravitätische Komponente. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=tqDQemgAZbA&t=74s

Disposition:

Hauptwerk, C-d3 Oberwerk, C-d3 Pedal, C-c1  
Quintatön 16' Quintatön 8' Subbaß 16' Manualkoppel
Principal 8' Flauttraverso 8' Violonbaß 16' Pedalkoppel
Grobgedackt 8' Principal 4' Octavenbaß 8' Tremulant
Viol di Gamba 8' Flauto lamento 4' Posaunenbaß 32'  
Octav 4' Octav 2'    
Flauta 4' Nassat 1 1/2'    
Quinta 3' Flageolet 1'    
Octav 2' Mixtur 3f.    
Tertia 1 3/5' Vox humana 8'    
Mixtur 4f.      

 
   

In Gauerstadt gespielte Stücke:

Anna Amalie von Preußen: Jesu, meine Freude >>> https://www.youtube.com/watch?v=NoCOMRfoFzc
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge B-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=idXe4ylYboE
Ehrenfried Christian Traugott Krebs: Die Seligkeit ist mein Verlangen >>> https://www.youtube.com/watch?v=M6jl1DJkd8g
Johann Ludwig Krebs: Fuga über B-A-C-H >>> https://www.youtube.com/watch?v=sQxPJrpDY_c
Georg Michael Telemann: Herr Jesu Christ, du höchstes Gut >>> https://www.youtube.com/watch?v=bJ9HoORaz60
Georg Michael Telemann: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ >>> https://www.youtube.com/watch?v=JYNNM8H-JMg
Karl Gottlieb Umbreit: Praeludium e-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=uLObXjGTelo
Johann Gottfried Walther: Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist >>> https://www.youtube.com/watch?v=hWwJPyHkkJA
Johann Gottfried Walther: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn (Partita) >>> https://www.youtube.com/watch?v=jjBdqRPGGSA
Johann Gottfried Walther: O Jesu, meine Lust >>> https://www.youtube.com/watch?v=luAiBb8c_dM
Johann Gottfried Walther: Was mein Gott will, das gescheh allzeit >>> https://www.youtube.com/watch?v=PMq11noYNyg



HAUNDORF (Gemeinde Schnelldorf, Landkreis Ansbach)
Ev. Kirche St. Wolfgang




Erbauer: Johann Dominicus II Bouthellier (Dürrwangen) 1835, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Orte mit dem Namen Haundorf finden wir in Mittelfranken gleich drei mal; einmal im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, sodann bei Herzogenaurach und – die kleinste der drei Ortschaften mit knapp 200 Einwohnerinnen und Einwohnern – ganz im Westen des Landkreises Ansbach im Gebiet des alten ansbachischen Oberamtes Feuchtwangen. Haundorf, seit der Gebietsreform 1972 ein Ortsteil der Gemeinde Schnelldorf, liegt südwestlich des Autobahnkreuzes Feuchtwangen-Crailsheim und südlich von Unterampfrach. Im Mittelalter hatten die zum fränkischen Uradel gehörenden Herren von Heßberg Besitz im Ort, der über die von Seinsheim 1597 an das Fürstentum Ansbach veräußert wurde. Hier lag der Ort im Vogtamt Ampfrach innerhalb des Oberamts Feuchtwangen und seit 1806 gehörte Haundorf zum Königreich Bayern. Die Kirche St. Wolfgang ist ein kleiner, verputzter Saalbau auf dem Jahre 1499, der Dachreiter kam um 1600 dazu. Auf der Ostempore über dem schlichten Altar steht eine kleine Orgel, die 1835 von Johann Dominicus II Bouthellier erbaut wurde. Er gehörte zu einer Familie von Orgelbauern, deren Geschichte noch wenig erforscht ist und die auch schwer auseinanderzuhalten sind. 
Stammvater der Orgelbauerfamilie Bouthellier war Jakob Philipp Bouthellier, der 1710 in Mainz geboren wurde und dessen Vorfahren wahrscheinlich hugenottischer Abstammung waren, doch fehlen hierzu noch konkrete Belege. Er hielt sich ab 1740 in Baldern bei Bopfingen im heutigen Ostalbkreis auf und kam 1743 als Orgelbauer nach Dinkelsbühl, wo er 1759 das Bürgerrecht erhielt. Kleinere Orgeln errichtete er 1752 in Halsbach bei Dürrwangen und 1755 in Unterampfrach. 1751/52 versetzte er die 1662 erbaute Orgel der Klosterkirche in Maihingen, vermutlich die ehemalige Chororgel in das Dorf Untermagerbein. 1754 kam dieses Instrument dann nach Mönchsdeggingen, wo es zwar verändert, aber im Grunde dennoch bis heute erhalten ist. Vier Söhne Jakob Philipp Bouthelliers wurden ebenfalls Orgelbauer. Der Bedeutendste war der 1746 geborene Franz Joseph Bouthellier, der in die Schweiz auswanderte und im Kanton Schwyz und im Bezirk Einsiedeln bedeutende Orgeln errichtete, unter anderem zwei kleine Orgeln für die Klosterkirche Einsiedeln selbst auf den Tribünen des Kuppelraums, die leider nicht erhalten sind. Die 1749 geborenen Johann Philipp, der 1751 zur Welt gekommene Joseph Philipp und der 1754 geborene Johann Dominikus I Bouthellier arbeiteten zusammen und übernahmen als „Gebr. Bouthellier“ später die väterliche Werkstatt in Dinkelsbühl und verlegten sie nach Dürrwangen, rund 8 Kilometer nordöstlich von Dinkelsbühl. Im Jahre 1796 wurde Johann Dominikus Bürger in der nahen Residenzstadt Wallerstein und führte den Titel eines „Privilegierten Wallersteinischen Landorgelmachers“. Sein 1789 geborener Sohn Johann Dominikus II Bouthellier führte die Werkstatt in dritter Generation weiter. Er erbaute 1835 das Instrument in Haundorf, das wohl als einziges Werk aus der mittelfränkischen Werkstatt, zudem gänzlich unverändert die Zeiten bis heute überdauert hat. Der 1832 geborene Johann Dominikus III war dann der letzte Orgelbauer in Dürrwangen, sein drei Jahre jüngerer Bruder Anton Bouthellier gründete später eine eigene Werkstatt in Oettingen und lieferte kleinere Instrumente bis in die Region Altbayern, so beispielsweise – jüngst hübsch restauriert – 1880 nach Glonn an der Glonn im Landkreis Ebersberg.  
Die unverändert erhaltene Orgel in Haundorf besitzt einen hübschen, dreiteiligen Prospekt mit Schleiern im Biedermeierstil. Das Manual ist bis zum c3 ausgebaut und besitzt die Stimmen Gedackt 8', Gedackt und Flöte 4', die Octav 2' im Prospekt und eine 2fache Mixtur. Das Pedal mit einem Umfang bis zum d1 besitzt keinen 16', nur einen Violon 8' und ist überdies fest ans Manual gekoppelt. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-d1  
Gedeckt 8' Violon 8' Pedalkoppel (fest)
Gedeckt 4'    
Flöte 4'    
Octav 2'    
Mixtur 2f.    
   
In Haundorf gespielte Stücke:
Anonymus: Praeludium und Fuge in C >>> https://www.youtube.com/watch?v=gBC5s_yPMM8
Sixtus Bachmann: Allegretto fis-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=zVr-inatyWE
Sixtus Bachmann: Andante poco lento a-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=Yj7E4CXWNp4
Franz Bühler: Vorspiel, Versetten und Tempo di Polacca in a >>> https://www.youtube.com/watch?v=Ep4kOiXRaJE&t=13s
Bohuslav Matej Cernohorsky: Fuga in D >>> https://www.youtube.com/watch?v=OevI_oYw1Ik&t=30s
Georg Hamel: Praeludium in C (I) >>> folgt 
Georg Hamel: Praeludium in C (II) >>> folgt
Georg Hamel: Praeludium vom B ins C >>> folgt
Joseph Lederer: Praeambulum und Versett in g >>> folgt
Valentin Röder: Andante in F >>> folgt
Valentin Röder: "Für volle Orgel" in F >>> folgt
Friedrich Silcher: Andante F-Dur nach Mozart >>> folgt



HÖCHSTÄDT I. FICHTELGEBIRGE (Landkreis Wunsiedel)
Ev. Kirche St. Peter und Paul



Erbauer: Johannes Strebel (Nürnberg) 1887, Kegelladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum ausführlichen Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-d1  
Bourdon 16' Subbaß 16' Copula Pedal
Principal 8' Violon 8'  
Gedeckt 8'    
Viola di Gamba 8'    
Salicional 8'    
Octav 4'    
Flöte 4'    
Dolce 4'    
Mixtur 3f.    

In Höchstädt i. Fichtelgebirge gespielte Stücke:
Joseph Deschermeier: Interludium B-Dur >>> folgt
Joseph Deschermeier: Postludium A-Dur >>> folgt
Immanuel Faißt: Es ist das Heil uns kommen her >>> folgt
Karl Hasse: Mache dich, mein Geist, bereit >>> folgt
Wilhelm Kempff: Mein Jesus lebt, was soll ich sterben >>> folgt
Wilhelm Kempff: Wie schön leuchtet der Morgenstern >>> folgt
Victor Klauß: Dir, dir, Jehovah, will ich singen >>> folgt
Matthäus Koch: Lobe den Herren >>> folgt
Heinrich Lang: Nun danket all und bringet Ehr >>> folgt
Heinrich Lang: Schmücke dich, o liebe Seele >>> folgt
Alban Lipp: Andante f-moll >>> folgt
Arnold Mendelssohn: Auferstehn, ja auferstehn wirst du >>> folgt
Arnold Mendelssohn: Ich hab mein Sach Gott heimgestellt >>> folgt
Elias Oechsler: Schmücke dich, o liebe Seele >>> folgt
Karl Piutti: O Jesu Christ, meins Lebens Licht >>> folgt
Karl Piutti: O Lamm Gottes unschuldig >>> folgt
Karl Piutti: O Licht geboren aus dem Lichte >>> folgt
Karl Piutti: O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen >>> folgt
Jean Sibelius: Postludium d-moll >>> folgt
Jean Sibelius: Preludium F-Dur >>> folgt
Arnold Strebel: Valet will ich dir geben >>> folgt
Karl Friedrich Weinberger: Andante f-moll >>> folgt



KAPPL (Stadt Waldsassen, Landkreis Tirschenreuth)
Kath. Wallfahrtskirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit



Erbauer: Franz Faßmann, Hans Adam Pleyer und Gehilfen (Elbogen) 1734-1738, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum ausführlichen Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Hauptwerk, CDEFGA-c3 Positiv, CDEFGA-c3 Pedal, CDEFGA-a°  
Principal 8' Copula 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Gamba 8' Flauta 4' Octavbaß 8'  
Octav 4' Principal 2'    
Quint 3'      
Superoctav 2'      
Rauschquint 2f.      
Mixtur 4f.      

In der Kappl gespielte Stücke:
Frantisek Xaver Brixi: Pastorella in C >>> folgt
Frantisek Xaver Brixi: Praeludium in A >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Ricercar in C >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del I modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del II modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del III modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del IV modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del V modo >>> folgt
Azzolino Bernardino della Ciaia: Soggetto del VI modo >>> folgt
Jan Francisci: Praeludium in D >>> folgt
Giovanni Gabrieli: Fuga octavi toni >>> folgt
Jiri Ignaz Linka: Praeambulum C-Dur >>> folgt
Samuel Marckfelner: Praeambulum in G >>> folgt
Josef Ferdinand Seger: Fuga de tempore natali in C >>> folgt
Josef Ferdinand Seger: Fuga in d >>> folgt
Josef Ferdinand Seger: Praeambulum in C >>> folgt
Johann Speth: Toccata quarta >>> folgt
Jan Zach: Praeludium in c >>> folgt



KIPFENBERG (Landkreis Eichstätt)
Kath. Filialkirche St. Georg



Erbauer: Georg Adam Reichard (Nürnberg) 1732, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum ausführlichen Orgelportrait: folgt

Disposition:

Manual, C-c3  
Gedackt 8' kein Pedal
Gedacktflöte 4'  
Quint 2 2/3'  
Principal 2'  
Octävlein 1'  

In Kipfenberg gespielte Stücke:
Anonymus: Auffzug >>> folgt
Anonymus: Praeludium in g >>> folgt
Anton Estendorffer: Aria tertii toni variata >>> folgt
Gelasius Hiebler: Schlagstück in C >>> folgt
Caspar Jäger: Fuga in d >>> folgt
Simon Lohet: Fuga quarta >>> folgt
Simon Lohet: Fuga quinta >>> folgt
Johann Pachelbel: Allein Gott in der Höh sei Ehr >>> folgt
Johann Pachelbel: Jesus Christus, unser Heiland >>> folgt
Johann Siebenkees: Menuett in G >>> folgt
Johann Staden: Intrada in a >>> folgt



KIRCHAHORN (Gemeinde Ahorntal, Landkreis Bayreuth)
Ev. Klaussteinkapelle




Erbauer: Daniel Felix Streit (Kulmbach) 1723, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Kirchahorn ist ein Ortsteil der Gemeinde Ahorntal im oberfränkischen Landkreis Bayreuth. Kirchahorn, in dem auch die Gemeindeverwaltung der aus 27 Ortsteilen bestehenden Gemeine Ahorntal ansässig ist, liegt etwa 14 Kilometer südwestlich von der Kreisstadt Bayreuth im Naturpark Fränkische Schweiz. Das Gebiet, das im Rahmen der bayerischen Gebietsreform zur Gemeinde Ahorntal zusammengefaßt wurde, gehörte über Jahrhunderte verschiedenen Reichsrittern, den Grafen von Schönborn und den Freiherren von Rabenstein. Stammsitz der Herren von Rabenstein ist die gleichnamige Burg. Im hohen Mittelalter erbaute ein weiteres Adelsgeschlecht, die Herren von Ahorn, eine Burg gleichen Namens, die vermutlich im späten 11.Jahrhundert eine Burgkapelle bekam, die dem Hl. Nikolaus geweiht war. Nach dem Aussterben der Herren von Ahorn im Jahre 1272 übernahmen die von Rabenstein deren Burg mitsamt der Burgkapelle. Der 435 Meter hohe Kalkfelsen, auf dem diese Kapelle steht, heißt nach dem früheren Kirchenpatron der „Klausstein“. 1566 wurde das Gotteshaus unter den Rabensteinern evangelisch und ist heute allgemein als Klaussteinkapelle bekannt. Der im Kern romanische Bau wurde um 1450 um einen kleinen spätgotischen Chor erweitert und wurde in den Jahren 1723 und 1739 barock ausgestattet. Der opulente Kanzelaltar stammt aus der Werkstatt des Auerbacher Bildschnitzers Johann Michael Doser. 1723 bekam die Klaussteinkapelle auch eine Orgel aus der Werkstatt des Kulmbacher Meisters Daniel Felix Streit.
1650 wurde im Zuge der Gegenreformation eine Verordnung erlassen, daß „keiner, der nicht katholisch ist, im Königreich Böhmen soll geduldet werden“. Unter den zahllosen Protestanten, die daraufhin aus Böhmen und Österreich vertrieben wurden, war auch der 1626 in Lichtenstadt im Egerland geborene Orgelbauer Matthias Tretzscher. Er floh zunächst nach Marienberg, kam dann 1653 als Orgelbauer nach Bayreuth und wurde 1654 Bürger und Hoforgelbauer in Kulmbach. Er wurde zu einem der bedeutendsten Orgelbauer des 17.Jahrhunderts in Franken; er erbaute über 60 Orgeln im gesamten Maingebiet und wirkte schulebildend durch zahlreiche Gesellen, die aus seiner Werkstatt hervorgingen. Von all seinen großen Orgeln, beispielsweise in den Stadtkirchen zu Bayreuth, Kronach, Schweinfurt oder etwa auch im Münster zu Straßburg, wo Tretzscher 1660 eine Haupt- und eine Chororgel erbaute, ist so gut wie nichts erhalten. Als Tretzscher 1686 starb, ging seine Werkstatt an seinen Gesellen Daniel Felix Streit über. Auch dieser stammte von Böhmischen Exulanten ab und wurde 1653 in Eibenstock im Westerzgebirge geboren. Er erlernte das Orgelbauhandwerk vermutlich bei einem erzgebirgischen Orgelbauer und kam auf seiner Wanderschaft über Weiden nach Kulmbach zu Tretzscher. Nachdem er sich zehn Jahre bewähret hatte, erwarb er 1696 die Werkstatt von Tretzschers Erben. Von Daniel Felix Streit sind etwa 40 Orgelneubauten nachgewiesen, meist kleinere, einmanualige Instrumente, so etwa für Kirchen in Neustadt an der Aisch, Eisfeld, Berneck, Hammelburg und Bayreuth. Streit steht stilistisch in der Nachfolge seines Meisters Tretzscher, seine Orgeln sind konservativ und noch ganz dem Erbe des 17.Jahrhunderts verpflichtet. Bis zu seinem Tod im Jahre 1730 erbaute er etwa 40 neue Instrumente, von denen jedoch nur zwei die Zeiten bis heute überdauert haben. Diese beiden sind die 1712 erbaute Orgel in der Kirche zu Irmelshausen im Grabfeld und die 1723 vollendete Orgel in der Klaussteinkapelle. Der hübsche, dreiteilige Prospekt ist mit Engelsfiguren reich ausgestattet und wird bekrönt vom Wappen der Herren von Rabenstein. Die Schnitzarbeiten an der Orgel werden dem Bayreuther Hofbildhauer Elias Räntz zugeschrieben.
Bereits in den 1930er Jahren hat der Hofer Organist und Heimatforscher Hans Hofner auf die Bedeutung der kleinen Orgel in der Klaussteinkapelle hingewiesen. 1942, also mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde die Orgel zur Restaurierung in die Werkstatt der Firma Steinmeyer in Oettingen verbracht. In der Endphase des Krieges und der ersten Nachkriegszeit wurden die Arbeiten aber immer wieder nach hinten geschoben und erst 1966 erhielt die Klaussteinkapelle ihre nach damaligen Gesichtspunkten restaurierte Streit-Orgel zurück. Das Instrument besitzt sechs Register, von denen neben den Windladen noch fünf original von Daniel Felix Streit erhalten sind. Das Manual hat einen Tonumfang bis zum c3 und verfügt über eine sogenannte kurze Oktave. Das heißt, das in der großen Oktave die Klaviatur mit der Taste E beginnt, auf der aber der Ton C erklingt. Auf der Fis-Taste ertönt der Ton D und auf der Gis-Taste der Ton E, alle anderen Töne liegen wie gewohnt. Somit besitzt das Manual 45 Tasten und folgende Stimmen: ein Praestant 4' im Prospekt mit originell bemalten, original erhaltenen Pfeifen, sodann Holzgedackt 8', Coppel 4', Octave 2', eine Quinte 1 1/3' und eine 3fache Mixtur. Auch das angehängte Pedal hat eine kurze Oktave und ist nach oben bis zum a° ausgebaut, besitzt somit 18 Tasten. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=xfH51b-_xTc

Disposition:

Manual, CDEFGA-c3 Pedal, CDEFGA-a°
Holzgedackt 8' angehängt
Praestant 4'  
Coppel 4'  
Octave 2'  
Quinte 1 1/3'  
Mixtur 3f.  
   

In Kirchahorn gespielte Stücke:

Giulio Cesare Arresti: Fuga chromatica quarti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=Ow-p4bk-7s8
Wolfgang Carl Briegel: Fuga sexti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=2R06l4-teAQ
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge d-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=n963OV4LhLE
Johann Klemm: Fuga XVIII sexti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=CzyP3qX_344
Samuel Mareschall: Du fond de ma pensée - Psalm 130 >>> https://www.youtube.com/watch?v=9bnpxnsTEb8
Moritz Landgraf von Hessen: Fuga IX in a >>> https://www.youtube.com/watch?v=ONSSqs0MoYg
Johann Caspar Simon: Praeludium und Fuge in D >>> https://www.youtube.com/watch?v=DUkfoyySxhE
Jan Zach: Fuga in c >>> https://www.youtube.com/watch?v=XSGMnH3EpVI



LAHM (Gemeinde Itzgrund, Landkreis Coburg)
Ev. Schloßkirche




Erbauer: Heinrich Gottlieb Herbst (Halberstadt) 1728-1732, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Lahm ist ein Ortsteil der oberfränkischen Gemeinde Itzgrund im Landkreis Coburg. Der Ort liegt südlich von Coburg, etwa 20 Kilometer entfernt und befindet sich auf einem flachen Osthang des Itztales. Östlich von Lahm entspringt bei Eggenbach der gleichnamige Bach, ein linker Zufluss der Itz, der den Ort nördlich quert und durch ein Wehr zu einem Teich aufgestaut wird. Die Itz ist die westliche Gemarkungsgrenze und zugleich Grenze zum Regierungsbezirk Unterfranken. Lahm wurde um 800 erstmals in einer Urkunde des Klosters Fulda genannt. Lahm war im 10. Jahrhundert Teil des Grabfeldgaus, zu dem auch das Gebiet zwischen Itz und Main, der Banzgau, gehörte. Die Landeshoheit für Lahm ging auf das im 13. Jahrhundert gegründete Rittergut über. Als dessen Besitzer wurden erstmals 1333 die Herren von Lichtenstein genannt, diese gehörten zur reichsunmittelbaren Ritterschaft und führten wie die meisten des fränkischen Adels in der 2. Hälfte des 16.Jahrhunderts die Reformation ein. Im Zuge der bayerischen Gebietsreform verlor Lahm am 1. Mai 1978 seine Selbstständigkeit als Gemeinde und wurde ein Gemeindeteil der Gemeinde Itzgrund. Die evangelisch-lutherische Pfarr- und Schlosskirche Heilige Dreieinigkeit ließen die Herren von Lichtenstein 1728 bis 1732 nach einem Entwurf des Ansbacher Hofbaudirektors Carl Friedrich von Zocha als Hof- und Gemeindekirche errichten. Es ist ein kreuzförmig angelegter Zentralbau im französischen Barockstil mit dem Turm im Osten über der Sakristei. Zur Ausstattung gehört ein Kanzelaltar, darüber befindet sich die weitgehend im Originalzustand erhaltene, zeitgleich errichtete Orgel von Heinrich Gottlieb Herbst aus Halberstadt. Berühmt wurde die Orgel durch das Wirken von Wilhelm Krumbach, der hier in Lahm wegweisende Bachinterpretationen aufgenommen.
Die Orgelbauerfamilie Herbst war im 17. und 18. Jahrhundert in Magdeburg ansässig und wirkte hauptsächlich im Raum Madgeburg, Hildesheim und im Harzvorland. Ihr Stammvater ist Heinrich Herbst der Ältere, der um 1620 geboren wurde. Er wirkte unter anderem in Wolfsburg, Osterode im Harz und Hildesheim. Sein berühmtestes Werk ist die 1680-1683 errichtete Orgel in der Kirche des mecklenburgischen Dorfes Basedow, die er zusammen mit seinem Schwiegersohn Samuel Gercke aus Güstrow fertigstellte. Mit ihren drei Manualen und 36 Registern ist sie heute eine der bedeutendsten Barockorgeln des norddeutschen Raums. Heinrich Herbst der Jüngere, um 1650 geboren, wirkte ebenfalls in Magdeburg und baute seine Orgeln immer mit doppelten Springladen. Erhalten ist von ihm lediglich ein kleines Instrument mit 6 Stimmen in Hoheneggelsen. Allerdings besitzen wir von ihm den beeindruckenden Prospekt der Orgel im Dom zu Halberstadt. Dieses Instrument, 1712-1718 erbaut war mit 4 Manualen und 65 Registern die größte Orgel, die aus der Werkstatt der Familie Herbst hervorging. Bei diesem Orgelbau in Halberstadt wirkte bereits sein 1689 geborener Sohn Heinrich Gottlieb Herbst mit. Die Orgel in Lahm im Itzgrund ist der einzige Neubau, der von Heinrich Gottlieb Herbst bekannt ist. Umso bedeutender ist die Tatsache, dass sich das ungemein prachtvolle Instrument nahezu im Originalzustand erhalten hat. Organist in Lahm war seit 1718 bis zu seinem Tod 1773 Johann Lorenz Bach, ein Mitglied des fränkischen Zweigs der Familie Bach. Er war in Weimar Schüler von Johann Sebastian Bach und obwohl wir es nicht sicher wissen, so deuten doch zahlreiche Eigenheiten in der Disposition des Lahmer Instruments auf einen zumindest indirekten Einfluß des großen Verwandten hin.
Die 1728 bis 1732 erbaute Orgel von Heinrich Gottlieb Herbst in der Schloßkirche zu Lahm im Itzgrund besitzt 29 Register auf zwei Manualen und Pedal. Farbigkeit, Glanz und Fülle besitzen sowohl Hauptwerk, Oberwerk als auch das Pedal, das allein mit 10 Stimmen reich besetzt ist. Das Hauptwerk ist vom C bis zum d3 ausgebaut, ohne Cis und besitzt zunächst den klassischen Prinzipalchor 8', 4' und 2'. Für Gravität sorgen die Quintadena 16' und die Quinta 6', für Farbigkeit Gedackt, Viola di Gamba und Trompete 8', eine Flaut douce 4' und ein Nassat 3'. Bekrönt wir der Klang von einer 4fachen Mixtur. Das Oberwerk mit seinen 8 Stimmen besitzt als einzige Principalstimme den Praestanten 4'. Dazu kommen Quintatön und Gemshorn 8', eine Flaut traversiere 4', eine Waldflöte 2' eine Sesquialtera, eine fache Cymbel und eine Vox humana 8'. Zwei Cimbelsterne sowie zwei Tremulanten, ein langsamer und ein geschwinder, kommen hinzu. Das Pedal ist mit 10 Registern ungewöhnlich groß besetzt und bis zum c1 ausgebaut. Die Wucht des Pedalplenums ist für Hörer und Spieler gleichermaßen beeindruckend. Hier finden wir zunächst Subbaß und Violonbaß 16'. Für einen akustischen 32'-Effekt sorgt die Quint grosso 12'. Es folgen Principal und Gedackt 8', eine Oktav 4' und eine 5fache Pedalmixtur. Und dann natürlich die berühmten Zungenstimmen Trompetenbaß 8' sowie die beiden Posaunenbässe 16' und 32'. Gerade in der Disposition des Pedals glaubt man einen Beweis zu haben für einen zumindest beratenden Anteil Johann Sebastian Bach, der sich bei seinen Orgelbauprojekten in Mühlhausen und anderswo immer auch für solche reich besetzten und gravitätischen Pedalwerke eingesetzt hat. Die letzte Restaurierung führte im Jahr 1983 die Firma Hoffmann aus Ostheim vor der Rhön aus. Die Herbst-Orgel in Lahm im Itzgrund ist ein äußerst bedeutendes Zeugnis für den Mitteldeutschen Orgelbau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=XHxmhepDiIo

Disposition:

Hauptwerk, CD-d3 Oberwerk, CD-d3 Pedal, CD-c1  
Quintadena 16' Quintatön 8' Subbaß 16' Manualkoppel
Principal 8' Gemshorn 8' Violonbaß 16' Tremulant geschwind
Gedackt 8' Praestant 4' Quint grosso 12' Tremulant langsam
Viola di Gamba 8' Flaut traversiere 4' Principal 8' Zwei Cymbelsterne
Quinta 6' Waldflöte 2' Gedackt 8'  
Octava 4' Sesquialtera 2f. Octav 4'  
Flaut douce 4' Cymbel 3f. Mixtur 5f.  
Nassat 3' Vox humana 8' Posaunenbaß 32'  
Octave 2'   Posaunenbaß 16'  
Mixtur 4f.   Trompetenbaß 8'  
Trompete 8'      
     
       
In Lahm gespielte Stücke:
Johann Lorenz Bach: Praeludium und Fuge D-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=OLxT8J86A7s
Johann Sebastian Bach: Das alte Jahr vergangen ist BWV 614 >>> https://www.youtube.com/watch?v=UoS_HwhH3xk
Johann Sebastian Bach: Gelobet seist du, Jesu Christ BWV 697 >>> https://www.youtube.com/watch?v=ObpXpr8IRa0&t=6s
Johann Sebastian Bach: Lob sei dem allmächtigen Gott BWV 704 >>> https://www.youtube.com/watch?v=R4zBQAsILAA&t=7s
Johann Sebastian Bach: Vater unser im Himmelreich BWV 737 >>> https://www.youtube.com/watch?v=swYFke_PdBU&t=30s
Johann Nikolaus Forkel: Arietta con Variazioni in C >>> https://www.youtube.com/watch?v=SlnZcY_y3Ak
Michael Henkel: Fuga über B-A-C-H >>> https://www.youtube.com/watch?v=5T1ngEJcS2Q
Michael Henkel: Nachspiel, Cantabile und Versett >>> https://www.youtube.com/watch?v=qK65xJvKegA und https://www.youtube.com/watch?v=aGBYjPEqnzY
Michael Henkel: Vorspiel, Versetten und Postludium D-Dur aus op. 5 >>> https://www.youtube.com/watch?v=GUyQFnAWjzk und https://www.youtube.com/watch?v=NZMibxOoeME&t=5s
Johann Pachelbel: Christ lag in Todesbanden >>> folgt
Lorenz Sichart: Sonata ex A-Dur >>> folgt



LEUZENBRONN (Große Kreisstadt Rothenburg ob der Tauber, Landkreis Ansbach)
Ev. Pfarrkirche St. Andreas



Erbauer: Georg Albrecht Leyser (Rothenburg ob der Tauber) 1719-1720, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Leuzenbronn ist ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Rothenburg ob der Tauber im mittelfränkischen Landkreis Ansbach. Das Pfarrdorf liegt am Dorfgraben und am Langwiesengraben, die beide rechte Zuflüsse des Vorbachs sind, der wiederum ein linker Zufluss der Tauber ist. Die Stadt Rothenburg liegt 3 Kilometer östlich. Leuzenbronn ist die weltliche und kirchliche Keimzelle der Mark, sowie auch der Urpfarrei Leuzenbronn. Um das Jahr 500 herum kamen die ersten fränkischen Siedler vom Mittelrhein und vermischten sich allmählich mit den vorher hier ansässigen Alemannen. Bereits im 9. Jahrhundert bestand im Ort die St.-Andreas-Kirche. Sie ist damit die älteste Kirche im Rothenburger Dekanat. Der große Chorraum wurde im Jahre 1250 fertiggestellt. Aus der Zeit der Gotik stammt der steinerne Altar, die Kanzel, die Chorfenster und der 36 Meter hohe Turm. In der Barockzeit wurden die schönen Altarfiguren geschnitzt, die Emporen eingebaut und das Langhaus erhöht. Die 22 Bilder an den Emporen stammen von der Hand des Rothenburger Malers Peter Franz Tassert, dargestellt sind unter anderem zahlreiche Musiker und Sänger des Alten und neuen Testaments. Im Jahre 1720 erhielt die Kirche eine Orgel aus der Werkstatt des Rothenburger Stadtorgelmachers Georg Albrecht Leyser.
Stammvater der Rothenburger Orgelmacherfamilie Leyser war Georg Siegmund Leyser, der 1626 im unterfränkischen Bonnland bei Hammelburg geboren wurde. Wo er seine Ausbildung erhielt, wissen wir nicht sicher. 1662 starb in Rothenburg der Stadtphysikus und Orgelmacher Josaphat Weinlin. Ab diesem Zeitpunkt ist Leyser, der Weinlins Schwester geheiratet hatte, in Rothenburg nachweisbar, wo er 1672 das Bürgerrecht, nicht jedoch den begehrten Posten des Stadtorgelmachers erhielt. So mußte er sein Arbeitsgebiet außerhalb der Reichsstadt suchen und konnte sich im Raum Nürnberg und im Gebiet der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach einige Aufträge sichern, wo es bisher noch keinen eigenen Landorgelmacher gab. Georg Siegmund Leyser hatte zwei Söhne, den 1663 geborenen Johann Christoph Leyser und den zehn Jahre jüngeren Georg Albrecht Leyser. Letzterer übernahm nach dem Tod des Vaters 1708 dessen Werkstatt und erhielt nun auch das Amt des Stadtorgelmachers. Sein Tätigkeitsfeld beschränkte sich in der Folge weitgehend auf die nähere Umgebung Rothenburgs, wo er zudem als Landfeldmesser und Visierer tätig war. Ein Visierer war ein beeidigter Bediensteter, der die einkommenden Weinfässer zu visieren hatte, wie wir in Adelungs Grammatisch-kritischem Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart nachlesen können. Auch die zunehmende Konkurrenz vor allem durch Johann Christoph Wiegleb im Gebiet der markgräflichen Lande führte dazu, dass er nur wenige Aufträge erhielt. Neben dem 1717 errichteten Orgelprospekt in Obernzenn im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim ist das 1720 vollendete Instrument in Leuzenbronn das einzige Werk von Georg Albrecht Leyser, das zum Glück auch in seinem klingenden Bestand die Zeiten recht gut bis heute überdauert hat. Georg Albrechts Sohn wurde Pfarrer und so übernahm sein Schwiegersohn, der 1717 geborene Georg Martin Gessinger nach dem Tod Leysers 1755 die Rothenburger Orgelmacherwerkstatt. Über ihn kann man bei Interesse etwas mehr im Porträt seiner Orgel in Uttenhofen erfahren. Der ältere Bruder Johann Christoph Leyser erbaute unter anderem das ebenfalls erhaltene, 1706 vollendete Instrument in der Schloßkapelle Weikersheim, starb allerdings bereits im Jahr darauf. Auf der Rückseite der Leuzenbronner Orgel, finden wir noch heute folgendes, sich über mehrere Subbaß-Pfeifen erstreckende Gedicht: „Segenwunsch an den Procurator der Orgel durch Herrn Johann Christoph Stellwag, Pfarrer zu Gammesfeld. Kling Gedicht! Mein Freund! Der du in Leutzenbronn wo Gottes Brünnlein rinnen gantz lauter, hell und klar, in Orgel Werck gebracht, Gott laß es durch den Chor der Engel seyn bewacht und leit den Seegens Strom auf dießes dein Beginnen. Damut du aber mögst der Seelen mehr gewinnen, so sey wie bisher auch künfftig hin bedacht, wie Du zum Orgelwerk von Gottes Hand gemacht auff Deines Schöpfers Ehr mögst richten deine Stimmen: der Blaßbalg deine Brust, von Jesu Hauch gefüllet, der Thron von Sinai der Subbaß so da brüllet, das Klein Gedäckt der Trost, die Zunge das Clavir, das Wort die Tablatur. Wirst du nach dießer spielen, so wirstu Gottes Gnad an Leib und Seele Stand und Amte fühlen und dort das Gloria für und für.“ 
Die Orgel in Leuzenbronn wurde 1866 leicht verändert. Der bekannte Orgelbauer Georg Friedrich Steinmeyer aus Oettingen versetzte die Orgel von der nördlichen Chorempore auf die Westempore und gab ihr einen freistehenden Spieltisch mit Blick zum Altar und erweiterte den Tonumfang in Manual und Pedal auf den damals üblichen Standard. Die einzige Veränderung des klingenden Bestandes war der Einbau eines Salicional anstelle des originalen Quintatöns. 1999 wurde die Orgel durch die Firma Sandtner aus Dillingen stilgerecht restauriert, wobei die kleinen Veränderungen durch Steinmeyer, die selbst Denkmalwert besitzen, beibehalten wurden. Die Orgel besitzt 12 Register. Im Manual mit einem Tonumfang bis zum f3 finden wir die Stimmen Gedackt, Flöte, Gamba und Salicional 8', Principal und Flöte 4', Quint 2 2/3', Octav 2', eine Terz 1 3/5' sowie eine 4fache Mixtur. Bemerkenswert ist, dass auch die originalen, mit Warzen verzierten Prospektpfeifen des Principal 4' von Georg Albrecht Leyser bis heute erhalten ist. Das Pedal mit einem Ambitus bis zum c1 verfügt über Subbaß 16' und Violon 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Als einziges erhaltenes Instrument eines Rothenburger Stadtorgelmachers der Barockzeit ist die Orgel in Leuzenbronn ein bedeutendes Zeugnis für den Orgelbau in der einstmals freien Reichsstadt. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=gSLql-r9fh8

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-c1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Flöte 8' Violon 8'  
Gamba 8'    
Salicional 8'    
Principal 4'    
Flöte 4'    
Quint 2 2/3'    
Octav 2'    
Terz 1 3/5'    
Mixtur 4f.    

In Leuzenbronn gespielte Stücke:
Anonymus: Praeludium in g >>> https://www.youtube.com/watch?v=c0qe1HGIHr8
Anonymus: Toccata in e >>> https://www.youtube.com/watch?v=0i73zti-o04
Anonymus: Toccata in F >>> https://www.youtube.com/watch?v=cUvGRJDUYYs
Werner Fabricius: Praeambulum IV in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=7iSo4AGzj1g
Werner Fabricius: Praeambulum V in e >>> https://www.youtube.com/watch?v=KdnEA2UJsAw
Werner Fabricius: Praeambulum VI in F >>> https://www.youtube.com/watch?v=E06XaQ5QUs0
Vinzenz König: Versetten octavi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=7_LjT6jri1M&t=3s
Vinzenz König: Versetten primi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=VZqyKm2cSgc&t=3s
Bernardo Pasquini: Passacaglia in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=syFhaa0rE8A&t=4s
Bernardo Pasquini: Toccata in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=fztE8Ze29tw
Johann Speth: Magnificat secundi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=iteESvtv6-c
Justinus Will: Aria con Variazioni in F >>> https://www.youtube.com/watch?v=qMi02o12_dc&t=11s



MAIHINGEN (Verwaltungsgemeinschaft Wallerstein, Landkreis Donau-Ries)
Kath. Klosterkirche Maria Immaculata



Erbauer: Johann Martin Baumeister (Eichstätt) 1734-1737, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Maihingen ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Donau-Ries. Der Ort wurde 1251 erstmals erwähnt und war in den folgenden Jahrhunderten immer im Besitz verschiedener Linien der Grafen und Fürsten von Oettingen. Mit der Rheinbundakte 1806 kam Maihingen zusammen mit dem Fürstentum Oettingen-Wallerstein zum Königreich Bayern. Das Nördlinger Ries war früher die Kornkammer Bayerns, das Museum "KulturLand Ries" gibt heute sehenswerte Einblicke in die Volks- und Alltagskultur früherer Zeiten hierzulande. Der schöne Ort, aber vor allem die berühmte Klosterkirche zur Unbefleckten Empfängnis Mariä ziehen heute Kunst- und Orgelfreunde aus aller Welt an. Gegründet wurde das Kloster 1437 aufgrund eines Gelübdes von Graf Johann „dem Ernsthaften" von Oettingen-Wallerstein, der in den Sümpfen im Nördlinger Ries einen Unfall hatte und im Morast zu versinken drohte. Zunächst dem Birgittenorden übertragen, war es von 1607 bis 1803 ein Kloster der Franziskaner-Minoriten. Von 1703 bis 1719 entstand die prachtvolle Klosteranlage, deren Bau im sogenannten Vorarlberger Barock durch den Ordensbruder Ulrich Beer geplant und verwirklicht wurde. 1734 bis 1737 erfolgte der Bau der berühmten Orgel durch Johann Martin Baumeister aus Eichstätt. Im Rahmen der Säkularisation wurde das Kloster zunächst Justizamt, später beherbergte es eine Bibliothek und bis 1984 ein Altenheim der Caritas. Seither ist es Sitz des Katholischen Evangelisationszentrums, das von der Gemeinschaft Lumen Christi getragen wird. Die leerstehende Klosterkirche wurde nach 1803 so gut wie nicht mehr benutzt, der Spieltisch der Orgel durch einen Beamten der Wallersteinischen Verwaltung versiegelt. Und so versank die Orgel – unspielbar und bald vergessen – in einen Dornröschenschlaf. In den 1970er Jahren wurden erste Pläne für eine Restaurierung des Werks laut. Doch erst von 1988 bis 1990 konnte eine Wiedererweckung des unglaublich kostbaren Instruments erfolgen, die mit äußerster Akribie von der Firma Steinmeyer in Oettingen ausgeführt wurde. Man erkannte schnell, dass hier ein Instrument von außergewöhnlichem historischem und musikalischem Rang gleichsam wie in einer Zeitkapsel fast zwei Jahrhunderte unberührt überstanden hatte. 
Johann Martin Baumeister wurde 1692 in Hohenwart im heutigen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm geboren. Wo er sein Handwerk erlernte, wissen wir noch; doch hat er 1722 in Ingolstadt geheiratet, was zu jener Zeit auf eine Beschäftigung bei Caspar König daselbst schließen läßt, einem der führenden Meister Altbayerns in jener Zeit. 1723 verzog Baumeister nach Eichstätt und eröffnete hier seine eigene Werkstatt. Seine in der Folgezeit bis 1765 erbauten Instrumente waren meist kleinere Instrumente eines typischen Landorgelmachers jener Zeit; würdig mit einer durchaus eigenständigen Note im Grenzbereich zwischen Schwaben, Altbayern und Franken. Erhalten blieb aus seinem Schaffen neben den Orgelprospekten in Pappenheim und Hilpoltstein, hinter denen sich schon lange neue Instrumente befinden, noch eine kleine Orgel mit acht Registern in Bubenheim bei Treuchtlingen. Die Orgel in Maihingen war sein größtes und bedeutendstes Werk mit 22 Registern auf zwei Manualen und Pedal, das 1.309 Gulden und 57 Kreuzer kostete. Da er keinen Nachfolger hatte, verkaufte Baumeister 1765 seine Werkstatt und verbrachte den Lebensabend – er starb 1780 – bei seinen Söhnen in Spalt, wo der älteste Stadtpfarrer war und in Berching in der Oberpfalz. Eine Seltenheit im süddeutschen Orgelbau des Barock sind die hölzernen Prospektpfeifen; solche findet man ansonsten häufiger nur zwischen dem nördlichen Unterfranken, der Rhön und dem Thüringer Wald. In Maihingen hatte ihr Bau eindeutig Gründe der Sparsamkeit und die Pfeifen waren auch nicht, wie üblich, mit Zinnfolie überzogen, sondern Baumeister hatte versucht, sie mit flüssigem Zinn zu überziehen. Dieser Versuch mißlang allerdings, da 200 Grad heißes Zinn auf den großen Holzflächen weder sauber noch flächendeckend bindet. Und so entstand die besondere Patina auf den Pfeifen, die bei der Restaurierung beibehalten wurde.  
Die Orgel in Maihingen besitzt 22 Stimmen, die allesamt original erhalten sind. Die Klaviaturen verfügen über eine gebrochene Baß-Oktave mit geteilten Obertasten für D/Fis und E/Gis. Im Hauptwerk stehen Bordon Copel 16', Principal, Spitzflauten, Quintatön, Salecinal und die Gamba 8', letztere ist sehr eng und ohne jegliche Ansprachehilfen gebaut und hat mit ihrem höchst sensiblen Kratzen und Zirpen seither mit Recht Berühmtheit erlangt. Weiterhin besitzt das Hauptwerk Octava 4', Quint 3', Superoctav 2' sowie eine 4fache Mixtur und eine 3fache Cymbel, die beide jeweils einen Terzchor enthalten. Die vier Pfeifen der Mixtur ergeben somit immer einen Dur-Dreiklang, was dem Plenum ein gehöriges Maß barockes Pathos verleiht und durch die ebenfalls original bewahrte mitteltönige Stimmung noch verstärkt wird. Im Rückpositiv finden wir Flauten, Copel und die Cythara "mit der Flauten allein" 8', wie uns der Orgelbauer auf dem Registerzug vorgeschrieben hat. Diese Cythara, eine aufwärts gestimmte Flötenschwebung, zaubert nach den Worten des Organisten Roland Götz „wahrlich ein Stück Himmel auf Erden“. Weitere Register im Rückpositiv sind Principal 4', Quint 3', Gembshorn 2' und eine – in dem Fall „normale“ 3fache Mixtur. Das Pedal, ebenfalls mit gebrochener Baßoktave und einem Umfang bis zum a°, ist mit Principalbaß und Subbaß 16', Octavbaß 8' und einem Quintbaß 6' besetzt, dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel. Wie erwähnt, hat sich durch den fast 200 Jahre währenden Maihinger Orgelschlaf auch die alte Stimmung aus der Barockzeit erhalten. Baumeisters Orgel ist eine der bedeutendsten Deutschlands, ja ein Instrument europäischen Rangs, das uns Heutigen in einzigartiger und geradezu aufregender Weise Bauart, Klang und Wesen einer barocken süddeutschen Orgel völlig unverfälscht erleben läßt.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Hauptwerk, CDE-c3 Rückpositiv, CDE-c3 Pedal, CDE-a°  
Bordon Copel 16' Copel 8' Principalbaß 16' Manualkoppel
Principal 8' Flauten 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Spitzflauten 8' Cythara 8' Octavbaß 8'  
Quintatön 8' Principal 4' Quintbaß 6'  
Gamba 8' Quint 3'    
Salecinal 8' Gembshorn 2'    
Octava 4' Mixtur 3f.    
Quinta 3'      
Superoctav 2'      
Mixtur 4f.      
Cymbal 3f.      

In Maihingen gespielte Stücke:
Anonymus: Aria sexti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=NkyAyqbyqnE&t=14s
Anonymus: Praeambulum sexti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=VfTNiwbcmLk
Franz Bühler: Vorspiel, Versetten und Poco vivace in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=lw4BiEDySl4&t=14s
Girolamo Frescobaldi: Toccata per l'Elevatione >>> https://www.youtube.com/watch?v=yrvebsDulv4
Johann Caspar Kerll: Magnificat primi toni >>>
Carlmann Kolb: Praeludium, Versetten und Cadentia secundi toni >>>
Joseph Lederer: Praeambulum und Versetten in a >>>
Gottlieb Muffat: Ricercata in d >>>
Sebastian Anton Scherer: Intonationen sexti toni >>>
Wolfgang Schwabpaur: Pro elevatione sexti toni I >>>
Wolfgang Schwabpaur: Pro elevatione sexti toni II >>>
Georg Christoph Wagenseil: Fuga in d >>>
Georg Christoph Wagenseil: Praeambulum primi toni >>>



MARKT NORDHEIM (Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim)
Ev. Pfarrkirche St. Georg



Erbauer: Johann Bernhard Ehrlich (Waldenburg) 1786, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Markt Nordheim ist ein Markt im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. Der Ort liegt an den südlichen Ausläufern des Steigerwaldes in unmittelbarer Nachbarschaft der Städte Bad Windsheim im Südosten und Uffenheim im Südwesten. Die relativ späte Gründung des Ortes - die erste urkundliche Erwähnung ist für das Jahr 1231 bezeugt - wird auch durch den Ortsnamen untermauert, denn Richtungsangaben wie hier „Nord“ finden erst im Spätmittelalter bei der Benennung von Siedlungen Verwendung. Das im 16.Jahrhundert erbaute und 1780 erneuerte Schloß Seehaus am Rande des Ortes war eine Gründung der Herren von Seinsheim, 1655 ging es an die Grafen von Schwarzenberg über. Nordheim lag in der Herrschaft Scheinfeld innerhalb der Gefürsteten Grafschaft Schwarzenberg und erhielt 1730 das Marktrecht verliehen. Den Zusatz Markt trägt der Ort amtlich seit dem Jahre 1912. 1976 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Herbolzheim und Ulsenheim eingegliedert. Die evangelische Pfarrkirche St. Georg ist eine im Kern spätgotische Saalkirche mit eingezogenem Chor. In den Jahren 1776 bis 1778 erfolgte eine größere Umgestaltung, vor allem im Inneren. Die damals vorhandene, vermutlich frühbarocke Orgel wurde im Rahmen dieser Arbeiten durch den Orgelbauer Franz Zettler aus Kitzingen umfangreich repariert. Bei Interesse kann man in dem Portrait der Orgel in Triefenstein etwas mehr über Zettler und seine interessante Lebensgeschichte erfahren. Wenige Jahre später war dieses Instrument offenbar erneut fehlerhaft oder – wahrscheinlicher – nicht mehr repräsentativ genug und so bekam die Kirche 1786 eine neue Orgel aus der Werkstatt von Johann Bernhard Ehrlich aus Waldenburg.  
Stammvater der bedeutenden süddeutschen Orgelmacherfamilie Ehrlich war der 1703 in Wachbach bei Bad Mergentheim im heutigen Main-Tauber-Kreis geborene Johann Adam Ehrlich. Er hatte sein Handwerk vermutlich bei Johann Hoffmann in Würzburg gelernt und 1733 eine eigene Werkstatt in seinem Heimatort Wachbach errichtet. Seinen Stil kann man am besten an der wunderbaren Orgel in der Stadtkirche zu Bad Wimpfen, 1748 mit 20 Registern erbaut, studieren. Johann Adam Ehrlich hatte mehrere Söhne, die alle im väterlichen Betrieb das Handwerk des Orgelbaues erlernten. Der älteste, der 1736 geborene Johann Ludwig Ehrlich, machte sich später in Lauingen an der Donau und in Wiesent bei Regensburg selbstständig. Der 1742 zur Welt gekommene Johann Anton Ehrlich übernahm später die väterliche Werkstatt in Mergentheim. 1754 kam als jüngster Sproß der Familie Johann Bernhard Ehrlich zur Welt. 1780 wird dieser von Carl Albrecht, Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zum Hof- und Landorgelmacher sowie zum „Kammermusikus“ berufen und ließ sich in der Stadt Waldenburg im heutigen Hohenlohekreis nieder. Bereits 1777 hatte er in der Schloßkapelle in Pfedelbach bei Öhringen sein Meisterstück errichten können. 1781 vollendete er die bis heute teilweise erhaltene, noch von seinem Vater begonnene Orgel in der Stadtkirche zu Waldenburg mit immerhin 15 Registern. Der in den Folgejahren immer größere zeitliche Abstand zwischen seinen Orgelbauten im Hohenlohischen lassen erkennen, dass er seinen Arbeitsschwerpunkt mehr und mehr auf den Bau von Gitarren, Pianofortes und Giraffenflügeln – so nennt man eine besondere Form eines aufrecht stehenden Hammerflügels - verlegte. Dass er auch der Schöpfer der Orgel in Markt Nordheim ist, war bis zum Beginn der 2019 abgeschlossenen Restaurierung durch die Firma Orgelbau Waltershausen GmbH gar nicht bekannt. Erst intensive Recherchen, vor allem durch den Ansbacher Kirchenmusikdirektor Rainer Goede im neu zugänglich gewordenen Schwarzenberg-Archiv brachte Johann Bernhard Ehrlich als Erbauer der Orgel ans Licht. 1798 erbaute er im nicht weit von Markt Nordheim entfernten Ort Krautostheim ebenfalls eine neue Orgel, die allerdings nicht erhalten ist. Johann Bernhard Ehrlich starb im Jahre 1810. 
Die Ehrlich-Orgel in Markt Nordheim wurde im Jahre 1960 technisch tiefgreifend verändert und unter Verwendung der alten Windladen auf zwei Manuale erweitert. Spätere Gutachten sprechen von „unter denkmalpflegerischen Aspekten geradezu barbarischen Eingriffen“ und so entschloß man sich in Markt Nordheim zu einer möglichst konsequenten und stilgerechten Restaurierung auf den Zustand, den Johann Bernhard Ehrlich 1786 vorgesehen hatte. Neben der sorgfältigen Aufarbeitung des recht gut erhaltenen Pfeifenwerks hatten Joachim Stade und seine Kollegen von Orgelbau Waltershausen die gesamte Spieltraktur sowie die Windversorgung zu erneuern und man kann attestieren, dass das ehrgeizige Projekt ausgesprochen treffend gelungen ist. Die Orgel besitzt heute wie ehedem 13 Register. Im Manual mit einem Umfang bis zum d3 finden wir zunächst eine breite Palette an 8'-Stimmen, nämlich Principal, Quintade, Copel, Flaut travers major, Viola da Gamba und Salicional. Es folgen Octav und Flaut travers minor 4', Quint 3', Superoctav 2' sowie eine 4fache, terzhaltige Mixtur. Bemerkenswert ist, dass diese ab dem c2 über eine Terzreihe 6 2/5' verfügt. Im Pedal mit einem Umfang bis zum f°, also mit 18 Tasten, sind Subbaß 16' 
und Octavbaß 8' besetzt, dazu kommt eine Pedalkoppel und ein Cymbelstern. Die wiedererstandene Ehrlich-Orgel in Markt Nordheim ist ein kostbares und seltenes Aushängeschild für den Ort und für die ganze mittelfränkische Orgellandschaft.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=CdZieN7jGMw

Disposition:

Manual, C-d3 Pedal, C-f°  
Principal 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Quintade 8' Octavbaß 8' Cymbelstern
Copel 8'    
Flaut travers major 8'    
Viola da Gamba 8'    
Salicional 8'    
Octav 4'    
Flaut travers minor 4'    
Quint 3'    
Superoctav 2'    
Mixtur 4f.    

In Markt Nordheim gespielte Stücke:
Johann Melchior Dreyer: Sonate B-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=_RjaykNDu5o
Johann Ernst Eberlin: Für den Augustmonat - Aria >>> https://www.youtube.com/watch?v=cgFSL5i4Kcg
Francesco Feroci: Elevatio in Gsolreut >>> https://www.youtube.com/watch?v=4kn9xvIWwO8
Stephan Hammel: Praeludium in D >>> https://www.youtube.com/watch?v=SbWSL6Q_bP4&t=1s
Stephan Hammel: Unter der Wandlung >>> https://www.youtube.com/watch?v=HZciEF6t2qQ&t=25s
Vinzenz König: Versetten secundi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=N5gpT5X25Z8&t=4s
Vinzenz König: Versetten septimi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=zVEwQGF6h7E
Leopold Mozart: Für den Brachmonat - Scherzo >>> https://www.youtube.com/watch?v=Srf7xt7L7qg
Leopold Mozart: Für den Heumonat - Menueto >>> https://www.youtube.com/watch?v=tYt9h1cPqh4&t=4s
Leopold Mozart: Für den May - Menueto Pastorello >>> https://www.youtube.com/watch?v=J4tJUNRV2KI&t=4s
Joseph Aloys Schmittbaur: Praeludium c-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=aPT9da8187Y
Joseph Aloys Schmittbaur: Praeludium D-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=o4fVxMjOMp8
Joseph Aloys Schmittbaur: Praeludium f-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=MJNVUndogGE&t=4s
Johann Speth: Magnificat sexti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=gAMa5gdZ-f4



MEEDER (Landkreis Coburg)
Ev. Laurentiuskirche



Erbauer: Paul Daum (Coburg) 1723, Umbau Johann Andreas Hofmann (Neustadt b. Coburg) 1812, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Meeder ist eine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Coburg mit rund 3700 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Ort liegt im Talbecken des Sulzbaches, eines Nebenflusses der Itz. Die nördliche Gemeindegrenze bildet die Landesgrenze zu Thüringen. Meeder wurde 1074 erstmals urkundlich erwähnt und bereits 1125 bekam der Ort die Marktrechte zugesprochen. Er war damit einer der ersten fränkischen Orte mit Marktrecht. Meeder ist neben Fechheim eine der beiden Urpfarreien des Coburger Landes. Das Gebiet der damaligen Großpfarrei umfasste den Raum zwischen Höhn im Osten, Ahorn im Süden und Neukirchen im Norden. Die heutige, im Rahmen der bayerischen Gebietsreform in den 1970er Jahren gebildete Gemeinde Meeder umfaßt neben dem Hauptort 15 weitere Ortsteile. Auf einem Turmhügel inmitten des Ortes erhebt sich das Sternbergschloß, welches aus einer mittelalterlichen Wasserburg hervorgegangen ist. Die beiden romanischen Türme der heutigen evangelischen Kirche St. Laurentius stammen ebenfalls noch aus dem Mittelalter, wohl aus dem 11. oder 12.Jahrhundert. die Kirche steht noch heute inmitten einer allseits schließenden Kirchhofsbefestigung und erhielt im frühen 15.Jahrhundert einen spätgotischen Chorraum. 1723 bis 1724 entstand das barocke Langhaus und im Rahmen dieser Arbeiten erfolgten auch größere Umbauten an der Orgel der Kirche. Ebenso wie an der gesamten Kirche haben an dieser Orgel mehrere Generationen ihre Spuren hinterlassen. Ursprünglich ist sie ein Werk des Kulmbacher Meisters Matthias Tretzscher aus dem Jahre 1654. Beim Kirchenumbau 1723 wurde sie durch den Coburger Orgelmacher Paul Daum erweitert und erhielt einen barocken Prospekt. Schließlich gab ihr Johann Andreas Hofmann aus Neustadt bei Coburg Anfang des 19. Jahrhunderts ihren im Wesentlichen bis heute erhaltenen Klangaufbau.
Die Liste der Orgelbauer, die im Laufe der Jahrhunderte an der Orgel in Meeder gearbeitet haben, liest sich fast wie ein „who-is-who“ der fränkisch-thüringischen Orgelbautradition. 1654 lieferte der große Matthias Tretzscher aus Kulmbach ein Instrument mit sieben Registern nach Meeder. Über Tretzscher erfährt man bei Interesse mehr im Orgelportrait des sogenannten Kupferberger Positivs. 1672 erhielt die kleine Orgel in Meeder ein selbständiges Pedal durch die Gevattern Christoph Crapp, Orgelmacher von Eisfeld und Caspar Schippel zu Hildburghausen. Von ihrer Kunst künden die beiden ebenfalls hier vorgestellten Instrumente in Krölpa und Bedheim. 1723 erbaute Paul Daum aus Coburg eine neue Orgel in Meeder, das heißt neue Windladen und einen neuen Prospekt auf der Westempore, allerdings unter Beibehaltung einiger Register aus der Tretzscher-Orgel. Unter anderem übernahm er den Principal 8' im Prospekt von Matthias Tretzscher mit ganz charakterischen Kielbogenlabien. Es sind dies, sieht man von dem Tretzscher lediglich zugeschriebenen Kupferberger Positiv mal ab, die einzigen erhaltenen Pfeifen, die aus dem Schaffen dieses hochbedeutenden Orgelbauers bis heute die Zeiten überdauert haben. Der Orgelbauer Paul Daum wurde 1688 in Fraustadt in Niederschlesien geboren und ist seit 1706 als Geselle, Kupferschmied und Orgelbauer im Herzogtum Coburg nachweisbar. Seine größte Orgel begann Daum im Jahre 1740 in der Stadtkirche St. Moritz zu Coburg mit 30 Registern. Der überaus prachtvolle, zwei- bis dreigeschossige Prospekt ist dort noch vorhanden, freilich ohne das klingende Innenleben, das 1929 einem Neubau weichen mußte. Doch bald nach Baubeginn starb Paul Daum im Juli 1740. Sein Sohn Wolf Heinrich Daum vollendete die Orgel und übernahm die Werkstatt des Vaters. 1780 führt Johann Caspar Holland aus Schmiedefeld eine Haupt-Reparatur in Meeder aus; er und seine Nachkommen bilden ebenfalls eine bedeutende Orgelmacherdynastie in Thüringen. Im Jahre 1812 sodann erfolgte eine Vergrößerung der Orgel durch Johann Andreas Hofmann aus Neustadt bei Coburg. Hofmann und seine Nachkommen haben die oberfränkische Orgellandschaft ebenfalls durch zahlreiche, aufgrund ihrer hervorragenden technischen und klanglichen Qualitäten zum großen Teil bis heute erhaltene Werke entscheidend bereichert. Über Hofmann kann man im Portrait seines Instruments in Mönchröden etwas mehr erfahren.
Nach dem Umbau durch Johann Andreas Hofmann besaß die Orgel in Meeder 19 Register auf zwei Manualen und Pedal. Bereits 1961 wurde das Instrument durch die Firma Paul Ott aus Göttingen nach damaligen denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert. Das heißt, der vorhandene Pfeifenbestand wurde zwar größtenteils erhalten, aber der Pedalumfang bis zum f1 erweitert und fünf Register zusätzlich hinzugefügt, so daß die Orgel heute 24 Stimmen besitzt. In den von Wilhelm Krumbach ins Leben gerufenen "Fränkischen Orgeltagen" bildete die Orgel in Meeder für Jahrzehnte einen Hauptanziehungspunkt und wurde auch in einer der ersten Folgen seiner legendären Sendereihe „Deutsche Orgellandschaften“ vorgestellt. Fast 60 Jahre nach der letzten Restaurierung ist ihr heutiger Zustand nicht mehr der allerbeste und das Gebläse verursacht erhebliche Nebengeräusche. Aber, wie man hört, ist eine neuerliche Restaurierung in den nächsten Jahren geplant. Das bis zum f3 ausgebaute Hauptwerk besitzt die Stimmen Bordun 16', Principal, Gedackt und Viola di Gamba 8', Octave und Flauta 4', Quinta 3', Octave 2' sowie eine 3fache Mixtur. Das Positiv verfügt über Lieblich Gedackt und Quintatöna 8', Principal und Hohlflöte 4', Flageolet 2' sowie eine Sesquialtera. Das Pedal schließlich verfügt über Subbaß und Violonbaß 16', einen Principalbaß 8' und eine Octave 4'. Von Paul Ott wurden 1961 die Stimmen Trompete 8' im Hauptwerk, Flöte 8' und Cymbel 3fach im Positiv sowie der Posaunenbaß 16' und die 3fache Pedalmixtur hinzugefügt. Ein Tremulant und die üblichen beiden Koppeln ergänzen das Klangbild der Orgel. Aus Meeder stammt der Organist und Bach-Forscher Johann Nikolaus Forkel. Er wurde 1749 hier geboren, verstarb 1818 und gilt als einer der Begründer der historischen Musikwissenschaft. Auf der Orgel in Meeder erhielt er seinen ersten Musikunterricht.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=jW4pZK5szoc&t=409s

Disposition:

Hauptwerk, C-f3 Positiv, C-f3 Pedal, C-f1  
Bordun 16' Lieblich Gedackt 8' Subbaß 16' Manualkoppel
Principal 8' Quintatöna 8' Violonbaß 16' Pedalkoppel zu I
Gedackt 8' Flöte 8' Principalbaß 8' Pedalkoppel zu II
Viola di Gamba 8' Principal 4' Octave 4' Tremulant
Octave 4' Hohlflöte 4' Pedalmixtur 3f.  
Flauta 4' Flageolet 2' Posaunenbaß 16'  
Quinta 3' Sesquialtera 2f.    
Octave 2' Cymbel 3f.    
Mixtur 3f.      
Trompete 8'      

In Meeder gespielte Stücke:
Johann Heinrich Buttstedt: Fuga in C >>> https://www.youtube.com/watch?v=cx5WZz71mdc&t=21s
Johann Nikolaus Forkel: Fuga a-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=NGMktPw4Cnc&t=9s
Georg Friedrich Händel: Jesu, meine Freude I >>> https://www.youtube.com/watch?v=PORm6OFlcnA
Georg Friedrich Händel: Jesu, meine Freude II >>> https://www.youtube.com/watch?v=PORm6OFlcnA
Georg Friedrich Händel: Voluntary VII in C >>> https://www.youtube.com/watch?v=-KiT9GM6Dcg&t=2s
Franz Anton Hugl: Praeludium und Versetten quarti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=LInEsZaG4vk
Giovanni Pierluigi da Palestrina: Ricercar quinti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=r_vbKcgXt9U
Georg Caspar Wecker: Praeludium und Fuge in C >>> https://www.youtube.com/watch?v=CiZPaNltkfk&t=83s
Justinus Will: Aria decima sesta >>> https://www.youtube.com/watch?v=_HFaLwVfGuw&t=5s



MISTELGAU (Landkreis Bayreuth)
Ev. Kirche



Erbauer: Ludwig Weineck (Bayreuth) 1852, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Mistelgau ist eine Gemeinde mit rund 3.900 Einwohnerinnen und Einwohnern im oberfränkischen Landkreis Bayreuth, am nördlichen Rand der Fränkischen Schweiz und rund 10 Kilometer von Bayreuth entfernt. Der Ort ist zusammen mit dem Nachbarort Gesees das Zentrum des sogenannten Hummelgaues, der sich im Hinblick auf seinen Dialekt, Bräuche, Möbel und regionale Kleidung lange Zeit eine Eigenstellung behaupten konnte. Im frühen Mittelalter siedelten sich hier Bauern aus der Mosel- und Mittelrheingegend an. Seit 1248 war die Burggrafschaft Nürnberg im Besitz des Gebiets und 1360 wurde Mistelgau, das aber sicher wesentlich älter ist, erstmals urkundlich genannt. Der Ort lag im Oberland des Fürstentums Bayreuth innerhalb des Fränkischen Reichskreises und fiel nach dem Frieden von Tilsit 1807 zunächst an Frankreich, bis das Gebiet 1810 durch Kauf zum Königreich Bayern kam. Der Chorturm der markgräflichen Pfarrkirche St. Bartholomäus stammt noch aus dem 15. Jahrhundert. Bedeutende Meister haben an Bau und Ausstattung der Kirche mitgewirkt, die sich mit spätgotischen Fresken und barockem Altar und Kanzel heute als Musterbeispiel einer Landbarockkirche aus der Zeit der Markgräfin Wilhelmine präsentiert. Klingendes Juwel der „Krone des Hummelgaus“, wie die Kirche stolz von den Mistelgauern genannt wird, ist die 1852 vollendete Orgel aus der Werkstatt von Ludwig Weineck aus Bayreuth.  
Ludwig Karl Ernst Weineck stammte aus Naumburg an der Saale, wo er 1809 geboren wurde. Er erlernte sein Handwerk in der Werkstatt von Johann Gottlob Mende in Leipzig, der klanglich und technisch in der Tradition Gottfried Silbermanns stand und arbeitete auf seiner zunftgemäßen Wanderschaft unter anderem bei Johann Friedrich Heidenreich in Bayreuth und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bei Eberhard Friedrich Walcker in Ludwigsburg. Nach der Rückkehr in seine Heimat machte er sich 1839 in Eilenburg, ca. 20 Kilometer nordöstlich von Leipzig selbstständig. In dieser ersten Zeit hatte Weineck zwei Gesellen, die später die Orgellandschaft rund um Eilenburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägen werden: Nikolaus Schrickel und Conrad Geißler. Ende 1843 starb in Bayreuth der Orgelbauer Johann Friedrich Heidenreich und der ehemalige Geselle Ludwig Weineck erhielt nun von der Witwe den Auftrag, die von Heidenreich begonnenen Arbeiten zu Ende zu führen. Die Werkstatt übernahm dann aber der ehemalige Geselle Josef Mühlbauer, indem er die Witwe heiratete. Weineck machte sich daraufhin 1845 in Bayreuth mit einer eigenen Werkstatt selbstständig, erhielt das Bürgerrecht der Stadt und heiratete die Tochter eines Organisten. In den folgenden 40 Jahren entstanden zahlreiche stattliche Neubauten für Kirchen Bayreuth und ganz Oberfranken. Die 1852 vollendete Orgel in Goldkronach mit ihren 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal sowie das 1856 erbaute Instrument in Himmelkron sind neben anderen erwähnenswert. Außerdem erhielt Weineck zahlreiche Umbauaufträge, so finden wir ihn schon 1845 an der Tretzscher-Orgel der Bayreuther Stadtkirche an der Arbeit, später an der Heidenreich-Orgel in St. Michaelis in Hof, der Bittner-Orgel der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen und an der Orgel von St. Michael in Weiden, auf der Max Reger dann seinen ersten Orgelunterricht erhielt. Ab 1870 war Ludwig Weinecks Geselle Johann Wolf als Compagnon mit der Führung der Werkstatt beauftragt und entwickelte sich nach Weinecks Tod – er starb 1884 – zum führenden Orgelbauer Oberfrankens der Prinzregentenzeit. Wie alle Orgeln des Meisters ist die 1852 vollendete Orgel in Mistelgau sehr solide gebaut. Erwähnenswert ist die original erhaltene Balganlage mit zwei Kastenbälgen und Schöpfeinrichtung hinter der Orgel. 
Die 1852 vollendete Orgel in Mistelgau besitzt zwölf Register. Das bis zum f3 ausgebaute Manual verfügt über den klassischen, auf dem 8' basierenden Principalchor, der über Octave 4' und Superoctave 2' nebst Quinta 3' nach oben geführt und von einer 3-4fachen Mixtur bekrönt wird. Wohldifferenzierte Farbigkeit erhält das Instrument durch Hohlflaute, Flauto traverso, Viola di Gamba und Gemshorn 8' sowie eine Flauto allemande 4'. Das Pedal besitzt die stark intonierten Fundamentregister Subbaß 16' und Octavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. 1980 wurde das nahezu unverändert erhaltene Werk durch die Firma Werner Bosch aus Niestetal bei Kassel restauriert. 
 
Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-c1  
Principal 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Hohlflaute 8' Octavbaß 8'  
Flaute traverse 8'    
Gemshorn 8'    
Viol di Gambe 8'    
Octave 4'    
Flaute allemande 4'    
Quinte 3'    
Octave 2'    
Mixtur 3f.    

In Mistelgau gespielte Stücke:
Clemens Breitenbach: Die Glocken erklingen >>> https://www.youtube.com/watch?v=tmKk8AHjHXY&t=12s
Clemens Breitenbach: Maria, dich lieben >>> https://www.youtube.com/watch?v=rJ4b3lT6AhU&t=11s
Michael Haller: Sacerdotes Domini >>>
Fanny Hensel-Mendelssohn: Präludium F-Dur >>>
Carl August Kern: Präludium A-Dur >>>
Carl August Kern: Präludium a-moll >>>
Friedrich Kühmstedt: Präludium Nr. 13 As-Dur >>>
Friedrich Kühmstedt: Präludium Nr. 14 e-moll >>>
Friedrich Kühmstedt: Präludium Nr. 15 D-Dur >>>
Arnold Mendelssohn: Es ist ein Ros entsprungen >>>
Gustav Adolf Merkel: Präludium e-moll >>>
Ernst Adolph Wendt: Christ lag in Todesbanden >>>
Heinrich Wettstein: Kommet, ihr Hirten >>>
Heinrich Wettstein: Macht hoch die Tür >>>
Philipp Wolfrum: Christe, du Lamm Gottes >>>



MÖNCHRÖDEN (Stadt Rödental, Landkreis Coburg)
Ev. Christuskirche



Erbauer: Johann Andreas Hofmann (Neustadt b. Coburg) 1788, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Mönchröden ist ein Stadtteil der oberfränkischen Stadt Rödental im Landkreis Coburg. 1971 gehörte Mönchröden neben den damaligen Gemeinden Oeslau, Einberg, Rothenhof, Kipfendorf und Unterwohlsbach zu den Gründungsgemeinden der Stadt Rödental. Im Stadtteil Mönchröden leben heute rund 4.400 Einwohnerinnen und Einwohner. Das Dorf selbst entstand erst im 19. Jahrhundert aus zwei älteren Siedlungen beiderseits des Flusses Röden. Kulturgeschichtliche Hauptattraktion ist das ehemalige Benedikterkloster Mönchröden, das 1149 gegründet wurde. Dieses dem Heiligen Kilian geweihte bischöflich-würzburgische Eigenkloster gehörte mit Besitzungen und Rechten in 45 Orten des Coburger Landes und höchstens 20 Mönchen zu den eher kleineren Klöstern. Noch unter dem letzten Abt Nikolaus Hildebrandt wurden um 1520 umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. 1526 wählte der Konvent aufgrund der Reformation keinen neuen Abt mehr und 1531 wurde das Kloster förmlich aufgelöst. Erhalten sind bis heute das mittelalterliche Abtshaus, die sogenannte Prälatur, sodann das 1516 errichtete Refektorium, also das Wohn- und Speisehaus der Mönche und ein Teil der ehemaligen Klosterkirche. Sie entstand im 15.Jahrhundert im spätgotischen Stil mit einem eingezogenen Chor und Dachreiter. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gotteshaus durch einen Brand stark beschädigt. 1788 erfolgte ein Umbau mit einer Verkürzung des Kirchenschiffes, dem Einbau einer zweigeschossigen Empore und der Kanzel sowie der heutigen Orgel des oberfränkischen Orgelbauers Johann Andreas Hofmann aus Neustadt bei Coburg.
Sechs Mitglieder der Familie Hofmann haben in drei Generationen zwischen 1782 und 1867 in Neustadt bei Coburg, das damals noch Neustadt an der Heide hieß, ein beachtliches Orgeloeuvre geschaffen, von dem ein beachtlicher Teil bis heute zum Glück recht gut erhalten ist. Stammvater der Familie ist Johann Andreas Hofmann, der 1749 in Hohenofen bei Sonneberg in Thüringen geboren wurde. Wo er sein Handwerk erlernte, ist nicht gesichert, theoretisch möglich wäre unter anderem eine Ausbildung bei dem Fincke-Schüler Johann Greuling, der zu jener Zeit in Neustadt wirkte, oder auch bei Johann Georg Fincke junior in Saalfeld, bei Friedrich Heidenreich in Hof oder bei Johann Michael Wagner in Schmiedefeld. Jedenfalls ist er ab 1777 im Coburger Land als Orgelmacher nachweisbar. 1782 erwarb er nach seiner Heirat ein Haus in Neustadt an der Heide. 1794 bemühte er sich, ebenso wie der Orgelmacher Johann Caspar Haueis erfolglos um das begehrte Orgelmacherprivileg für das Coburger Land und um die Verleihung des Titels Hoforgelmacher. Johann Andreas Hofmann besaß aber auch ohne offizielles Monopol in den Jahren nach 1800 ein Quasi-Monopol in seiner Region und starb 1832, nachdem er die Orgelbauwerkstatt in Neustadt an der Heide einige Jahre zuvor an seinen 1767 geborenen Bruder Johann Samuel Hofmann beziehungsweise seinen 1778 zur Welt gekommenen ältesten Sohn Georg Christoph Hofmann übergeben hatte. Johann Samuel Hofmann, der die Kunst des Orgelbaus bei seinem 18 Jahre älteren Bruder erlernte, heiratete übrigens später eine Frau aus Mönchröden und es ist anzunehmen, dass er diese als 20jähriger Geselle beim Bau der Orgel in Mönchröden 1788 oder auch bei späteren Pflege- oder Stimmungsarbeiten kennengelernt hat. Dieses Instrument dürfte die älteste erhaltene Hofmann-Orgel sein; ich betone das Wort „dürfte“, denn für die Orgel in der Schloßkirche Tambach werden unterschiedliche Bauzeiten angegeben, meist 1794, aber unter anderem auch 1786 und dann wäre die Tambacher Orgel das älteste erhaltene Instrument der Familie. Überhaupt fällt auf, dass vier seiner 19 nachgewiesenen Orgelneubauten in räumlich deutlich voneinander entfernten Schlössern Aufstellung fanden; neben Tambach waren das die Anlagen in Ahorn und Ebneth, jeweils 1794 und in Bundorf im heutigen Landkreis Haßberge 1798. Hofmann scheint also vor allem beim Adel jener Zeit einen guten Ruf gehabt zu haben. Überregional scheint er jedoch wenig bekannt gewesen zu sein.
Die auf dem Vorsatzbrett von ihrem Erbauer Johann Andreas Hofmann signierte Orgel in Mönchröden wurde bis zum Ende der Orgelbauerdynastie Hofmann von Mitgliedern der Familie gepflegt und nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine für die damalige Zeit vorbildliche Restaurierung, bei dem nur vergleichsweise wenig historische Substanz erneuert wurde. 1981 und 2007 erfolgten weitere stilgerechte Restaurierungen, jeweils durch die Firma Hey-Orgelbau aus Urspringen in der Rhön. Das ausgesprochen klangschöne und auch optisch sehr edle Instrument besitzt 10 Register auf einem Manual und Pedal. Das Manual mit einem Umfang bis zum d3 verfügt über die Stimmen Gedackt, Salicional und Flöte 8', letztere aus Holz und einwärts labiert; sodann Prästant und Gedackt 4', Octave 2', ein helles Flageolet 1' und eine 3fache Mixtur. Das bis zum c1 ausgebaute Pedal verfügt über die beiden Register Subbaß 16' und Oktavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Die Orgeln der Familie Hofmann sind allesamt optisch und klanglich überdurchschnittliche Instrumente. In ihrer Bedeutung für den fränkischen Orgelbau ist die Familie Hofmann sicher gleichzusetzen mit der wesentlich bekannteren Familie Heidenreich in Bayreuth beziehungsweise Hof. Auf die Bedeutung dieses kulturellen Erbes immer wieder hinzuweisen, sollte allen damit Betrauten stete Aufgabe und Anliegen sein.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=Q3pzwC9VOy4

Disposition:

Manual, C-d3 Pedal, C-c1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Flöte 8' Octavbaß 8'  
Salicional 8'    
Praestant 4'    
Gedackt 4'    
Octave 2'    
Flageolet 1'    
Mixtur 3f.    

In Mönchröden gespielte Stücke:
Johann Sebastian Bach: Pastorale F-Dur BWV 590 >>> https://www.youtube.com/watch?v=QkGA9cFub4k
Joseph Haydn: Allegretto C-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=1HhDrq4MOfk
Joseph Haydn: Andante C-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=7xevO6Fj6LI
Joseph Haydn: Menuett F-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=GeDob-01F0I
Joseph Haydn: Vivace F-Dur "Der Kaffeeklatsch" >>> https://www.youtube.com/watch?v=6ilIlaSUMrM
Johann Caspar Kerll: Toccata cromatica con durezze e ligature >>> https://www.youtube.com/watch?v=sv7WpmaVteA
Giovanni Pierluigi da Palestrina: Ricercar quarti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=34mYNGQdrQQ
Justinus Will: Fuga in F >>> https://www.youtube.com/watch?v=SWj2iYIsMaM&t=4s
Justinus Will: Toccata in D >>> https://www.youtube.com/watch?v=Fq6i7iPBnpk&t=11s



NEUDROSSENFELD (Landkreis Kulmbach)
Ev. Dreifaltigkeitskirche



Erbauer: Johann Friedrich Heidenreich (Bayreuth) 1842, Umbau Johannes Strebel (Nürnberg) 1896, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Neudrossenfeld ist eine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Kulmbach. Der Ort mit rund 3.750 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt auf halbem Wege zwischen Bayreuth und Kulmbach. Nördlich des Ortes verläuft die Autobahn A70 und die meisten Autofahrer, die schon einmal in Oberfranken unterwegs waren, kennen zumindest dem Namen nach die Anschlusstelle Kulmbach-Neudrossenfeld. 1260 wurde der Ort erstmals urkundlich genannt, der 1340 zusammen mit dem Kulmbacher Land von den Burggrafen von Nürnberg gekauft wurde. Bevor das Bayreuther Land zum Königreich Bayern kam, war es seit 1792 für einige Jahre preußisch, nachdem der letzte Markgraf, Carl-Alexander von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth abgedankt hatte. Die Neudrossenfelder Markgrafenkirche, die evangelische Dreifaltigkeitskirche, gilt als eine der schönsten Barockkirchen im Bayreuther und Kulmbacher Land. Architekt und Baumeister war Johann Georg Hoffmann aus Kulmbach, der das stattliche und harmonisch gegliederte Bauwerk in den Jahren von 1737 bis 1757 errichtete. Die Kirche ist ein charakteristisches Beispiel für die Kirchenarchitektur in der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth, die durch den pietistischen Superintendenten Christoph Silchmüller und indirekt durch die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth beeinflusst wurde. Wunderschön anzusehen ist der um 1680 geschaffene Kanzelaltar, der Teile spätgotischer Schnitzaltäre mit einbezieht und nicht minder der prachtvolle Orgelprospekt. Dieser und wesentliche Teile des Pfeifenwerks stammen aus der Werkstatt von Johann Friedrich Heidenreich in Bayreuth und wurden 1842 geschaffen.
Stammvater der Orgelbauerfamilie Heidenreich, die den Orgelbau in Oberfranken auf der Wende vom Barock zur Romantik prägte wie keine andere, war der 1741 in Bayreuth geborene Friedrich Heidenreich. Sein Handwerk erlernte er in der kunstberühmten Werkstatt der beiden Silbermannschüler Johann Jacob Graichen und Johann Nikolaus Ritter in Hof. 1765 übernahm er deren Werkstatt und erbaute in der Folge zahlreiche Werke, die die Silbermann-Schule nicht verleugnen können. Darunter waren große Werke wie die 1777 erbaute Orgel in Hirschberg an der Saale mit 22 Stimmen und die 1797 fertiggestellte, ebenso große Orgel in Schauenstein. Seine vier Söhne wurden ebenfalls Orgelbauer. Der 1779 zur Welt gekommene Georg Christian Heidenreich und sein 1782 geborener Bruder Georg Adam Heidenreich führten die Werkstatt in Hof weiter und nannten sich meist Gebrüder Heidenreich. Die größte und bekannteste Orgel der Gebrüder Heidenreich ist die 1834 fertiggestellte Orgel in der Michaeliskirche ihrer Heimatstadt Hof, die 34 Stimmen erhielt. In ihr haben sich zahlreiche Register aus der Erbauungszeit bis heute erhalten, wenngleich diese Orgel zwischenzeitlich auf 63 Register erweitert wurde. Bezaubernd schön ist die kleine, 1826 vollendete Orgel in Schönbrunn im Fichtelgebirge. Hier hat sich die einzige originale Spielanlage und die einzige Terzmixtur der Gebrüder Heidenreich aus Hof im Originalzustand erhalten. Die beiden anderen Söhne des Firmengründers, der 1770 geborene Eberhard Friedrich Heidenreich und sein acht Jahre jüngerer Bruder Johann Friedrich Heidenreich, erhielten 1803 die preußische Konzession für die Markgrafschaft Bayreuth und führten von da an gemeinsam die Zweigwerkstatt der Familie in Bayreuth. 1828 legten die Bayreuther Heidenreichs einen ersten Entwurf für eine neue Orgel in Neudrossenfeld vor, der dann in den Jahren 1837 bis 1842 in etwas erweiterter Form mit 25 Registern zur Ausführung kam. Es war eine der letzten Orgeln aus der Bayeuther Werkstatt der Familie Heidenreich, denn Eberhard Friedrich war bereits 1830 verstorben und sein Bruder Johann Friedrich vollendete ein Jahr nach der Fertigstellung der Orgel in Neudrossenfeld seinen irdischen Weg. 1896 ersetzte Johannes Strebel aus Nürnberg den Heidenreichschen Spielschrank durch einen freistehenden Spieltisch mit Blick zum Altar, veränderte dementsprechend Teile die Traktur und tauschte einige wenige Register aus. Doch im Großen und Ganzen ist der Klangbestand der Heidenreich-Orgel weitgehend vollständig bis heute bewahrt worden.
Die Heidenreich-Orgel in der ausgesprochen sehenswerten Markgrafenkirche in Neudrossenfeld wurde zuletzt 1992 durch die Orgelbaufirma Werner Bosch aus Niestetal restauriert. Hierbei wurde der Zustand nach dem Umbau durch Johannes Strebel 1896 belassen. Von den heute 26 Registern stammen 15 Register komplett und vier weitere immerhin noch teilweise von Heidenreich. Drei Register sind aus dem Umbau von Strebel belassen worden und vier weitere wurden bei der Restaurierung 1992 rekonstruiert. Das Hauptwerk mit einem Tonumfang bis zum f3 besitzt die Stimmen Bordun 16', Principal, Hohlflöte, Gedackt und Viola di Gamba 8', Octav, Coppelflöte und Salicional 4', Quint 2 2/3', Octave 2' sowie eine 5fache Mixtur. Das zweite Manual spielt das Seitenwerk an. Aufgrund der Tatsache, dass die Orgel über der Herrschaftsloge steht, waren die Platzverhältnisse nach oben und unten begrenzt und somit wurden die Register des zweiten Werks links und rechts des Hauptwerks aufgestellt. Die ehemalige Herrschaftsloge ist heute übrigens die Kinderloge – eine nette Idee, wie ich finde, aber das nur am Rande. In besagtem Seitenwerk stehen Geigenprincipal, Traversflöte, Gemshorn, Rohrflöte, Quintatön und Salicional 8', Principal, Fugara und Flaut douce 4', eine Waldflöte 2' sowie ein 3faches Cornett. Im bis zum d1 ausgebauten Pedal finden wir Subbaß und Violon 16' sowie Octavbaß und Cello 8', dazu kommen eine Manual- und zwei Pedalkoppeln. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=NMWFTaiV2pE&t=582s

Disposition:

Hauptwerk, C-f3 Seitenwerk, C-f3 Pedal, C-d1  
Bordun 16' Geigenprincipal 8' Subbaß 16' Manualkoppel
Principal 8' Traversflöte 8' Violon 16' Pedalkoppel zu I
Hohlflöte 8' Gemshorn 8' Octavbaß 8' Pedalkoppel zu II
Gedackt 8' Rohrflöte 8' Cello 8'  
Viola di Gamba 8' Quintatön 8'    
Octav 4' Salicional 8'    
Coppelflöte 4' Principal 4'    
Salicional 4' Fugara 4'    
Quint 2 2/3' Flaut douce 4'    
Octave 2' Waldflöte 2'    
Mixtur 5f. Cornett 3f.    

In Neudrossenfeld gespielte Stücke:
Louis Cunze: Komm, Heiliger Geist >>> https://www.youtube.com/watch?v=IhnrBXvvi3E
Louis Cunze: Moderato C-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=0mjVjhWP0G8
Robert Führer: Pastoral-Präludium IV G-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=OxTofkw3a7E&t=9s
Robert Führer: Pastoral-Präludium V A-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=qW57kBbUEPw
Robert Führer: Pastoral-Präludium VI G-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=IH_2A8DX_SI&t=4s
Johann Wilhelm Cornelius von Königslöw: Introduction und Fuge d-moll / D-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=ik7UCmjmosw
Johann Gottlob Schneider: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn >>> https://www.youtube.com/watch?v=6qztYpxREek&t=16s
Johann Gottlob Schneider: Liebster Jesu, wir sind hier >>> https://www.youtube.com/watch?v=YpSU9R44q60&t=3s
Johann Gottlob Schneider: Vater unser im Himmelreich >>> https://www.youtube.com/watch?v=q1BLLC0iq4k
Franz Schubert: Fuge G-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=uOsV8RGYF24
Simon Sechter: Fuge c-moll "Dem Andenken Schuberts" >>> https://www.youtube.com/watch?v=UisOYoVpg80&t=109s
Leonhard Selle: Christus, der uns selig macht >>> https://www.youtube.com/watch?v=i3BZfHfJEz0&t=7s
Leonhard Selle: Wachet auf, ruft uns die Stimme >>> https://www.youtube.com/watch?v=ccWkHxKvAWU



NEUSTADT AM KULM (Verwaltungsgemeinschaft Eschenbach, Landkreis Neustadt an der Waldnaab)
Ev. Friedhofskapelle



Erbauer: Johann Georg Purrucker (Marktleuthen) 1732, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Neustadt am Kulm ist eine Stadt im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab und ein Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Eschenbach. Die kleine Stadt, die viertkleinste Bayerns, liegt am westlichen Fuße des Rauhen Kulm, eines markanten Basaltfelsens mit zum Teil seltenen Tier- und Pflanzenarten. Dieser und weitere Vulkankegel in der Umgebung entstanden im Zusammenhang mit der Auffaltung der Alpen. Im Jahr 1281 erwarb Burggraf Friedrich III. von Nürnberg die Burg auf dem Rauhen Kulm samt den dazugehörenden Orten, die bis dahin den Landgrafen von Leuchtenberg gehörte. Im Jahre 1370 wurde zwischen dem Rauhen Kulm und dem Kleinen Kulm eine Stadt angelegt, die zunächst den Namen Newenstat zwischen den Kulmen erhielt. 1413 wurde hier ein Karmelitenkloster gegründet und zu einer eigenen Pfarrkirche kam der Ort erst während der Reformationszeit. Später gehörte Neustadt zum 1792 von Preußen erworbenen Fürstentum Bayreuth und somit seit Anfang des 19.Jahrhunderts zum Königreich Bayern. Die barocke Stadtkirche, die aus der ehemaligen Karmelitenklosterkirche entstand, besitzt eine Steinmeyer-Orgel aus dem Jahre 1892. Bei dem damaligen Orgelbau wurde das barocke Vorgängerinstrument nicht, wie meist üblich, zerstört, sondern kam in die Friedhofskapelle am Rande der Stadt, am heutigen Tremauer Weg. Da der Raum der Kapelle für die Orgel eigentlich viel zu niedrig ist, wurde das Instrument ebenerdig aufgestellt, kurzerhand seiner barocken Aufsätze beraubt und der Mittelturm aufgesägt, damit sie überhaupt in den Raum paßte. Durch diese etwas gewaltsamen Maßnahmen ist uns aber immerhin eines der ganz wenigen Zeugnisse der bedeutenden Orgelbauerfamilie Purrucker aus Marktleuthen erhalten geblieben, klanglich sogar fast unverändert.
Die Orgelbauerfamilie Purrucker stammte aus Marktleuthen, einer Kleinstadt im sogenannten Sechsämterland im Grenzgebiet zu Böhmen. Die Vorfahren waren Schreiner und Bildhauer und kamen dadurch offensichtlich mit dem großen Matthias Tretzscher in Kontakt. Tretzscher stammte aus dem Egerland und ließ sich 1653 zunächst als Orgelbauer in Bayreuth nieder. Ein Jahr später wurde er Bürger und Hoforgelbauer in Kulmbach. Er wurde einer der bedeutendsten Orgelmacher in Franken und wirkte schulebildend durch zahlreiche Gesellen. Zu ihnen gehörten Johann Christoph Donat aus Leipzig, Johann Gruber aus Plauen, dann sein späterer Werkstattnachfolger Daniel Felix Streit aus Eibenstock im Erzgebirge und die Gebrüder Purrucker aus Markleuthen. Der älteste, Veit Purrucker, wurde 1646 geboren und starb 1711. Seine jüngeren Brüder Paul und Georg Franz Purrucker kamen 1653 und 1658 zur Welt und wirkten ab Mitte der 1670er Jahre gemeinsam als Landorgelmacher im Sechsämterland. Georg Franz Purrucker hatte wiederum drei Söhne, die ebenfalls Orgelbauer wurden. Die Geburtsdaten von Michael und Matthias Purrucker sind nicht genau bekannt, sie heirateten 1722 und 1725. 1694 wurde Johann Georg Purrucker geboren, der 1759 starb und gemeinsam mit seinen Brüdern ihr Handwerk in der väterlichen Werkstatt wirkten. Aufgrund der engen Zusammenarbeit aller Familienmitglieder sind die etwa 30 nachgewiesenen Orgelneubauten aus der Purrucker-Werkstatt nur sehr selten bestimmten Meistern zuzuordnen. Größere Orgeln entstanden etwa 1691 in Schwarzenbach an der Saale mit zwei Manualen und 13 Registern, 1694 in der Stadtkirche zu Pegnitz und 1734 in der Stadtkirche Wunsiedel. Ab etwa 1740 sind keine Neubauten beziehungsweise größere Arbeiten mehr bekannt und spätestens mit dem Tod Johann Georg Puruckers 1759 ist die Orgelbauwerkstatt in Marktleuthen eingegangen. Nur zwei Instrumente der Familie haben einigermaßen unbeschadet die Zeitläufe überstanden. Da ist zunächst die 1725 erbaute Orgel in der Markgrafenkirche St. Michael am Gurtstein in der oberfränkischen Marktgemeinde Weidenberg. Und sodann die 1732 für die Stadtkirche Neustadt am Kulm erbaute Orgel, die seit 1892 in der Friedhofskapelle steht. 1967 wurde das Instrument durch die Firma Eduard Hirnschrodt aus Regensburg restauriert.
Von den elf Registern der Purrucker-Orgel in Neustadt am Kulm sind bis auf die bei der Restaurierung 1967 anstelle der ursprünglichen Gambe eingebaute Flöte 8' alle original erhalten, sogar die Prospektpfeifen des Principal 8'. Die tiefste Oktave im Manual als auch im Pedal ist jeweils als sogenannte kurze Oktave gebaut. Das heißt, das in der großen Oktave die Klaviatur mit der Taste E beginnt, auf der aber der Ton C erklingt. Auf der Fis-Taste ertönt der Ton D und auf der Gis-Taste der Ton E, alle anderen Töne liegen wie gewohnt. Somit besitzt das Manual 45 Tasten bis zum c3 und folgende Stimmen: Principal, Gedackt und Flöte 8', Oktave und Gedackt 4', Nasard 2 2/3', Octave und Spitzflöte 2', eine Quinte 1 1/3' sowie eine 3fache Mixtur. Das Pedal, wie gesagt ebenfalls mit kurzer Baßoktave und in der kleinen Oktave bis zum a° geführt, besitzt eine Besonderheit, die aus Literatur für mehrere Purrucker-Orgeln nachgewiesen ist, den gedoppelten Subbaß. Dieser enthält zwei Pfeifenreihen zu 16' und 8', es erklingen also jeweils beide Pfeifen im Abstand einer Octav gemeinsam. Das Pedal ist zudem fest ans Manual gekoppelt. Nur durch glückliche Umstände hat die Orgel überlebt, ein bedeutendes Klangdenkmal der Tretzscher-Schule, von deren überragender Kunstfertigkeit heute nur noch ganz wenige Instrumente Zeugnis ablegen können.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=WULa-dZNDjU&t=554s

Disposition:

Manual, CDEFGA-c3 Pedal, CDEFGA-c1  
Principal 8' Subbaß 2f. 16'+8' Pedalkoppel (fest)
Gedackt 8'    
Flöte 8'    
Octave 4'    
Gedackt 8'    
Nasard 2 2/3'    
Octave 2'    
Spitzflöte 2'    
Quinte 1 1/3'    
Mixtur 3f.    

In Neustadt am Kulm gespielte Stücke:
Valentin Dretzel: Sonate ex a >>> https://www.youtube.com/watch?v=wm17ZTPAelw&t=18s
Christian Erbach: Canzon noni toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=8wHekDaXmtc
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeambulum und Versetten quinti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=hsYQvHIDjCk&t=4s
Marianus Königsperger: Aria primi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=vsjYnBSi76I&t=1s
Marianus Königsperger: Praeambulum und Fuge quarti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=QSQ1lLiCuzo
Samuel Mareschall: Ne vueille pas O Sire >>> https://www.youtube.com/watch?v=W6XaN63gnnU&t=1s
Octavian Panzau: Fuga quarti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=yUwVrtc_ffc&t=1s
Georg Caspar Wecker: Fuga in B >>> https://www.youtube.com/watch?v=CYQD6kAszQE&t=11s
Jan Zach: Fuga d'Imitazione in B >>> https://www.youtube.com/watch?v=htzLi_m6KKI&t=9s



NIEDERFÜLLBACH (Verwaltungsgemeinschaft Grub am Forst, Landkreis Coburg)
Ev. Schloßkirche



Erbauer: Georg Ernst Wiegleb II (Bayreuth) 1777, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Niederfüllbach ist eine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Coburg und ein Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Grub am Forst. Der Ort liegt nur wenige Kilometer südlich der Stadt Coburg. Im nördlichen Teil des Dorfes fließt der namensgebende Füllbach, der nordwestlich von Niederfüllbach in die Itz mündet. Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahr 1075 als „Vullebach“ in einer Urkunde des Bischofs Adalbero von Würzburg. Seit dem 14. Jahrhundert bestimmte das Rittergeschlecht von Schaumberg, ab dem 17. Jahrhundert das Geschlecht derer von Reitzenstein die Geschicke des Ortes. 1817 wurden Schloß und Rittergut Niederfüllbach an den Prinzen Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld verkauft, der damit auch das Kirchenpatronat übernahm. Leopold, nach den Worten Napoleons „der schönste Prinz Europas“, kam als junger Witwer in den Ort. Er unternahm in den folgenden Jahren zahlreiche Reisen und heiratete 1829 in der Schloßkirche zu Niederfüllbach die seinerzeit berühmte Schauspielerin Karoline Bauer. Diese wurde dem Prinzen als Gräfin Montgomery „zur linken Hand“ in morganatischer Ehe angetraut. Doch 1831 wählte man Leopold zum König von Belgien, er bestieg als Leopold I. den Thron und verließ daraufhin seine Caroline, um nun erneut, diesmal politisch-standesgemäß, die Tochter des französischen Königs Louis Philippe zu heiraten. Bis 1907 ist der fränkisch-coburgische Rittersitz Niederfüllbach im Privatbesitz der belgischen Königsfamilie. Die evangelische Schloßkirche stammt in ihrer heutigen Gestalt aus dem Jahre 1695. Die vier großen, barocken Grabmäler für Mitglieder der Familie von Reitzenstein hinter dem Altar prägen das Innere der Kirche. Die Kanzel ist eine Stiftung von Prinz Leopold aus seiner Zeit, als er in Niederfüllbach lebte. Auf der rückwärtigen Empore steht eine für den nicht allzu großen Raum ausgesprochen prachtvolle Orgel, die 1777 von Georg Ernst Wiegleb II errichtet wurde.
Die weitverzweigte Orgelmacherfamilie Wiegleb wirkte vom frühen 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts schwerpunktmäßig in Franken und Nordbaden. Ihr Stammvater ist Johann Hieronymus Wiegleb, der 1664 im thüringischen Pferdingsleben bei Gotha geboren wurde und 1683 in Heldritt eine fränkische Adelige heiratete. Seine vier Söhne wurden allesamt ebenfalls Orgelmacher. Der älteste ist der 1690 geborene Johann Christoph Wiegleb, der sich in Wilhermsdorf im heutigen Landkreis Fürth niederließ. Er wurde zum berühmtesten Meister der Sippe, erlangte 1736 den Titel eines Hof- und Landorgelmachers für die Markgrafschaft Bayreuth und 1739 für das Fürstentum Ansbach. In der Ansbacher Hauptkirche St. Gumbertus steht seine wohl berühmteste Orgel mit drei Manualen und 46 Stimmen. Zwischenzeitlich bis zur Unkenntlichkeit verändert, erstrahlt sie seit ihrer 2007 abgeschlossenen Rekonstruktion wieder in altem Glanz. Der 1693 geborene Friedrich Philipp Christian Wiegleb ließ sich nach seiner Ausbildung in Bönnigheim, im Norden des heutigen Landkreises Ludwigshafen nieder und wirkte dort als Orgelbauer. Der 1696 geborene Georg Ernst Wiegleb heiratete in eine Bäckerei in Schney, einem Stadtteil von Lichtenfels ein und verlegte die väterliche Werkstatt von Heldritt nach Schney. Schließlich ist noch der 1699 zur welt gekommene Vitus Friedrich Wiegleb zu erwähnen, der sich in Amsterdam niederließ und dort die Schwester des berühmten Orgelbauers Christian Müller ehelichte. Beschränken wir uns auf Georg Ernst Wiegleb in Schney und dessen 1735 geborenen Sohn, der ebenso Georg Ernst hieß und den wir deshalb als Georg Ernst Wiegleb II bezeichnen. Dieser eröffnete 1761 noch zu Lebzeiten des Vaters eine eigene Werkstatt in Bayreuth, erhielt 1762 das Privileg für die Markgrafschaft und unterhielt zudem noch einen Zweigbetrieb in Kulmbach. Er erbaute in fast 50 Schaffensjahren bis zu seinem Tod 1814 eine ganze Reihe von Orgeln hauptsächlich in Oberfranken, aber auch in den angrenzenden Gebieten Mittelfrankens und der Oberpfalz. Nur einige größere werke seinen genannt: 1769 in Thurnau mit 20 Registern, 1780 in Bindlach mit 22 Registern, 1787 in der Stadtkirche Neustadt an der Aisch mit ebenfalls 22 Stimmen und 1777 in Niederfüllbach mit 13 Registern. Nur sehr, sehr wenig ist von seinem Schaffen erhalten geblieben. Umso wertvoller ist das Instrument in Niederfüllbach.
Die Wiegleb-Orgel in Niederfüllbach blieb im 19. und 20. Jahrhundert nicht ohne Veränderungen. 1889 und 1955 erfolgten Überholungen und kleinere Veränderungen in der Disposition, die sich jedoch nicht gravierend auf den frischen, noch gänzlich barocken Klangcharakter auswirken. Die letzte Renovierung wurde 2006 durch die Firma Jürgen Lutz aus Feuchtwangen abgeschlossen. Die Orgel besitzt 13 Register. Im Hauptwerk, das wie das Oberwerk bis zum d3 ausgebaut ist, finden wir Gedackt, Gamba und ein enges, auf dem Registerzug als Geigenprincipal bezeichnete Stimme in 8'-Lage, das aber mehr ein Quintatön ist, sodann Principal und Gedackt 4', Octave 2' und eine 3fache Mixtur. Im Oberwerk stehen Flöte und Salicional 8', Flöte 4' und eine Waldflöte 2'. Das bis zum c1 geführte Pedal besitzt Subbaß 16' und Octavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel und ein im Rahmen der letzten Restaurierung 2006 hinzugefügter Cymbelstern. Als einer der ganz wenigen, aus dem umfangreichen Schaffen der Familie Wiegleb noch erhaltenen Orgeln kommt dem Instrument in der geschichtsträchtigen Schloßkapelle zu Niederfüllbach eine nicht zu unterschätzende Bedeutung in der fränkischen Orgellandschaft zu. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=QyZRm7qax7g

Disposition:

Hauptwerk, C-d1 Oberwerk, C-d1 Pedal, C-c1  
Geigenprincipal 8' Flöte 8' Subbaß 16' Manualkoppel
Gedackt 8' Salicional 8' Octavbaß 8' Pedalkoppel
Gamba 8' Flöte 4'   Cymbelstern
Principal 4' Waldflöte 2'    
Gedackt 4'      
Octave 2'      
Mixtur 3f.      

In Niederfüllbach gespielte Stücke:
Wolfgang Förtsch: Nun lob, mein Seel, den Herren >>> https://www.youtube.com/watch?v=Hv4cND8FmDA
Wolfgang Förtsch: Sey Lob und Ehr mit hohem Preiß >>> https://www.youtube.com/watch?v=wl-6w0_uoDo&t=12s
Paulus Hainlein: Capriccio in F >>> https://www.youtube.com/watch?v=u9l72x_jiU4
Hans Leo Hassler: Toccata e fuga noni toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=uKCYXA5Qv2M
Franz Anton Hugl: Fuga in B >>> https://www.youtube.com/watch?v=hMWCCPFXT-8&t=4s
Franz Anton Hugl: Praeludium und Versetten sexti toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=091yiKvB6aQ
Johann Baptist Peyer: Fuga Nr. 19 secundi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=t75NzQf8A6Y
Johann Baptist Peyer: Fuga Nr. 23 secundi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=2CmVFlVCYqg
Johann Baptist Peyer: Fuga post "Dona nobis" >>> https://www.youtube.com/watch?v=RZlUSDnKPZI
Johann Baptist Peyer: Praeambulum Nr. 18 secundi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=jSY0UdBUQjU
Alessandro Poglietti: Ricercar I secundi toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=5BW5P_8HgiI
Michael Scheuenstuhl: Aria Es-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=zoD2Bg8be-c



OBERKÜPS (Markt Ebensfeld, Landkreis Lichtenfels)
Kath. Kirche St. Katharina



Erbauer: Johann Philipp Seuffert (Würzburg)
 1743, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Oberküps ist ein Ortsteil des oberfränkischen Marktes Ebensfeld im Landkreis Lichtenfels. Der Ort liegt in einem engen Tal mit bewaldeten Steilhängen östlich vom Maintal; er ist in Ost-West-Richtung angeordnet und wird vom Aschbach, einem linken Zufluss des Mains, durchflossen. 1237 wurde Oberküps erstmals urkundlich erwähnt, als Herzog Otto von Meranien dem Kloster Langheim Güter übereignete, darunter eine Hube, ein Lehen und einen Weinberg in „Cubz“. 1862 wurde Oberküps in das neu geschaffene bayerische Bezirksamt Staffelstein eingegliedert. 1972 wurde der Landkreis Staffelstein aufgelöst. Die Gemeinde Oberküps wurde nach Kleukheim eingegliedert und kam zum Landkreis Lichtenfels. 1978 schließlich folgte die Eingliederung der Gemeinde Kleukheim mit Oberküps nach Ebensfeld. Die katholische Filialkirche St. Katharina wurde zwischen 1798 und 1802 nach Plänen des Bamberger Hofbaumeister Johann Lorenz Fink durch den Staffelsteiner Baumeister Andreas Weber errichtet. Die gewestete Barockkirche befindet sich in Hanglage hoch über dem Nordwestrand des Dorfes. Das Langhaus ist ein Saalraum an den sich ein einachsiger, eingezogener Chor anschließt. Der Hochaltar stammt aus der Werkstatt des Bamberger Bildhauers Georg Hoffmann. Die Seitenaltäre wurden von Franz Anton Schott von 1730 bis 1733 für die Johanniskapelle bei St. Stephan in Bamberg gefertigt. Sie wurden 1804 angekauft, ebenso wie die Orgel. Sie ist ein Werk des Würzburger Hoforgelbaumeisters Johann Philipp Seuffert aus dem Jahr 1743 und war die Winterchor-Orgel des rund 13 Kilometer nördlich liegenden Klosters Banz. Zum Zeitpunkt der Erbauung der Orgel wirkte im Kloster Banz der aus Rhön stammende Benediktiner Valentin Rathgeber.
Der 1693 in Gössenheim an der Wern geborene und 1780 verstorbene Johann Philipp Seuffert war der Begründer einer Orgelbaufamilie, die in drei Generationen über 300 Orgeln errichtet hat. Er erlernte sein Handwerk bei dem Würzburger Hoforgelmacher Johann Hoffmann. Seine Wanderjahre von 1711 bis 1721 führten ihn nach Österreich, Ungarn, Böhmen und möglicherweise auch Polen. Mit dem Tod des Würzburger Orgelbauers Franz Karl Hillenbrand 1722 ergab sich für ihn die Gelegenheit, dessen Witwe Anna Magdalena Hillenbrand zu heiraten und zu einem eigenen Geschäft zu kommen. 1731 wurde ihm der begehrte Titel eines Würzburger Hoforgelmachers verliehen. Er entfaltete eine fruchtbare Tätigkeit im gesamten Raum Unterfranken und teilweise darüber hinaus. Eine ganze Reihe von Instrumenten sind glücklicherweise, mehr oder weniger verändert, bis heute erhalten. Seine größte Orgel entstand 1745 für die westfälische Abtei Grafschaft mit 36 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Sie wurde noch 1957 durch einen Neubau unter Einbezug eines großen Teils der Seuffert-Register ersetzt. Die alten Pfeifen von immerhin 26 Registern wurden aber 1970 aus der Grafschafter Orgel entfernt und vorübergehend eingelagert. 1737 hatte Johann Philipp Seuffert in der Klosterkirche Banz die große Hauptorgel mit 32 Stimmen erbaut. 1743 erhielt er erneut einen Auftrag aus Banz, diesmal zur Errichtung einer kleineren Orgel für den Winterchor, der im selben Jahre ausgeführt wurde. Der Winterchor lag zwischen dem Chor der Klosterkirche und dem langgestreckten Abteibau im Obergeschoß des Refektoriumsbaus. Dieser Raum war heizbar und wurde deshalb in der kalten Jahreszeit für die Stundengebete benutzt. Die Hauptorgel wurde 1904 durch einen pneumatischen Neubau ersetzt. 1987 rekonstruierte der Marburger Orgelbaumeister Gerald Woehl im erhaltenen Gehäuse die Seuffert-Orgel unter Einbezug des eingelagerten, originalen Seuffert-Pfeifenmaterials aus der Klosterkirche Grafschaft; ein in dieser Form nahezu einmaliges Projekt. Die Winterchororgel gelangte 1804 nach Oberküps und blieb dort lange Zeit fast unangetastet. Noch 1943 rühmte der Rathgeber-Forscher Max Hellmuth den, wie es heißt, „stilechten Barockklang“ der kleinen Seuffert-Orgel. Dies änderte sich leider 1966, als die Firma Walcker aus Ludwigsburg einen aus heutiger Sicht verunglückten Umbau der Orgel vornahm. Bei dieser Maßnahme wurden neue Windladen angefertigt, Schleifen aus Kunststoff eingebaut, dazu eine vollständig neue Traktur und es wurde auch in die Intonation der Register eingegriffen. Vom alten Klang der Seuffert-Orgel ist nicht viel geblieben. 2015 wurde die Orgel instandgesetzt. Doch eine sicher wünschenswerte stilgerechte Rekonstruktion ist derzeit leider nicht in Sicht.
Die Seuffert-Orgel in Oberküps besitzt 8 Register auf einem Manual und Pedal.Das Manual, das ursprünglich bis zum c3 ging, seit 1966 bis zum f3, besitzt sechs Register. Gedackt 8', Principal und Piffaro 4', die Oktave 2', eine Quinte 1 1/3' und eine 4fache Mixtur. Die Oktave ist vollständig erneuert, die Mixtur etwa zur Hälfte, die anderen Register stammen noch überwiegend von der Banzer Winterchor-Orgel des Johann Philipp Seuffert. Das Pedal wurde 1966 von Walcker komplett neu angefertigt mit einem Umfang bis zum d1. Ursprünglich hatte die Seuffert-Orgel nur ein typisch fränkisches Kurzpedal mit 14 Tasten mit zum d°. Hier finden wir Subbaß 16' und Oktavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Auch wenn die Banz-Oberküpser Seuffert-Orgel heute nur noch in Teilen original ist, so kommt ihr doch als einzigem Rest der ehemaligen Banzer Orgelherrlichkeit eine besondere Bedeutung zu. Neben der Haupt- und der Winterchororgel gab es dort noch eine dritte Orgel im Sommerchor, die aber ebenfalls leider nicht erhalten ist. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=4fKSFqo3W2g&t=832s

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-d1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Principal 4' Octavbaß 8'  
Piffaro 4'    
Octave 2'    
Quinte 1 1/3'    
Mixtur 4f.    

In Oberküps gespielte Stücke:
Johann Pachelbel: Auf meinen lieben Gott >>> https://www.youtube.com/watch?v=-9nSVkKhlvY
Johann Pachelbel: Dies sind die heilgen zehn Gebot >>> https://www.youtube.com/watch?v=QJrJ2dkOxcE&t=7s
Johann Valentin Rathgeber: Aria Pastorella Nr. 56 in G >>> https://www.youtube.com/watch?v=jGnvJ-GKu-s
Johann Valentin Rathgeber: Aria Pastorella Nr. 57 in A >>> https://www.youtube.com/watch?v=mf1PLfME-mg
Johann Valentin Rathgeber: Aria Pastorella Nr. 58 in A >>> https://www.youtube.com/watch?v=Vv2cHiao6l0
Johann Valentin Rathgeber: Aria Pastorella Nr. 59 in B >>> https://www.youtube.com/watch?v=VPE6xUVOMYc
Johann Valentin Rathgeber: Aria Pastorella Nr. 60 in B >>> https://www.youtube.com/watch?v=i26AGp4NDmM



PILGRAMSREUTH (Stadt Rehau, Landkreis Hof)
Ev. Pfarrkirche 



Erbauer: Wilhelm Raithel (Kirchenlamitz) 1856, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum ausführlichen Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-c1  
Bordun 16' Subbaß 16' Pedalkoppel
Principal 8' Violonbaß 16'  
Bordun 8' Octavbaß 8'  
Flauttravers 8'    
Viola da Gamba 8'    
Octave 4'    
Violflöte 4'    
Quinte 3'    
Octave 2'    
Mixtur 3f.    

In Pilgramsreuth gespielte Stücke:
Salomo Heinrich Bodenschatz: Postludium d-moll >>> folgt
Salomo Heinrich Bodenschatz: Präludium Es-Dur >>> folgt
Antonin Dvorak: Fughetta D-Dur >>> folgt
Antonin Dvorak: Präludium a-moll >>> folgt
Johann Michael Galley: Praeambulum octavi toni >>> folgt
Johann Georg Herzog: An Wasserflüssen Babylon >>> folgt
Johann Georg Herzog: Christus, der ist mein Leben >>> folgt
Johann Georg Herzog: Freuet euch, ihr Chisten alle >>> folgt
Jan Krtitel Kuchar: Praeludium E-Dur >>> folgt
Heinrich Pfendner: Canzon in G >>> folgt
Martin Vogt: Andantino e-moll >>> folgt
Martin Vogt: Moderato a-moll >>> folgt
Martin Vogt: Präludium a-moll >>> folgt
Martin Vogt: Vivace C-Dur >>> folgt



REGNITZLOSAU (Landkreis Hof)
Ev. Pfarrkirche St. Aegidien



Erbauer: Augustin Bittner (Nürnberg) 1844, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Regnitzlosau ist eine Gemeinde mit knapp 2.500 Einwohnerinnen und Einwohnern im oberfränkischen Landkreis Hof. Sie ist einer der drei Anliegerorte des bayerisch-sächsisch-böhmischen Dreiländerecks. Nördlich grenzt die Gemeinde Triebel im sächsischen Vogtland an Regnitzlosau und im Osten Hranice (Roßbach in Böhmen) – der Ort mit der berühmten Schubert-Orgel. In einem anderen Orgelportrait wird sie näher vorgestellt. Regnitzlosau liegt eingebettet in die hügeligen Ausläufer von Fichtelgebirge, Frankenwald und Elstergebirge. Der Ortsname leitet sich von dem in die Sächsische Saale fließenden Fluss Regnitz und vom Namen des Adelsgeschlechts der Herren von Lasan ab. Erstmals urkundlich genannt wurde der Ort im Jahre 1234, er gehörte damals zum von den Vögten von Weida regierten „Terra Advocatorum“ – das Gebiet, das wir heute Vogtland nennen. Eine selbstständige Pfarrei bestand spätestens 1294. 1373 kam Regnitzlosau zum Herrschaftsbereich der Burggrafen von Nürnberg, später ging das Gebiet dann im Fürstentum Bayreuth auf, mit dem zusammen der Ort seit 1810 zum Königreich Bayern gehörte. Die evangelische Pfarrkirche St. Ägidien entstand in ihrer heutigen Form in den Jahren 1701 bis 1705. Bis 1745 entstand die reiche Innenausstattung mit dem barocken Kanzelaltar des Meisters Wolfgang Adam Knoll und der aus 105 bemalten Tafeln bestehenden Kassettendecke. Die prachtvolle Orgel auf der rückwärtigen Empore stammt aus dem Jahre 1844 und wurde von Augustin Ferdinand Bittner aus Nürnberg erbaut.
August Ferdinand Bittner wurde 1787 in Lohen, heute ein Ortsteil von Thalmässing im mittelfränkischen Landkreis Roth geboren. Sein Vater wird als Schreiner, Bildhauer und Orgelmacher bezeichnet. Wie seine beiden Brüder erlernte er seine Handwerkskunst in der väterlichen Werkstatt in Freystadt in der Oberpfalz. Als einziger der Brüder konnte er später, nämlich 1822 erfolgreich eine Orgelbaukonzession erwerben und verlegte seine Werkstatt 1829 von Freystadt nach Nürnberg. Nach kurzer Zeit bereits konnte er Orgelarbeiten, meist kleinere und größere Umbauten in allen Nürnberger Hauptkirchen ausführen, dazu kam eine steigende Anzahl von Neubauten. 1830 errichtete er ein Instrument mit 23 Stimmen in Fürth, St. Michael, 1831 in der Stadtkirche zu Schwabach, 1840 in der Hauptkirche St. Jakob in Rothenburg ob der Tauber und fast zeitgleich in der Katholischen Pfarrkirche St. Ludwig in Ansbach. Bittners vielleicht berühmteste Orgel entstand 1848 in der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Sie war mit der Orgel in Regnitzlosau optisch und klanglich eng verwandt. Den Bittnerschen Orgelprospekt können wir in Vierzehnheiligen heute noch bewundern und wenn wir ihr vier Jahre älteres Schwesterinstrument in Regnitzlosau hören, können wir uns sehr gut vorstellen, wie die bereits 1905 durch einen Neubau ersetzte Orgel in Vierzehnheiligen geklungen haben dürfte. August Bittners Orgeln sind technisch und klanglich relativ konservativ gebaut, weshalb viele von ihnen im Zeitalter der Kegelladen oder spätestens nach dem ersten Weltkrieg ersetzt wurden. Nach dem Tod des Meisters 1850 übernahm der gleichnamige, 1817 geborene Sohn August Ferdinand Bittner II die väterliche Werkstatt bis zu seinem Tod 1879. Der 1816 geborene ältere Sohn Johann Michael Bittner gründete bereits 1843 eine eigene Werkstatt in Nürnberg, die er dann 1871 an seinen Bruder August Bittner II verkaufte. Ein Bruder von August Bittner I hatte sich schon 1805 in Hilpoltstein als Schreiner und Orgelmacher selbstständig gemacht und begründete damit die Hilpoltsteiner beziehungsweise später Eichstätter Linie der Firma Bittner. Nach dem Tod von August Bittner II übernahm der Eichstätter Großneffe Joseph Franz Bittner die Werkstatt in Nürnberg und legte sie 1897 mit dem Eichstätter Betrieb zusammen, der noch bis 1990 existierte. Doch zurück zu August Bittner I, aus dessen bedeutendem Schaffen sich nur wenige Instrumente bis heute erhalten haben. Unter ihnen ist die 1844 geschaffene Orgel in Regnitzlosau die größte.
Der schöne, reich im Empirestil verzierte Prospekt ist ähnlich aufgebaut wie die etwas früher entstandenen Prospekte der Gebrüder Heidenreich in Schwarzenbach an der Saale und in Hof: an den Seiten große Baßfelder, dazwischen drei kleinere Felder und darüber das dreiteilige Oberpositiv. Die Manuale besitzen einen Tonumfang bis zum f3. Im Hauptwerk finden wir die Register Principal, Flöten, Gedackt und Viola di Gamba 8', Octav und Flöta travers 4', Quint 3', Superoctav 2' sowie eine 6fache Mixtur auf 2'-Basis. Das Oberwerk besitzt die Stimmen Lieblich Gedackt und Solisonal 8', Principal, Kleingedackt und Gemshorn 4' sowie eine Blockflöte 2'. Im Pedal mit einem Umfang bis zum c1 stehen Subbaß und Violonbaß 16' sowie ein Oktavbaß 8', dazu kommen eine Manual- und eine Pedalkoppel, ein Tremulant und zwei Sperrventile, was Mitte des 19. Jahrhunderts auch schon relativ ungewöhnlich ist. Die Bittner-Orgel in Regnitzlosau ist als eine der ganz wenigen erhaltenen Instrumente ihres Meisters von großer Bedeutung für die fränkische Orgellandschaft und integraler Bestandteil des schönen Kirchenraums. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=xBjzDBeWoVk

Disposition:

Hauptwerk, C-f3 Oberwerk, C-f3 Pedal, C-c1  
Principal 8' Lieblich Gedackt 8' Subbaß 16' Manualkoppel
Gedackt 8' Solisonal 8' Violonbaß 16' Pedalkoppel
Flöten 8' Principal 4' Octavbaß 8' Tremulant
Viola di Gamba 8' Kleingedackt 4'    
Octav 4' Gemshorn 4'    
Flöta travers 4' Blockflöte 2'    
Quint 3'      
Superoctav 2'      
Mixtur 6f.      

In Regnitzlosau gespielte Stücke:
Johann Georg Albrechtsberger: Pastorale C-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=DAbDaq8Lp3I&t=26s
Salomo Heinrich Bodenschatz: Larghetto As-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=dkUBKPNiL-M
Salomo Heinrich Bodenschatz: Largo und Fuge c-moll / C-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=1fOvvGLTON8&t=10s
Salomo Heinrich Bodenschatz: Moderato B-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=dJwOOrRarm8
Victor Klauß: Seelenbräutigam >>> https://www.youtube.com/watch?v=ZMAkJ0sCFoo
Carl Loewe: Herr, ich habe mißgehandelt >>> https://www.youtube.com/watch?v=uMGWJNwSnXQ
Carl Loewe: Wie schön leuchtet der Morgenstern >>> https://www.youtube.com/watch?v=RGa-05OYEBI&t=1s
Gustav Adolf Merkel: Ach, was soll ich Sünder machen >>> https://www.youtube.com/watch?v=VsfTTs0CrF4&t=2s
Gustav Adolf Merkel: Christe, du Lamm Gottes >>> https://www.youtube.com/watch?v=lpTYpVSh5KE
Gustav Adolf Merkel: Es woll uns Gott genädig sein >>> https://www.youtube.com/watch?v=YanQ0MW98Ng
Gustav Adolf Merkel: Moderato a-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=AhBX_ogBGwc
Gustav Adolf Merkel: Nun ruhen alle Wälder >>> https://www.youtube.com/watch?v=W3-5b_DlSzo&t=3s
Selmar Müller: Concert-Fantasie e-moll op. 21 >>> https://www.youtube.com/watch?v=yjWww9zo8Cw
Carl Rundnagel: Adagio F-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=o2GI3VvNLfY&t=2s
Nicola Antonio Zingarelli: Sonata F-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=XhqAVc3iB7k&t=4s
Nicola Antonio Zingarelli: Sonata G-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=7bHJyctwFAk



SCHESSLITZ (Landkreis Bamberg)
Kath. Wallfahrtskirche auf dem Gügel



Erbauer: Andreas Schöpf (Seßlach) 1708, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

„Mitten im Frankenland ragen über dem Städtchen Scheßlitz, nahe bei Bamberg, die Giechburg und die Gügelkirche. Sie liegen einander gegenüber, die Burg, das Symbol der weltlichen Macht, krallt sich wie ein Wappenlöwe in das Juradolomit und die Gügelkirche, das Sinnbild geistlicher Macht, fährt wie ein steiles Schiff über wehende Buchenwälder ins Blaue.“ Wir zitierten eingangs den Bamberger Heimatschriftsteller Friedrich Deml. Weiter schreibt er: „Ich kenne kein Heiligtum, das mir lieber und vertrauter wäre als diese Felsenkirche am Gügel. Wenn du ihr emporpilgerst durch Laubwälder, die im Frühling nach Waldmeister und Maiglöckchen duften und im Spätherbst lautlos verlodern, so begegnet dir eine unberührte und ungebrochene Natur, in der Liebliches und Gezähmtes mit Wildnishaftem sich mischt.“ Die Stadt Scheßlitz liegt im oberfränkischen Landkreis Bamberg am Aufstieg zur Fränkischen Schweiz an der Autobahn A70. Scheßlitz gehört zu den ältesten Siedlungen im weiten Umkreis und besitzt seit 1230 Stadtrechte. Die Stadt liegt in einem von elf Hügeln umgebenen Talkessel, von denen einer der 515 Meter hohe Gügel ist. Auf diesem Berg ist erstmals 1274 eine Burg mit einer Burgkapelle zu Ehren des Heiligen Pankratius urkundlich bezeugt. Der Bamberger Fürstbischof Lamprecht von Brunn erwarb den Berg im Jahr 1390 von den Grafen von Truhendingen. Während die Burg verfiel, wurde die Kapelle mehrmals wiederhergestellt. 1610 veranlasste der Bamberger Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen einen Neubau der Kirche, in den vermutlich die alten Fundamente einbezogen wurden. Man betritt die Kirche entweder über die große Treppe im Westen oder durch eine Kapelle im Untergeschoss, von der aus man über eine Wendeltreppe und einen mystischen, in den Fels gehauenen Gang in das Langhaus gelangt. Neben dem Renaissance-Hochaltar sind unter anderem die Kanzel und die Emporenbrüstung bemerkenswert. Diese beiden zuletzt genannten Teile der Ausstattung stammen ursprünglich aus dem Bamberger Dom und kamen erst 1836 im Zuge der Versteigerung des Dominventars in die Kirche auf dem Gügel. Und dann ist da noch die 1708 erbaute Orgel, die aus der Werkstatt des Orgelbauers Andreas Schöpf aus Seßlach stammt.
Stammvater der allgemein wenig bekannten Orgelbauerfamilie Schöpf war der aus Mellrichstadt stammende Johann Schöpf. Er war vermutlich ein Mitarbeiter des Orgelbauers Konrad Kitzinger und hatte zwei Söhne, den um 1665 geborenen Johann Adam Schöpf und den wohl zwei oder drei Jahre älteren Andreas Schöpf. Johann Adam Schöpf heiratete 1691 nach Hofheim in Unterfranken und begründete in der Folge den unterfränkischen Zweig der Familie Schöpf. Sein Bruder Andreas ließ sich etwa zeitgleich in Seßlach nieder. Seßlach liegt nördlich von Bamberg Richtung Coburg, gehörte damals aber zum Hochstift Würzburg. Diese exponierte Lage an der Nordflanke Bambergs ermöglichte Andreas Schöpf ein leichtes Eindringen in das Bamberger Territorium, zumal die dortigen Orgelbauer Anfang des 18.Jahrhunderts keine besonders hohe Produktivität entwickelten. Es ist anzunehmen, daß zwischen der Bamberger Orgelmacherwerkstatt Schleich und Schöpf freundschaftliche Beziehungen bestanden, die ein konkurrenzfreies Nebeneinander erlaubten. Andreas Schöpfs Sohn, der 1692 geborene Johann Konrad Schöpf, übernahm nach dem Tod des Vaters 1734 die Werkstatt. Letzter Vertreter der Familie ist der 1723 geborene Johann Adam Schöpf II, mit dessen Tod 1795 die Seßlacher Werkstatt erlosch. Bisher konnten etwa 27 Neubauten aus den drei Generationen der Seßlacher Zweiges der Familie Schöpf ermittelt werden. Von all der Pracht ist nur äußerst wenig bis heute erhalten. Zu nennen ist hier die 1732 bis 1734 erbaute, zweimanualige Orgel Johann Konrad Schöpfs in Watzendorf, nur wenige Kilometer von Seßlach entfernt. Und die Orgel in der Gügelkirche, die 1708 von Andreas Schöpf errichtet wurde. Aufgrund des äußerlich recht konservativen, dreiteiligen Prospekts hat man die Orgel bis vor einigen Jahren sogar für noch älter gehalten. Fünf der acht Register sind bis heute original erhalten, so auch der bemerkenswerte Prospekt-Principal mit der facettierten Mittelpfeife und den Kielbogenlabien.
Die Schöpf-Orgel in der Gügelkirche wurde erstmals bereits 1964 durch die Firma Walcker aus Ludwigsburg nach den damaligen, orgeldenkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert. 2015 bis 2016 erfolgte eine erneute sorgfältige und stilgerechte Restaurierung durch Orgelbaumeister Johannes Rohlf aus Neubulach. Das Manual besitzt einen Tonumfang bis zum c3. Von Andreas Schöpf ganz oder weitgehend original erhalten sind die Register Principal 4', Octav 2', Quint 1 1/2', „Flagonett“ 1' sowie die 3fache Mixtur. Das Register Gedackt 8' wurde bei der 2016 abgeschlossenen Restaurierung eingebaut. Es stammt ursprünglich von der 1906 erbauten Walcker-Orgel der Dankeskirche in Bad Nauheim und wurde klanglich sehr feinfühlig an seine neue Heimat in einer der ältesten spielbaren Orgeln Oberfrankens angepaßt. Das weitgehend erneuerte Pedal mit einem Umfang bis zum d1 verfügt über die Register Subbaß 16' und Violon 8', dazu kommen eine Pedalkoppel und ein Kanaltremulant. Durch Johannes Rohlf rekonstruiert wurde ebenfalls die Keilbalganlage mit zwei Keilbälgen im historischen Balghaus hinter der Orgel. Eingestimmt mit einer historischen Temperatur nach Werckmeister, füllt das relativ kleine Instrument den Raum der Wallfahrtskirche mit seinem vornehmen, barocken Klang vollständig aus. An dieser Stelle möchte ich ausnahmsweise eine persönliche Geschichte einflechten. Nach meinem Spiel in der Gügelkirche im Frühsommer 2018 traf ich an jenem späten Vormittag vor der Kirche auf eine Gruppe Pilger. Durch die Noten in der Hand war ich wohl leicht als Organist zu identifizieren. Ein Mann aus der Gruppe, sich als Schweizer vorstellend, sprach mich an und berichtete mir von seinem Eindruck meines zuletzt gespielten Stücks (es war das Praeambulum 6 vocum von Ludwig Senfl). Während ich dieses Praeambulum spielte, sei er langsam die große Westtreppe von außen nach oben gestiegen und je näher er dem offenstehenden Kirchenportal kam, desto mehr wuchs der Klang an, desto festlicher und feierlicher wurde es ihm ums Herz. Sehr dankbar bin ich dem unbekannten Pilger für die Mitteilung dieses Erlebnisses; denn nun werden vermutlich zwei Menschen diese Momente auf dem Gügelberg ein Leben lang nicht vergessen.

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=fKiAXcgVoes

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-c1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Principal 4' Violon 8' Tremulant
Octav 2'    
Quint 1 1/2'    
Flagonett 1'    
Mixtur 3f.    

In Scheßlitz gespielte Stücke:
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium und Fuge c-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=6_uNKBiipXM
Christian Herbig: Christ lag in Todesbanden >>> https://www.youtube.com/watch?v=IvJkbF-vueQ
Johann Krieger: Fuga in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=sH2CgNZvESw
Johann Krieger: Herr Christ, der einig Gottes Sohn (Partita) >>> https://www.youtube.com/watch?v=ku5G57nZBy4
Samuel Mareschall: Mon Dieu me paist >>> https://www.youtube.com/watch?v=Tr6P2BeYRaA
Ludwig Senfl: Praeambulum 6 vocum >>> https://www.youtube.com/watch?v=oIgio2tKmpw



SCHÖNBRUNN (Stadt Wunsiedel, Landkreis Wunsiedel)
Ev. Pfarrkirche St. Peter



Erbauer: Gebrüder Heidenreich (Georg Christian und Georg Adam Heidenreich, Hof) 1826, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

27 Orte gibt es in Deutschland, die den Namen Schönbrunn tragen; allein 17 davon liegen in Bayern. Wir sind heute im Fichtelgebirge zu Gast, unweit der Stadt Wunsiedel, in die unser Schönbrunn 1975 eingemeindet wurde. Ein Gedenkstein im Ort erinnert an die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes im Jahre 1300, doch ist Schönbrunn sicher älter, denn das Untergeschoß des heutigen Kirchturms ist romanischen Ursprungs. Der Ort war im Besitz der Nürnberger Burggrafen, der Hohenzollern und gehörte später zum aus deren Territorium entstandenen Markgraftum Brandenburg-Bayreuth. Die Ämter an der Grenze zur Oberpfalz – sechs an der Zahl, nämlich Hohenberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel – bildeten gemeinsam das Sechsämterland und mit diesem kam Schönbrunn 1810 zum Königreich Bayern. 1616 bis 1620 wurde die mittelalterliche Pfarrkirche St. Peter an der Nordseite, 1709 nach Westen erweitert. Eine Renaissance-Kanzel von 1620, der Altar von 1671, spätgotische Wandmalereien im Turmuntergeschoß und natürlich die Orgel ziehen unser Interesse an. Erbaut wurde sie 1826 in der kunstberühmten Werkstatt der Gebrüder Heidenreich in Hof in einer Zeit, die man gemeinhin das Biedermeier nennt. 
Stammvater der Orgelbauerfamilie Heidenreich, die den Orgelbau in Oberfranken auf der Wende vom Barock zur Romantik prägte wie keine andere, war der 1741 in Bayreuth geborene Friedrich Heidenreich. Sein Handwerk erlernte er in der kunstberühmten Werkstatt der beiden Silbermannschüler Johann Jacob Graichen und Johann Nikolaus Ritter in Hof. 1765 übernahm er deren Werkstatt. Seine in der Folge erbauten Werke können die Silbermann-Schule nicht verleugnen, ohne sich deshalb den Besonderheiten der oberfränkischen Orgellandschaft zu verschließen. Darunter waren große Werke wie die 1777 erbaute Orgel in Hirschberg an der Saale mit 22 Stimmen und die 1797 fertiggestellte, ebenso große Orgel in Schauenstein. Seine vier Söhne legten alle in der väterlichen Werkstatt die Grundlagen für ihre spätere Meisterschaft in der Orgelbaukunst. Die beiden jüngeren, der 1779 zur Welt gekommene Georg Christian Heidenreich und sein 1782 geborener Bruder Georg Adam übernahmen die Werkstatt in Hof und wirkten gemeinsam als „Gebrüder Heidenreich“. Die beiden älteren Söhne des Firmengründers, der 1770 geborene Eberhard Friedrich Heidenreich und sein acht Jahre jüngerer Bruder Johann Friedrich Heidenreich, erhielten 1803 die preußische Konzession für die Markgrafschaft Bayreuth und führten von da an gemeinsam die Zweigwerkstatt der Familie in Bayreuth. Die größte und bekannteste Orgel der Hofer Gebrüder Heidenreich ist die 1834 fertiggestellte Orgel in der Michaeliskirche ihrer Heimatstadt, die 34 Stimmen erhielt. In ihr haben sich zahlreiche Register aus der Erbauungszeit bis heute erhalten, wenngleich diese Orgel zwischenzeitlich auf 63 Register erweitert wurde.Insgesamt entstanden im Laufe der Jahre rund vier Dutzend neuer Orgeln, größere und kleinere; wobei sich heute nicht immer sicher sagen läßt, ob das jeweilige Instrument aus der Hofer oder Bayreuther Werkstatt stammt. Beiden gemeinsam war größte handwerkliche Gediegenheit und feinste Klanggestaltung, in der bis zuletzt die Silbermann-Tradition wirksam blieb. Viel ist davon nicht erhalten. Unverändert geblieben ist lediglich eine einzige Orgel aus dem Schaffen der Hofer Gebrüder. Sie steht in Leubnitz im sächsischen Vogtland und wurde zeitgleich 1826 mit der Orgel in Schönbrunn begonnen, die ihrerseits nur leicht verändert die Zeiten bis heute überdauert hat. Georg Christian Heidenreich starb 1851, sein Bruder zwei Jahre später. Die Werkstatt wurde daraufhin von Georg Adams Sohn Georg Christian Salomo Heidenreich weitergeführt, der sich dann aber bald vom Orgelbau ab- und der Gastronomie zuwandte – aus Neigung, wie es heißt. 
Eine Besonderheit der Schönbrunner Orgel ist ihr original erhaltener Spielschrank und die ebenfalls original erhaltene Terzmixtur. Beides wurde bei den meisten anderen Heidenreich-Orgeln später erneuert und dem Zeitgeschmack angepasst. 1980 wurde die Orgel durch die Firma Deininger & Renner aus Oettingen denkmalgerecht restauriert. Das bis zum f3 ausgebaute Manual besitzt eine fein differenzierte Klangpalette an Stimmen. Bordun, Flauto traverso und Viola di Gamba 8', Principal, Koppelflöte gedeckt und Flauto lamento offen 4', Quint 3', Octav 2' und eine 3fache, terzhaltige Mixtur. Das Pedal besitzt die beiden Fundamentregister Subbaß 16' und Octavbaß 8', mit einer Pedalkoppel lassen sich die Werke verbinden. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-c1  
Bordun 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Flauto traverse 8' Octavbaß 8'  
Viola di Gamba 8'    
Principal 4'    
Koppelflöte 4'    
Flauto lamento 4'    
Quint 3'    
Octav 2'    
Mixtur 3f.    

In Schönbrunn gespielte Stücke:
Placidus Andermatt: Fantasia c-moll / C-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=CoGwitK343A&t=17s
Anonymus: Planctus Illyricus >>> https://www.youtube.com/watch?v=pMTSGBZ0QsM&t=13s
Benjamin Carr: Variationen über "O Sanctissima" >>> https://www.youtube.com/watch?v=voyZzKGHJuY&t=22s
Dionysius Grotz: Fuga in d >>>
Dionysius Grotz: Vor- oder Nachspiel in F >>>
Johann Georg Herzog: O Haupt voll Blut und Wunden >>>
Johann Georg Herzog: Vorspiel über den Tonus peregrinus >>>
Wolfgang Amadeus Mozart: Praeludium VII in C >>>
Wolfgang Amadeus Mozart: Praeludium VIII in C >>>
Wolfgang Amadeus Mozart: Praeludium IX in C >>>
Simon Sechter: Präludium in Stile Palestrinas a-moll >>>
Simon Sechter: Präludium in Stile Palestrinas C-Dur >>>
Maximilian Stadler: Praeambulum quarti toni >>>
Franz Xaver Süßmayr: Sonatina G-Dur >>>
Antal Zimmermann: Sechs Versetten



SCHORNWEISACH (Markt Uehlfeld, Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim)
Ev. Pfarrkirche St. Roswinda



Erbauer: Johann Christoph Wiegleb (Wilhermsdorf) 1748-1749, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Schornweisach ist ein Ortsteil des Marktes Uehlfeld im mittelfränkischen Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim. Das Dorf an der Weisach mit knapp 400 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt 2 ½ Kilometer südlich von Vestenbergsgreuth, dem legendären Bayern-Bezwinger in der ersten DFB-Pokalrunde 1994, das aber schon im Landkreis Erlangen-Höchstadt liegt. Wir sind im Steigerwald, genauer im Aischgrund mit seiner vielfach noch fast unberührten Natur. Im ausgehenden Mittelalter der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth zugehörig, kam das Gebiet 1810 zum Königreich Bayern. Eine erste Kirche wurde 1393 im Ort errichtet. Das heutige Gotteshaus entstand 1747 bis 1748 unter Einbezug des alten, 1692 erneuerten Turms von 1555. Die Kirche war ehedem der Heiligen Roswinda geweiht, einer Schwester der Heiligen Odilia. Zum Abschluß der barocken Baumaßnahmen erhielt sie auch ihre neue und heute noch vorhandene Orgel, die aus der Werkstatt des berühmten Johann Christoph Wiegleb aus Wilhermsdorf stammte. Der Markt Wilhermsdorf liegt ungefähr auf halber Wegstrecke zwischen Schornweisach und Nürnberg im Landkreis Fürth.  
Die weitverzweigte Orgelmacherfamilie Wiegleb wirkte vom frühen 18. bis Mitte des 19.Jahrhunderts schwerpunktmäßig in Franken und Nordbaden. Ihr Stammvater ist Johann Hieronymus Wiegleb, der 1664 im thüringischen Pferdingsleben bei Gotha geboren wurde und 1683 in Heldritt eine fränkische Adelige heiratete. Seine vier Söhne wurden allesamt ebenfalls Orgelmacher. Der älteste ist der 1690 geborene Johann Christoph Wiegleb, der sich in Wilhermsdorf im heutigen Landkreis Fürth niederließ. Sein Bruder, der 1693 geborene Friedrich Philipp Christian Wiegleb ließ sich nach seiner Ausbildung in Bönnigheim, im Norden des heutigen Landkreises Ludwigshafen nieder und wirkte dort als Orgelbauer. Der 1696 geborene Georg Ernst Wiegleb heiratete in eine Bäckerei in Schney, einem Stadtteil von Lichtenfels ein und verlegte die väterliche Werkstatt von Heldritt nach Schney. Schließlich ist noch der 1699 zur Welt gekommene Vitus Friedrich Wiegleb zu erwähnen, der sich in Amsterdam niederließ und dort die Schwester des berühmten Orgelbauers Christian Müller ehelichte. Johann Christoph Wiegleb hatte in seinen Wanderjahren bei Johann Georg Finke in Saalfeld und ab 1711 bei Adam Ernst Reichard in Nürnberg gearbeitet. Reichard stammte ebenfalls aus Thüringen, sogar aus einem Nachbarort von Pferdingsleben, nämlich aus Tröchtelborn. So hat Wiegleb immer wieder das Ineinanderfließen von thüringischen und fränkischen Einflüssen erlebt, das man später in auch allen seinen eigenen Werken beobachten kann. 1732 zunächst zum Hohenloh-Schillingsfürstischen Orgelmacher ernannt, erhielt er 1736 den Titel eines Hof- und Landorgelmachers für die Markgrafschaft Bayreuth und 1739 für das Fürstentum Ansbach. In der Ansbacher Hauptkirche St. Gumbertus steht seine wohl berühmteste Orgel mit drei Manualen und 46 Stimmen. Zwischenzeitlich bis zur Unkenntlichkeit verändert, erstrahlt sie seit ihrer 2007 abgeschlossenen Rekonstruktion wieder in altem Glanz. Darüber hinaus erbaute er eine Reihe kleinerer Instrumente, von denen sich jedoch nur wenige erhalten haben. Zahlreiche Schüler und Wandergesellen arbeiteten zeitweise in Wieglebs Werkstatt, die später selbst tüchtige Meister wurden: Georg Martin Gessinger in Rothenburg, Johann Andreas Stein in Augsburg, Franz Jakob Späth in Regensburg und der ebenfalls aus Thüringen stammenden Kaspar Moritz Nößler, der 1752 sein Nachfolger als Markgräflicher Hof- und Landorgelmacher für Ansbach wurde und 1757 die Werkstatt ins benachbarte Heilsbronn verlegte. Als Johann Christoph Wiegleb 1748 die Orgel in Schornweisach begann, war er bereits krank und überließ die Ausführung weitgehend seinem Obergesellen und Werkführer Kaspar Moritz Nößler, der das Instrument nach Wieglebs Tod 1749 auch vollendete. Die Orgel in Schornweisach vereint in geradezu überdeutlicher Weise – und fast schon retrospektiv für Wieglebs gesamtes Schaffen – thüringische und fränkische Einflüsse miteinander. Thüringisch ist vor allem der Prospektaufbau mit seinen foliierten Prospektpfeifen aus Holz, die vor allem im Großraum Thüringer Wald, in der Rhön und in den angrenzenden Gebieten Unter- und Oberfrankens häufiger zu finden sind. Typisch fränkisch ist die Klanggestalt mit seiner reich besetzten und fein differenzierten 8'-Lage. So besitzt das Schornweisacher Manual die Stimmen Gedackt, Flaut, Gamba und Salicional 8', Principal und Kleingedackt 4', Quint 3', Octav 2' sowie eine 4fache Mixtur, die mit ihrem Terzchor dem Plenum ein besonderes Relief verleiht. Im Pedal stehen die beiden üblichen Fundamentregister Subbaß 16' und Octavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. Nach einem Umbau 1867 durch die Firma Steinmeyer aus Oettingen, bei dem die Orgel unter anderem einen freistehenden Spieltisch erhielt, wurde das Instrument 1983 durch die Firma Hoffmann aus Ostheim vor der Rhön restauriert und auf seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt. 2019 erfolgte eine Instandsetzung und Nachintonation durch die Firma Vleugels aus Hardheim. Neben dem Prospekt und den Windladen ist zum Glück ein großer Teil des originalen Pfeifenmaterials erhalten. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-c1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Flaut 8' Octavbaß 8'  
Gamba 8'    
Salicional 8'    
Principal 4'    
Klein-Gedackt 4'    
Quint 3'    
Octav 2'    
Mixtur 4f.    

In Schornweisach gespielte Stücke:
Johann Benn: Canzon in e >>> https://www.youtube.com/watch?v=MSeJr3nBDUI&t=21s
Valentin Dretzel: Introitus in C >>> https://www.youtube.com/watch?v=aWoYCjHfrXU&t=25s
Johann Caspar Kerll: Magnificat sexti toni >>>
Nicolo Moretti: Tempesta di mare >>>
Franz Xaver Anton Murschhauser: Aria quinta >>>
Johann Pachelbel: O Lamm Gottes unschuldig >>>
Johann Pachelbel: Toccata in c >>>
Johann Pachelbel: Wenn wir in höchsten Nöten sein >>>
Michael Scheuenstuhl: Siciliana in F >>>
Maximilian Stadler: Praeambulum primi toni >>>
Johann Baptist Anton Vallade: Praeambulum und Fuge in C >>>



SCHOTTENSTEIN (Gemeinde Itzgrund, Landkreis Coburg)
Ev. Kirche St. Pankratius



Erbauer: Johann Adam Schöpf II (Seßlach) 1752, Umbau Johann Wolf (Bayreuth) 1875, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Schottenstein ist ein Ortsteil der Gemeinde Itzgrund im oberfränkischen Landkreis Coburg. Der Ort mit heute knapp 500 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im Itz-Baunach-Hügelland, etwa 13 Kilometer südwestlich von Coburg - der alten, auch musikalisch traditionsreichen Thüringer Herzogsresidenz. Ein malerischer Ort, vor allem zur Zeit der Baumblüte und der Morgensonne; von dessen höchsten Stellen aus man einen weiten Blick über die Auen des Itzgrundes bis zu den Türmen von Kloster Banz hat. Der Name des 1126 erstmals urkundlich genannten Dorfes leitet sich vom Geschlecht derer von Schott zu Schottenstein ab, die ab 1239 im Ort bezeugt sind. Im 16. Jahrhundert übernahmen die Herren von Lichtenstein die Dorfherrschaft und 1626 gab es im Ort drei Schloßanlagen, von denen kurz darauf zwei im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurden. 1810 kam das im Gebiet des alten würzburgischen Amtsgerichts Seßlach gelegene Dorf zum Königreich Bayern und 1977 erfolgte die Eingemeindung in die neue Gemeinde Itzgrund. 1703 wurde an den spätgotischen, auf das Jahr 1499 datierten Westturm ein neues Kirchenschiff angebaut, das 1842 verändert wurde. Die barocke Kanzel und zwei Renaissance-Epitaphien derer von Lichtenstein finden sich in der ansonsten schlicht gehaltenen Kirche St. Pankratius – und eine interessante Orgel, deren Alter man ihr heute allerdings nicht sofort ansieht. Bis heute ist im Ort - als Erbnachfolger der Schott von Schottenstein - die alte Nürnberger Patrizierfamilie Löffelholtz von Kolberg ansässig. Einer ihrer Vorfahren, der 1572 geborene Christoph Löffelholtz von Colberg war der Besitzer einer Musikhandschrift, die später als „Löffelholtz-Tabulatur“ bekannt geworden ist. 
1715 erhielt die Kirche in Schottenstein eine kleine Orgel, über deren Gestalt und Erbauer wir allerdings nichts wissen. 1752 erfolgte ein Neubau durch „Meister Schöpf aus Seßlach“. Um ihn genauer einzuordnen, müssen wir etwas zurückblicken. Stammvater der Orgelmacherfamilie Schöpf war Johann Schöpf aus Münnerstadt, der vermutlich in dortigen Werkstatt von Johann Konrad Kitzinger tätig war. Er hatte zwei Söhne, den 1663 geborenen Andreas Schöpf und seinen jüngeren Bruder Johann Adam Schöpf. Letzterer und dessen Sohn Johann Michael wirkten später in Hofheim und Volkach – man nennt sie daher den „Unterfränkischen Zweig“ der Familie. Andreas Schöpf hingegen heiratete und etablierte sich um 1690 in Seßlach. Von ihm ist die 1708 vollendete Orgel in der Gügelkirche bei Scheßlitz erhalten, die ebenfalls in dieser Reihe vorgestellt wird. Sein Sohn, der 1692 geborene Johann Konrad Schöpf, übernahm nach dem Tod des Vaters 1734 die Werkstatt. Von ihm ist die 1734 erbaute, zweimanualige Orgel in Watzendorf, nur wenige Kilometer von Seßlach entfernt, erhalten. 1750 übernahm dessen 1723 geborener Sohn Johann Adam Schöpf die Werkstatt, der zur Unterscheidung des gleichnamigen Orgelbauers der unterfränkischen Linie meist Johann Adam II genannt wird und die Werkstatt in Seßlach bis 1795 weiterführte. Die wenigen erhaltenen Orgeln der Familie zeigen durchaus eigenständige Stilmerkmale, stark thüringisch-mitteldeutsch beeinflußt und sich damit vom durch die Familie Seuffert geprägten Würzburger Stil jener Zeit deutlich abhebend. Die 1752 vollendete Orgel in Schottenstein wurde 1875 verändert. Johann Wolf aus Bayreuth schuf ein neues Gehäuse, übernahm aber die barocken Windladen sowie einen Großteil des alten Pfeifenwerks. Der 1837 in Oberleiterbach bei Bamberg geborene Johann Wolf war zunächst Geselle von Ludwig Weineck in Bayreuth, machte sich dann aber etwa 1870 in Konkurrenz zu diesem in Bayreuth selbstständig und wurde in der Folge zum führenden Orgelbauer Oberfrankens der Prinzregentenzeit. Anfang der 1960er Jahre sollte die Orgel nach einem vernichtenden Urteil eines Sachverständigen durch einen Neubau ersetzt werden. Der Organist Wilhelm Krumbach, zu dieser Zeit im benachbarten Lahm während Bauarbeiten an der dortigen Schloßkirchenorgel anwesend, erkannte den historischen Wert des Instruments und konnte den geplanten Abriß in letzter Minute verhindern. 1962 erfolgte eine Wiederherstellung durch die Firma Hoffmann aus Ostheim vor der Rhön, im Jahre 2000 wurde die Orgel letztmals restauriert. Die Orgel in Schottenstein war denn auch 1967 die Nummer 2 in Wilhelm Krumbachs maßstabsetzender Serie „Deutsche Orgellandschaften“, nach der Orgel in Lahm; und auch im Rahmen der von ihm geleiteten "Fränkischen Orgeltage" war er viele Jahre regelmäßiger musikalischer Gast im Ort. 
Die Orgel in Schottenstein besitzt heute 10 Register, von denen der Großteil mit Ausnahme des Principals und der Gambe noch von der ursprünglichen Orgel des Adam Schöpf aus Seßlach stammen. Im bis zu f3 ausgebauten Manual finden wir die Stimmen Principal, Gedackt und Gambe 8', Octav und Flöte 4', Quinte 2 2/3', Octave 2' sowie eine 3fache Mixtur, im Pedal die beiden üblichen Fundamentregister Subbaß 16' und Octavbaß 8', dazu kommt eine Pedalkoppel. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-d1  
Principal 8' Subbaß 16' Pedalkoppel
Gedackt 8' Octavbaß 8'  
Gamba 8'    
Octav 4'    
Flöte 4'    
Quinte 2 2/3'    
Octav 2'    
Mixtur 3f.    

In Schottenstein gespielte Stücke:
Johann Graff: Ciacona in g >>>
Johann Krieger: In dich hab ich gehoffet, Herr (Partita) >>>
Christoph Löffelholtz von Colberg: Die schena Somer Zeytt >>>
Giuseppe Antonio Paganelli: Aria in e >>>
Heinrich Pfendner: Canzona in G >>>
Sebastian Anton Scherer: Intonationen secundi toni >>>



SOMMERSDORF (Gemeinde Burgoberbach, Landkreis Ansbach)
Ev. Schloßkirche



Erbauer: Friedrich Siegmund Prediger (Ansbach) 1743, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-d1  
Gedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel (fest)
Gamba 8'    
Principal 4'    
Flöte 4'    
Quint 3'    
Octav 2'    
Mixtur 3f.    

In Sommersdorf gespielte Stücke:
Daniel Bollius: Toccata pro Pedale in F >>>
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Aria variata in e >>>
Johann Kaspar Ferdinand Fischer: Praeludium in e >>>
Anton Holtzner: Canzon in a >>>
Jakob Meiland: Wol auf gut gesel von hinnen >>>
Johann Pachelbel: Herzlich tut mich verlangen (Partita) >>>
Sebastian Anton Scherer: Intonationen tertii toni >>>



UNTERASBACH (Stadt Gunzenhausen, Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen)
Ev. Pfarrkirche St. Michael



Erbauer: Johann Wolfgang Eichmüller (Heilsbronn) 1829 , Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

(Text folgt)

Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-f3 Pedal, C-d1  
Grobgedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel (fest)
Flöte 8' Octavbaß 8'  
Viola da Gamba 8'    
Principal 4'    
Flauto traverse 4'    
Quint 3'    
Octav 2'    
Mixtur 3f.    

In Unterasbach gespielte Stücke:
Franz Bühler: Vorspiel, Versetten und Scherzando in g >>> folgt
Joseph Drechsler: Fuge Es-Dur >>> folgt
Dionysius Grotz: Praeludium primi toni >>> folgt
Johann Michael Herrling: Präludium Andante G-Dur >>> folgt
Christian Heinrich Hohmann: Präludium Moderato a-moll >>> folgt
Anselm Hüttenbrenner: Andante D-Dur >>> folgt
Benedikt Jucker: Moderato F-Dur >>> folgt
Conrad Kocher: Adagio c-moll >>> folgt
Conrad Kocher: Andante Es-Dur >>> folgt
Johann Friedrich La Trobe: Wer nur den lieben Gott läßt walten >>> folgt
Johann Andreas Loewe: Moderato G-Dur >>> folgt
Jakob Paix: Phantasia primi toni >>> folgt
Simon Sechter: Lobe den Herren >>> folgt



UTTENHOFEN (Stadt Uffenheim, Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim)
Ev. Kirche



Erbauer: Georg Martin Gessinger (Rothenburg ob der Tauber, Zuschreibung)
 um 1770, Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Uttenhofen ist ein Ortsteil der Stadt Uffenheim im mittelfränkischen Landkreis Neustadt a. d. Aisch- Bad Windsheim. Das Dorf mit heute 112 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt etwa zweieinhalb Kilometer östlich von Uffenheim am Weidenbach, der nördlich des Ortes in die Gollach fließt. Im Mittelalter hatte die Familie von Uttenhofen ihren Sitz im Ort, das Dorf selbst gelangte im späten 14.Jahrhundert in den Besitz der Burggrafen von Nürnberg, die gleichzeitig Markgrafen von Ansbach waren. Es waren die Grafen von Zollern, die späteren Hohenzollern, die hier im Fürstentum Ansbach und später in der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach ihre Stammlande hatten. Und so wurde auch in Uttenhofen schon 1528 die Reformation eingeführt. In jener Zeit hatte Uttenhofen sogar einen eigenen Pfarrer, gehörte ab 1654 aber zur nahegelegenen Pfarrei Ulsenheim. Nach dem Ende des Alten Reichs kam das Gebiet 1806 zum Königreich Bayern. 1978 wurde Uttenhofen im Rahmen der bayerischen Gebietsreform in die Stadt Uffenheim eingemeindet. Die Dorfkirche, ehemals St. Matthäus, ist ein schlichter Saalbau aus dem Jahre 1703. Auf der Empore über dem Altar steht eine ausgesprochen hübsche, spätbarocke Orgel, die wir wohl mit sehr großer Sicherheit dem Meister Georg Martin Gessinger zuschreiben dürfen.
Der Orgelbauer Georg Martin Gessinger wurde 1717 in Schillingsfürst, einer hohenlohischen Residenzstadt im heutigen Landkreis Ansbach geboren. Er erlernte zunächst das Schreinerhandwerk, ist dann aber ab 1738 in der Werkstatt des Orgelmachers Johann Christoph Wiegleb in Wilhermsdorf nachweisbar. Auf seiner zunftgemäßen Wanderschaft arbeitete er unter anderem eine Zeitlang bei Andreas Silbermann in Straßburg. 1747 kehrte Gessinger in seine Heimat zurück und arbeitete als Geselle bei dem Orgelmacher Georg Albrecht Leyser in Rothenburg ob der Tauber. Hier heiratete er die Tochter seines Lehrmeisters und übernahm nach dessen Tod 1755 die Werkstatt. In den folgenden rund 40 Jahren bis zu seinem Tod 1791 entfaltete Gessinger eine reiche Tätigkeit. Neben über hundert Orgel, die heute nicht mehr lückenlos nachweisbar sind, baute er auch Clavichorde. 1765 wurde Gessinger von der markgräflichen Regierung in Ansbach zum Hof- und Landorgelmacher in der Nachfolge des verstorbenen Ansbacher Orgelbauers Friedrich Sigmund Prediger ernannt. Das Arbeitsgebiet Gessingers umfaßt zunächst die nähere Umgebung von Rothenburg, dann Orte in den markgräflichen Gebieten von Ansbach und in den bayreuthischen Enklaven südlich von Uffenheim. Weiter finden wir ihn im Hohenlohischen und sogar im eichstättischen Stift Herrieden. Daraus ist ersichtlich, daß er weithin bekannt war und einen guten Ruf besaß. Die Eckpunkte seines Wirkens lassen sich durch Uettingen westlich von Würzburg im Norden, Pommersfelden im Nordosten, Pappenheim im Südosten, Oettingen im Landkreis Donau-Ries und Weikersheim im Westen abstecken. Die nicht allzu zahlreichen erhaltenen Orgeln Gessingers gehören zum wertvollsten Besitz der mittelfränkischen Orgellandschaft. Kaum verändert wurde etwa die 1754 mit elf Registern erbaute Orgel in der Markgrafenkirche in Binzwangen bei Colmberg im Landkreis Ansbach. Seine größte Orgel entstand 1782 in der Stiftskirche zu Herrieden, die 26 Register auf zwei Manualen und Pedal erhielt. Der erhaltene prachtvolle Prospekt ist zweigeteilt, um das Rückfenster freizulassen. Das klingende Werk wurde leider 1911 durch einen kompletten Neubau ersetzt. Das kleine Instrument in Uttenhofen entstand vermutlich zwischen 1770 und 1780 und ist bis auf die später erneuerte Mixtur komplett original erhalten. Sogar die mit Warzen verzierten Prospektpfeifen des Principal 4' sind wie durch ein Wunder der allerorten üblichen Ablieferung im ersten Weltkrieg entgangen.
Die Rokoko-Orgel in Uttenhofen wurde nur einmal 1869 leicht verändert, in dem die Mixtur durch einen Geigenprincipal ersetzt wurde. 1971 wurde diese Veränderung durch die Firma Deininger und Renner aus Oettingen restauriert und die verlorene Mixtur durch eine neue ersetzt. 2017 führte die gleiche Firma, die zwischenzeitlich in Wassertrüdingen ihren Sitz hat, eine erneute Überholung durch. Das Instrument besitzt acht Register. Im Manual mit einem Umfang bis zum c3 finden wir die Stimmen Grobgedackt und Flöten 8', Principal und Kleingedackt 4', Quint 3', Octav 2' sowie eine 3fache Mixtur. Das fest ans Manual gekoppelte Pedal mit einem Umfang bis zum a°, also mit 22 Tasten, verfügt als einziges eigenes Register über einen Subbaß 16'. Georg Martin Gessinger war kein unbedeutender Orgelbauer und zwar nicht nur gemessen an seinem Oeuvre, sondern auch an seinem Stil und an seinen kunstvollen Prospekten. Obwohl die Reichsstadt Rothenburg am Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr die große Rolle spielte wie Jahrhunderte zuvor, hat Gessinger diesen Standort zu einem Knotenpunkt des Orgelbaues gemacht, der mit den Nachbargebieten in Mainfranken, den Markgrafschaften und den Fürstentümern im Westen und Süden korrespondierte und sich dabei einen geachteten Platz im fränkischen Orgelbau sichern konnte. 

Link zum klingenden Orgelportrait >>> https://www.youtube.com/watch?v=_ldeoZHUe5s

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-a°  
Grobgedackt 8' Subbaß 16' Pedalkoppel (fest)
Flöten 8'    
Principal 4'    
Kleingedackt 4'    
Quint 3'    
Octav 2'    
Mixtur 3f.    

In Uttenhofen gespielte Stücke:
Johann Ernst Eberlin: Für den Christmonat - Das Wiegenlied >>> https://www.youtube.com/watch?v=nu6Zdg1OU1s
Johann Ernst Eberlin: Für den Wintermonat - Menueto >>> https://www.youtube.com/watch?v=9hC--ezO_jg&t=15s
Werner Fabricius: Praeambulum VII in F >>> https://www.youtube.com/watch?v=rfmIQnZKKqI
Werner Fabricius: Praeambulum VIII in g >>> https://www.youtube.com/watch?v=51PJdbmNMkU
Werner Fabricius: Praeambulum IX in G >>> https://www.youtube.com/watch?v=7Z1DCYt1foM&t=3s
Baldassare Galuppi: Andante d-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=TlPylkIc6Pw&t=11s
Hans Leo Hassler: Vater unser im Himmelreich II >>> https://www.youtube.com/watch?v=QXUdSnP58xA&t=4s
Hans Leo Hassler: Vater unser im Himmelreich III >>> https://www.youtube.com/watch?v=Lhwop63IMAc&t=6s
Johann Philipp Kirnberger: Fuge a-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=TgIijbqNsBA
Johann Philipp Kirnberger: Fuge B-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=vpGe7iqt4zg
Leopold Mozart: Für den Herbstmonat - Die Jagd >>> https://www.youtube.com/watch?v=_RbWsi79lzM&t=5s
Leopold Mozart: Für den Weinmonat - Menueto >>> https://www.youtube.com/watch?v=5mYuF--p0gU
Johann Speth: Magnificat tertii toni >>> https://www.youtube.com/watch?v=LgdrqxODcM8
Justinus Will: Aria con Variationi in E >>> https://www.youtube.com/watch?v=reKmBM5LeDU&t=35s



WECHINGEN (Verwaltungsgemeinschaft Ries, Landkreis Donau-Ries)
Ev. Kirche St. Veit



Erbauer: Johann Paulus Prescher (Nördlingen) 1737
 , Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertraktur

Wechingen ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Donau-Ries mit rund 1.430 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der Ort liegt inmitten des Nördlinger Ries, einem der am besten erhaltenen großen Meteoritenkrater der Erde. Der Name „Ries“ leitet sich vom Namen der römischen Provinz „Raetia“ ab, da man hier zur Römerzeit, von Westen kommend, diese Provinz betrat. Erst die Kelten, dann die Römer, später die Alemannen – das fruchtbare Gebiet war seit der Antike besiedelt. Der Ort „Wahingin“ wurde im späten 8. Jahrhundert in einer Urkunde des Klosters Fulda erstmals schriftlich genannt. Schon früh besaß Wechingen zwei Kirchen: St. Moritz in Unterdorf und St. Veit im Oberdorf; das Patronat von St. Veit lag im Mittelalter beim ansbachischen Benediktiner-Kloster Heidenheim. Im Laufe der Zeit erlangten die Grafen und späteren Fürsten von Oettingen immer größeren Einfluß. Im Gebiet der Linie Oettingen-Oettingen liegend, wurde auch in Wechingen ab 1539 evangelisch gepredigt. Die heutige St.-Veit-Kirche entstand 1735, möglicherweise nach Plänen des markgräflich-ansbachischen Landbauinspektors Johann David Steingruber. Seit 1946 wird sie von der katholischen Gemeinde genutzt. Die Orgel auf der seitlichen Empore kam erst 1874 hierher nach Wechingen. Erbaut wurde sie ursprünglich 1737 für die Kirche des 13 Kilometer südlich liegenden Dorfes Balgheim, einem Ortsteil der heutigen Gemeinde Möttingen. Erbaut wurde sie von Johann Paul Prescher aus Nördlingen. 
Der 1628 in Zittau in der Lausitz geborene Paulus Prescher, Stammvater einer drei Generationen hindurch im Ries wirkenden Orgelmacherfamilie, kam kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges zunächst nach Burtenbach im schwäbischen Landkreis Günzburg, wo er 1654 eine Orgelmacher-Werkstatt eröffnete. Doch heiratete er alsbald eine Frau aus Nördlingen und erhielt 1657 das Bürgerrecht der damaligen Reichsstadt. Im Grenzgebiet zwischen Franken und Schwaben entstanden in der Folge bedeutende Werke, so etwa in Nördlingen selbst ein großes Instrument mit 26 Stimmen auf zwei Manualen und Pedal, das bereits ein „Salicet oder Schwegelpfeifen“ enthielt. Er wirkte in Dinkelsbühl, Wallerstein, Wettenhausen, Heidenheim, Leipheim, Schwäbisch Gmünd, Neresheim und weiteren Orten. Viel ist davon nicht erhalten, lediglich die Orgeln in Niederschönenfeld von 1683, vor Kurzem sorgfältig restauriert und die zehn Jahre jüngere, liegende Chororgel in Mönchsdeggingen – ein höchst bemerkenswertes Kleinod der Orgellandschaft im Ries – lassen sich ihm sicher zuschreiben. Einiges spricht dafür, daß auch die Orgel auf der Mönchsdegginger Westempore, die ursprünglich für die Klosterkirche Maihingen erbaut wurde, von Paulus Prescher stammt, doch ließen sich hierfür noch keine urkundlichen Belege beibringen. sein 1670 geborener Sohn Nikolaus Prescher übernahm nach des Vaters Tod 1695 die Nördlinger Werkstatt, doch baute er in der Folge vorwiegend kleinere Werke. Die 1694 geborenen Johann Wilhelm und sein drei Jahre jüngerer Bruder Johann Paul Prescher verkörpern die dritte Generation der Familie. Johann Paul wurde nach dem frühen Tod des Vaters 1712 von dem Ansbachischen Landorgelmacher Johann Christoph Crapp ausgebildet und führte die Nördlinger Familienwerkstatt bis zu seinem Ableben 1763 weiter. Seine 1737 für Balgheim erbaute Orgel, die heute in Wechingen steht, ist das einzige Instrument aus der späten Wirkungszeit der Familie Prescher.  1842 erfolgte der Anbau eines freistehenden Spieltisches durch Johann Philipp Sieber I aus Holzkirchen im Ries, wobei der Klangbestand ebenso unangetastet blieb wie bei der von dessen Söhnen Wilhelm und Johann Philipp Sieber II durchgeführten Umsetzung nach Wechingen. Nicht einmal die einst auf den viel größeren Kirchenraum in Balgheim angepaßte Intonation wurde verändert, so daß uns die Orgel heute mit einem ausgesprochen kräftigen, dabei sehr charakteristischen und in den Einzelstimmen teilweise bezaubernd schönen Klang entgegensingt. Selbst die originale, ungleichschwebende Stimmung ist uns in den äußerst sauber auf Ton geschnittenen Pfeifen bis heute bewahrt geblieben. 
Die Orgel in Wechingen wurde 1976 von der Firma Steinmeyer aus Oettingen behutsam und unter größtmöglicher Beibehaltung der originalen Substanz restauriert, was in den 1970er-Jahren, nicht nur in Bayern, keineswegs schon selbstverständlich war. Durch das Vorhandensein einer zweiten Kirche im Wechinger Unterdorf ist Preschers Instrument in St. Veit im Ersten Weltkrieg bei der ansonsten allerorten üblichen Ablieferung der Prospektpfeifen schlichtweg vergessen worden, so daß die Orgel heute noch ihre originalen, barocken Zinnprospektpfeifen besitzt. Das bis zum c3 ausgebaute Manual verfügt zunächst über die charakteristische süddeutsche Coppel 8' als Grundlage, sodann Principal und Flöte 4', Quint 3', Octav 2' sowie eine dreifache Mixtur. Das fest ans Manual gekoppelte Pedal mit einem Umfang bis zum f° besitzt die beiden Pfeifenreihen Subbaß 16' und Violon 8', die sich einen Registerzug teilen und nicht getrennt gespielt werden können. So klingt uns die Orgel in Wechingen, übrigens im selben Jahr erbaut wie die berühmte Baumeister-Orgel im nur wenige Kilometer entfernten Maihingen, in ihrer ursprünglichen Reinheit und Frische an wie zur Zeit ihrer Erbauung.
 
Link zum klingenden Orgelportrait >>> folgt

Disposition:

Manual, C-c3 Pedal, C-f°  
Coppel 8' Subbaß 16' & Violon 8' Pedalkoppel (fest)
Principal 4'    
Flöte 4'    
Quint 3'    
Octav 2'    
Mixtur 3f.    

In Uttenhofen gespielte Stücke:
Johann Anton Auffmann: Praeludium in d >>> https://www.youtube.com/watch?v=0-MeLshfmsM
Johann Anton Auffmann: Praeludium in D >>> https://www.youtube.com/watch?v=VC6_IHKuEFg&t=5s
Sixtus Bachmann: Allegro molto F-Dur >>> https://www.youtube.com/watch?v=t7PBQ9V5ebg
Sixtus Bachmann: Andantino e-moll >>> https://www.youtube.com/watch?v=6FJLOBsYrq0
Anton Estendorffer: Aria variata in a >>> https://www.youtube.com/watch?v=1F3HgQ4-hY8&t=511s
Placidus Metsch: Praeambulum und Fuge quarti toni >>> folgt
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